von Gerhard Rieck
19,80 €
Don Quijote und Sancho Pansa (Cervantes), Faust und Mephisto(Goethe), Othello und Jago (Shakespeare), Dr. Jekyll und Mr. Hyde(Stevenson), Narziss und Goldmund (Hesse), Settembrini und Naphta(Thomas Mann), Hamm und Clov (Beckett) etc. - zahlreich sindin der Weltliteratur die aufeinanderbezogenen Paare, bei denen derVerdacht naheliegt (oder gar die Gewissheit besteht), dass hier nichtdie Begegnung zweier Figuren, sondern die Begegnung zweier Anteileein und derselben Figur thematisiert wird. Manche Autoren legen diesjeden Zweifel ausschließend offen (z.B. Stevenson), manche deuten esintensiv an (z.B. Hesse, Beckett), andere legen es bloß mehr oder wenigernahe.Auch Kafkas Texte sind von diesem Thema beherrscht, es muss nurgenau genug hingesehen werden. Er treibt es wie Stevenson auf dieSpitze: Die Persönlichkeitsanteile sind bei ihm oft ebenfalls bis hinzur absoluten Unvereinbarkeit und Unversöhnlichkeit gegensätzlich.Für Kafkas Figuren endet die Konfrontation mit ihren nur scheinbaräußeren Gegnern oft genug entweder mit dem Tod (Das Urteil, DieVerwandlung, Der Prozess, In der Strafkolonie) oder mit absoluter Isolation(Der Verschollene, Ein Landarzt, Ein Bericht für eine Akademie,Das Schloss), oder aber der Dichter vereint die Gegensätze gleich ineiner in sich zerrissenen Figur (Ein Hungerkünstler, Forschungen einesHundes, Der Bau).Die Beschreibung des Kampfes unversöhnlich gegensätzlicher Persönlichkeitsanteileformt die Hauptbedeutungsebene von Kafkas Texten -dies möchte das vorliegende Buch anhand zahlreicher Argumente undIndizien nachweisen. Kafka ist der Dichter der inneren Feindseligkeit.