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    45,00 €

    Hermann Henselmann, geboren 1905 in Roßla, gestorben 1995 in Berlin. Von 1953 bis 1959 Chefarchitekt von Ost-Berlin. Bauten in Ost-Berlin, die auf Entwürfe von Henselmann zurückgehen: das Hochhaus an der Weberwiese 1951/52, der Strausberger Platz 1952¿-¿1955, das Frankfurter Tor, Entwurf 1953, Bau 1957-1960, das Haus des Lehrers mit der Kongresshalle am Alexanderplatz 1961¿-¿1964, der Fernsehturm, Entwurf 1959, Bau 1965¿-¿1969. So viele Projekte sind es nicht, die mit dem Namen Henselmann verbunden werden können. Aber alle seine Bauten haben das Stadtbild von Ost-Berlin, des ­Berliner Zentrums geprägt, zum Teil auch einzigartige Stadträume geschaffen. Insbesondere der Fernsehturm, der zu einem Wahrzeichen der Stadt wurde und es auch nach der Wiedervereinigung geblieben ist. Es gibt keinen anderen Architekten, dem im 20. Jahrhundert in Berlin etwas Vergleichbares gelungen ist.Freunde & Friends ist kein Verlag, der sich auf Architektur spezialisiert hat. Unser Anliegen war es nicht, die Bauten von Hermann Henselmann in ihrer Entstehungsgeschichte vom Entwurf bis zur Realisierung darzustellen, sie in ihren Details zu dokumentieren. Uns interessiert Architektur als etwas, das in das Leben von Menschen eingreift, als etwas, das eine Stadt zu prägen vermag, als Ausdruck eines Zeitgeistes. Uns interessiert, wie Menschen zu früheren Zeiten ihr Zusammenleben gestalten wollten, wie sich dies in Bauten einer Epoche zeigt, mit dessen Hervorbringungen die Menschen unserer Gegenwart klarkommen müssen. Die Photographien von ­Lukas ­Fischer zeigen die Bauten von Henselmann zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, aus unterschiedlichen Perspektiven. So, wie sie von den Bewohnern der Stadt wahrgenommen werden, so, wie sie von den Besuchern Berlins erlebt werden können.

  • von Havemann Florian
    25,00 €

    Der Autor im SelbstgesprächDas ist ja nun ein ganz anderes Buch als SPEEDY, karger, weniger opulent, und kein historischer Roman.Ein Gegenwartsroman, wenn auch ein Bisschen weiter aufgefasst: die im Buch geschilderte Gegen-wart ist die der Zeit, bevor der Osten im wiedervereinigten Deutschland noch einmal in Bewegung kam, bevor die Menschen, die sich zu wehren begannen, in die Fänge der AfD gerieten.Man denkt beim Lesen: gleich kommt da jemand von der AfD um die Ecke.Der Roman ist geschrieben, bevor es diese Partei gab - aber es gab diese Leute schon vorher, die dann von der AfD eingesammelt werden konnten. Um die Hauptfigur im Bankrott, der sich in den Medien dagegen wehrt, was ihm widerfahren ist, sammeln sie sich, und er überlegt ja dann auch, was ließe sich daraus machen, eine Bewegung, eine Armee vielleicht, a la Michael Kohlhaas, oder, er ist ja Geschäftsmann, könnte es auch eine Firma sein - er kommt nur zu keinem Schluss.Es fehlt noch ein Element: das der Fremdenfeindlichkeit.Die im Osten ja erst einmal eine gegen die Westler ist, die den Osten übernehmen. Politisch, in der Verwaltung, der Justiz, im Geschäftsleben, alles Menschen, die den Rechtsstaat gewohnt sind, ihn für sich zu nutzen verstehen.Bärbel Bohley hat gesagt: Wir wollten Gerechtigkeit, bekommen haben wir den Rechtsstaat.Und das ist sicher auch gut so, denn darüber, was Gerechtigkeit ist, hätten wir uns doch nie einigen können. Aber der Rechtsstaat hat ein Problem, wenn zu viele seiner Entscheidungen als ungerecht empfunden werden. Jede kleine Gemeinheit hat doch ihre Folgen, jede Benachteiligung, die ein Mensch erleidet. In dem Moment, wo dieser Mensch dann gegen sie revoltiert. Es ist erst gar nicht klar, wohin es wird führen können, und die Vielen, die sich ungerecht behandelt gefühlt haben, müssen erst zusammenfinden. Und es kann die ganze falsche Losung sein, die sie vereint. Als die Fremdlinge im eigenen Land dann mit den Fremden kamen, die sie flächendeckend und also auch im Osten, der sich mit den Fremden nicht so auskannte, verteilen wollten, brach die Revolte los, in Form der AfD, und ich kann nur von Glück sagen, dass ich meinen Roman schon zu einem Zeitpunkt geschrieben habe, als die Erniedrigten und Beleidigten noch nicht wussten, wohin mit ihrer Wut.Ein Buch der linken VerzweiflungPolitisch bin ich links, als Autor bin ich alles, was angesagt ist, aber dennoch würde ich meinen, dass auch der Bankrott irgendwie links angesiedelt ist, bei den Verlierern nämlich. Die Gewinner beschäftigen mich, aber in dem Moment, wo aus einem Verlierer ein Gewinner wird, hat er meine Solidarität dann nicht mehr.Sie waren zehn Jahre lang Verfassungsrichter im Land Brandenburg.Den Geschichten, die ich im Bankrott erzähle, bin ich als Verfassungsrichter begegnet, und es waren dies die Fälle, bei denen ein Verfassungsgericht nichts machen kann, die Fälle, an denen man nur verzweifeln kann. Am Anfang steht eine Ungerechtigkeit, oft Behördenwillkür, die Leute wehren sich gerichtlich dagegen, aber geraten sie in die Mühlen des Rechtsstaates, dann verschiebt es sich immer mehr, es geht sehr bald nicht mehr um das, was sie eigentlich antreibt, viele werden irre daran und entwickeln Verschwörungstheorien. Und dann ist ihnen natürlich noch weniger zu helfen.Beim Lesen hat man den Eindruck, als würde man unmerklich von einem Stoff in einen ganz anderen geraten.Genau das hat mich gereizt, das habe ich zu gestalten versucht. Mit etwas ganz klar Umrissenen zu beginnen, und dann mit etwas anderem, ebenso klar umrissenen zu enden. So, als befände man sich von Anfang an auf einer schiefen Ebene, es folgt ein Bankrott auf den anderen. Es beginnt mit dem einer Firma, dem eines Unternehmers, es geht weiter zum Bankrott der Institutionen, der Politik, des Rechtswesens, der Medien, dem Kulturbetrieb, der Moral, und endet in dem der Literatur - nichts bleibt unberührt und ausgespart. Das Thema verschiebt sich, und mit einem Mal sind wir bei dem des Voyeurismus, beim dazu gehörigen Exhibitionismus, und das nicht nur sexuell und erotisch, sondern ganz allgemein und politisch, bei dem Exhibitionismus der Reichen und Erfolgreichen, dem der Minderbemittelten, denen nur die Losung bleibt: Zeige deine Wunde.Der Bankrott erzählt die Geschichte einer Freundschaft.Es ist das vielleicht sogar ein Buch aus zwei Büchern, die miteinander verzahnt sind. Es sind zwei Geschichten, die zusammenkommen, es ist die Geschichten zweier Freunde, die sich gegenseitig verachten, kaum verstehen.Die Geschichte des einen: ein Mann, der alles verliert, es am Ende aber wieder gewinnt.Die Geschichte des anderen: ein Mann, der glaubt, nach seinem bisherigen Scheitern stünde ihm ein Erfolg bevor, und der am Ende doch wieder nur scheitert.Der eine der beiden Freunde: ein Unternehmer, ein Macher und Macho, ein Mann mit einem großen Ego, einer großen Klappe, aber er kann erzählen, er kann auch zuhören, er liebt Geschichten. Ein hässlicher Mann, unansehnlich, monströs, ein Ekel, aber nicht einer, der sich Illusionen über seine Wirkung macht - dadurch dann auch wieder sympathisch. Ich habe ein paar solcher Männer kennengelernt, und ich dachte immer wieder mal: sie sind dir zuwider, und also musst du mal über so einen schreiben, um ihn zu verstehen, ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, um gute Argumente für sein Verhalten zu finden.Der andere, der Ich-Erzähler im Roman: ein Schriftsteller, ein Langweiler also, ein Mann, der gut aussieht, der aber daraus nichts bei den Frauen machen kann, gehemmt, erfolglos, ein Schriftsteller, der beschließt, sich von der Fiktion ab-, sich der Realität zuzuwenden, und dann ist da sein Freund, der Bankrott dieses Freundes, und er denkt: vielleicht ist das eine Geschichte, über die du einen Roman schreiben kannst. Er war immer ein Voyeur des Lebens anderer, nun wird er zum Parasiten, zu einem Wicht, für den das Leben eines anderen, das seines Freundes, zum Stoff, zum Material wird. Dieser Ich-Erzähler, das bin nicht ich selber, aber das Problem des Realismus in der Literatur ist auch meines: was kann man von dem erzählen, bei dem man nicht dabei gewesen ist, das, was man nicht selbst erlebt hat?Es ist für mich eine Sache der schriftstellerischen Moral, diese Grundlage des realistischen Schreibens, auf Vermutungen angewiesen zu sein, mit zum Thema zu machen. Man sieht im Bankrott einem Schriftsteller beim Schreiben eines Romans zu, der eigentlich ungeeignet ist, ihn zu schreiben. Doch niemand sonst würde ihn schreiben, hätte Veranlassung, es zu versuchen. Die Welt aber will nicht von einem inkompetenten Schriftsteller beschrieben werden, und kann sie es, dann wehrt sie sich dagegen. Die Reichen und Erfolgreichen tun es, sie verfügen über die Mittel, es zu tun. Und sie haben einen guten Grund dafür: sie wissen, dass ihre Welt nicht von einem armen, erfolg-losen Schriftsteller verstanden und dargestellt werden kann. Und so bleibt ihm am Ende nichts anderes als in den Journalismus auszuweichen, in den plumpen Realismus der bloßen Fakten.Und was ist mit dem Schicksal?Dieser Bauunternehmer bekommt einen Bescheid des Finanzamtes, das von ihm eine Steuernachzahlung in der Höhe von einer Millionen verlangt. Es ist das, was dazu führt, dass dieser Mann alles verliert: seine Firma, sein Haus und dann auch seine Frau. Ein Jahr später stellt sich bei einer internen Prüfung im Finanzamt heraus: er hatte keine Steuerschulden, es hätte ihm diese Millionen zurückgezahlt werden müssen. Ein Computerfehler: aus Plus wurde Minus. Der Computer als Schicksalsmacht. Aber diese Macht schlägt mit Hilfe der Presse zu und das zweimal: Am Anfang, als die Zeitung aus der angeblichen Steuerschuld dieses Unternehmers eine Meldung macht, und es ist diese Meldung, die erst den ganzen Prozess in Gang setzt, bei dem er alles verliert - eine Durchstecherei, und die Presse greift es dankbar auf. Am Ende rettet ihn die Presse: Das Finanzamt hatte den Computerfehler deckeln wollen, aber ein ordentlicher deutscher Beamter wird zum Whistleblower.Der Roman jedoch, als literarische Gattung genommen, ist dazu da, von Abenteuern zu erzählen, nicht von einem Schicksal. Das war Sache der antiken Tragödie, und die meisten Menschen von heute, lehnen den Gedanken ab, es könne so etwas wie Schicksal überhaupt geben. Im Bankrott versuche ich also das Unmögliche: in einem Roman von einem Schicksal zu erzählen - vielleicht ist es gelungen.Ist der Bankrott ein erotischer Roman?Durch und durch, und auch da, wo er von ganz anderen Dingen handelt, von Geschäften, von Politik, dem Baugewerbe, Verlagsangelegenheiten. Das Problem dabei ist nur, dass sich der fiktive Autor des Romans nicht sicher ist, ob er sie nicht nur auch in diese Geschichte hineinträgt, die Erotik, die vielleicht doch nur seine ist, einfach, weil er doch von nichts anderem etwas versteht, weder von den Geschäften, von der Politik, dem Baugewerbe, Verlagsangelegenheiten. Kann das wirklich sein, dass sich die Welt in Exhibitionisten und Voyeuristen aufteilt?Und wenn man Sie direkt fragt, Herr Havemann...Ich stimme mir als dem fiktiven Autor des Bankrott zu: der Roman unserer Zeit muss erotisch sein.Also, so wie der Bankrott?Exakt - Sie haben es präzise erfasst.

  • von Hanna Lakomy
    23,00 €

    Fast wäre es nur eine Novelle geworden. Eine Geschichte, die ich so ähnlich erlebt habe. Die Hauptfiguren sind ein Mann, der gerne mein Sugardaddy gewesen wäre, und ich selbst vor meiner Zeit als Prostituierte. Doch dann fällt mir meine Freundin Isolde ein, eine "alte weiße Lesbe", meine große Liebe. Ich brauche ihre Hilfe, um diese Geschichte erzählen zu können. Isolde hat ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge, denn sie war dabei. Und damit wird es schon zu kompliziert für die Novelle, und es wird unweigerlich zum Roman.In einem Roman ist eine eigene kleine Welt enthalten. Sollte jedenfalls! Die Welt, die dieser Roman enthält, ist das Berlin der später Nullerjahre, die Welt der Luxushotels und Partys, Fetisch-Orgien und öffentlichen Sexclubs, wo sich neureiche Erfolgs-Männer, z.B. gewisse Haie aus der Immobilienbranche, mit Studentinnen in chronischen Geldnöten und Sugarbabes aus dem Prekariat treffen, die ihre Reize in der neuen Welt des Internets feilbieten. Außerdem kommt, durch Isoldes Vergangenheit, noch die BRD der 60er/70er Jahre hinzu, die sexuelle Revolution von 68, die sich so sehr unterscheidet vom Feminismus der Nuller- und Zehnerjahre.Isolde Schmalhausen: eine individualistische Künstlerin, Kreuzberger Urgestein, geflohen aus der westdeutschen Kleinstadt. Ihre Kunst ist die Weberei, ganz in der Tradition des Bauhaus, wo dieses Gebiet allein den Frauen überlassen blieb. Isolde hat sich auf die Raute kapriziert, die geometrische Form als Symbol für das weibliche Geschlecht. Isolde lebt, fernab des Kunstbetriebs, von kargen Aufträgen privater Käuferinnen aus der Provinz, der künstlerische Erfolg blieb ihr verwehrt.Mit Manfred, meinem Möchtegern-Sugardaddy, führe ich eine auf einem Vertrag basierende Beziehung. Doch von der monatlichen Apanage, auf die ich hoffte, kann keine Rede sein. Manfred steckt mir, seiner launischen Eitelkeit folgend, unregelmäßig Geld zu, von dem ich knapp leben und studieren kann. Zusätzlich macht er mir kleine Geschenke, nimmt mich mit auf Reisen. Bedingungen sind, außer Treue, ständige Verfügbarkeit. Probleme gibt es von seiner Seite schnell, da er, als umtriebiger Immobilienhai, kaum Zeit hat, das Verhältnis auszukosten. Vor allem, da er verheiratet ist, es umständlich verheimlichen muss. Außerdem stellt er fest, dass seine Erektionsfähigkeit nicht mehr vorhanden ist. Er hatte dies zuvor auf seine Ehefrau geschoben, nun muss er davon ausgehen, dass es an ihm selbst liegt. Trotzdem beendet er das Verhältnis nicht, sondern benutzt mich, um vor seinen Freunden anzugeben, als jemand aufzutreten, der so eine junge Frau besitzen und befriedigen kann.Isolde hat heftige Ressentiments gegen Manfred und meine auf Geld basierende Beziehung zu ihm. Sie möchte nicht, dass dieser Mann, oder überhaupt irgendein Mann, unsere lesbische Liebe stört. Als Isolde jedoch darauf spekuliert, ihrerseits vom Kontakt zu dem Geldmann und potentiellen Mäzen für ihre Kunst zu profitieren, drängt sie mich, ein gemeinsames Dinner mit Manfred zu organisieren. Bei dieser Gelegenheit scheitert Isolde kläglich an Manfreds Desinteresse, der an diesem Abend eigentlich mit einer erotischen Ménage-à-trois mit zwei gleich jungen Frauen gerechnet hatte. Dass ich im Anschluss trotzdem mit Manfred ins Taxi steige, wertet Isolde als Verrat. Sie verweigert daraufhin jeglichen Kontakt mit mir.Kurz darauf endet auch meine Beziehung zu Manfred, als dieser mich seinen Geschäftspartnern als Geliebte vorstellt, jedoch ohne ihnen Sex mit mir anzubieten. Die Lüge einer monogamen Romanze mit ihm ist mir unerträglich. In der Konsequenz folgt mein Entschluss, in die Prostitution zu gehen.That¿s it. That¿s the story.Ich erzähle diese Geschichte aus meiner Perspektive im Jahr 2019. In diesem Jahr bin ich als geoutete Prostituierte in der deutschen Öffentlichkeit bekannt geworden, werde in der Presse und in Talkshows herumgereicht, schreibe eine aufsehenerregende Kolumne in der WELT und habe durch all dies nun die Option auf einen Programmplatz bei renommierten Verlag erhalten, für einen Roman. Währenddessen kommt es zu einem öffentlichen Eklat mit einem Talkmaster, der mich der Lüge bezichtigt, nachdem ich ihn in einer Kolumne angegriffen habe. Die WELT wirft mich raus, und während junge Feministinnen im Internet ihre Solidarität zu mir entdecken, erlebe ich den Verrat im Kleinen im Medienbetrieb. Der Text ist eine Mischung aus Tagebuch, Briefroman und Dialog. Die erzählenden Personen, Isolde und ich, sind unzuverlässige Zeugen, deren widersprüchliche Erinnerung kein Garant für Wahrheit ist. Nicht umsonst ist der Roman Claas Relotius gewidmet.Zur Entstehung:Der Vorschlag von Florian Havemann, eines meiner erotischen Abenteuer, die Erlebnisse mit einem Mann aus einem Sugardaddy-Forum, als Grundlage für einen heiteren Roman zu nehmen, entfachte meine Phantasie. Es war konkret, es war übersichtlich, es schien machbar - im Gegensatz zu dem fragmentarischen Roman-Großprojekt, an dem ich seit Jahren laborierte. Ich sollte mich selbst zur Romanfigur machen, autofiktional. Eine schillernde Figur, die ich aus mir gemacht habe, damit es kein anderer tut. Und Florian Havemann meinte, es in diesem Roman auch eine alte, weiße Lesbe geben, deren Part er übernahm. Warum, bleibt unser Geheimnis.Flori legte vor, ich legte nach. Es ging hin und her. Fast jeden Tag schickten wir uns gegenseitig Texte. Ich schrieb schon deshalb, damit ich mindestens genauso viel Anteil an unserem Buch hatte wie er! Und wir sprachen natürlich ständig über die Story. Entwickelten sie. Für manche Themen, Szenen, gab Florian mir einen konkreten Schreibauftrag, wenn es Dinge waren, die ich erlebt hatte, und die nur ich authentisch erzählen konnte. Zum Beispiel den Teil des Interpretier, aber auch die Enthüllungen über meine Jugend - Dinge, über die ich von mir aus nicht gewagt hätte zu schreiben, und die weit über das schillernde Abziehbild der Hure hinausgehen, als intime Offenbarung. Wir hatten das nicht geplant, der Text aber erforderte es.Er ergänzte, oder lektorierte, aber behutsam. Fast nichts. Er war der erfahrenere Schriftsteller von uns beiden. Ich hatte an seinen Stellen nichts zu lektorieren, und musste ihn auch nur selten um bestimmte Kapitel bitten, die meiner Ansicht nach fehlten. Aber unsere stundenlangen Gespräche regten ihn ebenso an wie mich. Etwa der lange Austausch über das Phänomen des männlichen Begehrens ist ein direktes Ergebnis unserer Gespräche. Und es machte uns Spaß!Es ging so weit, dass wir Dialoge zwischen unseren beiden Figuren gemeinsam vierhändig auf einer Tastatur schrieben. Wir hatten einfach unseren gemeinsamen Ton gefunden, waren buchstäblich im Einklang miteinander. Das war die Folge des ständigen, über Jahre hinweg gehenden Dialogs zwischen uns beiden, in einer Liebe, die vor allem aus Gesprächen besteht.Es war, von Anfang an, eine Idylle.Hanna Lakomy, März 2023

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