von Peter Michael Blau
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logie, was ihre Organisationsform angeht, sehr viel kooperativer sel; m Euro!". sei dagegen ein "exzessiver Individualismus" vorherrschend; fast jeder Autor, so Mannheim (1932: 273), "halt es fUr notwendig, von yom anzufangen, und die Mehrzahl der Gelehrten ist stolz, daB sie ein eigenes System erdacht haben". Man spreche zwar viel iiber soziale Arbeitsteilung, aber man sei selbst kaum bereit, sie zu praktizieren. Es gibt also so etwas wie eine scientific community in der ameri kanischen Soziologie und mit ihr offen bar auch Wissensfortschritte, die auf einer weitgehenden kognitiven Obereinstimmung beruhen oder in Obereinstimmung resultieren. Zudem zeichne sich die amerikanische Soziologie dadurch aus, daB sie weitgehend praktisch, konkret, empirisch und auf aktu elle , sozialpolitische Probleme sowie soziale Reformmoglichkeiten hin orientiert sei, wahrend die kon tinentaleuropaische Soziologie eher theoretisch-systematisch, spekulativ und welt anschaulich sei. Dieser Unterschied manifestiere sich darin, daB ein deutschsprachi ger Soziologe kaum in der Lage ware, ein Buch wie Methods in Social Science zu sammenzusteIlen, ohne intensive Betrachtungen iiber das Wesen des Verstehens und des Erkllirens in den Sozialwissenschaften anzustellen; ein amerikanischer Sozio loge dagegen, vor die gleiche Aufgabe gestellt, wende sich unmittelbar Fragen der sozialwissenschaftlichen Forschungspraxis zu. Die amerikanische Soziologie leidet demnach an einer iibermliBigen Furcht vor Theorie (einer Askese), wahrend die deutschsprachige Soziologie an einem Obermag an Theorie leidet. Dieses Bild der amerikanischen und der deutschen Soziologie ist sowohl hier wie dort, in dieser oder anderer Form in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder beschworen worden.