- Untersuchungen zu Gestaltung und Funktion des Geistlichen im Erzahlwerk Theodor Fontanes
von Hans. Ester
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1m zehnten Buch des zweiten Teils von 'Dichtung und Wahrheit' berichtet Goethe, wie Herder wahrend ihres Aufenthaltes im ElsaB den 'Landpriester von Wakefield'! vorgelesen habe. Die Bekanntschaft mit dem Werk Gold smiths veranlaBt Goethe zu folgender Betrachtung: Ein protestantischer Landgeistlicher ist vielleicht der schonste Gegenstand einer modernen IdyIle; er erscheint, wie Melchisedek, als Priester und Konig in einer Person. An den unschuldigsten Zustand, der sich auf Erden denken liiBt, an den des Ackermanns, ist er meistens durch gleiche Beschiiftigung sowie durch gleiche Familienverhiiltnisse gekniipft; er ist Vater, Hausherr, Landmann und so voll kommen ein GIied der Gemeine. Auf diesem reinen, schonen, irdischen Grunde rubt sein hoherer Beruf; ihm ist iibergeben, die Menschen ins Leben zu fUhren, fUr ihre geistige Erziehung zu sorgen, sie bei allen Hauptepochen ihres Daseins zu segnen, sie zu belehren, zu kriiftigen, Zll trosten, und wenn der Trost fUr die Gegenwart nicht ausreicht, die Hoffnung einer gliicklicheren Zukunft heranzurufen und Zll verbiirgen. Denke man sich einen solchen Mann, met rein menschIichen Gesinnungen, stark genug, urn unter keinen Umstiinden davon zu weichen, und schon dadurch iiber die Menge erhaben, von der man Reinheit und Festigkeit nicht erwarten kann; gebe man ihm die zu seinem Amte notigen Kenntnisse sowie eine heitere gleiche Tiitigkeit, welche sogar leidenschaftIich ist, indem sie keinen Augen bIick versiiumt das Gute zu wirken - und man wird ihn wohl ausgestattet haben.