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  • von Amir Eshel
    20,00 €

    »Deutsche und Juden - ein ungelöstes Problem« hieß eine Diskussion, die im August 1966 im Rahmen des Jüdischen Weltkongresses in Brüssel stattfand. Fünf Männer ungefähr einer Generation, Deutsche und Juden, fragten, was beide Nationen verbindet und was sie trennt, berichteten von ihren Erfahrungen, Ängsten und Hoffnungen. 21 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Shoah, ein Jahr nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel kamen Historiker und Politiker zum ersten Mal öffentlich zusammen, um sich auszutauschen. Die Konfrontation blieb nicht aus, ungelöste historische Fragen kamen auf, die sich mit politischen Beschwichtigungen nicht aus der Welt schaffen ließen. Diese Debatte dauert bis heute an. Dieser Band enthält Texte von Nahum Goldmann, Gershom Scholem, Golo Mann, Salo W. Baron, Eugen Gerstenmaier, Karl Jaspers und Peter Szondi. Er beleuchtet das spannungsvolle Verhältnis zweier Nationen und zeigt, was Deutsche und Juden verbindet, was sie trennt.

  • von Zygmunt Bauman
    30,00 €

    Zygmunt Bauman (1925-2017) gilt als einer der bedeutendsten Soziologen der Gegenwart, sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts - Krieg, Antisemitismus, Flucht und Emigration - prägten sein Leben. Fragmente meines Lebens verbindet Briefe an seine Töchter und andere Texte mit autobiografischem Charakter zu einer fesselnden Erzählung über Baumans Leben, die erstmals auch tiefe Einblicke in das Privatleben des großen Soziologen gewährt. »Das erste Leben ist vergänglich. Das zweite - das erzählte - bleibt; und diese Form des Seins ist eine Eintrittskarte in die Ewigkeit. Im ersten kannst du nichts korrigieren; im zweiten - alles.«

  • von Franz Kafka
    18,00 €

    »Denn wir sind wie Baumstämme im Schnee. Scheinbar liegen sie glatt auf, und mit kleinem Anstoß sollte man sie wegschieben können. Nein, das kann man nicht, denn sie sind fest mit dem Boden verbunden. Aber sieh, sogar das ist nur scheinbar« heißt eine der frühen Erzählungen Franz Kafkas, die sein ganzes Werk vorwegnehmen: das Rätselhafte, Ausweglose der menschlichen Existenz, die kleinen Seitenwege des Alltags und großen Lebensfragen. Betrachtung heißt das erste Buch von Franz Kafka, das 1912 bei Rowohlt in Berlin erschien, eine Sammlung von Erzählungen (mitunter bestehen sie nur aus einem Satz), die niemand vergisst, der sie gelesen hat: Sie handeln vom Ausflug ins Gebirge, dem Unglück des Junggesellen, dem zerstreuten Hinausschaun, den Baumstämmen im Schnee, dem Unglücklichsein. Dieses erste Buch nimmt das ganze Werk von Franz Kafka vorweg. Vivian Liska, eine der angesehensten Expertinnen deutsch-jüdischer Literaturgeschichte, erklärt im Nachwort des Buches die Bedeutung der Betrachtung in Kafkas Gesamtwerk.

  • von Daniel Gerson
    79,00 €

    »Wie kann ich das alles beschreiben?«, fragt Peter Lebovic zu Beginn seiner »Erinnerungen aus dem längsten Jahr meines Lebens«, das ihn 1944 nach Auschwitz, ins Warschauer Ghetto und nach Dachau führte. »Wie kann man Hunger, Demütigung, Schläge, Angst, Schmutz, all die Grausamkeiten, die ganze Atmosphäre schildern?«15 Überlebende des Holocaust erinnern sich in diesem Projekt an ihre Zeit in deutschen Konzentrationslagern, an ihr Überleben, ihr Weiterleben in der Schweiz und anderswo, jeder und jede für sich, die eigene Geschichte und doch gemeinsam.Entstanden ist eine einzigartige Dokumentation der letzten Zeugen des Holocaust. Jedes dieser Zeugnisse ist von einem Bild von Gerhard Richter begleitet. 15 Hefte. 15 Bilder.

  • von Stephen Hinton
    58,00 €

    Das Musiktheater des zwanzigsten Jahrhunderts wurde wesentlich von Kurt Weill (1900-1950) geprägt, am berühmtesten ist seine kongeniale Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht, aus der eine der bis heute meistgespielten Opern der Welt hervorging: die Dreigroschenoper . 1933 musste der jüdische Komponist fliehen, zunächst nach Frankreich, 1935 emigrierte er dann in die USA, wo er am Broadway große Erfolge feiern konnte. Stephen Hinton betrachtet in dieser ersten umfassenden Monografie Weills Entwicklung, seine Experimente mit den unterschiedlichsten Genres und Stilmitteln - von Einaktern und Theaterstücken mit Musik bis hin zum Broadway-Musical. Es zeigen sich »zwei Weills« - der europäische und der amerikanische: Europa und Amerika als die beiden Pole seines Lebens und Wirkens. Berlin wird am Broadway hörbar und in Berlin, Paris, London, Kiew und anderswo in Europa ein amerikanisch verwandelter Kurt Weill.

  • von Gisela Dachs
    24,00 €

    Wir leben heute in vieler Hinsicht in einer Welt voller Umbrüche, gesellschaftlich, kulturell, politisch, sogar sprachlich. Für die Juden waren solche Zeitenwenden historisch oftmals zweischneidiger Natur - sie konnten Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben, bedeuteten aber vielfach auch Unterdrückung. Dieser Almanach begibt sich auf eine Spurensuche nach jenen Aspekten, die sich mit radikalem Wandel im jüdischen bzw. israelischen Kontext beschäftigen. In den Beiträgen wird unter anderem die talmudische Herkunft des hebräischen Begriffes für Krise beschrieben sowie der Übergang des Hebräischen von einer heiligen zur säkularen Sprache. Darüber hinaus geht es um die dramatischen Veränderungen innerhalb der ultraorthodoxen Welt, um Umbrüche in der Gedenkkultur nach dem Ende der Zeitzeugenschaft oder den veränderten Umgang mit Humor und Religion nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo in Paris, aber auch um die Entstehung einer queeren Kultur in Israel seit den 1950er Jahren. Mit Beiträgen von Maya Barzilai, Itamar Ben-Ami, Saverio Campanini, Philipp Lenhard, Till von Rahden, Galili Shahar u. a.

  • von Dovid Bergelson
    29,95 €

    Dovid Bergelson, 1882 in Ochrimowo in der heutigen Ukraine geboren, prägte über vier Jahrzehnte die moderne jiddische Literatur. Ob in Kiew, Berlin, New York oder Moskau - Bergelsons literarische Stimme wurde gehört. Er gilt als Erneuerer der jiddischen Prosa zwischen Moderne und Sozialistischem Realismus, bis mit dem Zweiten Weltkrieg und der versuchten Judenvernichtung Bergelsons Schreiben schließlich eine neue, existenzielle Dimension erreichte. Am 12. August 1952 wurde Dovid Bergelson in der sogenannten »Nacht der ermordeten Dichter« in Moskau hingerichtet. Der vorliegende Band versammelt erstmalig ausgewählte Prosa sowie einen Dramenausschnitt aus Dovid Bergelsons umfänglichem Schaffen. Ergänzt sind die Texte um einen Anmerkungsapparat, ein Glossar und ein ausführliches Nachwort zum Leben und Werk Dovid Bergelsons.

  • von Friederike Heimann
    28,00 €

    Gertrud Kolmar (1894-1943) gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts, dennoch sind viele ihre Arbeiten bis heute weitgehend unbekannt. Zu ihren Lebzeiten erschienen aus ihrem umfangreichen dichterischen Werk nur drei Gedichtbände: »Gedichte«, »Preußische Wappen« und »Die Frau und die Tiere«. Gertrud Kolmar selbst entschied sich gegen eine Flucht und blieb bei ihrem Vater in Berlin. Sie musste Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie leisten und schrieb nachts an ihren Gedichten. 1943 wurde sie im Verlauf der sogenannten Fabrikaktion deportiert und in Auschwitz ermordet. Friederike Heimann zeichnet in ihrer Biografie ein sehr persönliches und berührendes Porträt einer Frau, die ihr Leben als jüdische Dichterin in Deutschland schmerzlich erfahren und immer wieder zum Thema ihres lyrischen und erzählerischen Werks gemacht hat.

  • von Gisela Dachs
    23,00 €

    Die westlichen Gesellschaften sind seit dem vergangenen Jahrzehnt zunehmend von Polarisierung geprägt, sei es in gesellschaftlicher, politischer oder kultureller Hinsicht. Das gilt auch, oder vielleicht sogar umso mehr, für innerjüdische und israelische Auseinandersetzungen. Für Israel bedeutet das natürlich in erster Linie die Debatte um Lösungsansätze im Nahostkonflikt und das Verhältnis zwischen Orient und Okzident. Oder die Diskussion um die eigene Verortung im Umgang mit der Aufarbeitung von Kolonialgeschichte. Aber es gibt auch ungewöhnliche Wege der Konsensfindung: So vereint die 2021 gebildete Regierung in Jerusalem diverse Koalitionspartner, die ideologisch nicht weiter auseinander liegen könnten. In diesem Almanach geht es um das ganze Spektrum von Konsens und Dissens in der jüdischen Welt und nicht zuletzt auch um die Grauzonen, in denen sich Übergreifendes oder Gar-nicht-zu-Greifendes verorten lässt.

  • von Stefan Zweig
    26,00 €

    Stefan Zweig ist einer der erfolgreichsten Autoren deutscher Sprache. Berühmt wurde er durch seine romanhaften Biografien, aber sein Werk zeichnet sich besonders durch eine Vielzahl an Novellen aus, die bekannteste ist wohl die Schachnovelle , sein letztes Werk, die posthum 1942 in Brasilien erschien. Auch wenn Zweigs jüdische Herkunft in seinen Werken keine prominente Rolle spielt, und er den jüdischen Kontext in seinen Werken nie besonders herausgestellt hat, darf dessen Bedeutung für Zweigs Schaffen nicht unterschätzt werden. In den sechs hier versammelten Novellen und Legenden »Im Schnee«, »Die Wunder des Lebens«, »Untergang eines Herzens«, »Rahel rechtet mit Gott«, »Buchmendel« und »Der begrabene Leuchter« gelingt es Zweig, die jüdische Thematik immer wieder subtil aufscheinen zu lassen. Die Texte stammen aus den Jahren 1901 bis 1936 und sind teils als eigenständige Publikationen, teils in Sammelbänden erschienen. In dieser Form werden sie hier erstmals gemeinsam veröffentlicht.

  • von Walter Boehlich
    28,00 €

    Im Sommer 1965 erschien Der Berliner Antisemitismusstreit , eine Sammlung von Dokumenten, Reden, offenen Briefen aus den Jahren 1879/80 über die Frage nach der Zugehörigkeit der Juden zur deutschen Nation. Herausgeber war Walter Boehlich (1921-2006), der legendäre Lektor des Suhrkamp Verlags, der einen kritischen Blick auf Heinrich von Treitschke, den Wortführer der Agitation, warf und auf die eigene Gegenwart Mitte der sechziger Jahre. Zur Zeit der Auschwitz-Prozesse in Frankfurt und gegen die landläufigen Vorurteile dokumentierte Boehlich den Antisemitismus nicht als Einstellung der »dummen Kerle« (August Bebel). Dieses Buch zeigt vielmehr, dass die Anfeindungen gegen die Juden im späten 19. Jahrhundert längst zu einer Sache der gebildeten Leute geworden war - der Universitätsgelehrten, Theologen und Intellektuellen. Ihre Sprache der Agitation mobilisierte die Vorurteile, Feindbilder, Verschwörungserklärungen und den Hass der Vielen. Der Berliner Antisemitismusstreit führt auch die Ressentiments vor Augen, das »Vokabular dieser Kultur« (Shulamit Volkov), das Demagogen bis heute für ihre judenfeindlichen Zerrbilder verwenden, wie der Herausgeber der Neuausgabe eindrucksvoll zeigt.

  • von Ilana Pardes
    24,00 €

    »Wo Du hingehst, da will auch ich hingehen, wo du bleibst, da bleibe ich auch« - Millionen Ehepaare wählen diesen Satz aus dem Buch Ruth zu ihrem Trauspruch. In diesem Buch von Ilana Pardes erfahren wir etwas über den religiösen und kulturellen Hintergrund dieses einen Satzes über viele Jahrhunderte. Die israelische Literaturwissenschaftlerin erklärt das rabbinische Lob Ruths als exemplarische Verwandlung und ihren moabitischen Hintergrund mit ihrer Erlösungskraft. Sie betrachtet die pastoralen Bilder Ruths in der französischen Malerei der frühen Moderne, auf denen sie Ährenbündel in der Hand hält. Aber auch zeitgenössische Darstellungen Ruths in der Literatur, der Fotografie und im Film als Fliehende und Vertriebene bezieht Pardes in ihre Betrachtung mit ein. Die vielfältige Wiederkehr von Ruth enthüllt nicht nur Wesentliches über die jeweiligen Zeiten, sondern beleuchtet auch den Ursprung: das Buch Ruth in der Bibel.

  • von Jerry Z. Muller
    58,00 €

    Der Sprössling ganzer Generationen bedeutender jüdischer Gelehrter aus Osteuropa und selbst ein Rabbiner, war Jacob Taubes (1923-1987) ein bedeutender Vertreter des Judentums in der Nachkriegszeit. Sein Weg führte ihn von seiner Geburtsstadt Wien über Zürich nach Israel, von dort nach New York und West-Berlin. Taubes war ein intellektueller Impresario, dessen Leben die Konflikte zwischen jüdischem Glauben und Christentum, aber auch den Theorien der Moderne, vor allem der Kritischen Theorie widerspiegelt. So entfaltet die Erzählung der vielen Leben dieses Professors der Apokalypse, dieses Anwalts der Utopie, seiner theoretischen Entwürfe und politischen Stellungnahmen zugleich ein ganzes Panorama der Nachkriegszeit mit Theodor W. Adorno, Gershom Scholem, Jürgen Habermas, Peter Szondi, Herbert Marcuse, Susan Taubes, Carl Schmitt, Martin Buber und vielen anderen als seinen Fürsprechern wie Gegnern.

  • von Paul Mendes-Flohr
    36,00 €

    Eine der prägenden Gestalten der deutsch-jüdischen Geschichte war Martin Buber, der Philosoph und politische Verfechter des Dialogs, der Verständigung, des Gesprächs von Ich und Du , wie sein Hauptwerk heißt. 1878 in Wien geboren, in Lemberg aufgewachsen, sammelte Buber früh Zeugnisse des chassidischen Lebens. 1902 war er einer der Mitbegründer des Jüdischen Verlags und der Monatszeitschrift Der Jude . Seine religionsphilosophischen Beiträge haben weit in die Wissenschaft und Literatur hineingewirkt. 1938 übersiedelte Martin Buber nach Jerusalem und lehrte an der Hebräischen Universität. Er setzte sich für die Verständigung zwischen Juden und Arabern in Israel ein und suchte nach 1945, gegen viele Widerstände, das Gespräch mit den Deutschen. Der christlich-jüdische Dialog verdankt ihm die wesentlichen Impulse. Martin Buber starb 1965 in Jerusalem. Sein Werk wirkt bis heute im Dialog von Religionen und Kulturen, Nationen und Individuen.

  • von Joseph Klausner
    38,00 €

    1930 veröffentlichte der aus Russland stammende jüdische Gelehrte im Jüdischen Verlag sein Buch über Jesus von Nazareth. Er hatte das Buch in den Jahren zuvor in Jerusalem verfasst, um Jesus als Juden zu zeigen und eine Erklärung dafür zu finden, dass »Israel als Volk« das aus dem Judentum entstandene Christentum »mit aller Macht zurückgestoßen« habe. 1919 war der Zionist Joseph Klausner nach Palästina ausgewandert und lehrte an der 1925 neu eröffneten Hebräischen Universität in Jerusalem hebräische Literatur. Er deutet aus nationaljüdischer Perspektive Jesus als zwiespältige Gestalt: als eng mit Palästina verbundenen »Nationaljuden«, dessen sittliche Botschaft auch für die moderne zionistische Geschichte von Bedeutung sei, und als Propheten, dem »das politische Verständnis und die Gabe der nationalen Tröstung und Aufrichtung« fehlte und aus dessen Lehre sich daher eine »unjüdische« Religion entwickeln konnte.Dieses Buch sorgte über Jahrzehnte für Kontroversen zwischen jüdischen wie christlichen Zeitgenossen. Es birgt ein spannendes Kapitel jüdisch-christlicher Zeitgeschichte. Amos Oz hat seinem Onkel in seinem letzten großen Roman Judas ein bleibendes Denkmal gesetzt. Joseph Klausner starb 1958 in Jerusalem.In seinem Nachwort zeigt der Herausgeber Christian Wiese, Inhaber der Martin Buber-Professur an der Goethe-Universität in Frankfurt, Klausners Werk in den religionsgeschichtlichen Debatten über die neutestamentliche Zeitgeschichte und das Verhältnis von Judentum und Christentum angesichts der einen entscheidenden Frage nach Jesus als Jude und Begründer der christlichen Religion. »Und Onkel Joseph lächelte unter seinem Schnurrbart und sagte: Wenn Juden und Christen gleichermaßen unzufrieden sind, habe ich vielleicht etwas richtig gemacht.«Amos Oz über Joseph Klausner, 2017

  • von Omer Bartov
    28,00 €

    Buczacz war jahrhundertelang eine vielsprachige Kleinstadt in einer osteuropäischen Grenzregion. Als die polnischen und ukrainischen Nationalbewegungen sich gegen die imperiale Macht auflehnten, geriet eine Gruppe zwischen alle Fronten: die Juden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie zu den Leidtragenden einer gescheiterten Minderheitenpolitik. 1942/1943 richteten sich die Angehörigen der deutschen Besatzungsmacht mit ihren Familien in der Stadt ein. Angestellte der Firma Ackermann, die bei Brückenarbeiten die Erschießung jüdischer Zwangsarbeiter mitansehen. Oder eine Frau wie Berta Herzig, die ein jüdisches Kindermädchen beschäftigt und sich mit Henriette Lissberg, der Frau des Landkommissars, die Friseurin teilt. Ungerührt genießen sie die idyllische Provinz. Etwa 10 000 Juden wurden damals in Buczacz umgebracht - vor aller Augen. Ausgehend von einem Gespräch mit der Mutter in Tel Aviv kurz vor ihrem Tod, beginnt Bartov seine Recherchen, die ihn durch unzählige Archive führen. Seine glänzend geschriebene Mikrogeschichte der ostgalizischen Stadt ist ein Meilenstein der Holocaust-Forschung.

  • von Rabbi Nachman von Breslav
    38,00 €

    Rabbi Nachman von Breslav ist eine der großen Gestalten der chassidischen Geschichte, deren Überlieferung in Legenden, Erzählungen und Merksätzen lebendig ist. Jahr für Jahr pilgern Tausende seiner Anhänger zu seinem Grab in der Ukraine, um sich ihres Glaubens und ihrer Zusammengehörigkeit zu vergewissern. Volksfrömmigkeit verbindet sich mit der Auslegung heiliger Schriften. In kurzen, prägnanten, verständlichen Sätzen werden Einsichten, Hoffnungen laut und widersetzen sich Ängsten und Zweifeln. So hat Rabbi Nachman ein ganzes Lehrgebäude geschaffen: Gemäß dem »En Sof« (kein Ende) ist die Göttlichkeit überall enthalten, auch im Bösen. Durch das zweite Prinzip des »Zimzum« (Rückzug) ist der Schöpfer der Welt einerseits in ihr verborgen und doch überall wirksam. Die Lehre von Nachman von Beslav ist ungeheuer wirksam in der Geschichte der jüdischen Mystik, wie Martin Buber und Gershom Scholem sie uns überliefert haben.Der Herausgeber Hans-Jürgen Becker, der Judaistik in Göttingen lehrt, erschließt die überlieferten Sätze von Rabbi Nachman durch eine neue Übersetzung und seinen Kommentar.

  • von Yehuda Bauer
    22,00 €

    Das Schtetl war »eine kleine Civitas Dei«, wie Manès Sperber schrieb, ein untergegangenes Paradies, ein ausgelöschter Sehnsuchtsort. In den »Städtlein« Galiziens, Weißrußlands und der Ukraine lebten die Juden wie aus der Zeit gefallen: in bitterster Armut, größter Religiosität und in der Tradition der Vorfahren, aber ohne den Druck zur Assimiliation wie im übrigen Europa. Pogrome bedrohten das Schtetl schon im 19. Jahrhundert, doch erst die Nazis vernichteten im Zweiten Weltkrieg die Schtetl und ihre Einwohner.Yehuda Bauer, der große Erforscher der Shoah, ruft uns die untergegangene Welt des jüdischen Lebens in Osteuropa in Erinnerung. Er erzählt ohne Verklärung von den Lebensumständen im Schtetl, von den sozialen Widersprüchen, den Schicksalen der Einzelnen.Anhand exemplarischer Betrachtungen einzelner Orte zeigt er die Umstände der Auslöschung nach dem Einmarsch der Deutschen. Er beschreibt die verzweifelten Rettungsversuche, die Flucht in die Wälder und den jüdischen Widerstand. Yehuda Bauer gibt Einblick in das jüdische Leben in Osteuropa vor und während der Shoah, er bewahrt die Welt des Schtetls vor dem Vergessen.

  • von Stefan Zweig
    24,00 €

    Stefan Zweig, einer der erfolgreichsten Autoren deutscher Sprache entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, in der allerdings die jüdische Tradition kaum eine Rolle spielte. Seine Korrespondenz aus den Jahren 1900 bis 1940, unter anderem mit Martin Buber, Anton Kippenberg, Romain Rolland, Felix Salten und Chaim Weizmann vermittelt unmittelbare Einblicke in die Gedanken des weltberühmten Schriftstellers zum Judentum und zum Zionismus, die in dieser Form bisher nur aus wenigen Werken herauszulesen war.Die vorliegende von Stefan Litt zusammengestellte und kommentierte Edition umfasst 120 in der Mehrzahl bislang unveröffentlichte Briefe und unternimmt erstmals den Versuch, Zweigs Stellung zum Judentum genauer zu erschließen.

  • von Anna Bikont
    34,00 €

    Am 10. Juli 1941 fiel die jüdische Bevölkerung der polnischen Kleinstadt Jedwabne einem Pogrom zum Opfer. Hunderte Männer, Frauen und Kinder wurden in einer Scheune verbrannt. Nur wenige überlebten. Es war ein Verbrechen von unermesslicher Grausamkeit. Aber nur wenige Menschen wurden dafür zur Verantwortung gezogen. Was an diesem Tag tatsächlich geschah - und durch wessen Hand -, sollte mehr als sechzig Jahre lang im Dunkeln bleiben.Erst das Buch Nachbarn (2000) des Historikers Jan T. Gross legte dar, dass es Polen waren, die in Jedwabne, geschützt von den deutschen Besatzern, ihre wehrlosen jüdischen Nachbarn umgebracht hatten - ein Schock für die polnische Gesellschaft und Auslöser einer erbitterten Debatte um das Tabu eigener Verbrechen gegen die jüdische Bevölkerung des Landes. Die Journalistin Anna Bikont macht sich auf die Suche nach der Wahrheit. Sie reist immer wieder nach Jedwabne. Sie spricht mit Überlebenden und mit Tätern, mit Dorfbewohnern, Historikern und Politikern. Sie durchforstet Prozessakten und Zeitungsarchive. So unerbittlich wie behutsam rekonstruiert sie nicht nur die Gewalttat und die Umstände, die sie ermöglicht haben - sie zeichnet zugleich das Porträt einer Stadt, die sich der Erinnerung bis heute verweigert.

  • von Camille De Toledo
    25,00 €

    Das moderne Israel entstand in der Welt des alten Europa Ende des 19. Jahrhunderts. 1882 bricht Ilya Brodsky mit seiner Schwester Olga auf der Flucht vor Pogromen vom Stetl in Russland auf. In Wien kreuzen sich ihre Wege mit denen des jungen Theodor Herzl, der inmitten der alten k. u. k.-Welt einen modernen jüdischen Staat entwirft. Ilya Brodsky erzählt von dieser für ihn wie das ganze 20. Jahrhundert folgenschweren Begegnung. Warum ergreift der mondäne, ganz Habsburgisch geprägte Herzl plötzlich Partei für seine Schwestern und Brüder im Osten Europas? Welche Träume, welche Gründe haben Herzl dazu geführt, ein »kommendes Land« zu entwerfen, wo schließlich alle vor der Verfolgung in ihren Heimatländern sicher sein sollten? Wie ist der zionistische Traum beschaffen, der bei Anbruch des 20. Jahrhunderts der Zerstörung auf dem alten Kontinent die Stirn bieten wollte?In diesem grafischen Roman zeichnen ein französischer Autor und ein russischer Zeichner die Stationen von Theodor Herzls Leben und Wirken nach. Bilder und Texte verbinden sich zu einer langen Reise von Wien über Budapest und Konstantinopel bis nach Jerusalem und Tel Aviv.

  • von Samuel Joseph Agnon
    29,90 €

    Agnons letzter großer Roman führt ins Jerusalem der dreißiger Jahre: Manfred Herbst, Professor für byzantinische Geschichte an der Hebräischen Universität, ist von sich, seiner Arbeit, der engen Welt seiner Kollegen, vom Leben mit seiner unendlich verständnisvollen Frau Henrietta gelangweilt. Als seine Frau ihr drittes Kind zur Welt bringt, begegnet Herbst der Krankenschwester Schira. »Schira« bedeutet auf hebräisch zugleich »Dichtung«, und Herbst setzt Schira gegen die Prosa seiner Verhältnisse. In endlosen Streifzügen durch das nächtliche Jerusalem sucht er nach der jungen Frau. Aber dieses Buch ist mehr als ein Liebesroman; er dokumentiert zugleich eine aus den Fugen geratene Welt: 1936 kommt es in Jerusalem und im damaligen Palästina zu arabisch-jüdischen Unruhen, eine von Herbsts erwachsenen Töchtern schließt sich einem Grenzkibbuz an, die andere einer kämpfenden Untergrundbewegung. Und aus Herbsts Heimat Deutschland dringen Nachrichten von dort verbliebenen Angehörigen, die schon auf die Vernichtung der europäischen Juden deuten. Herbsts quälende Träume spiegeln die Geschichte seiner unerfüllten Liebe ebenso wie die Zeitumstände. Agnon, der 1970 starb, hat seinen Roman nicht mehr ganz vollendet; das Ende bleibt offen. Er erscheint hier erstmals in deutscher Übersetzung von Tuvia Rübner.

  • von Margarete Susman
    15,00 - 24,00 €

  • von Franz Rosenzweig
    15,00 €

    Franz Rosenzweigs im Ersten Weltkrieg verfaßtes Hauptwerk Der Stern der Erlösung ist als ein grundlegendes Zeugnis existentiellen Denkens anzusehen. Das Büchlein vom gesunden und kranken Menschenverstand wurde 1921 geschrieben und kam in der deutschen Originalfassung erstmals 1964 im Druck heraus (eine englische Übersetzung erschien 1964 in den USA). Es ist ein Versuch, die Grundthese des Hauptwerks in vereinfachter Form darzulegen, und zugleich ein Teil von Franz Rosenzweigs Biographie. Von entscheidender Bedeutung ist der biographische Stellenwert dieses Buches: es handelt sich um den letzten Essay, den Rosenzweig als gesunder Mensch geschrieben hat. Der Anhänger der alten, spekulativen, begriffsgebundenen philosophischen Systeme wird hier als ein der Lähmung verfallener Patient behandelt, der durch das »neue Denken« geheilt wird. Zwei oder drei Monate nach Vollendung der Abhandlung bemerkte Rosenzweig an sich selbst gewisse Störungen in der Muskulatur - Symptome einer Lähmung, die den jungen Mann des Bewegungs- und Sprachvermögens beraubten.Im Büchlein vom gesunden und kranken Menschenverstand wendet sich Rosenzweig gegen den deutschen Idealismus, der die Welt auf das wahrnehmende Ich zurückführt. Im Gegensatz zu den Lehren des Idealismus gelten für Rosenzweig die Gesetze des Denkens nicht als identisch mit den Gesetzen der Wirklichkeit. Der Denkende ist kein abstraktes Wesen; sein Denken geht nicht nur seinen Geist an, sondern seine ganze Existenz.

  • von Franz Rosenzweig
    21,00 €

    In diesen Aufsätzen äußert sich der jüdische Philosoph und Theologe Franz Rosenzweig vor allem über drei Gebiete:1. Über die »Schrift«, das heißt die jüdische Bibel, das Alte Testament der Christenheit, in ihrer Sprachgewalt, ihrem dieser Gestalt einverleibten Inhalt, ihrer geschichtlich einmaligen Aussage und ihrer übergeschichtlichen ewigen Bedeutung, über die Art von Glaubwürdigkeit, die sie, jenseits ernstzunehmender »Bibelkritik«, besitzt.2. Über das zwischen den Menschen und zwischen den Völkern eine so prominente und so problematische Rolle spielende Phänomen der Interpretation, der Übersetzung oder Übertragung von Sprache zu Sprache, von »Terminologie« zu Terminologie. Eingeschlossen sind Proben aus Rosenzweigs eigener Praxis als Übersetzer und Kommentator.3. Über das »neue Denken«, das schon während des Ersten Weltkriegs bei Rosenzweig etwa gleichzeitig mit Ferdinand Ebner und Martin Buber einsetzte - im »Stern der Erlösung« erstmals gipfelte - und später als sogenannter existenz-philosophischer Publikumserfolg Lehrstuhlpräsentation errang.Darüber hinaus werden seine Beiträge zur jüdischen Renaissance speziell auf dem Gebiet des Erwachsenenbildungswesens durch einzelne grundlegende Texte dokumentiert.

  • von Philipp Lenhard
    32,00 €

    Philipp Lenhards Buch ist die erste Biografie Friedrich Pollocks (1894-1970). Sie erzählt das Leben eines Mannes, der eine prägende Rolle in der deutsch-jüdischen Geistesgeschichte spielte und sich doch stets im Hintergrund hielt.Ein Fabrikantensohn, der das Privateigentum abschaffen wollte; ein Jude, der vom Judentum nichts wissen wollte; ein Professor, der wenig publizierte; ein Ökonom, der sich an der Börse verzockte; ein Kommunist, der den Marxismus für anachronistisch hielt; und schließlich: ein kritischer Intellektueller.Wer sich mit der politischen Kultur der Weimarer Republik, der Entstehung der »Kritischen Theorie« und der deutsch-jüdischen Emigration in die USA auseinandersetzt, kommt an Friedrich Pollock nicht vorbei. Der Weggefährte Max Horkheimers und Gründer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung spielt als bedeutender Vertreter der Kritischen Theorie eine tragende Rolle in der deutsch-jüdischen Geistesgeschichte.

  • von Samuel Joseph Agnon
    24,00 €

    Mit Samuel J. Agnon (1888-1970) wird ein Klassiker der hebräischen Literatur vorgestellt, in dessen Werk sich die jahrtausendealte Tradition des Judentums, des biblischen Hebräisch mit der Erfahrung der Moderne, dem Entstehen des modernen Hebräisch verbinden.Agnon schrieb seinen Roman kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Es ist die Chronik eines Besuchs des Ich-Erzählers in seinem galizischen Heimatort Buczacz. Agnon wurde 1888 in Buczacz geboren. Der Ich-Erzähler besucht den Ort kurz vor dem Versöhnungstag, dem höchsten jüdischen Feiertag. Distanziert und doch teilnahmsvoll schildert er den Ort seiner Herkunft, die verschiedenen Menschen, ihre Charaktere und Schicksale, Traditionen, aber auch den Untergang dieser jüdischen Lebenswelt.Dieser Roman, 1964 von Karl Steinschneider meisterhaft ins Deutsche übertragen, lag dem Nobelpreiskomitee vor, das 1966 den Literaturnobelpreis Samuel J. Agnon, zusammen mit Nelly Sachs, zuerkannte. In seiner Nobelpreisrede erinnert Agnon an Buczacz und an ein bestimmendes Motiv seines Schaffens: »Das Haus meines Vaters, wo ich ein Zimmer voll mit Geschriebenem hinterlassen hatte, verbrannte im Ersten Krieg, und mit ihm verbrannte alles, was ich dort gelassen hatte. Und die jungen Handwerker, die Schneider und Schuhmacher, die während ihrer Arbeit meine Lieder sangen, sie wurden im Ersten Krieg getötet. Die, welche nicht im Krieg getötet wurden, wurden teils zusammen mit ihren Schwestern lebendig begraben in der Grube, die sie auf Befehl des Feindes selbst ausheben mußten, und viele von ihnen wurden in den Feueröfen von Auschwitz verbrannt mit ihren Schwestern, die unsere Stadt geschmückt hatten mit ihrer Schönheit und die meine Lieder verschönt hatten mit ihrer süßen Stimme.«

  • von Gershom Scholem
    18,00 €

    Gershorn Scholem (1897-1982) hat kurz vor seinem Tod seine Jugenderinnerungen Von Berlin nach Jerusalem in einer stark erweiterten hebräischen Fassung vorgelegt. Dabei hat er das Panorama seiner Jugend neu entfaltet und die Perspektive gewechselt: Er übernahm vieles aus dem deutschen Original ins Hebräische, fast ebensoviel aber ergänzte, präzisierte und vertiefte er und fügte ganze Passagen neu hinzu. Während Von Berlin nach Jerusalem vor allem das vielfältige und spannungsreiche jüdische Milieu um den ersten Weltkrieg in Deutschland schildert, tritt nun fünf Jahre später in Mi-Berlin, I-Irushalayim, entschiedener als zuvor, der Blick nach vorn ins Zentrum: der Entwurf eines neuen kulturellen, gesellschaftlichen und sozialen Lebens im Land Israel.Scholem schildert seine Begegnungen, Gespräche und Kontroversen mit Schlüsselgestalten der Zeit, mit Martin Buber, Franz Rosenzweig, mit Samuel Agnon, aber auch mit Menschen, die fast nur noch durch ihn in Erinnerung sind. Er führt seine Auseinandersetzung um eine neue jüdische Identität fort, an der er früh teilhatte, und erweckt jene Überzeugungen, Erwartungen und Hoffnungen zu neuem Leben, die sein entschiedenes Eintreten für die hebräische Sprache und seine leidenschaftliche Erforschung der mystischen Quellen des Judentums ausgelöst hatten.Die aus dem Hebräischen übersetzten Partien werden typographisch hervorgehoben. Von Berlin nach Jerusalem, Mi-Berlin, I-Irushalayim ist ein bedeutsames Dokument der deutsch-jüdischen Geschichte.

  • von Gershom Scholem
    15,00 €

    Das Buch Sohar, wörtlich das »Buch des Glanzes«, aber auch »Wunderbuch« genannt, ist eines der geheimnisvollsten Bücher jüdischen Glaubens und Denkens. Seine Herkunft im 13. Jahrhundert in Spanien ist nicht eindeutig geklärt, über den Autor oder die Autoren gab es über die Jahrhunderte hinweg Mutmaßungen, Legenden, Streitigkeiten, aber keine sicheren Hinweise. Die Form des auf aramäisch verfaßten Sohar ist nicht einheitlich: Es gibt einen fortlaufenden, nach den Wochenabschnitten gegliederten Kommentar und einzelne besondere Teile, das »Buch der Verborgenheit«, »Der treue Hirte«, »Geheimnisse der Tora«. Der Sohar, von dem es keine Übersetzung ins Deutsche gibt, ist das Hauptwerk der Kabbala, die einem neuen mystischen Verständnis des Judentums den Weg bahnte. Gershom Scholem, der die Erforschung der Kabbala begründete und so Tradition und Gegenwart des Judentums neu verstehen ließ, hat ein Kapitel aus dem Buch Sohar ins Deutsche übersetzt. Zugleich gibt Scholem eine Einführung in den geschichtlichen Stellenwert des Sohar, der auch die deutschen Romantiker beeinflußte, und erläutert den Aufbau des Buches. Gershom Scholems Buch ist eine Einführung in die Welt der Kabbala, in der sich ein neues Verständnis des Judentums Ausdruck verschaffte.

  • von Itzig Manger
    18,00 €

    Ein alter, die Bibel erläuternder Midrasch-Text Von der Schöpfung des Kindes erklärt uns, daß die Kinder vor ihrer Geburt im Paradies lebten. In Itzik Mangers Dos Buch fun Gan Eden erzählt Schmu'el Abe Aberwo gleich nach seiner Geburt den staunenden Eltern und Nachbarn, was er alles im Paradies erlebt hat. Nach einer talmudischen Sage schlägt ein Engel dem Neugeborenen auf den Mund, damit es sein Vorleben vergißt. Bei Manger ist es ein Stups auf die Nase, dem Schmu'el durch eine List entgeht, um auf der Erde über das Paradies zu berichten.Einem kabbalistischen Wort nach existiert alles, was es unten auf der Erde gibt, auch oben im Himmel. Schmu'els Erzählungen vom Paradies sind ein Spiegelbild der ostjüdischen Lebenswelt. Kinder spielen Streiche, Schmu'el und sein Freund Pisserl kleben ihrem Talmudlehrer Mejer Kopfkrätze die Flügel mit Pech fest; König David betrügt seine Frau Bethseba; der »Messias-Stier« flieht in Panik ins christliche Paradies, wo er in schwierigen Verhandlungen ausgelöst werden muß. Das einzige, das fehlt, ist der Tod. So kommt es, daß ein armer paradiesischer Schneider, der sich aus Liebeskummer erhängen will, es wegen seiner Unsterblichkeit aber nicht vermag, jeden irdischen Schneider beneidet, der zum Strick greifen kann.Was die Phantasie der Menschen von jeher beflügelte, ihre Vorstellungen vom Paradies, ihre Hoffnungen und utopischen Entwürfe paradiesischer Zustände, verkehrt Itzik Manger ins Gegenteil. Die Welt steht auf dem Kopf. Es ist im Paradies wie auf der Erde - nur ein Gran schlimmer.In diesem Werk verbinden sich jahrtausendealte biblische Traditionen mit chassidischen Erzählungen und der zarten Ironie des Erzählers Itzik Manger.

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