von Ute Bales
22,80 €
1934 lernt Eva Justin während eines Lehrgangs für Krankenschwestern Dr. Robert Ritter kennen. Sie ist Anfang zwanzig, er Mitte dreißig, verheiratet, Oberarzt mit besten Karriereaussichten. An Ritter ist nichts zufällig, nichts nebensächlich. Sie ist bereit, als er fragt, ob sie seine Arbeit unterstützen will. »Saubere« Menschen sind sein Ziel. Eine »Rasse« ohne Makel. Von Anfang an tut sie, was er sagt, hinterfragt nichts, sieht weg, wo es heikel wird, verbeugt sich vor jedem seiner Worte. Bald geht sie eine Beziehung mit ihm ein und folgt ihm 1936 nach Berlin, wo er zum Leiter der »Rassenhygienischen Forschungsstelle« berufen wird. Im Rahmen großangelegter Untersuchungen vermessen, verhören und klassifizieren die Arbeitsgruppen, zu denen Eva Justin gehört, Tausende Sinti und Roma. Die Gutachten, die sie erstellen, bilden die Grundlage für die späteren Deportationen in die Konzentrationslager. Bei allem, was sie tut, bleibt Eva Justin unzugänglich und kalt. Nur Ritter gegenüber zeigt sie Gefühle. Erbarmungslos reißt sie Familien auseinander, horcht Kinder aus, lässt Leute verhaften, hilft bei Selektionen. Spiele, mit denen sie Sinti-Kinder in einem Kinderheim testet, entscheiden über Leben und Tod. Nach dem Krieg setzen Eva Justin und Robert Ritter ihre Karrieren ungestraft fort.