Große Auswahl an günstigen Büchern
Schnelle Lieferung per Post und DHL

Bücher veröffentlicht von Matthes & Seitz Verlag

Filter
Filter
Ordnen nachSortieren Beliebt
  • von Wolfgang Welsch
    12,00 €

    Organismen verhalten sich zu ihrer Umwelt als wahrnehmende Wesen. Wahrnehmungen scheinen aber der Welt, wie sie »an sich« ist, äußerlich gegenüberzustehen, als Spiegel, Verzerrung oder gar Erfindung von Wirklichkeit. Wolfgang Welsch zeigt, wie Wahrnehmungen den Umwelten der Lebewesen nicht statisch gegenüberstehen, sondern wie sich durch Wahrnehmungen Natur und Kultur in einer evolutionären Perspektive ineinander verweben. Wahrnehmungen verwirklichen Möglichkeitsformen der Natur und verändern diese zugleich rekursiv. Der Natur, der Lebewesen begegnen, sind daher immer schon unbegrenzt viele Wahrnehmungen anderer und vergangener Lebewesen eingeschrieben. Wahrnehmung (Aisthesis) und sinnliche Präferenzen (Ästhetik) sind Motoren der Evolution. Sie differenzieren und kulturalisieren Natur, so wie diese sich in Wahrnehmungen realisiert.

  • von Angela Steidele
    24,00 €

    1840 reisten die Engländerinnen Anne Lister und Ann Walker im Pferdeschlitten auf der zugefrorenen Wolga bis zum Kaspischen Meer und weiter über den Großen Kaukasus nach Tbilissi und Baku. Anne Lister starb völlig unerwartet auf einer Bergtour in Georgien. Ihre Gefährtin Ann Walker benötigte sieben Monate, um den Sarg mit der Leiche der Geliebten zurück nach Halifax zu bringen. Nach dem Entschluss, eine Biografie über die freizügige Tagebuchautorin und verwegene Reisende Anne Lister zu schreiben, begibt sich Angela Steidele auf die Spuren des außergewöhnlichen Paars, begleitet von ihrer Russisch radebrechenden Frau. Hilft ihre Reise, die Abenteuer von Anne und Ann zu würdigen? Was erzählen die Orte, Landschaften und Menschen heute von fernen Zeiten? Kann man überhaupt in die Vergangenheit reisen? Welche Vergangenheit? Zeitreisen erlaubt einen so anschaulichen wie vergnüglichen Blick in die Werkstatt einer Biografin und bildet den zweiten Teil einer Trilogie von Angela Steidele zu biografischem Schreiben, die mit Anne Lister. Eine erotische Biographie (2017) begonnen hat und mit einer Poetik der Biographie 2019 schließen wird.

  • von Johanna Maxl
    20,00 €

    Gewalt, Popkultur, Schmutz, Feminismus und urbane Slums: In einer eigenwillig in Szene gesetzten Sprache beschreibt Johanna Maxl in ihrem Debütroman das Lebensgefühl einer Generation. Gewitztes Verwirrspiel und tragischer Bericht zugleich, ist ihr literarisches Album die atemlos und schlaglichtartig erzählte Geschichte der Suche nach der offenbar grundlos verschwundenen Johanna, mutmaßlich die Mutter der hier im Kollektiv und einzeln sprechenden Kinder. Im Laufe der Geschichte, in der Erinnerungen an Johanna aufblitzen, Fragen nach ihrem Verschwinden gestellt und teilweise absurde Bruchstücke des mal kindlichen, mal jugendlichen Alltags preisgegeben werden, verlieren die Lesenden mit den Kindern den Boden unter den Füßen, und stürzen ins Offene. Maxls literarische Vermessung fluider Identitäten im 21. Jahrhundert ist die wie mit einer Handkamera gefilmte Dokumentation der Gegenwart: zu nah, zu fern, unscharf und überscharf zugleich.

  • von Donald Richie
    18,00 €

    Von einem der größten Kenner mit poetischer Nostalgie geschrieben, versammelt dieser Essay Erkenntnisse und Überlegungen über die japanische Kultur, der klassischen wie der modernen. Es sind die konzentrierten Beschreibungsversuche all dessen, was Donald Richie in den sieben Jahrzehnten seines Lebens in Japan durch Erfahrung und Beobachtung zu begreifen versuchte. Gegen Ende seines Lebens zieht er in seinem letzten Buch die Summe seines gegen alle Widerständigkeit erworbenen Wissens über seine lebenslange Liebe Japan. In einer Mischung aus westlicher Didaktik und traditioneller japanischer Formlosigkeit gelingt es ihm, die Essenz des japanischen Wesens zu fassen, das in dem Augenblick, in dem er es zu entdecken glaubt, im Verschwinden begriffen ist. Sein Bedauern über die im 20. Jahrhundert tief in die japanische Tradition eingreifende Kultur des Westens verleiht ihnen eine eigentümliche Dringlichkeit.

  • von Frank Witzel
    10,00 €

    Frank Witzels hinreißend komischer Roman über Leben und Werk der Schriftstellerin Bettine Vondenloh - deren Romane 120 Seiten nie überschreiten und stets Bestseller werden - ist Literaturbetriebskrimi ebenso wie skurrile Dorfgeschichte: Ein gigantischer Wal beginnt darin gehörig zu stinken, die Psychoanalytiker Jacques Lacan und Wilhelm Reich entkommen knapp einem gefährlichen Sturz, eine riesige Wachsstatue Himmlers offenbart ihr Innenleben und der Erzähler kommt in Verdacht, ein Verhältnis mit der in die Jahre gekommenen Schriftstellerin gehabt zu haben. Am Ende wissen wir zwar nicht mehr als zuvor, aber sind um einiges klüger.

  • von Paul Valery
    16,00 €

    Freiheit, Tyrannei, »Volk« und Monarchie - Themen, die Paul Valéry zwischen 1936 und 1938 in einem separat geführten Carnet notierte, das parallel zu seinen legendären, lebenslangen Cahiers entstand. In den historischen, zeitgeschichtlichen, politischen Aperçus und Kurztexten geht es ihm darum, Tiefenstrukturen anarchischen Denkens und Handelns aufzuspüren: um eine Kritik von Staatsformen, problematische Grundfragen zu Nation und Gesellschaft, zu Souveränität und Autorität, zu Macht, Gewalt und Angst, um Rechtsformen und Rechtsprechung - wie auch um deren historische Akteure, etwa Napoleon, Trotzki, Hitler oder den Zufall. Seine Überlegungen sind hellsichtig und überraschend; geschrieben in einer Vorkriegszeit, verbinden sie sich erschreckend direkt mit unserer Gegenwart

  • von Jean François Billeter
    12,00 €

    Lassen sich das wesentliche Bedürfnis und das wesentliche Begehren des Menschen so bestimmen, dass die daraus gewonnene Erkenntnis in der historischen Krise, in der wir stecken, wegweisend sein könnte? Billeter bejaht diese Frage und legt hier den Kern einer solchen Erkenntnis vor. Er hat die Form der Skizze gewählt, um die Diskussion anzuregen und die Punkte auseinanderzuhalten, über die diskutiert werden muss. Dadurch vermeidet er auch, ein großes Gedankengebäude zu errichten, das zu einem Hindernis werden könnte. In Form, Inhalt und Absicht ein völlig neuer Ansatz. Die fünfzig Skizzen sind nach musikalischem Vorbild in zwei Suiten unterteilt. Die erste ist mehr philosophisch und beleuchtet insbesondere die Sprache und das menschliche Subjekt. Die zweite ist mehr historisch-politisch und zieht mögliche praktische Konsequenzen.

  • von Eric Vuillard
    10,00 €

    1884, nach der Berliner Kongokonferenz, begann eine Kolonialherrschaft von ungekannter Brutalität, die das Land bis in die Gegenwart hinein zeichnet. Éric Vuillard zeigt kleine Brüsseler Beamte, aufgeschwungen zu Dschungelherrschern, die zu Vollstreckern der europäischen Rohstoffgier werden, und er verleiht ihren zahl- und namenlosen Opfern eine Stimme. Kongo ist eine mitreißende Erzählung und ein erschreckend lebendiges Zeugnis banaler Grausamkeit und des beginnenden Weltkapitalismus.

  • von Lorraine Daston
    14,00 €

    Der Verweis auf natürliche Ordnungen ist eine Konstante in menschlichen Normsetzungen. Scheinbare Verletzungen des »Natürlichen« durch menschliche und nichtmenschliche Akteure rufen starke emotionale Reaktionen hervor: Staunen, Furcht oder Schrecken. Doch wie kann Natur zum Vorbild menschlicher Normierungen werden? Verbirgt sich dahinter nicht einfach ein naturalistischer Fehlschluss? Lorraine Daston zeigt, dass die Naturalisierung von Ordnung tief mit dem Bedürfnis des Menschen nach Repräsentation verbunden ist. Natur erscheint als Modell menschlicher Normierungen nicht nur deshalb unvermeidlich, weil die Ordnungen der Natur stets in der Erfahrung präsent sind. Natur eignet sich in ihrer unendlichen Vielfalt auch als Vorbild aller denkbaren kulturellen Normen.

  • von Eduardo Viveiros de Castro
    25,00 €

    Die Vorstellungen vom Ende der Welt sind so vielfältig und zahlreich wie ihre Kulturen. Von der Sintflut über nukleare Katastrophen bis zur Vernichtung der Menschheit durch ein Supervirus reichen die Fantasien, die nicht nur die Science-Fiction durchziehen, sondern auch ganze Philosophien und Religionen begründen. Die Philosophin Deborah Danowski und der Ethnologe Eduardo Viveiros de Castro beleuchten in diesem Buch die wichtigsten und verbreitetsten Variationen des Themas vom Ende der Welt vor dem Hintergrund der globalen Umweltkrisen im Anthropozän. Die gegenwärtigen Katastrophenszenarien sind zumeist auch Gedankenexperimente über den drohenden Niedergang der westlichen Zivilisation. Es wird klar: Das Ende der Welt muss nicht gleich das Ende aller Zeiten bedeuten. In diesem in viele Sprachen übersetzten Essay ziehen die beiden Autoren eine Bilanz aus den Enden der Welt, um aus ihnen weitreichende philosophische, ökologische und anthropologische Schlussfolgerungen für die politische Praxis zu schöpfen. Ein wichtiges Buch für unsere Zeit, ein Buch, das Hoffnung macht.

  • von Peter Geimer
    20,00 €

    Kaum ein Lebewesen ist uns so lästig wie die Fliege; wo sie auftaucht, stört sie und legt dabei noch eine bemerkenswerte Penetranz an den Tag. Kein Wunder, dass sich seit der Antike gegen diese wehrlosen Insekten eine regelrechte Verdammungsliteratur etabliert hat, die am liebsten jeder Fliege etwas zuleide tun würde. In seiner Kulturgeschichte des scheinbar überflüssigen Insekts zeigt Peter Geimer seinen erstaunlichen Facettenreichtum, von der Faszination für seinen besonderen Sehapparat in Film-, Fernseh- und Fotografiegeschichte über seinen Auftritt in der Malerei bis hin zu seiner zentralen Rolle für die Erforschung der Gene. Angesichts dessen stellt sich die Frage, warum wir die Fliege dennoch mit solch einem Furor ablehnen, umso dringlicher. Ein Verdacht drängt sich auf: Möglicherweise neiden wir ihr ihre stoische Unbekümmertheit und ahnen insgeheim, dass wir ihr wohl gleichgültiger sind als sie uns.

  • von Josef H. Reichholf
    12,00 €

    Auf welche Weise zerstört der Einsatz von chemischen Mitteln in der Landwirtschaft die Lebensbasis vieler Tiere und vermindert ihre Häufigkeit? Der Ökologe Josef H. Reichholf erklärt kundig und anschaulich die Gründe für das massive Insektensterben und die rapide Abnahme der Artenvielfalt. Er zeigt in diesem engagierten und von eigenen Forschungen geprägten Essay, dass das Horrorszenario des »Stummen Frühlings« auf den Fluren durch Glyphosat & Co längst Realität geworden ist, und wie die hochgradig subventionierte, industrialisierte Agrarproduktion die bäuerliche Landwirtschaft vernichtet und globale Probleme verursacht. Eine Agrarwende ist überfällig.

  • von Marie-Luise Scherer
    10,00 €

    Collie-Mischling Alf und seine Artgenossen, die an der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten Wachdienst verrichten und auf Patrouille gehen, sind die Hauptfiguren dieses Klassikers der Reportageliteratur. Marie-Luise Scherer schildert eindringlich und mit bestechender Präzision das Geschäft von Hunden und Menschen am Grenzstreifen.

  • von Merab Mamardaschwili
    16,00 €

    Leben, Denken und Freiheit sind keine Selbstverständlichkeiten für den Menschen. Es sind »unmögliche Möglichkeiten«, die durch ununterbrochene persönliche Anstrengung immer wieder neu erzeugt werden müssen. Bleibt diese Anstrengung aus, laufen wir Gefahr, die »anthropologischen Katastrophen« des 20. Jahrhunderts zu wiederholen. In der dramatischen Philosophie Merab Mamardaschwilis treten unterschiedlich kodierte Figuren wie Proust oder Artaud auf, in denen sich seine Bewusstseinsphilosophie und sein Geschichtsverständnis ausdrücken. Mamardaschwilis Anliegen war es dabei immer, auch dem nicht philosophisch geschulten Leser Philosophieren als eine Aufgabe des Lebens zu vermitteln.

  • von Andreas Arndt
    30,00 €

    Friedrich Schleiermacher war Theologe, Philosoph, Pädagoge und Altphilologe in der bewegten Epoche um 1800. Als emblematischer Sprössling des evangelischen Pfarrhauses steht er wie nur wenige für die kulturelle Blütezeit des Protestantismus, in der sich eine neue Form kultivierter Innerlichkeit und subjektiver Religiosität herausbildete. Andreas Arndt wirft einen neuen Blick auf das Denken Schleiermachers im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Geschehnisse seiner Zeit. Dabei zeichnet er seine intellektuelle Entwicklung nach, verortet sie in seiner changierenden Positionierung gegenüber dem preußischen Staat und rekonstruiert seine gesellschaftspolitischen Konzepte in Reaktion auf die großen historischen Umbrüche, namentlich die Französische Revolution, die Schleiermacher als Ereignis von religiöser Bedeutung versteht. Mit ihr verbindet er die Idee eines Reiches der Freiheit, das Entfremdung und knechtende Arbeit aufhebt und die menschliche Gattung verbindet. In seinem späteren Werk entwickelt Schleiermacher daraus eine Staatskonzeption, welche mehr auf die Gemeinschaft stiftende Gesinnung als auf das Recht setzt, womit er als virtueller Antipode Hegels kenntlich wird. Zu seinem 250. Geburtstag zeigt Andreas Arndt Schleiermacher als Denker zwischen Liberalität, Reaktion und utopischer Kritik und profiliert ihn in dieser Ambiguität als exemplarischen Vertreter der deutschen Geistesgeschichte.

  • von Terence Hanbury White
    30,00 €

    »Der Habicht ist ein Buch über einen Mann und einen Greifvogel und ebenso eine Fabel über das Selbstsein und die Ausübung von Macht. Man kann es als Abhandlung zum Wesen der Freiheit, der Erziehung, der Macht, des Kriegs, der Geschichte, der Klassenzugehörigkeit, der Versklavung, der englischen Landschaft und der Irrungen und Wirrungen des menschlichen Herzens lesen, denn all das ist es und noch viel mehr.« So beschreibt Helen Macdonald dieses in Tagebuchform verfasste Buch über Whites Versuch, einen Habicht zu zähmen, den wildesten aller Raubvögel. Ausgerüstet mit nichts als einem Falknerbuch aus dem 16. Jahrhundert stellt er sich der schieren Urgewalt des Vogels: Der ruchlose und doch unschuldige Jäger entspricht seinem Idealbild des einsamen Einzelgängers, der er selbst war. Die Zähmung wird zu einem metaphysischen Kräftemessen - White will mit dem Vogel auch sein eigenes launisches Wesen bändigen. Letztendlich wird er lernen, dass dem Freiheitsdrang der Natur kein Einhalt zu gebieten ist. Sein schonungsloser Bericht erscheint hier zum ersten Mal auf Deutsch und gehört zu den intensivsten Beschreibungen der Begegnung zwischen Mensch und Tier überhaupt.

  • von Amir Hassan Cheheltan
    21,00 €

    Herr Firuz, Besitzer eines Spirituosenladens im Zentrum Teherans, begreift als Erster, dass sich etwas Großes zusammenbraut. Völlig unerwartet steht sein eigener Sohn als Anführer einer marodierenden Bande Jugendlicher vor dem Schaufenster des elterlichen Geschäfts und wirft wortwörtlich den ersten Stein. Während immer mehr Bewohner des Viertels sich der Chomeini nahestehenden Basidischi-Miliz anschließen, wird vor seinem Laden gestritten, gebetet und geschossen, zugleich erstarkt die Hoffnung, dass vielleicht doch etwas Gutes aus den Ruinen der gestürzten Monarchie entstehen kann. Doch die revolutionären Kräfte radikalisieren sich immer mehr und etablieren schließlich jenes unterdrückerische Regime, das die korrupte Gewaltherrschaft Pahlavis durch einen despotischen Gottesstaat ersetzte, unter dem die liberalen Kräfte im Land noch heute leiden. Amir Hassan Cheheltan war 22 und Student, als die ersten Flugblätter an den Häuserwänden auftauchten, die den Sturz des Schahs forderten. Seine Erinnerungen an damalige Nachbarn und Freunde, an Wut, Chaos und das tägliche Ringen um Normalität eröffnen ein Panorama der iranischen Gesellschaft in Zeiten von Protest, Gewalt und Unsicherheit und sind ein sowohl sachkundiges als auch persönliches Zeugnis von den Ereignissen, die den Iran, Teheran und insbesondere den Mikrokosmos seines Wohnviertels in den Jahren 1978 und 1979 erschütterten.

  • von Emmanuel Carrere
    22,00 €

    Mit einem Gespräch zwischen Emmanuel Carrère und Claudia HammJean-Claude Romand scheint sein Leben im Griff zu haben. Nachbarn und Bekannte schätzen den erfolgreichen Arzt, seine Bescheidenheit und Intelligenz. Doch plötzlich ermordet er seine Frau und seine beiden kleinen Kinder, seine Eltern und deren Hund. Der Versuch, seine Geliebte und sich selbst zu töten, misslingt, möglicherweise gewollt. Die Ermittlungen der Polizei lassen innerhalb von wenigen Stunden die äußere Fassade einstürzen, dahinter gähnt Leere: Romands Leben ist seit 17 Jahren auf Lügen und Betrug gebaut. »Seine Forscherstelle bei der WHO, Geschäftsreisen, Konferenzen mit hochrangigen Kollegen - all das hatte es nie gegeben.« Und niemand hatte je Verdacht geschöpft. Die Nachricht geht durch die Presse und veranlasst Carrère zu seinem ersten Tatsachenroman. Doch nicht die Fakten ziehen ihn in den Bann, sondern die dunklen Triebkräfte dahinter, »der Widersacher«. Er schreibt Romand, trifft ihn, wohnt seinem Prozess bei, befragt ehemalige Freunde, versucht zu verstehen. Mit einem schonungslosen Blick für die Abgründe unserer Psyche und die Rolle des Sprechens und Schweigens zeigt Emmanuel Carrère die Zerbrechlichkeit unserer sozialen Maske - in einer direkten, rohen Sprache, die seine eigene Fassungslosigkeit spürbar macht und von Claudia Hamm für die Neuausgabe kongenial ins Deutsche übertragen wurde.

  • von Georges Bataille
    10,00 €

    Hier wird die ungeheure Geschichte eines Getriebenen geschildert, der sich - während der Nationalsozialismus die Alte Welt in die Katastrophe treibt - quer durch Europa, von London bis Trier, von Paris bis Barcelona, von Prüm bis Wien, »fast zu Tode verausgabt durch Sauferei, durchgemachte Nächte und Bettgeschichten. Diese willentliche und systematische Verausgabung ist eine Methode, die die Verlorenheit in Erkenntnis umwandelt und den Himmel im Niederen entdeckt«. Mit diesem alles umstürzenden Roman, der kaum einer ist, beginnt die Literatur unserer Zeit. »Ein sehr lebhafter Wunsch: dass die jungen Leute an unserer Stelle über Bataille zu reden wagen, dass sie wagen, was wir nicht zu tun wagten.«

  • von Ernest Fenollosa
    12,00 €

    Dieser poetologische Essay Ernest Fenollosas entstand um 1908, im Todesjahr des amerikanischen Kulturphilosophen und passionierten Orientalisten. Von Ezra Pound 1918 herausgegeben und mit einem Vorwort versehen, wurde er von Eugen Gomringer 1972 erstmals übersetzt und in der Reihe Kunst und Umwelt veröffentlicht. Ziel war die Erkundung von Sprache und Sprachgeist der viel zu wenig bekannten chinesischen Kultur, um deren Kenntnis es im Westen heute immer noch genauso schlecht bestellt ist wie damals. Fenollosa jedoch bietet keine sinologische Studie, die philologischen Ansprüchen gerecht werden könnte, sondern nichts weniger als eine höchst anregende Grundlegung jeder Ästhetik.

  • von Kirill Medwedew
    20,00 €

    Gefeiert als vielversprechendster Dichter seiner Generation, kehrte Kirill Medvedev vor rund 10 Jahren dem Literaturbetrieb den Rücken. Er verweigerte öffentliche Lesungen, gab das Copyright seiner Texte auf und veröffentlichte sie fortan im Internet: »für alle«, um seine »intellektuelle Souveränität wiederherzustellen«. Seine radikale und kompromisslos selbst gelebte Kritik an den Umständen in Russland und dem entfesselten globalen Kapitalismus führte ihn zum politischen Aktivismus von unten. Antifaschismus für alle versammelt nun Texte aus einem Jahrzehnt - erzählende Gedichte, wütend, zärtlich, voller Gewalt und sie gleichzeitig verdammend, sowie Essays über Literatur und Politik. Seine Texte sind somit nicht nur beeindruckende Literatur, sondern auch brennendes Zeugnis des Wunsches nach Veränderung und der Überzeugung, dass diese möglich ist.

  • von Tomas Espedal
    20,00 €

    Bergeners ist eine ungewöhnliche Liebeserklärung an den zwischen Bergen und Fjorden gelegenen Heimatort Tomas Espedals. Die Erzählung beginnt im extravaganten The Standard Hotel in New York und endet im Berliner Askanischen Hof, denn immer wieder versucht Tomas zu fliehen: vor dem Trubel um seine Person nach dem Erscheinen von Knausgårds Büchern, vor der Einsamkeit, nachdem seine Freundin ihn verließ, vor sich selbst. Jedes Mal kehrt er aber zurück zu dem Ort seiner Kindheit, dem Ort, der seine Erinnerungen konserviert. Meist sind es Erinnerungen an die Frauen,die der Autor einst liebte. So intim, so unmittelbar wie noch nie, erzählt er seinen Nächsten - und damit uns - von seinem wilden und poetischen Leben.

  • von Helwig Schmidt-Glintzer
    12,00 €

    »Was das Reich der Mitte ausmacht«, hat man sich in China selbst ebenso wie außerhalb Chinas seit Jahrhunderten immer wieder gefragt. Helwig Schmidt-Glintzer findet in diesem luziden und so weitreichenden wie knappen Essay die Antwort in der leeren Mitte und in den Bemühungen, diesen Mangel zu kompensieren. Ausgehend von dieser Prämisse leuchtet er zunächst die Identität dessen aus, was unter »China« zu verstehen ist, um dann die der chinesischen Kultur innewohnende Ambivalenz gegenüber Herrschaftsansprüchen zu deuten und die Geschichte der chinesischen Staatlichkeit zu rekonstruieren. Vor diesem Hintergrund wird es möglich, so manches Rätsel zu entschlüsseln, das China dem Westen so oft ist. Vor allem aber wird klar, dass China damit für die globale Moderne möglicherweise besser gerüstet ist als die meisten anderen Länder.

  • von Felwine Sarr
    20,00 €

    >Dunkler KontinentElendsgebiet< oder >Rohstofflager der Welt

  • von Eric Voegelin
    16,00 €

    In den beiden hier versammelten, in sich abgeschlossenen Studien Angst und Vernunft und Vernunft: Die Erfahrung der Philosophen aus den Jahren 1967 bzw. 1973 geht es um ein neues Verständnis der Historiogenesis - die Entstehung von Geschichtlichkeit und die Ablösung von kosmologisch geordneten Gesellschaften durch die lineare jüdisch-christliche Zeitlichkeit - sowie um Fragen der Äquivalenz von Mythos und Philosophie, wie sie Eric Voegelin in seinem Spätwerk entwickelte. Mit der Entdeckung der Äquivalenz war es ihm möglich, zivilisations- und zeitübergreifend identische Probleme in unterschiedlichen Formen ihrer Symbolisierung zueinander in Beziehung zu setzen. Die beiden von Peter J. Opitz herausgegebenen Essays bilden damit einen wichtigen Teil des Bemühens Voegelins um ein Verständnis der Moderne. Sie berühren Grundprobleme der Philosophie und schaffen neue Impulse auch zu aktuellen politischen Fragestellungen.

  • von Robert Macfarlane
    38,00 €

    Eisvogel, Brombeere, Zaunkönig - was, wenn die Wörter für die lebendige Natur unbemerkt aus der Sprache, den Märchen und Geschichten, der Wirklichkeit verschwänden? Was wir nicht benennen, können wir nicht wertschätzen. Dieses Buch ist der Gegenzauber zu Beton, Feinstaub und Entfremdung. Die prächtigen Aquarelle von Jackie Morris weisen den Weg in einen geheimen Garten, zu dem jeder den Schlüssel besitzt. Glockenblume, Efeu und Lerche harren gleich vor unserer Haustür ihrer Neu- und Wiederentdeckung. Golden strahlt der Löwenzahn auf dem Fußballplatz, neugierig betrachtet uns der Star von seiner Ehrenloge auf dem Telefonmast. Robert Macfarlanes von Daniela Seel ins Deutsche gebrachte Verse erkunden zart und zugleich mit spielerischer Wildheit die kapriziösen Blätter des Farns, den verführerischen Glanz einer frisch aus der Hülle gebrochenen Kastanie und die majestätische Ruhe des Reihers, sie steigen mutig hinab ins Nest der Schlange und betten sich auf den rauen Kissen der Heide. Und irgendwo dort, zwischen satten Farben und traumversunkenen Zeilen, entdecken wir sie vielleicht - die verlorenen Wörter.

  • von Caspar Hirschi
    28,00 €

    Das Wort der Wissenschaft hat in der Öffentlichkeit Gewicht. Umso attraktiver ist es für demokratisch gewählte Politiker, sich bei ihren Entscheidungen auf Experten zu berufen. Experten erhalten dadurch eine privilegierte Position in der Gesellschaft, und es mehren sich Stimmen, die vor dem Umkippen der Demokratie in eine »Expertokratie« warnen. Die Auswirkungen für die Wissenschaft finden dabei kaum Beachtung. Ihre Vertreter eignen sich als Skandalfiguren, an denen sich der Volkszorn abreagieren und die Politik schadlos halten kann - eine Entwicklung, die für die ganze Wissenschaft, gerade in antielitären Zeiten, zur Gefahr zu werden droht. In seiner großen Untersuchung rekonstruiert Caspar Hirschi die Geburt des Experten im Frankreich Ludwigs XIV. und veranschaulicht an faszinierenden »Expertenskandalen« aus Geschichte und Gegenwart, welche Risiken eine an politischen Interessen ausgerichtete Wissenschaft eingeht. Eine brisante Analyse mit wissenschaftspolitischer Sprengkraft und ein wichtiger Baustein für die Selbstkritik einer Wissenschaft, deren Vertreter den Platz am Tisch der Entscheider der Rolle des öffentlichen Kritikers immer häufiger vorziehen.

  • von Roger Deakin
    38,00 €

    Roger Deakin begibt sich in seinem wichtigsten Buch auf eine Reise in das fünfte Element - das Holz. Die Reise beginnt im Schatten der Bäume seines Suffolker Gartens, führt ihn durch die Wälder Großbritanniens quer durch Europa bis nach Zentralasien und Australien. Auf der Suche nach den vielfältigen Funktionen und Bedeutungen dieses Materials, das wohl wie kein anderer nachwachsender Rohstoff die Menschheitsgeschichte geprägt hat, beschneidet er die Bäume in Suffolk, schwimmt neben Walnussbäumen des Haut-Languedoc, reist durch die wilden Apfelhaine Kasachstans, lebt in Holzhütten und Bretterbuden und sucht mit Aborigine Frauen nach Karandapflaumen im australischen Outback. Im Schatten alter Bäume trifft er Waldmenschen, lauscht ihren Legenden über den Apfel- und Walnussbaum, über die Eiche und Esche, den Cricketschläger und heidnische Dorfrituale. Deakins literarische Erforschung unserer Beziehung zu den Wäldern ist Autobiografie und Abenteuerroman, Natur- und Kulturgeschichte zugleich und nicht zuletzt eine eindringliche Anleitung zur Achtsamkeit. Seine Lektüre führt mitten ins Herz der Wälder, dorthin, wo wir Menschen »wachsen, lernen und uns verwandeln«.

  • von José F. A. Oliver
    24,00 €

    In seinem neuen Buch mit dem programmatischen Titel wundgewähr packt José F. A. Oliver, "wort & welt im ohr", seinen "rucksack" aus. Sanfte Erdbeben mit jedem Wort. Wie in einem Ruck lässt der "nomadische Heimatdichter" (Ilija Trojanow) alle Zeichen aus dem Sack, um sie wundgemäß neu zu setzen. Mit "wundgewähr": wahrhaft, unverstellt, sachgemäß. Wo es doch darum geht, auf den poetischen Fährten, die sich in jedem Wort auftun, den kontinuierlichen Widersprüchlichkeiten am Leben nachzuspüren. Schreiben mit "messer & gabel & schere & licht". Nach Belieben ist Oliver das Kind, das mit den Sprachen spielt. Er stibitzt sie, wie das Kind die ihm verwehrten Instrumente. Aber Oliver lässt die Sprachen nicht feiern, er gibt sich keinen Sprachspielen hin, er macht aus ihnen lauter Spielsprachen. Bald humorvoll, bald zornig, auch ironisch, mitunter bitter und oft ohnmächtig, zuweilen mit »m:acht« und immer mit Bedacht verleiht er den Wörtern »weltbiss«, um »die welt mit sätzen zu verbessern« und in Gegenwart des Todes »die niederkunft der wundgewähr / aus welken & w:erden« zu verkünden.

  • von Rebecca Solnit
    30,00 €

    Dass wir gehen, scheint uns so selbstverständlich, dass wir oft vergessen, welch kultureller Reichtum, wie viel zu bergendes Glück in unserer alltäglichen Fortbewegungsart liegt. Mit ihrer ebenso leichtfüßigen wie fesselnden kulturgeschichtlichen Expedition verfasst Rebecca Solnit eine Ode an das Gehen und macht sich auf den Weg, um auf Demonstrationen, Pilgerreisen, Bergwanderungen, Stadterkundungen und auf dem Laufband dem Geheimnis des aufrechten Ganges auf die Spur zu kommen. Zu ihrer Reiselektüre gehören dabei sowohl antike Philosophen und romantische Naturschwärmer als auch umherschweifende Surrealisten und Bergsteigerberichte. Bald euphorisch, bald nachdenklich schärft sie so unser Bewusstsein für den menschengerechten Rhythmus des Gehens, in dem Körper und Geist mit der Außenwelt zusammenfinden. Ein ebenso beglückendes wie meditatives Buch, das in Zeiten allgegenwärtiger Ankunftsversessenheit und technischer Beschleunigung zur Rebellion aufruft und längst ein Klassiker der modernen englischsprachigen Literatur geworden ist.

Willkommen bei den Tales Buchfreunden und -freundinnen

Jetzt zum Newsletter anmelden und tolle Angebote und Anregungen für Ihre nächste Lektüre erhalten.