von Friedrich Schiller
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Der Baum, auf dem die Kinder Der Sterblichen verblühn, Steinalt, nichts desto minder Stets wieder jung und grün. Er kehrt auf einer Seite Die Blätter zu dem Licht, Doch kohlschwarz ist die zweite Und sieht die Sonne nicht.Er setzet neue Ringe, Sooft er blühet, an, Das Alter aller Dinge Zeigt er den Menschen an. In seine grüne Rinden Drückt sich ein Name leicht, Der nicht mehr ist zu finden, Wenn sie verdorrt und bleicht.Dieser alte Baum, der immer sich erneut, Auf dem die Menschen wachsen und verblühen, Und dessen Blätter auf der einen Seite Die Sonne suchen, auf der andern fliehen, In dessen Rinde sich so mancher Name schreibt, Der nur, solang sie grün ist, bleibt, Er ist das Jahr mit seinen Tagen und Nächten.Kennst du das Bild auf zartem Grunde, Es gibt sich selber Licht und Glanz. Ein andres ists zu jeder Stunde, Und immer ist es frisch und ganz. Im engsten Raum ists ausgeführet, Der kleinste Rahmen faßt es ein, Doch alle Größe, die dich rühret, Kennst du durch dieses Bild allein. Und kannst du den Kristall mir nennen, Ihm gleicht an Wert kein Edelstein, Er leuchtet, ohne je zu brennen, Das ganze Weltall saugt er ein. Der Himmel selbst ist abgemalet In seinem wundervollen Ring, Und doch ist, was er von sich strahlet, Noch schöner, als was er empfing.