von Christian Rausch
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Masterarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Philosophie - Sonstiges, Note: 1,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Philologische Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Eine dekonstruktive Betrachtung gemeinschaftlicher Gleichheitsmodelle im Ausgang von Derrida muss sich zunächst ihrer theoretischen Grundlagen versichern. Das heißt eine kritische Auseinandersetzung mit dem sozial-anthropologischen Konzept der "Gemeinschaft" untersucht nicht nur deren konstitutive Prämissen und Begriffe, sondern reflektiert ihren eigenen theoretischen Rahmen und dessen axiomatische Bedingungen. Wenn also von "Dekonstruktion" beziehungsweise von dekonstruktiven Lesarten die Rede sein soll, dann wird im Folgenden zu zeigen sein, dass die "Dekonstruktion" weder eine Methodik noch eine Programmatik im strengen Sinne eines determinierten, das heißt geregelten und berechenbaren Systems impliziert, sondern vielmehr den Methoden-, Struktur- und Systembegriff gerade fundamental in Frage stellt. Mehr noch, gerade die Erörterung dessen, was "Dekonstruktion" heißt, wird von einer ethisch-politischen Problemstellung als Befragung der konstitutiven Prinzipien von Gemeinschaftlichkeit letztlich nicht zu trennen sein.Wann immer von "Gemeinschaft" gesprochen wird, sind Vorstellungen und Konzepte im Spiel, die eine in sich geschlossene und eindeutig abgrenzbare Einheit nach einem wie auch immer definierten Gleichheitsprinzip implizieren. Alterität ist nach diesem Modell auf zweifache Weise bestimmt: zum einen als das Andere im Gleichen, das heißt als eine "Andersheit", die an der Innerlichkeit der Gemeinschaft partizipiert und in ihr aufgehoben ist, während das Andere als ein Fremdes und Nicht-dazu-gehörendes sich letztlich nicht einpassen lässt in die Seinsmäßigkeit der Gemeinschaft, das heißt ihr stets äußerlich bleibt. Die Grenze zwischen diesen beiden Modalitäten der "Andersheit" ist nach den Voraussetzungen des Gleichheitsprinzips als rein und undurchlässig definiert. Der Problemhorizont der Gemeinschaftlichkeit kulminiert somit in der Frage nach der Selbstpräsenz und ihren konstitutiven Parametern. Was verbürgt die Identität einer Gemeinschaft mit sich selbst? Und worin ist eine Partikularisierung von Identischem und Nicht-Identischem, von Innen und Außen, von Eigenem und Fremdem letztlich überhaupt begründet? Genau an diesem neuralgischen Punkt setzt die Dekonstruktion als ein Diskurs des Anderen an. Was die Dekonstruktion dabei ins Spiel bringt, ist ein Denken des Anderen, das mit jeglicher Form einer auf sich selbst reduzierten Einheit bricht.