von Adrian Flasche
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Studienarbeit aus dem Jahr 1995 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1, Universität Lüneburg (Kulturwissenschaften), Veranstaltung: Seminar Einführung in die Kulturphilosophie, Sprache: Deutsch, Abstract: Immer wieder wird die Frage gestellt, welche von den vielen Kulturen der menschlichen Zivilisation denn die allgemeingültige für die gesamte Menschheit sei. Spätestens seit der Industriellen Revolution vor knapp 200 Jahren hat die sog. westliche Welt die ¿Führung¿ der Erde übernommen, mit dem Selbstverständnis, mit ihrer liberalen, demokratischen Gesellschaftsform und ihrer Marktwirtschaft die ideale Gesellschaftsform für die ganze Menschheit zu sein. Andere Kulturen mit jeweils differenten Lebensformen erheben diesen Anspruch aber ebenso.Doch das Phänomen der verschiedenen Kulturen besteht nicht nur international, sondern auch innerhalb einer Gesellschaft, in ihrer Binnenstruktur, wo sich die Konflikte mit der Kulturdifferenz besonders herauskristallisieren. Einerseits streben kulturelle Minoritäten die Gleichberechtigung an, verlangen also dieselben Rechte, die der Majorität eigen sind. Andererseits wollen ethnische Minderheiten jedoch nicht von der Mehrheit assimiliert und somit wiederum diskriminiert werden. Das Ziel von ethnischen Minderheiten ist das Recht, die Freiheit zu erhalten, mit der sie ihre ureigene Kultur erhalten und entfalten können ¿ ebenso, wie die Mehrheit ihre Kultur frei entfalten kann. Somit kämpfen ethnische Minderheiten nicht ausschließlich für Gleichberechtigung, sondern für die Akzeptanz ihrer Andersartigkeit, für ihr Recht auf Verschiedenheit.In einigen Fällen wollen ethnische Minderheiten jedoch auch Kulturen durchsetzen, die den demokratischen Staat hochgradig unterlaufen. Wie soll in solch einer Situation einer ethnischen Minderheit begegnet werden, die eine traditionell antidemokratische Kulturform hat? Besonders uns in den westlichen Industrieländern muß die Frage beschäftigen: Welche Urteilswege stehen uns überhaupt für andersartige Kulturen offen? Sollen und dürfen wir unsere Ideale von Toleranz, Freiheit, Demokratie und Menschenrechten der ganzen Welt mit ihren andersartigen Gesellschaften aufzwingen? In dieser komplexen Debatte, die oft sehr polemisch und undifferenziert geführt wird, hat der Kanadier Charles Taylor mit seinem Essay »Multikulturalismus und die Politik der Anerkennung« 1992 einen besonderen Beitrag geleistet, indem er versuchte, Nüchternheit und Differenziertheit in die hitzige Auseinandersetzung zu bringen mit dem Versuch, konstruktive Antworten auf die multikulturellen Fragen zu geben. Taylors¿ Ansatz wird in diesem Buch dargestellt und kommentiert.