- Interaktion - Institution - Biografie
von Regine Gildemeister & Gunther Robert
32,99 €
1.1 Differenzen und Differenzierungen Wenige Unterscheidungen treffen wir im alltaglichen Leben mit solcher Selb- verstandlichkeit wie diejenige der Feststellung eines Geschlechts. Da die - schlechterdifferenz sichtbar ist, sich auf den ersten Blick"e; korperlich manif- tiert, liegt es nahe, sie auch als eine solche, eben korperliche, zu verstehen. Doch genau dagegen wird seit langem aus wissenschaftlicher wie auch aus politischer Perspektive Einspruch erhoben. Wenn uberhaupt von einem Unterschied gesp- chen werden konne, so eine fruhe These, sei dieser nur klein, habe aber unv- haltnismaige Folgen. Die Kategorie Geschlecht strahlt so gesehen aus, sie liegt weit reichenden sozialen Differenzierungen zugrunde bzw. wird durch diese selbst erst bestimmt. Eine solche These wechselt die Betrachtungsweise recht grundsatzlich und zwingt so zum Nach- wie zum Umdenken. Daruber etwa, wie scheinbar off- sichtlich korperliche Unterschiede sozial behandelt werden. Vielleicht sogar, wie sie weitestgehend sozial erst hergestellt, konstruiert werden? Mit solchen Fragen wird eine Perspektive angesprochen, die weite Teile dieses Lehrbuches als d- sen analytische Systematik bestimmt. Und da diese, wie eingangs gesagt, gerade mit Hinblick auf das Geschlecht oftmals unvertraut ist, illustrieren wir sie e- gangs zunachst und mit Absicht in Beschreibungen anderer Gegenstande. Auch hier finden wir ahnliche Phanomene sozialer Differenzierung und Konstruktion. Auch hier lasst sich zeigen, wie etwa korperliche Merkmale erst in sozialen P- zessen wichtig, relevant gemacht werden. Und wie sie auch kontrafaktisch fur Unterscheidungen nutzbar bleiben, z.B. vor dem Hintergrund sozialen Wandels, in dessen Folge sie ihre sozialen Gestalten andern, dennoch aber weiter gru- legende Unterschiede erklaren"e;.