Über Alles über alles
Warum dreht sich am A¿quator die Erde schneller? Wofu¿r wurden Aquädukte gebaut? Max Ho¿fler hat die Antworten parat: Es sind die Beschleunigungskräfte des flotten Springbocks und des zackigen Impalas, die den Untergrund zum Rotieren bringen, und in den Hochleitungen sollte einst der Lambrusco und Veltliner fu¿r die Haute Vole¿e rinnen. Es sind die Fragen des Trivial Pursuit-Spiels, die sich Ho¿fler in Alles u¿ber alles als Ausgangspunkt fu¿r Mutmaßungen u¿ber die Beschaffenheit der Welt hernimmt, streng formelhaft und stets als Gegenfrage formuliert. Der Kanon weitgehend nutzlosen Wissens ist als Unterscheidungsmerkmal sogenannter Eliten funktionslos geworden. Max Ho¿fler lässt dieses in grotesken "Erklärungen" verpuffen und treibt dessen Trägern die Bildungsdu¿nkel aus. Eine hybride Kunstsprache, die sich der kreativen Energie der Idiome von Halbstarken, kleinbu¿rgerlichen Poseuren und Spru¿cheklopfern des Privat-TV zunutze macht, usurpiert das Pädagogendeutsch des Gesellschaftsspiels. Neuseeländische Kampfschafe und Berserker-Pinguine machen sich u¿ber das Thema Postfaktizität her und diverse, uns Lesende aufs Korn nehmende Clickbaits und Bilder stellen Hierarchien von Wissensgenerierung bloß. Alles u¿ber alles bietet ebenso extravagante Unterhaltung wie deren Dekonstruktion, und noch mehr: Wenn der Enzyklopädist die Herkunft der roten Farbe der Golden Gate Bridge mit dem Blutzoll, den die Arbeiter bei deren Errichtung zahlten, erklärt, tippt er Wis- sensformationen an, die nicht nur beim trivialen Party-Spiel unter den Tisch gekehrt werden.
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