- Son de cloche aus Plupart du temps (Les Ardoises du toit, 1918): Lyrik im Zeitalter der historischen Avantgarden
von Hannah-Kristin Elenschneider
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Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: 1,0, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät), Veranstaltung: Die historischen Avantgarden ¿ Zur Grundlegung einer zweiten Moderne, Sprache: Deutsch, Abstract: Pierre Reverdy bezeichnete das Leben als eine ¿Kunstwirklichkeit¿. Darin spiegelt sich einerder wesentlichen Grundgedanken der historischen Avantgarden: Erst die Kunst stellt Naturher, Realität ist etwas Selbstgeschaffenes. Dies bedeutet, dass die historischen Avantgardendie Funktion und den Anspruch der Kunst darin sehen, Wirklichkeit aus dem natürlichenChaos herzustellen. Somit sprechen sich die Künstler und Dichter dieser Zeit selbst das Rechtzu, die eigentliche und einzige Instanz zu sein, die Wahrheit, Erkenntnis sowie Ordnung inder Natur schaffen kann.Der französische Dichter Pierre Reverdy war einer der zentralen Vertreter der historischenAvantgarden. Ganz im Sinne dieser Bewegung lehnte er in seinen zahlreichen theoretischenSchriften die Nachahmungsästhetik strikt ab. Er spricht sich für eine nichtmimetische Kunstaus, deren Aufgabe es ist, sich vom Leben abzuheben, um darin letztendlich eine erhabenereund völlig unabhängige Rolle zu spielen.Anhand zwei seiner programmatischen Texte, Sur le cubisme von 1917 und Le Cubisme,poésie plastique von 1919, sowie der Interpretation seines Gedichts Son de cloche von 1918soll das Werk von Pierre Reverdy als Beispiel für die Lyrik im Zeitalter der historischenAvantgarden dargestellt werden.Pierre Reverdy war mit Guillaume Apollinaire und Max Jacobs, aber auch mit Pablo Picassound Georges Braque befreundet. Er war es, der in seinen Aufsätzen die eigentliche Theorieeiner kubistisch beeinflussten Dichtung lieferte. Kunst müsse demnach jegliche Form derNachahmung vermeiden, um Kunst zu sein. Ihm geht es um die Bildlichkeit. DieseBildlichkeit ist umso intensiver, je unterschiedlicher die in einem Gedicht vereintenBildvorstellungen sind. Damit bereitete er den Weg für Bewegungen wie den Futurismus,den Dadaismus und vor allem für den Surrealismus, die diese Theorie noch enger definiertenund anwandten.