Über Bilder gegen den Krieg
Krieg ist immer auch ein Krieg der Bilder. Es sind die Bilder aus den Nachrichten, die verstören und ungefiltert über den Bildschirm rauschen und sich ungeprüft in den digitalen Netzen verbreiten. Sie sind Dokumente des verübten Unrechts und visuelle Waffen zugleich. Schließlich verfügen Bilder über eine eigentümliche Macht; sie komprimieren den Krieg in einem Symbol. Ob Friedenstaube, Peace-Zeichen, Che Guevaras Bildnis oder die in den Himmel gestreckte Faust - historische Antikriegsbewegungen, mal friedensbewegt und mal revolutionär, haben einen eigenen grafischen Kanon hervorgebracht. Diese Motive wirken lange nach, werdenübernommen, adaptiert, weiterverwendet. Auch im Ukraine-Krieg ist die Bildproduktion sofort angelaufen. Doch dies darf nicht allein Sache der Medien sein, die im besten Fall abbilden und im Schlimmsten manipulieren. Für eine nachhaltige Verarbeitung des Horrors bedarf es einer komplexeren Intervention - einer künstlerischen Auseinandersetzung. Das in Kiew beheimatete Netzwerk »Pictoric« versammelt daher seit Kriegsausbruch Arbeiten ukrainischer Illustratoren und Illustratorinnen, die sich mit dem Einmarsch der russischen Armee in ihrer Heimat befassen. Es gibt stille und persönliche Arbeiten, plakative und mit kämpferischen Slogans ausgestattete und jene, die abstrakt und universell lesbar sind. Die Grafiken vereint die Dringlichkeit der historischen Situation und der klar formulierte Anspruch der Initiative, diese Bilder in die Welt zu tragen. Diese Bilder vermitteln einen ungeahnt tiefen Einblick in die Schrecken des Krieges und den mentalen Zustand, in dem sich die ukrainische Gesellschaft befindet. Aber sie geben auch Hoffnung, denn wo es noch Kunst gibt, kann nicht alles verloren sein.
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