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Bücher veröffentlicht von Matthes & Seitz Verlag

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  • von Marie Luise Knott
    22,00 €

    Ein verblüffendes Fragment aus der Vorgeschichte von Black Lives MatterKaum ein Essay von Hannah Arendt ist so umstritten wie ihre 1959 erschienene Kritik an der gesetzlich forcierten Integration schwarzer Schüler und Schülerinnen. Während Arendt die Einwände ihrer liberalen Freunde damals abtat, schrieb sie - die Theoretikerin der Freiheit - dem afroamerikanischen Schriftsteller Ralph Ellison 1965, sie habe seine Replik auf ihre damaligen Ausführungen gelesen, die »nackte Gewalt« bislang nicht bedacht und sein »Ideal des Opfers« jetzt erst verstanden. Um welches Opfer ging es dabei? Um welche Blindheiten? Und was erzählt diese Episode über die damalige Zeit und über das Werk Hannah Arendts? Marie Luise Knott entfaltet ein eindrückliches Mosaik an Gedanken, Bildern und Reflexionen zu den Hintergründen von Arendts Briefs und öffnet so einen Blick in den Abgrund der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. Ferne und Nähe afroamerikanischer und jüdischer Erfahrungen werden erfahrbar am Beispiel dieser beiden öffentlichen Personen, die Welten voneinander trennten, auch wenn sie nur einen Zahlendreher entfernt in derselben Straße lebten. Beide konnten von ihren Fenstern aus auf den selben Fluss blicken, der gleich um die Ecke in jenes Meer mündet, über das beide, Schwarze wie Juden, einst, wenngleich unter konträren Bedingungen, ins Land kamen.

  • von Matthias Wittmann
    15,00 €

    Der skelettlose Krake ist ein Virtuose der Veruneindeutigung, Sand im Getriebe einer Verwaltung, die keine Ambiguität duldet. Seine Absonderlichkeit macht den Kraken als unaufhörliche Abweichung - auch von sich selbst - unberechenbar. Die Figur des Tentakels dient in diesem außergewöhnlichen Essay sowohl der Analyse und Kritik des Bestehenden als auch dem Gegenentwurf eines Noch-Nicht. Im sich entspinnenden Dialog zwischen den Krakengestalten in Zoologie und Mythologie, Medien und Kulturtheorie, Phänomenologie und politischer Philosophie sowie Film-, Literatur- und Kunstgeschichte kommt es zu überraschenden Wendungen, aus deren Zugriff sich der Krake immer wieder entwindet, um Formen eines epistemischen Ungehorsams durchzuspielen, die schließlich bei einem neuen Gesellschaftsvertrag ankommen, basierend auf der Anerkennung von Schutzlosigkeit und Verletzlichkeit. Matthias Wittmann beleuchtet blinde Flecken unserer Gesellschaft und etabliert mit dem Kraken eine Gestalt unserer krisenhaften Gegenwart sowie eine Figur der Störung menschlicher Wissensordnungen.

  • von Klaus Dörre
    24,00 €

    Nachhaltig kann eine Gesellschaft nur sein, wenn sie den Zwang zu immer neuen Landnahmen bricht, der im kapitalistischen Besitz als Strukturprinzip angelegt ist. Eine Gesellschaft, die dieses expansive Prinzip auf demokratische Weise überwindet, muss eine sozialistische sein, argumentiert Dörre in diesem grundlegenden Buch.Um wieder Strahlkraft zu gewinnen, muss der Sozialismus jedoch von seinem dogmatisch erstarrten Anspruch abrücken und nochmals zu einer attraktiven Utopie werden. Inhalt dieser Utopie kann nicht mehr die Befreiung der Produktivkräfte aus den Fesseln hemmender Produktionsverhältnisse sein. Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts, der die eigene Geschichte und sein vielfältiges Scheitern reflektiert und mitdenkt, steht für die Suche nach einer Notbremse, die den mit Hochgeschwindigkeit auf einen Abgrund zurasenden Zug zum Halten bringt. Noch aber ist Zeit, die Weichen so zu stellen, dass andere Auswege aus der epochalen ökonomisch-ökologischen Zangenkrise möglich werden. Im Mittelpunkt von Dörres Gesellschaftsentwurf steht eine grundlegend veränderte Beziehung zwischen Gesellschaft und Natur, die feministische, ökologische und auch indigene Strömungen kapitalismuskritischen Denkens miteinbezieht.

  • von Peter Trawny
    14,00 €

    Zu glauben, der europäische Diskurs könne den Nationalsozialismus wie ein Objekt auf Distanz halten, ist im besten Fall eine naive Hypothese, im schlimmsten Fall aber ein politischer Fehler. Man tut dann so, als hätte der Nationalsozialismus mit dem Rest von Europa, mit den anderen Philosophen, mit anderen politischen und religiösen Sprachen keinen Kontakt gehabt, betont Jacques Derrida in einem Gespräch mit Didier Eribon. Und doch haben Philosophinnen und Philosophen seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute die wichtigsten Selbstdarstellungen des Nationalsozialismus ignoriert. Adolf Hitlers »Mein Kampf« gilt noch immer als ein Buch, das einer philosophischen Auseinandersetzung nicht würdig ist. Diese Haltung wirft ein Licht auf die Philosophie selbst. Findet sie in »Mein Kampf« womöglich zu viel von sich selbst? Und was ist es genau, was sie dort findet? Trawnys Lektüre von Hitlers Buch geht der Möglichkeit einer Kontinuität von Philosophie und Nationalsozialismus nicht aus dem Weg. Es ist die Begegnung mit einem Hass, der uns allein schon deshalb bedroht, weil er einmal die Macht ergriffen und das Leben der Gesellschaft beherrscht hat. Es gibt keinen Grund zu meinen, der Hass wäre vergangen.

  • von Norbert Bolz
    15,00 €

    Ist Politik moralisch? Keinesfalls, meint Norbert Bolz. Sie ist vielleicht ideologisch, Kampfplatz widerstreitender Interessen - aber gut und schlecht sind hier keine Tatsachen, sondern bestenfalls Verhandlungssache. In seinem neuen Essay fordert der streitbare Philosoph und Medienwissenschaftler daher die Emanzipation der Politik von der Moral und stellt sich damit in die Tradition der Staatsräson von Machiavelli bis Max Weber. Bolz kritisiert die Rhetorik von Protestbewegungen und NGOs, deren Waffe die Emotionalisierung und Moralisierung politischer Fragestellungen ist und deren Verachtung der Realpolitik gilt. Die Politisierung aller Lebensbereiche und die damit einhergehende Moralisierung aller Politik führt zur Entdifferenzierung unserer gesellschaftlichen Verhältnisse. Mit Blick auf die (Theorie-)Geschichte unserer westlichen Demokratien von Aristoteles über Machiavelli und Hobbes bis Rousseau und Schmitt zeichnet Bolz die Entwicklung des Verhältnisses von Politik und Moral nach. Der Autor knüpft damit an seinen Essay »Die Avantgarde der Angst« an und gibt seinen dortigen Überlegungen einen theoretischen Überbau.

  • von Simon Schaupp
    22,00 €

    Smarte neue Arbeitswelt? Ein schonungsloser Blick hinter ihre glänzenden OberflächenVon der Pflege bis ans Fließband: Es gibt kaum noch einen Bereich der Erwerbsarbeit, der nicht von der Digitalisierung betroffen ist. Sie erscheint dabei als unausweichliches Schicksal. Simon Schaupp vollzieht einen Perspektivenwechsel. Ausgehend von Momenten des Konflikts zeigt sich die Digitalisierung der Arbeitsprozesse selbst als umkämpftes Terrain. Im Zentrum von »Technopolitik von unten« stehen deshalb die Beschäftigten: Mit welchen Strategien reagieren sie auf die Polarisierung der Arbeitswelt in hochqualifizierte Digitalexpert:innen und manuell Tätige, die, algorithmisch gesteuert und prekär beschäftigt, zunehmend ersetzbar werden? Um das zu beantworten, hat Schaupp mit Manager:innen, Ingenieur:innen und Arbeiter:innen gesprochen, politische Organisierungsversuche begleitet und selbst mehrere Monate als Kurierfahrer und in der Elektroindustrie gearbeitet. Seine Forschung macht deutlich: Überall, wo algorithmische Arbeitssteuerung als Mittel der Verdichtung und Entwertung menschlicher Arbeit eingesetzt wird, finden sich auch Vorgänge des Widerstandes und der Selbstorganisation. Schaupps Studie fordert uns so zu einer Revision des Bildes heraus, das wir uns von der Digitalisierung gemacht haben.

  • von Philipp Schonthaler
    38,00 €

    Experimente mit computergenerierten Texten sorgen zunächst für Erstaunen, um dann zu beruhigtem Abwinken zu verleiten: Gute Romane, heißt es, schreibt der Computer (noch) nicht. Doch vor dem Hintergrund des Siegeszugs der Künstlichen Intelligenz gerät die Geschichte der Mechanisierung des Schreibens in den Blick. Wie sich Schreiben und Programmieren zueinander verhalten, rekonstruiert Philipp Schönthaler in dieser groß angelegten Studie. Sein überraschender Gang durch die Geschichte der Literatur eröffnet der gegenwärtigen Diskussion einen faszinierenden Tiefenraum, der Alarmismen wie Heilsversprechen fraglich werden lässt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts übersetzen die europäischen Avantgarden die Produktionsweisen der Industriellen Revolution in neue Schreibtechniken und legen damit den Grundstein für eine Literatur aus dem Geist des Computers. Doch Computer und Kybernetik spalten bereits das Feld der Neo-Avantgarden. Gleichzeitig mit den ersten an Rechenanlagen erzeugten Texten entwickeln sie Schreibweisen einer nichtprogrammierbaren Literatur. Sie machen deutlich, dass Schreiben und Programmieren an unterschiedliche Selbstbestimmungen und Modi der Welterschließung anknüpfen. Angesichts der Automatisierung als globalem Prinzip zeigt »Die Automatisierung des Schreibens« Literatur als Gegenentwurf zu einer algorithmisch modellierbaren Realität, der scheinbar keine Grenzen gesetzt sind. Der Herausforderung stellen kann sich das literarische Schreiben aber nur, wenn es sich auf die Allgegenwart des Digitalen einlässt.

  • von Kai Marchal
    16,00 €

    »Weisheit« ist ein Begriff, mit dem die westliche Philosophie heute wenig anfangen kann, und doch waren es die Gründerväter auch der westlichen Philosophie, allen voran Sokrates, die sich mit der »Weisheit« beschäftigt haben. Immer geht es ihnen darum, das Leben zu ändern und dem Getriebe unserer Welt, die wir heute als kapitalistisch bezeichnen, zu entkommen. Michael Hampe und Kai Marchal unternehmen nun zusammen mit anderen Wissenschaftler:innen und Poet:innen den höchst anregenden und durchaus vergnüglichen Versuch, Konzepte von Weisheit - seien sie theoretisch, narrativ, poetisch, kontemplativ oder meditativ - näher zu bestimmen und zu vermitteln - in der Überzeugung, dass die allgemeine und sich stetig vertiefende Kenntnis der Lebenslehren der unterschiedlichen Kulturkreise nicht nur akademisch eine dringende Aufgabe darstellt, sondern auch für ein mögliches, globalisiertes, friedliches, gedeihliches und auf Dauer fortsetzbares Alltagsleben von Bedeutung ist.Mit Beiträgen von Michael Krüger, Gert Scobel, Daniel Strassberg, Christian Unverzagt, Kai Marchal, Michael Hampe, Elisa Duca und Andreas Walther

  • von Jens Soentgen
    22,00 €

    Die Feuer, die in Australien, Kalifornien oder Brandenburg seit einigen Jahren ganze Landstriche Sommer für Sommer heimsuchen, sind verheerend. Noch größer sind jedoch die ganz alltäglichen Feuer, die in technischen Anlagen am Rande oder inmitten der modernen Metropolen, insbesondere in Asien, Amerika und Europa brennen: in Kraftwerken, in Hochöfen, in Zementwerken, in Industrieanlagen und nicht zuletzt auch in jenen rund 1,4 Milliarden Verbrennungsmotoren, mit denen weltweit Menschen und Waren bewegt werden. Alle diese Feuer müssten in diesem Jahrzehnt auf weniger als die Hälfte zurückgefahren werden, in zwanzig, spätestens in dreißig Jahren dürfte keines mehr brennen, wenn der Klimawandel noch beherrschbar bleiben soll. Ob und wie dies möglich ist, ist dabei nicht nur eine naturwissenschaftliche und technische, sondern auch eine philosophische Frage. Denn das Feuer ist nicht irgendein Hilfsmittel, es ist vielmehr die universelle Technik schlechthin, mit der Menschen ihre künstlichen Umwelten nicht nur schaffen, sondern auch betreiben: Menschen machen Feuer, und Feuer macht auch Menschen. Welche Rolle spielt das Feuer in der Natur? Was hat das Feuer für die Menschen so attraktiv gemacht, dass sie ihm bis heute die Treue halten? Und wie ließe sich der Big Burn, der unser Zeitalter auszeichnet, reduzieren, um zumindest einen Teil der Natur vor den Zerstörungen der feuernutzenden Menschen zu retten?

  • von Ulrich van Loyen
    15,00 €

    Weit bekannt ist die Anekdote, dass die Mafiadarsteller aus den Hollywoodfilmen ihre realen Vorbilder dahingehend beeinflusst haben, die Waffen schräg und nicht gerade zu halten. Und der Erfolg von Roberto Savianos Büchern über die Gomorrha und die Kinderclans zeugt von einem weit über Italien hinausreichenden Interesse der bürgerlichen Gesellschaft an der Struktur und den Geschichten des organisierten Verbrechens. Aber wie viel Mafia erzählt die Literatur und wie viel Literatur steckt in der Mafia? Diese auf ethnologischer Feldarbeit und literarurwissenschaftlicher Theorie gründende Reflexion liest die Werke der Briganten-Literatur, erzählt von den Paten, die ihre eigene Geschichte in Versform verfassen. Mafiakultur ist ein Sammelbegriff, der von einem Zusammenschluss außerhalb des Staates und abseits der Wohlhabenden handelt, von einer revolutionären Kraft, die auf konservativen Werten fußt: Familie, Liebe, Ehre und Rache, wo sie eben geboten ist. Es ist die Möglichkeit, die eigenen Verhältnisse zumindest in der Vorstellung zu überwinden und Teil einer Geschichte zu werden, deren Fortschreibung eng mit der Literatur über sie verbunden ist.

  • von Judith N. Shklar
    25,00 €

    »Die Unterscheidung zwischen Unglück und Ungerechtigkeit hat oft mit unserer Bereitschaft und unserer Fähigkeit zu tun, im Namen der Opfer zu handeln, anzuklagen oder freizusprechen, zu helfen, wiedergutzumachen - oder uns einfach abzuwenden.« Judith Shklar zeigt, dass die Unterscheidung von Unglück und Ungerechtigkeit wandelbar ist: Was vor hundert Jahren noch ein Unglück war, etwa eine Hungersnot, ist heute eine Ungerechtigkeit, weil es Mittel gibt, sie zu verhindern. Statt ideale Theorien zu konstruieren, fordert Shklar uns auf, auf die Stimmen der Opfer zu hören. In ihnen artikuliert sich ein Sinn für Ungerechtigkeit, der in den positiven Theorien der Gerechtigkeit keine Berücksichtigung findet. Die Philosophie hat viel zu selten über Ungerechtigkeit nachgedacht und sie, wenn überhaupt, nur im Rückspiegel ihrer Gerechtigkeitstheorien betrachtet. Shklars Erkundungen zu einem moralischen Gefühl ändern das und zeigen, wie folgenreich der Sinn für Ungerechtigkeit für die Gestaltung eines liberalen Staats und das Leben seiner Bürgerinnen und Bürger ist.

  • von Daniel Illger
    16,00 €

    Wenn ich tot bin, bin ich nicht mehr da. Der Gedanke, so grausam wie aufregend, löst einen Schwindel aus, denn er berührt die Unmöglichkeit, den eigenen Tod zu fassen. Daniel Illger erkennt in diesem Schwindel das Anliegen einer »weird fiction«, als deren wichtigster Autor H. P. Lovecraft gilt. Illger identifiziert die kosmische Angst als eine ästhetische Erfahrung, die aus der Auflösung der grundlegenden Koordinaten unserer Existenz den größten Horror, aber auch ein berauschendes Gefühl der Befreiung zieht. Die kosmische Angst gestaltet das Phantasma der Ich-Auflösung als ein unablässiges Hinabstürzen in unauslotbare Tiefen. In ihr erkennt Illger die Angst unserer Zeit. Ihr Grauen gründet einerseits in der wissenschaftlich plausibilisierten Diagnose, dass das Universum ein sinn- und seelenloser Ort ist, andererseits aber in dem Abgrund der Transzendenz selbst. Bezogen auf die Krisendiagnosen der Gegenwart lässt sich das Projekt einer Kunst, die im Zeichen kosmischer Angst steht, dann als Versuch begreifen, das Ich in der Spannung zwischen Angst vor und Lust an der eigenen Auflösung zu verorten.

  • von Georges Bataille
    22,00 €

    Sein Leben lang befasste sich Bataille mit Fragen der Soziologie und der Ökonomie, die für ihn politische Fragen waren. Und als »Buch über politische Ökonomie« bezeichnete er auch sein 1949 erschienenes Werk »Der verfemte Teil«. In größtmöglicher Überwindung seines Widerwillens gegen die akademische Form versucht er darin, sein gesamtes Denken ausgehend von anthropologischen Befunden auf den Punkt zu bringen. »Politische Ökonomie« bedeutet für ihn immer »allgemeine Ökonomie«, und in ihr ist die Verschwendung wichtiger als die Produktion, sind ein Opfer, der Bau einer Kirche, das Geschenk eines Juwels oder der Potlach, auf den er in den Schriften von Marcel Mauss gestoßen war, wichtiger als der Kurs des Getreides. Bei Bataille wird die allgemeine Ökonomie, und dies in vollkommen rationaler Weise, zur Grundlage von Psychologie und Philosophie, von Kunst, Literatur und Poesie. In der hier vorgelegten, neu durchgesehenen Übersetzung zeigt sich, dass diese Theorie nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat.

  • von Oliver Lubrich
    34,00 €

    Alexander von Humboldt: Von einem, der auszog, die Welt zu erforschen, und dabei ein anderer wurdeVon 1799 bis 1804 reist Alexander von Humboldt nach und durch Amerika, später nach Russland und bis an die Grenze des chinesischen Kaiserreichs. Was seine Reisen begleitet, ist das Schreiben. Aus seinen veröffentlichten, aber auch unveröffentlichten Schriften entsteht in Oliver Lubrichs Untersuchung ein Bild des Reisenden selbst: neugierig und trotz Vorurteilen stets bereit, genau diese an seiner Umgebung zu überprüfen. Das macht seine Aufzeichnungen bis heute so brisant: Sie sind das Zeugnis einer Wissenschaft, die versucht, der Welt so nah wie möglich zu kommen, so genau wie möglich von ihr zu berichten und auch das eigene Scheitern unbedingt produktiv zu machen. Während Humboldt das Wissen über die Welt im Namen der Forschung verändert, verändert die Welt, die er entdeckt, auch ihn: Da ist der missglückte Aufstieg auf den Chimborazo, die unüberwindbare Felsschlucht, die sich in einem wahnwitzigen Verfahren im Text niederschlägt. Da sind der Orientalismus und die Antikisierung der überseeischen Kulturen - Verfahren, die Humboldt dekonstruiert. Und da ist die Zensur seiner Schriften im zaristischen Russland, die ihn dazu zwingt, verdeckte Formen für die Erzählung einer Reise unter politischem Druck zu finden, die brandaktuell sind. Immer mehr erscheint Humboldt nicht nur als Schreibender, sondern auch als Geschriebener. In jedem Buch wagt er einen anderen Entwurf, um Objektivität und Subjektivität neu zu vermitteln. Seine intellektuelle Biografie zeigt, dass in der Veränderung selbst der größte Erkenntnisgewinn liegt.

  • von Andreas Malm
    28,00 €

    In diesem glühend polemischen, analytisch versierten und mit Fakten gesättigten Buch entwickelt Andreas Malm ein bestechendes Argument: In einer sich erwärmenden Welt ist es wichtiger denn je, zwischen dem Natürlichen und dem Sozialen zu unterscheiden. Nur durch die spezifisch menschliche Handlungsfähigkeit wird Widerstand möglich und Veränderung denkbar. Aus vielerlei Perspektiven werden die Veränderungen des Klimas und die Erwärmung der Erde analysiert. Angesichts der Dürren und Ernteausfälle, der Überschwemmungskatastrophen und Stürme ungeahnten Ausmaßes, all der realen Auswirkungen, die die Erderwärmung heute schon zeitigt, erscheinen diese Konzepte jedoch nichtig. Für Andreas Malm ist die Klimabewegung der Maßstab, an dem sich Theorie künftig wird messen lassen müssen. Er ruft auf zum klaren Benennen der Gegner und ihrer politischen Verstrickungen, denn der Handlungsträger der Erderwärmung ist allein der Mensch.

  • von Henri Meschonnic
    20,00 €

    Die Kraft der Worte übersetzen, nicht nur ihren Sinn - diese Aufgabe stellt sich Henri Meschonnic, wenn er die Bibel aus dem Hebräischen neu übersetzt. Warum es dabei um Ethik und Politik geht und warum die Fragen, die sich daraus ergeben, alle und jeden angehen, zeigt Meschonnic in diesem einflussreichen Buch, das in der Übersetzung von Beatrice Costa erstmals auf Deutsch erscheint.Übersetzen ist eine durch und durch ethische und politische Angelegenheit, denn hier treten Vorstellungen und Konzepte zutage, mit denen Sprache gedacht wird. Es macht einen Unterschied, ob man beim Übersetzen vom Modell des Zeichens ausgeht, von den Kategorien von Form und Inhalt, Wort und Sinn, Ausgangssprache und Zielsprache, oder ob der Rhythmus im Text, die Sprechbewegung in der Schrift, die Körperlichkeit und Stimmlichkeit der Rede in der Übersetzung hörbar bleibt. Dazu muss nicht nur das Übersetzen neu und anders gedacht werden, sondern das Sprachdenken insgesamt. An die Stelle der hermeneutischen Übersetzung tritt bei Meschonnic deshalb eine poetische Übersetzungspraxis, die auf das hört, was ein Text als sprachlicher Akt macht. Ethik und Poetik zusammendenken, um die Politik des Übersetzens und alle Formen des Politischen in der Sprache zu verändern - nicht mehr und nicht weniger steht auf dem Spiel.Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Hans Lösener und Vera Viehöver.

  • von Aleksandr Puškin
    18,00 €

    Aleksandr PuSkins Urgroßvater Abram Hannibal war im Kindesalter in Afrika gefangen genommen und Peter dem Großen als Geschenk überreicht worden. Später würde er trotz aller Widerstände eine beeindruckende Militärkarriere hinlegen.Dieses Detail seiner Familiengeschichte nimmt PuSkin in diesem unvollendeten Roman zum Ausgangspunkt: Im Roman Ibrahim genannt, wächst Abram am Zarenhof auf und wird mit Ende zwanzig von seinem »Patenonkel« Peter dem Großen auf die Pariser Artillerieschule geschickt. Aus der Beziehung zu einer Gräfin geht ein Kind hervor, das nach der Geburt gegen einen weißen Säugling getauscht wird, damit der Ehemann der Gräfin keinen Verdacht schöpft. Nach seiner Rückkehr an den Zarenhof verläuft sich sein Kontakt mit der Gräfin trotz wiederholter Liebeserklärungen ihrerseits. Peter der Große will ihn zudem mit Natalja Gavrilovna, der Tochter eines Bojaren verheiraten. Sosehr Ibrahim sich jedoch auch ins Zeug legt: Natalja entzieht sich ihm und verkündet schließlich, sie möge lieber sterben, als mit dem »Mohren« vermählt zu werden.

  • von Helga Kurzchalia
    18,00 €

    Das von Hermann Henselmann als Wohn- und Kinderkaufhaus konzipierte Haus des Kindes befand sich am Eingang zur damaligen Stalinallee. Das dortige Leben ist der Ausgangs- und Kristallisationspunkt eines episodenhaft erzählten Romans, der vor dem 17. Juni 1953 beginnt und 1965 endet.Als die kommunistischen Eltern der Erzählerin nach Kriegsende aus der englischen Emigration nach Deutschland zurückkehren, ziehen sie schon bald mit ihren Kindern in das beeindruckende Gebäude am heutigen Strausberger Platz. Durch die Augen des Mädchens begegnen wir ihren Nachbarn Hermann und Irene Henselmann, Robert und Karin Havemann, den Schriftstellern Alex Wedding, F. C. Weiskopf und Bodo Uhse. Sie alle verbindet der Glaube an ein anderes Deutschland. Doch auch Gleichaltrige lernt das Mädchen kennen. Etwa den Nachbarsjungen, dessen Eltern nach dem Krieg in die Sowjetunion verschleppt wurden und dessen Mutter später in den Westen flüchten wird. Oder ihre Schulfreundin Gilda, die in einem alten Mietshaus hinter der Stalinallee wie in einem anderen Kosmos aufwächst, und die verwaiste Zsuzsa, die nach dem Volksaufstand 1956 aus Ungarn nach Berlin verpflanzt wurde und zu Besuch ins Haus des Kindes kommt. Nach wenigen Jahren fallen die ersten Kacheln von der Fassade auf die Straße, und auch zwischen den Bewohern zeigen sich deutliche Risse. Die Protagonistin erlebt den Widerspruch zwischen ihrer privilegierten Situation und der Außenwelt, zwischen der Stalinallee und ihren Seitenstraßen, deren Lebenswirklichkeit zu den Erwachsenen in ihrer Umgebung oft nur schwer vorzudringen scheint. Zu sehr wird deren Gegenwart von ihrer eigenen Verfolgungsgeschichte und einer idealisierten Zukunftsvorstellung voller Täuschung und Selbsttäuschung bestimmt. Die Erzählerin muss sich - so als lebte sie in einer Scheinwelt - der Realität immer wieder aufs Neue versichern: Was ist wirklich, was eingebildet, und warum muss ständig etwas verschwiegen werden?Helga Kurzchalia hat mit »Haus des Kindes« eine literarische Spurensuche geschaffen, die dokumentarische Genauigkeit mit erzählerischer Originalität verbindet.

  • von Tobias Keiling
    20,00 €

    Alles an diesem Tier scheint ein Statement zu sein: Es verbringt die meiste Zeit seines Lebens hängend in Bäumen, ist mit seinem von grünlichen Algen bewohnten Fell im Blätterwald kaum auszumachen und führt alles Lebensnotwendige so langsam aus, dass es im Menschen immer wieder krasse Ablehnung provoziert hat. Faul sei es, behauptet sein Name in etlichen europäischen Sprachen, »hässlich«, urteilt Hegel, »mangelhaft« Buffon. Wie kaum ein anderes Tier der sogenannten Neuen Welt bringt es Kategorien durcheinander und scheint darüber - mit durchaus menschenähnlichem Antlitz - fortwährend zu lächeln. Erst die Gegenwart findet im Faultier das Sinnbild für ein entschleunigtes Leben und für Kapitalismuskritik.Tobias Keiling und Heidi Lucja Liedke folgen dem furiosen Einfluss des trägen Tiers auf die europäische Moralphilosophie, Natur- und Kulturgeschichte - von der Zeit der ersten Erwähnungen im 16. Jahrhundert über die Megatherium-Mode des 19. Jahrhunderts bis hin zu weit in die Gegenwart reichenden Verästelungen, aus denen uns das Faultier vermeintlich verschlafen anblickt: Es ist an uns, genau hinzuschauen.

  • von Verena Auffermann
    20,00 €

    »Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.« ArchilochosWer kennt sie nicht, die schmatzend-schnaufenden Laute im Laub - und die so wundersame wie wehrhafte Kugel, die sie verursacht? Und wer kennt nicht den Wunsch, es dem Igel gleichzutun und sich zur Not Tausende von Stacheln wie eine Kapuze über den Kopf zu ziehen? Der Igel ist ein scheuer, doch überzeugender Held, der Hasen überlistet, die griechische Philosophie inspirierte und schon seit Jahrmillionen mit kurzen Beinen auf diesem Planeten trippelt.Verena Auffermann folgt der Spur des zweigesichtigen, mitunter agressiven Eigenbrötlers mit flauschigem Bauch und stacheligem Rücken: von den Höhlenmalereien in Lascaux über Tolstoi, Dostojewski und die Meckifrisur bis zu japanischen Igelkraulcafés - und entdeckt die verwundbare Stelle des kleinen Achill - es sind die immer wärmeren Winter und die zunehmend trockene Erde, die das Fortleben des so beliebten wie scheuen Stacheltiers bedrohen.

  • von Hanns Cibulka
    20,00 €

    »Wenn ich das Wort Sizilien ausspreche, bin ich bestürzt über die phonetische Wirkung, da gibt es dreimal das flammenzüngige I, da ist das scharfe zischende S, das Z. In diesem Wort lebt nichts Verträumtes, Romantisches, da ist alles hart, hell und klar.« Hanns CibulkaAls Hanns Cibulka das erste Mal seinen Fuß auf die sizilianische Insel setzt, hat er - die Worte Seumes und Goethes im Kopf - das Gefühl, in eine uralte Heimat zurückzukehren. Doch ist es keine Grand Tour, die ihn hierherführt, sondern der Krieg, und er ist kein Dichter, sondern ein Nachrichtensoldat der Wehrmacht. In einem verrotteten Gehöft hinter einem Olivenhain bezieht seine Regimentsvermittlung Quartier, legt Funkkabel, repariert Leitungen, schließt Fernsprecher an und überzieht das Land mit einem Gewirr von Drähten, das sich über viele Quadratkilometer wie ein Nervensystem über die Insel ausbreitet. Nachts nisten sich die Nachrichtensoldaten in die Gespräche der Offiziere ein und hören Funksprüche ab.»Es ist nicht mein Krieg, der hier geführt wird«, sagt der 22-jährige Cibulka, den es aus der mährischen Heimat nach Sizilien verschlagen hat. Mit dem Feldstecher kann er die Rauchfahne des Ätnas erspähen und sich die von Mythen und vielen Herrschaftswechseln geprägte Geschichte Siziliens vergegenwärtigen - Eindrücke vermischen sich mit Vorstellungen, Erlebtes mit Gelesenem.Nüchtern und eindringlich zugleich beschreibt Cibulka in »Nachtwache« den ereignisarmen, doch stets bedrohlichen Kriegsalltag, in dem die beständigen Anflüge der Jagdbomber ebenso lebendig werden wie die staubige, schattenarme Landschaft Siziliens mit ihren verkarsteten Bergen und der bleiernen Hitze der Luft.

  • von Henry David Thoreau
    28,00 €

    Henry D. Thoreaus Hauptwerk ist nicht »Walden« oder »Über den zivilen Ungehorsam«, sondern sein Tagebuch, das er als 20-jähriger begann und bis wenige Tage vor seinem Tod 1861 führte. Darin notierte er Beobachtungen, die zu den bedeutendsten Naturschilderungen der Weltliteratur zählen, aber auch Gedanken und Refl exionen, die ihn als ganz eigenständigen philosophischen Kopf erkennen lassen. Durch die Lektüre wird deutlich, dass Natur und Politik wie Zurückgezogenheit und der Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung eine Einheit bilden. Stille, Unabhängigkeit, Antimaterialismus, Armut, Antiprüderie, Askese, Selbstdisziplin und mystische Suche sind neben überwältigend präzisen und gleichzeitig poetischen Beschreibungen des Lebens, der Natur, der großen und kleinen Lebewesen die bestimmenden Themen dieses Werks. Während dieses große Tagebuchwerk in Amerika Generationen von Künstlern und Schriftstellern beeinflusste und heute eine überwältigende Renaissance erlebt, ist es in Deutschland nahezu unbekannt. Unsere Ausgabe lädt ein, dieses Meisterwerk zu entdecken und Thoreau unzensiert zu erleben.

  • von Hanna Engelmeier
    20,00 €

    »Das Bedürfnis, in Geschriebenem Trost zu suchen, mag alt sein. Die feinsinnige Klugheit in diesem Buch ist so ernüchternd wie erbaulich, so überraschend wiegroßartig. Kurzum: zum Niederknien!« Judith SchalanskyDass Lesen weit mehr ist als das sinnstiftende Erfassen von Buchstaben, zeigen die vier Übungen, die dieser Essay versammelt. Sie führen das Lesen zusammen mit dem Schreiben, dem Hören, dem Beten und dem Genießen: Der heute nur wenigen bekannte Franz Xaver Kappus regte Rilke durch seine Briefe zu einer Auseinandersetzung mit den Grundlagen des Dichtens an, die bis heute Schreibende (und Lesende) inspiriert. Die Tonaufnahme von David Foster Wallaces Rede »This Is Water« und ein Hörspiel zu Walt Disneys Aristocats zeugen von einem Lesen, das Hören ist. Eileen Myles ¿ndet als Kind ein Rollenmodell in der Lektüre eines Johanna-von-Orléans-Comics und Adorno gönnt sich neben Kritik auch mal Eiscreme. In dieser Engführung von Kritik und Enthusiasmus, Kanon und Pop, Alltag und Ästhetik, Persönlichem und Theoretischem öenbart sich mit jedem weiteren Kapitel genau das, was der Titel verspricht: vier Übungen, die klug, voller Witz und doch mit Ernsthaftigkeit Text und Nebentext feiern und sich zu einer leisen, aber unedingten Leseempfehlung für schwere und nicht ganz so schwere Zeiten fügen.

  • von Levin Westermann
    18,00 €

    Das Schreiben ist immer ein Gespräch. Es überwindet die Grenzen von Raum und Zeit und ermöglicht die Kommunikation mit denen, die waren, und denen, die noch kommen werden. Vergraben in den Texten warten die Stimmen, die Levin Westermann in farbe komma dunkel freilegt, Schicht für Schicht, um ihre Gedanken zu vernehmen - und ihnen dann zu antworten, seine eigene Stimme dem Chor des endlosen Gesprächs hinzuzufügen. Denn das Schreiben ist immer auch ein Überschreiben. Literatur ist Palimpsest. Und alles ist verbunden, im Text und in der Welt. Kein Lebewesen existiert für sich allein, und kein Text entsteht aus dem Nichts. Die Katze, der Igel, der Waldbrand, Paris: Alles ist wichtig und Ausdruck der Welt. Die Sonne, sie scheint auf die Welt. »die sonne ihre strahlen / wie ein feind.«

  • von Susan Taubes
    24,00 €

    Die brillante Sophie Blind steht vor den Trümmern ihrer Ehe und beschließt, sich von Ezra, ihrem Ehemann, scheiden zu lassen. Ein fast skandalöser Schritt, und auch ihr Mann verspricht ihr, sie werde an der Scheidung zugrunde gehen, ist ihm die Ehe 1960 doch eine heilige Institution. In dieser schmerzhaften Situation erkennt Sophie, dass sich ein Riss durch ihr Leben zieht, den weder die unglückliche Ehe noch deren Ende zu heilen imstande sind. Sie beginnt sich zu erinnern: an die Kindheit in Budapest in den 1930er-Jahren, an den Vater, einen praktizierenden Psychoanalytiker, der die Affären ihrer Mutter als Symptom abhakt und der kleinen Sophie schon im Kindesalter erklärt, sie würde am Elektrakomplex leiden. 1939 emigriert die jüdische Familie in die USA, doch auch nach drei Jahrzehnten fühlt sich Sophie, als sei sie nie vom Schiff gestiegen. Einer steilen akademischen Karriere folgte die Ehe mit dem Intellektuellen Ezra, für den sie erst dann die »beste Frau der Welt« ist, wenn er sie endlich zum Schweigen gebracht hat. Haltlose Gewalt und Erniedrigung konterkarieren das nach außen perfekte Leben. Je tiefer sie ihre Vergangenheit reflektiert, desto unwirklicher erscheint ihr die Gegenwart.

  • von Maurice Leblanc
    18,00 €

    Arsène Lupin ist einer der unsterblichen Superhelden der Weltliteratur: ein Gentleman, der nur in den feinsten Kreisen verkehrt, aber auch ein ausgebuffter Einbrecher, der mit seiner überragenden Intelligenz, seinem Blick für noch so kleine Details, seinen seherischen Fähigkeiten und seiner moralischen Überlegenheit jede Gaunerei erfolgreich ausführt und zugleich jeder noch so großen Versuchung, wirklich Böses zu tun, widersteht: Denn wer könnte diesem Raffael der Einbrecherkunst schon die Diebstähle funkelnder Juwelen und teuerster Gemälde aus reichen und reichsten Häusern verargen? Neben Lupin wird selbst sein größter Rivale, der britische Detektiv Sherlock Holmes, zum kleinlichen Erbsenzähler, der unserem Helden immer erst zu spät auf die Spur kommt. Arsène Lupin, der Gentleman-Gauner stellt diese Lichtfigur des Fin de Siècle in all seinen Facetten in einem spannenden Abenteuer voller Esprit vor.

  • von Dietmar Dath
    26,00 €

    Ein rasanter Roman, der ein Jahrhundert umfasst und den Leser in die Zukunft schleudertDer deutsche Logiker Gerhard Gentzen zählte zu den genialsten seines Fachs. Doch wer erinnert sich an ihn? Dietmar Dath macht sich in diesem erstaunlichen, mitreißenden Roman mit Laura und Jan auf die Suche nach jemandem, an den sie sich nicht mehr erinnern. Der Leser betritt einen Denkraum, in dem nicht nur Gerhard Gentzen aufritt, sondern auch noch ganz andere Figuren: Dietmar, der seit zehn Jahren an einem Roman über einen berühmten Logiker schreibt, aber auch Frank Schirrmacher, der sich den Kopf über das Internet zerbricht, Jeff Bezos, Ruth Garrett Millikan, eine schiefe Tante und ein geheimnisvolles Wesen, das das Leben auf der Erde erheblich in Gefahr bringen wird. Das ganze Personal dieses großen Romans stellt sich in den Dienst der Suche nach der Grundlage unseres Lebens in der Gegenwart: der schier unendlich scheinende Rechenleistuneng der Computer. Sie ermöglicht die Flugbuchungen, die Verteilung von Impfstoffen oder Hilfsgütern, die Steuerung der Atomwaffenarsenale oder die detaillierte Abbildungen eines Lebens durch Likes und Kommentare in den sozialen Medien, die es nicht gäbe, wenn Programme nicht die Funktionsweise von Programmen überprüfen könnten. Dass sie das können, hat wiederum mit Gerhard Gentzen zu tun. Kunstfertig und temporeich, humorvoll und immer wieder überraschend schreiben diese vielen Erzählstränge selbst ein Programm - If Then GoTo -, das uns die Chancen und Möglichkeiten der Rechentechnik der Gegenwart erleben lässt und unerwartete Ergebnisse ausspuckt: Science Fiction eben, was sonst.

  • von Anne Weber
    20,00 €

    In einer kleinen Hafenstadt am Nordatlantik lebt Sperber, ein Mann mittleren Alters, ein einsames und tristes Leben. Während er eines Morgens am Kai entlanggeht, erscheint wie aus dem Nichts eine Fremde, die ihn kommentarlos auf die Lippen küsst und sogleich verschwindet. Dieses Ereignis reißt Sperber aus seinem Alltag, erweckt eine Sehnsucht, die ihm nichts anderes übrig lässt, als sich sofort auf die Suche nach dieser mysteriösen Frau zu begeben. Schließlich wird er sie in Paris finden. Ihr Name ist Luchs, ihr fehlt ein Finger und sie arbeitet im Hôtel-Dieu. Viel mehr erfährt er nicht über sie, doch die Liebe, die an den Ufern des Atlantiks ihren Anfang nahm, überwältigt ihn. In einer unvergleichlichen Intensität erleben die beiden Liebenden die nächsten Tage miteinander. Doch dann geschieht das Unvorstellbare und Sperber bleibt aufs Neue allein zurück. Anne Webers großes Buch über den Verlust und die Hoffnung öffnet den Weg zu einem Universum, zu dem wir nur dank der Fantasie und der Liebe Zugang haben.

  • von Lianke Yan
    15,00 €

    Ein Meisterwerk moderner chinesischer Literatur von einem ihrer couragiertesten AutorenDie Sonne geht unter über der chinesischen Provinz Henan und taucht das Tal in Rot. Ein toter zwölfjähriger Junge erscheint seinem Großvater in dessen Träumen und erzählt uns diese unglaubliche Geschichte: Vor vielen Jahren folgten die Bürger im Dorf Dingzhuang einem Aufruf der Regierung und verkauften ihr Blut. Ein besseres Leben wurde ihnen versprochen, und der Großvater, Lehrer und Dorfvorsteher, riet ihnen gut zu. Sein ältester Sohn organisierte den Handel, und für eine Weile zog tatsächlich ein wenig Wohlstand ein. Dann aber kam die Krankheit, die die einstigen Spender schlicht das »Fieber« nennen und die sie nun aus dem Leben weht wie tote Blätter von den Bäumen.Yan Lianke erzählt von einer Schicksalsgemeinschaft und ihrem zum Scheitern verurteilten Versuch, in einer extremen Situation menschlich zu bleiben. Voller Trauer und mit einer großen Liebe zum Leben setzt er all jenen Menschen ein poetisches Denkmal, die dem in China bis heute vertuschten Aids-Skandal der 1990er-Jahre zum Opfer fielen. Ein zutiefst bewegender, brillanter realistisch-surrealistischer Roman von einem der wichtigsten chinesischen Schriftsteller der Gegenwart. Ein Buch der Anklage, das in China noch immer auf dem Index steht.

  • von Can Xue
    26,00 €

    Wei Bo irrlichtert durch eine Welt ständiger erotischer Verfügbarkeit, in der er zum Spielball in einer geheimnisvoll matriarchal kontrollierten Gesellschaft wird. Vier Frauen dominieren seine Welt, in der sich alle in permanenter Überwachung befinden, in der Informanten in Blumenbeeten lauern und es vor falschen Berichten wimmelt. Verschwörungen wuchern an allen Ecken und Enden dieser Gesellschaft, die Paranoia und Misstrauen schürt. Manche versuchen zu fliehen - sei es in ein mysteriöses Wellnesshotel oder in die Häuser der Ahnen, die nur unterirdisch durch schlammige Höhlen, Abwasserkanäle und Tunnel erreicht werden können. Andere suchen die Zuflucht in einer Stadt namens Chao, wo traditionelle chinesische Heilpflanzen es ermöglichen, zu einem neuen Selbst zu finden, und versprechen, die Welt etwas glücklicher werden zu lassen. Jedes Leben wird hier von tief vergrabenen Geheimnissen und surrealen Trugbildern heimgesucht.Can Xues meisterhaft erzählte Liebesgeschichte ist eine düster-groteske Farce aus dem heutigen China. Sie zeigt die vielen Gesichter der Liebe - satirisch, tragisch, vergänglich, absurd und erfüllend - vor einer Kulisse aus Kommerz und Industrie, Betrug und Ausbeutung.

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