Über Auf falschem Gleis
Es bedurfte einiger Diskussionen, ehe sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Regierung des Großherzogtums Baden zum Bau einer Eisenbahn bereit fand. Schließlich entschied man sich, entsprechend der Ausdehnung des Landes in Nord-Süd-Richtung, für den Bau einer Strecke von Mannheim bis zur Schweizer Grenze. In dem am 29. Mai 1838 verabschiedeten Gesetz stand zu lesen: "Von Mannheim über Heidelberg, Karlsruhe, Rastatt, Dinglingen und Freiburg bis zur Schweizer Grenze bei Basel wird eine Eisenbahn erbaut, Kehl wird durch eine Seitenbahn mit der Hauptbahn verbunden." Nahezu siebzehn Jahre sollte es dauern, bis das Ziel erreicht war. Bei der Ausführung entschied man sich am Beginn, um von den Erfahrungen der damals führenden Eisenbahnnation zu profitieren, für das englische Vorbild: für Linksverkehr und auf einer Spur, die breiter war als die der schon bestehenden deutschen Bahnen. Wie sich zeigen sollte, eine kostspielige Entscheidung. Und doch lässt sich sagen, dass das Großherzogtum Baden, dieser Flickenteppich aus unterschiedlichsten Territorien, seine staatliche Identität und Prosperität nicht allein durch die Tulla'sche "Rectification" des Rheins als Verkehrsader erhalten hat und durch eine vergleichsweise liberale Verfassung, sondern auch durch die die Landschaften verbindende Eisenbahn. Ungetrübt war das allerdings nicht zu haben. Das neue Verkehrsmittel wurde zwar vielerorts als Fortschritt gepriesen, versetzte aber mit seiner "ungeheuren Geschwindigkeit" nicht wenige Zeitgenossen in Furcht und Schrecken. Eisenbahnkrankheiten wurden in mancherlei Formen diagnostiziert. In den Anfangsjahren und noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren es, weithin vergessen, vor allem die auch in Baden zahlreich auftretenden Eisenbahnunfälle, die ihre Opfer forderten. Die schwersten davon bei Freiburg und Heidelberg.
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