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Bücher der Reihe Die Andere Bibliothek

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  • von Johann Wolfgang von Goethe
    76,00 €

    Ein literarisches Hohelied der Liebe und doch kaum gelesen: Goethes Briefe an Charlotte von Stein zwischen 1776 und 1786.Ein Werther in Weimar, der klandestine Roman vom Überleben der Poesie im Liebesbriefwechsel.Am Anfang steht eine Silhouette, ein Schattenriss, den Goethe von der Baronesse, Hofdame und Freundin der Herzogin Anna Amalia sah. Am 11. November 1775, soeben am Weimarer Musenhof eingetroffen, trifft der 26jährige berühmte Autor des Werther auf die sieben Jahre ältere Charlotte von Stein - verheiratet mit dem herzoglichen Stallmeister.Die Sprache der Liebe in unendlichen Variationen wird wie neu erfunden, auf über 1700 "Zettelgen". Billette, Botschaften, Beteuerungen lesen wir, die von einer für Goethe wohl unvergleichlichen Liebe erzählen, die zugleich doch nichts ist ohne Sprache, seine Sprache - "immer frisch auf Traumglück auszugehen".Nur Goethes Korrespondenz ist überliefert.Aus ihr entwickelt sich, immer auch als Gesprächsfortsetzung gegenüber einer eher zurückhaltenden Charlotte von Stein und bei allen spannungsvollen Verstimmungen und Enttäuschungen, ein ganz eigener leidenschaftlicher Liebesroman; er begleitet Goethes Arbeit an "Egmont", an "Iphigenie" und an "Tasso". Goethes zärtlich verliebte Mitteilungen, unmittelbarste Spiegelungen seiner Weimarer Dekade zwischen Literatur, Diplomatie und den naturwissenschaftlichen Interessen, ermöglichen ihm ein Weiterleben jenseits des höfischen Pflichtprogramms in der immer enger werdenden thüringischen Provinz. Charlotte ermöglicht ihm die Literatur.Mit Goethes geheimem Aufbruch nach Rom, seiner für Charlotte katastrophalen Flucht vor den Weimarer Verpflichtungen, wird der Briefwechsel endgültig zum Tagebuch-Monolog der Italienreise, auf der Goethe seine ideale Geliebte, seine Liebesprojektion, seine liebe Lotte, seine Charlotte, seinen Werther in Weimar beendet. "Wer lernt aus in der Liebe. Adieu ..."Jan Röhnert, geboren 1976, ist Autor und Literaturwissenschaftler. Er lehrt als Professor am Institut für Germanistik an der Universität Braunschweig. Karl Philipp Moritz` Reisen eines Deutschen in Italien (Band 337 der Anderen Bibliothek) erhellte er essayistisch.

  • von Sinaida Hippius
    38,00 €

    Der erste Eintrag von Sinaida Hippius in ihr "Blaues Buch" vom 1. August 1914 lautet: "Was soll man schreiben? Nichts außer dem einen - Krieg! ...Niemand begreift, was - zum Ersten - ein Krieg ist. Und was er - zum Zweiten - für uns, für Rußland bedeutet. Auch ich begreife es noch nicht. Doch ich spüre ein beispielloses Grauen."Der Beginn des Ersten Weltkriegs machte aus der russischen symbolistischen Lyrikerin und faszinierenden Salonnière, als ein feminines Gesamtkunstwerk die Petersburger Intelligenzija um sich zu versammeln wusste, eine politische Chronistin. Bis zu ihrer Emigration im Dezember 1919 über Polen nach Paris schrieb sie ihr "gesellschaftliches Tagebuch": als scharfzüngige Kritikerin der autokratischen Zarenregierung und des Krieges, den die Mehrheit der Petersburger Künstler- und Intellektuellenkreise euphorisch befürwortete, als Anhängerin der Februarrevolution von 1917 - jedoch als hellsichtige Anklägerin der bolschewistischen Machtergreifung im Oktober 1917. In ihrer großen Wohnung nahe dem Taurischen Palais, dem Sitz der Regierung, wurde sie zur Augen- und Ohrenzeugin: Die Politiker gingen bei ihr ein und aus, die politischen Papiere über ihren Tisch. Die leidenschaftlichen "zeitgenössischen Aufzeichnungen" der Sinaida Hippius sind in ihrer Authentizität aufregende Dokumente, dramatisch lebt in ihnen die Atmosphäre jener Zeit wieder auf.Die Oktoberrevolution machte Sinaida Hippius zur Emigrantin. Die letzten Lebensjahrzehnte verlebte sie mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Dmitri Mereshkowski, in Paris, wo sie 1945 mit 76 Jahren ihr Grab fand.Ein Teil der Petersburger Tagebücher galt bis 1992 als verschollen - sie werden nun zum ersten Mal auf Deutsch veröffentlicht.

  •  
    40,00 €

    »Wer den Gens'darmenmarkt und Mad. Herz nicht gesehen hat, hat Berlin nicht gesehen.« Nichts spiegelt die gesellschaftliche Position der schönen wie geistvollen Frau besser wider: mit ihrem literarischen Salon war Henriette Herz jahrzehntelang Mittelpunkt des kulturellen Lebens in der preußischen Metropole. Die Herren verehrten sie wegen ihrer Schönheit, erlagen aber genauso wie die Damen ihrer geistigen Reize: Schleiermacher, Madame de Stael, Jean Paul, Börne, die Humboldts und viele andere Gelehrte, Politiker und Künstler genossen ihre Gastfreundschaft.Die Aufzeichnungen der aufgeklärten, kritisch und humanistisch eingestellten Frau jüdischer Herkunft, 1818 in Rom begonnen und erstmals 1850 erschienen, bieten eine einzigartige und einzige Quelle der frühen Berliner Romantik. Den äußeren Rahmen ihres Lebens bildet das bewegte, ausklingende 18. Jahrhundert: Berlin auf dem Weg zur Königsstadt von Weltrang, die Französische Revolution, die Befreiungskriege, die Julirevolution, der Übergang der feudalen in die bürgerliche Welt.Briefe jener Jahre ergänzen das Lebensbild einer gebildeten und hoch intelligenten Frau, die »mit allen vorzüglichen Menschen Berlins in geselligem Verkehr« (Henriette Herz) stand: allen voran Friedrich Schleiermacher, mit dem sie eine langjährige Freundschaft verband, Dorothea von Schlegel, Ludwig Börne, August Wilhelm Schlegel und nicht zuletzt Goethe. Und wir begegnen alten »Bekannten« der AB: Chamisso, Humboldt, Jean Paul und Karl Philipp Moritz.

  • von James Agee
    38,00 €

    Ein kolossaler Klassiker der amerikanischen Literatur: politisches Dokument und poetischer Traktat, das künstlerische Zeugnis einer Epoche.Im Sommer 1936 waren der 27jährige Dichterjournalist James Agee und der Fotograf Walker Evans in den amerikanischen Süden gereist - nach Oklahoma und nach Alabama - , um die Baumwoll-Pachtwirtschaft zu dokumentieren: aus dem Reportageauftrag einer Zeitschrift entstand ein erst 1941 veröffentlichtes Werk, das von der New York Library zu den einflussreichsten Buchdokumenten des zwanzigsten Jahrhunderts gezählt wird.Mehrere Wochen lebten James Agee und Walker Evans mit drei ausgewählten weißen Pächterfamilien zusammen und teilten deren erbarmungslos elendigen Alltag und eine kaum vorstellbare Armut, die Bedrohung durch Hunger und Vertreibung. Die schockierende Konfrontation mit diesen Lebensverhältnissen löste auch die Einsicht in die Unmöglichkeit einer herkömmlichen Berichterstattung aus.Buchgestalter: Jürgen Meyer

  • von Salka Viertel
    22,00 €

    Einer der Quelltexte der Exilforschung des 20. Jahrhunderts*»Salkaherz« - ein Genie der Freundschaft im kalifornischen Exil*Wie aus einem Künstlerlexikon zur ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts lesen sich die Namen der Freunde, die Salomea Steuermann, von allen nur Salka Viertel genannt, um sich zu versammeln wusste: Karl Kraus und Alfred Polgar, Max Reinhardt, Thomas und Heinrich Mann, Albert Einstein und Arnold Schönberg, Sergej Eisenstein und Greta Garbo, deren Drehbuchautorin sie war, Bertolt Brecht und Bruno Frank, Hanns Eisler - und viele andere Künstler, mit und ohne Namen.*Diese faszinierende und früh emanzipierte Salka Viertel war kein Hollywood- Filmstar und keine mondäne Gesellschaftsdame, sondern eine begnadete Gastgeberin, die ihr Haus an der Mabery Road in Santa Monica zum vielgerühmten Salon machte - schließlich zum »Hafen für die Heimatlosen«, die europäischen Emigranten nach 1933.*Salka Viertels Lebenserinnerungen, Ende der 60er Jahre in den Vereinigten Staaten erschienen, sind die Memoiren einer fast Vergessenen, die einen unvergleichlichen Blick auf dramatische Jahrzehnte europäischer Kulturgeschichte ermöglichen - vor allem auf die Welt des Theaters und des Films bis 1933 und die Exilierung dieser Kultur in Kalifornien.

  • von Karl Philipp Moritz
    40,00 €

    »Moritz ist hier ... Er ist wie ein jüngerer Bruder von mir ...« Johann Wolfgang von Goethe*Moritz' Italien-Reise: eine autobiographische Selbstfindung, die ihn zu einem Zeitgenossen macht - bewundert von Rolf Dieter Brinkmann, Hubert Fichte oder Peter Handke.*Karl Philipp Moritz war der vom Pech verfolgte Zwillingsbruder von Goethe. Eine tiefe innere Verwandtschaft - viel zu wenig wahrgenommen - eint beide. Fast zeitgleich verbrachten sie römische Jahre. So lebendig, anschaulich und abwechslungsreich wie bei Karl Philipp Moritz wurde Italien nie wieder beschrieben - auch von Goethe nicht.*Die Reisen eines Deutschen in Italien und die Italienische Reise gehören zusammen als die Quintessenz des deutschen Erfahrungsschatzes aus Italien am Ende des 18. Jahrhunderts. Verona ist Moritz' Tor nach Süden, er lernt die Adriaküste kennen, um in Rom, Neapel und Pompei, auf dem Vesuv und auf Capri, in Sorrent und Florenz der Antike nahe zu kommen.*Moritz streift als Melancholiker durchs »ewige« Rom, aber was er sucht, ist schon im Schutt der Gegenwart versunken. Ein faszinierendes Mosaik der großen Stadt entsteht im dauernden, schnellen und sprunghaften Blick- und Szenenwechsel: Kinderspiele, Stierkämpfe, Karneval, Opernarien, komische Heilige, Diebe, Bettler, Aberglauben, Stegreifdichter, Geräusche und Lärm ... Sein moderner Reisebericht liest sich wie eine Postkartenfolge, an die lesende Mit- und Nachwelt eilig von unterwegs verschickt. Seine Reisen sind sein Vermächtnis, das ein wegweisender Essay von Jan Röhnert erhellt.

  • von Simone Stolzel
    36,00 €

    Eine literarische Reise durch die dunkle Seele der Romantik - Von Lüsten, Wahn und anderen Zwängen*Die Visionen der Romantik haben die europäische Kultur der vermeintlich aufgeklärten Moderne geprägt - so viel epochaler Anfang war nie. Ob in der Philosophie, der Literatur oder der Kunst, die Romantik war eine wunderbare Neuaneignung unseres Welt- und Selbstverständnisses.*Zu ihrer Konsequenz geführt aber wird die romantische Idee erst in der Schwarzen Romantik - erst diese leuchtet die Abgründe der Seele, das uns Fremde, die andere Seite der Vernunft aus und lässt die Utopie vom besseren Menschen brüchig aussehen.*Die Kulturwissenschaftlerin Simone Stölzel unternimmt essayistische »Nachtmeerfahrten«, literarisch-anthologische Erkundungen der schillernden schwarzromantischen Bilder- und Symbolsprache.*Nachtmeerfahrten beleuchtet die dunklen, die anderen Seiten berühmter Autoren - die wir neu entdecken, neu lesen lernen: Tieck, Heine oder Hoffmann und Hauff, Gautier, Byron, Shelley und Stoker, Maupassant, Stevenson, Poe und Meyrink, Huysmans oder Kubin - die Liste ist lang und Nachtmeerfahrten geleiten uns in eine Welt der Geister und Schatten, die gerahmt und illustriert wird von Werken der bildenden Kunst.

  • von Gilles Rozier
    38,00 €

    Die Erinnerung an Jiddischland: Der Roman über die Magie einer Sprache, einer Kultur, eines Volkes In ihrem römischen Palais, wie außerhalb der Zeit, hütet Sulamita, eine alte Dame, das Gedächtnis - an ein verlorenes Land, ein versunkenes Atlantis, wo zwischen den beiden Weltkriegen in Warschau die Poesie regierte; verfasst in Jiddisch, dieser unvordenklich alten Sprache, Muttersprache von 11 Millionen Menschen vor dem letzten Krieg.Die Waise Pierre sucht das Gespräch mit Sulamita - auf der Suche nach seiner verlorenen Vergangenheit, den eigenen Ursprüngen, nur mit dem Namen seiner polnischen Großmutter im Lebensgepäck. Sulamita antwortet ihm aus dem Palast der Erinnerung. Wir folgen dem Werdegang von drei Dichtern, »Sternschnuppen« am Himmel von Warschau, die sich entschieden hatten, die alte Sprache Jiddisch einheimisch zu machen: Peretz Markish (1895-1952), Melekh Rawicz (1893-1976) und Uri Zvi Grinberg (1896-1981). Drei Dichter, die sich über alle Kontinente zerstreuten. Damals waren sie jung, hatten ihre Geliebten und den Ruhm in ihrer Sprache - bis zur Katastrophe, in der alles verschwand, das Land und die Bücher, die Körper und die Seelen.»Im Palast der Erinnerung« wird alles wieder lebendig, erwachen die Geschichten, Anekdoten, Briefwechsel, Gedichte; es wiedererwachen alte Landschaften, Polen, Weißrussland, die Ukraine, Österreich-Ungarn - es leuchtet in Prosa und Poesie die Sprache eines alten Europa.

  • von Alexander von Humboldt
    24,00 €

    Alexander von Humboldt (1769-1859) nannte es ein »Lieblingswerk« - seine Ansichten der Natur.Zurückgekehrt von der sensationellen Forschungsreise durch Lateinamerika, schildert der Weitgereiste seine noch frischen Eindrücke. Verfasst hat Alexander von Humboldt keine Faktensammlung, sondern einen grandiosen Überblick über Ströme, Urwälder, Vulkane, Bodenschätze, Klima, Bio- und Geologie, Lebensweise und Wirtschaft der Einwohner des Kontinents.Und wie immer geht es ihm dabei um das lebendige Zusammenwirken aller Kräfte der Natur und der Kultur. Von seiner Fähigkeit zur Synthese, die der modernen Wissenschaftweitgehend abhandengekommen ist, können wir heute nur träumen.In der ANDEREN BIBLIOTHEK sind von Alexander von Humboldt Ansichten der »Kordilleren und Monumente der eingeborenen Völker Amerikas« und sein Hauptwerk »Kosmos«erschienen. 2017 veröffentlichte die ANDERE BIBLIOTHEK das biographische Porträt »Mein vielbewegtes Leben«, präsentiert von Frank Holl.

  • von Miklos Szentkuthy
    44,00 €

    Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für die Übersetzung von Timea TankóEr ist der Solitär der ungarischen Literatur. 60 Jahre arbeitete Miklós Szentkuthy an seinem enormen, uferlosen Werk - auf Deutsch lagen bisher nur wenige Seiten vor. Zu entdecken ist ein literarischer Kosmopolit, ein ungarischer Borges, ein zu jeder Zeit Unzeitgemäßer.»Hier ist ein wirklich amusabler, ein sehr wacher, sensitiver, empfänglicher Geist, der im höchsten Sinne Spaß versteht.« - Thomas Mann, 1949Moderner Mystiker und virtuoser Gedankenjongleur: Mit Apropos Casanova führt Miklós Szentkuthy (1908 -1988) gewitzt ein in seine Gedankenwelt. In der Lektüre der Memoiren Casanovas treibt er sein höchst subjektives Spiel mit der Sprache und der Geschichte. Ob als barocker Liebesabenteurer oder als Pseudo-Abaelard, zerrissen zwischen Scholastik und Héloise - bei seinem Ritt durch die Epochen spricht Szentkuthy mit vielen Stimmen. Sein munterer Assoziationskarneval fügt sich zu einem Stundenbuch über die Liebe und das menschliche Begehren. Bei Erscheinen 1939 durch die Zensur verboten, hat sich das Provokante seiner Prosa bewahrt. Eine ganze Generation ungarischer (Exil-)Literaten kennt Szentkuthys fliegende Metaphern. Endlich können wir den Budapester Solitär auf Deutsch lesen: in einer bestechenden Übersetzung von Timea Tankó.»Szentkuthys Erzählweise, seine Weltsicht, sein Satzbau und Stil lassen sich selbst heute kaum in einen Kanon einordnen.« - György Dalos in seinem Nachwort.

  • von Rolf Vollmann
    44,00 €

    Ginover statt Artus, Jeschute statt Parzival: Wir lernen sie endlich kennen, die Frauen der mittelhochdeutschen Romane um 1200, nicht als bloßes Beiwerk, nicht als Nebenfiguren - die Frauen spielen die Hauptrolle und Rolf Vollmann stellt sie uns vor.Mit erzählerischer Leichtigkeit führt Rolf Vollmann uns ein in die Sagenwelten von Artus & Co., schleust sich selbst ein unter die Protagonistinnen, kommentiert das Geschehen - und macht uns das Mittelalter gegenwärtig: Denn auch dort wurde »gebruncht« - aber vor allem begehrt, geliebt und intrigiert.Parzival und Artus, Willehalm und Lancelot - diese Helden und Hauptfiguren der mittelalterlichen Sagen kennen fast alle. Um die Kenntnis der großen Frauen, die nicht einfach nur an deren Seite standen, ist es schlechter bestellt: Ginover (oder Guinevere) mag noch zusammen mit Artus und Lancelot genannt werden, doch Jeschute und Sigune aus Wolframs Parzival sind nur noch wenigen vertraut. An diesen mittelhochdeutschmodernen Geschlechterverhältnissen rüttelt Rolf Vollmann: Frauen sind die Zentren der berühmten Geschichten.Da gibt es die junge Lavinia, die sich brennend für Eneas interessiert, obwohl ihre Mutter sie deshalb lieber tot sähe; die Königin Ginover, mitsamt Ehemann Artus und Geliebtem Lancelot; die junge Seglerin Sigune, eine Frau aus der Gralssippe, die mit ihrem toten Geliebten in den Armen in einer Linde sitzt, eine Verwandte Parzivals; die schöne Enite, die bei Hartmann von Aue ihren Mann wieder auf Trab bringen muss, der faul geworden ist, kaum hat er sie geheiratet; die hübsche Jeschute, über die der ganz junge Parzival, nachdem er seine verwitwete Mutter Herzeloyde verlassen hat, geradezu in seiner Tölpelhaftigkeit stolpert, worauf ihr Mann die Unschuldige als Nackte durchs Land reiten lässt.Forsch, eigensinnig, manchmal unbarmherzig, immer schön - so stellt Vollmann uns das weibliche Personal des Mittelalterromans vor. Anders als Eschenbach, Hartmann von Aue und alle übrigen anonymen Autoren, die hauptsächlich an den männlichen Helden interessiert waren - späte Gerechtigkeit, die Vollmann lustvoll, mit dem Geschichtenmaterial spielend, vor uns ausbreitet.Keine Seminarlektüre, sondern vergnügliche, heitere Stunden der Muße schenkt uns Rolf Vollmann.

  • von Ilja Ilf
    24,00 €

    Unvergessen ist die literarische Reise des sowjetischen Duos »Ilf und Petrow« durch die Vereinigten Staaten in den dreißiger Jahren: »Wäre Amerika sowjetisch, dann wäre es das Paradies.«Zu literarischen Stars der jungen Sowjetunion wurden Ilja Ilf und Jewgeni Petrow als satirische Beobachter des eigenen Landes: Wie dort »Das Goldene Kalb oder die Jagd nach der Million« 1931 hat erscheinen können, bleibt ein Rätsel. Nun liegt ihr Kultbuch erstmals vollständig übersetzt vor.Es erzählt eine Tour auf den Irrwegen des ersten Fünfjahresplans unter Stalin und überführt das junge Sowjetreich in eine gigantische Farce. Ostap Bender als Romanheld ist »der große Kombinator«, der Kopf einer Bande skurriler Existenzen, grandioser Gauner, die sich als Söhne eines Revolutionshelden das Leben schmarotzend erschwindeln. Und sie alle sind auf den Spuren eines illegalen Millionärs, der sich als getreuer Sowjetbürger und Buchhalter seines Betriebskollek­tivs verbirgt.Seine komödiantische Enttarnung wird zur wahnwitzigen Reise durch die Alltagswelt der Bürokraten und Kleinbürger. Ostap Bender, dem Romanhelden von Das Goldene Kalb, wurde in Odessa, der Heimatstadt des Autorenduos, ein Denkmal gesetzt ... und: Ein 1982 entdeckter Kleinplanet wurde nach den beiden benannt - 3668 IlfPetrow.

  • von Robert Byron
    44,00 €

    Auf dem heiligen Berg Athos ist die Zeit seit dem byzantinischen Reich stehen geblieben - von dort berichtet der exzentrische Klassiker der europäischen Reiseliteratur mit scharfer Zunge und britischem Witz.Im Privatabteil eines Nachtzugs durch Frankreich und in der ersten Klasse eines Dampfschiffs von Marseille weiter nach Piräus: Robert Byron reist standesgemäß. Er ist gerade 22 Jahre alt und hat soeben sein erstes Buch veröffentlicht, Europa 1925, für das er sich auf die Grand Tour von London über Deutschland und Italien bis nach Griechenland begeben hat.Noch immer steht er ganz unter dem Bann der Eindrücke seines Reiseziels, der Schätze byzantinischer Kunst in dem Land, das einst Hellas hieß. Mit Freunden aus Oxford bricht er erneut auf und reist diesmal auf die Athos-Halbinsel, das spirituelle Herz des orthodoxen Christentums.Der Mönchsrepublik auf dem Heiligen Berg widmet er seine ganze Beobachtungsgabe. Sie entdecken vor der Öffentlichkeit und dem Zeitgeschmack verborgene Kunstwerke aus byzantinischer Zeit, die jahrhundertealten Riten und die monastische Tradition einer abgeschottet lebenden Bruderschaft, die nicht nur Frauen seit Urzeiten den Zutritt zu ihrem Heiligtum verwehrt.Für Robert Byron werden die Ostkirche und ihre Überlieferung, die byzantinische Kunst und die orthodoxen Riten zum ästhetischen Ideal, das er dem Geist und der Mode seiner Zeit entgegenhält. Sein bissiger, bisweilen selbst ironischer, häufig gnadenlos aburteilender Blick erschließt uns eine kleine Welt im Verborgenen. Von Gelehrtenprosa ist sein Stil weit entfernt.Byron popularisiert in seinen kritischen Beobachtungen zu Ästhetik, Architektur und Traditionen bildender Kunst den »guten Geschmack«. Seinen Snobismus sieht man diesem jungen Briten dabei gerne nach: Er ist das Salz seiner Beschreibungskunst.

  • von Olga Forsch
    44,00 €

    In Olga Forschs Roman schlägt uns in neun »Wellen« das Panorama einer Epoche entgegen.Das russische Narrenschiff, das durch die Jahre fährt, ist das von Gorki ins Leben gerufene »Haus der Künste«, in dem Maler, Philosophen und Schriftsteller gemeinsam mit Arbeitern lebten und ihre Existenz in den Bürgerkriegsjahren sicherten. Dieses »Narrenschiff« ist beseelt vom Wahn der Kunst: Seine Passagiere sind Menschen in den Jahren nach dem Oktoberumsturz und bis zur Auflösung des Hauses im Jahr 1923, die sich in Kühnheit und Fortschrittlichkeit zu überbieten versuchen.Die ersten »Wellen« kreisen um das Zeitgeschehen, führen uns das Personal des "Silbernen Zeitalters" der russischen Poesie, Boris Pilnjak, Alexander Blok, Viktor Schklowskij und andere, verkleidet vor, die Dichtung Anna Achmatowas bildet die Hintergrundmusik dieser avantgardistischen Wettstreite. Die nachfolgenden Wellen erzählen von Autoren und ihren Werken.In einem assoziativen und episodenhaften Erzählen setzt sich kaleidoskopartig die Zeit zusammen. Russisches Narrenschiff hat ein eigenes Schicksal. Olga Forsch war gewiss keine Dissidentin, doch der Roman verschwand nach der Veröffentlichung 1931: Er wurde weder in die später erschienene Gesamtausgabe der Werke von Olga Forsch aufgenommen noch zu ihren Lebzeiten veröffentlicht.

  • von Grey Owl
    44,00 €

    Grey Owl - indianisch »Wascha kwonessin«, deutsch »Der Vogel, der nachts wandert« - hat eine frühe ökologische Literatur geschrieben, die ihre Überzeugungskraft allein aus der Schilderung der Natur Nordkanadas schöpft.Pfade in der Wildnis ist das erste Buch eines Mannes, dessen kindlicher Wunsch, Indianer zu werden, so groß war, dass er es tatsächlich wurde. Er erzählt von den Wundern der Tier- und Pflanzenwelt und von einem ganzen Kosmos, der des Menschen nicht bedarf und doch von der Zivilisation bedroht ist.Grey Owl führt uns in seinen Geschichten und Episoden in das Leben der kanadischen Trapper, der Fallensteller und Wildtierjäger in der Wildnis, jenseits der »Front«, der äußersten Grenze der menschlichen Besiedelung. Es ist eine Welt, in der allein die Gesetze der Natur Gültigkeit haben, fernab der Zivilisation. Grey Owl beschreibt die Pfade, die noch vor wenigen Jahren allein den Indianern bekannt waren und doch schon bald zu Eisenbahnstrecken und Verkehrsstraßen ausgebaut werden.In einer poetischen Sprache, der die Rauheit und Gewalt der Wälder, Flüsse und Seen und ihrer tierischen Bewohner vertraut sind, ruft Grey Owl das Bild einer Natur von gewaltiger, beängstigender Stärke auf, die aber von der menschlichen Inbesitznahme der Natur bedroht ist.

  • von Honore De Balzac
    44,00 €

    Musikalische Gemälde: Mit ihnen kultiviert Honoré de Balzac ein eigenes Genre. Es sind kunstvolle »Zwischenstücke«, Novellen, die auf virtuose Weise wiederauftauchende Figuren und Orte wie Venedig oder Paris - die musikalische Metropole des 19. Jahrhunderts - miteinander verschränken.

  • von Sanyutei Encho
    44,00 €

    Die Pfingstrosenlaterne ist ein noch heute in Japan bekanntes Werk: Die berühmte Gespenstergeschichte aus dem 17. Jahrhundert erzählt, wie zwei Schönheiten aus dem Jenseits einem jungen Mann die Lebensgeister aussaugen.Die Geschichte von Sanyutei Encho beginnt wie die Populärfassung einer griechischen Tragödie: Der junge Samurai Heitaro gerät auf dem Markt mit einem stadtbekannten Trunkenbold in Streit - und tötet ihn. Aber der Getötete war selbst Samurai, dessen Nachkommen durch ihren Ehrenkodex zur Blutrache verpichtet sind. Das Erzählen schlägt noch mancherlei Haken. Gespenster treten auf und werden zur Heimsuchung, Liebe und Anzüglichkeiten haben ihren Ort, Schürzenjäger suchen ihr Glück und finden es.Wir lesen eine Erzählung, die übervoll ist an Wendungen und neuen Verwicklungen. Es ist Unterhaltungsliteratur von Weltrang, der wir lesend statt lauschend folgen können: Der hohe Ton, in dem japanische Vorstellungen von Ehre und Schicksalhaftigkeit zur Sprache kommen, wird gebrochen durch komödiantische Szenen. Schelmisch gerissene Charaktere begegnen dem Ethos der Edelleute mit Bauernschläue.Kein Tod ist bei Encho so tragisch, als dass er nicht neben und eng verbunden mit dem Lächerlichen stehen könnte. Zwischen Wirklichkeit und Phantasie sowie Menschen- und Geisterwelt springt die Pfingstrosenlaterne mit Leichtigkeit hin und her; zwischen Realität und Traum zu unterscheiden, fällt in diesem Bilderbogen nicht leicht. Encho lässt kaum ein Motiv der volkstümlichen Literatur Japans aus und immer wieder wendet er sich kommentierend an seine Zuhörer und an uns Leser.

  • von Bettine von Arnim
    42,00 €

    Sechs große Werke - allesamt Brief- und Gesprächsbücher - hat Bettine von Arnim zu Lebzeiten publiziert, ein weiteres, Letzte Liebe, blieb ungedruckt.Berlin, im Januar 1839: Bettine von Arnim ist nach der Veröffentlichung von Goethes Briefwechsel mit einem Kinde 1835 eine Berühmtheit. Zahlreiche von der Frische und Couragiertheit dieses Buches begeisterte junge Männer versuchen - sich Bettines Verhältnis zum wesentlich älteren Goethe zum Vorbild nehmend - in Kontakt mit ihr zu treten. Einer der jungen Verehrer ist der aus dem Örtchen Wolmirstedt bei Magdeburg stammende Jura-Student Julius Döring. Er hat mit seinem Werben Erfolg und wird in ihre Berliner Wohnung vorgelassen. Dann geschieht Bemerkenswertes: Julius Döring bewundert die selbstbewusste Frau nicht nur als Autorin, er verliebt sich auch in sie - und die mittlerweile weit über 50-Jährige erwidert die Zuneigung des um 32 Jahre Jüngeren.Rund zwei Jahre hält die sehr ungleiche Beziehung. Ein einziges Mal finden beide auf einer gemeinsamen Reise für längere Zeit zusammen, sonst schreiben sie sich, was sie einander an Gedanken und Gefühlsregungen mitzuteilen haben. Doch von Anfang an gibt es auch starke Spannungen in diesem Verhältnis: Bettine von Arnim versucht, den beruflichen Werdegang ihres Gegenübers zu beeinflussen und will Julius Döring zu ihrem literarischen Mitarbeiter machen. Er selbst wiederum ist von Eifersucht geplagt, weil die von ihm Verehrte auch mit anderen jungen Männern Umgang pflegt. Die antisemitische Entgleisung gegen einen seiner »Konkurrenten« beendet die Briefbeziehung: Bettine von Arnim sagt sich von Julius Döring los und lässt seine flehenden Kontaktversuche unbeantwortet.Es ist ein unbekanntes Werk aus der Feder Bettine von Arnims: Wir lesen die faszinierende Korrespondenz zwischen der Grande Dame der Romantik und ihrer »letzten Liebe« - eine unerhörte, einzigartige Briefliebschaft der Romantik.Zuvor hat sie sich ihre Briefe von ihm zurückgeben lassen, um sie zu veröffentlichen. Da er ihr signalisierte, eine Bekanntmachung würde ihm beruflich schaden, beließ sie die Schriftstücke schließlich unpubliziert, bewahrte sie aber sorgfältig auf und vermachte sie einer ihrer Töchter, über die sie ins Freie Deutsche Hochstift nach Frankfurt a. M. kamen.Nun wird der Briefwechsel erstmals vollständig und ungekürzt nach den Originalen vorgelegt - und wir werden zu Zeugen einer ungewöhnlichen und einzigartigen Beziehung. Es ist ein Genuss, diese sehr persönlichen und subtil erotischen Briefe zu lesen.Bettine von Arnim tritt uns darin verändert vor Augen - nämlich als späte Liebende, die freilich stets die Fäden der Beziehung zu ihrem jungen Gegenüber in der Hand behält. Das Bild dieser couragierten Frau, das die Romantikforschung in Generationen von ihr gezeichnet hat, muss um eine entscheidende neue Facette ergänzt werden.

  • von Georg Hermann
    42,00 €

    Mit Kubinke hat Georg Hermann den Angestellten als tragische Figur entdeckt. In seinem Scheitern ist er Falladas »Kleinem Mann«, in seiner Fallhöhe Döblins Franz Biberkopf ähnlich - doch in seiner Liebenswürdigkeit ist Kubinke beispiellos.»Der Mord an Georg Hermann war so gründlich, dass er heute noch wirkt.« - Rolf VollmannGeorg Hermann, Autor von über zwei Dutzend Romanen - seine Geschichte über Jettchen Gebert erschien in 120 Auflagen -, war seinerzeit so erfolgreich wie ein Thomas Mann. Seine Flucht vor den Nazis führte ihn dennoch nur bis Amsterdam, von wo er 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde. Die Versuche, sein Werk der Nachkriegsleserschaft zu erschließen, scheiterten. Mit Kubinke hat er dem sprichwörtlichen »kleinen Mann«, dem arbeitenden Träumer, der sein Herz am rechten Fleck trägt, ein Denkmal geschrieben.Das Berlin der Kaiserzeit ist der Hauptprotagonist in den Romanen Georg Hermanns. Er lässt die Stadt wachsen, die neuen Kieze breiten sich aus: Schöneberg, Wilmersdorf, Charlottenburg. An allen Orten ist die Stadt im Begriff »hochherrschaftlich« zu werden. Auch Emil Kubinke, der als Friseurgehilfe am 1. April 1908 - da beginnt die Geschichte und sie endet begleitet von den Jahreszeiten nicht einmal ein Jahr später - aus der Provinz in die wachsende Metropole kommt und auf sein Glück hofft, kennt diese Welt nur aus der Distanz: Ihm ist der Dienstboteneingang im »Gartenhaus« vorbehalten, wo er unter dem Dach mit seinem Kollegen Tesch wohnt. Im Vorderhaus hat der Friseur Ziedorn seinen florierenden Salon, verkauft sein Haaröl »Ziedornin« und macht bei vermögenden Damen Hausbesuche. Kubinke sucht schüchtern und naiv und doch voller Begehren sein Glück - auch in der Liebe. Er erprobt sie im Frühling bei Hedwig und Emma, den Dienstmädchen im Haus, die eine drall, die andere schlank. Er findet es und wähnt sich am Ziel bei seiner rothaarigen Pauline aus der Beletage, mit der er sich im Grunewald »verlobt«. Doch Kubinke, arglos und nichtsahnend, wird von den Unterhaltsforderungen seiner Probelieben erpresst - für das Leben in der Großstadt und dessen lockere Moralvorstellungen, ob im Bürgertum oder im »Milljöh«, ist er nicht gewappnet. Ihm legt sich wie von selbst der Strick um den Hals.»Aber endlich, endlich und zum Schluß hoffe ich doch, mir die Gunst des Lesers zu erringen. Denn - da ja in meiner Geschichte viel geliebt wird, so wird mir viel verziehen werden.« (Georg Hermann im Vorwort)

  • von Edward Hallett Carr
    36,00 €

    Jeden Tag liefert der Terror neue Schlagzeilen; doch die russischen Anarchisten,die ihn erfunden haben, sind vergessen. Sie wirken heute beinahe wie ehrwürdigeUrgroßväter schöne Seelen, die an ihre politische Moral die höchsten Ansprüchegestellt haben. In ihrem jahrzehntelangen Exil mußten sie einsehen, daß siegescheitert waren.Alexander Herzen, Michail Bakunin und Nikolaj Ogarev, genannt "der arme Nick" ihre Lebensläufe lesen sich wie ein Roman von Turgenjev oder Balzac: Es wimmeltin ihnen von absurden Heldentaten, Familientragödien, Gewissensqualen, Duellen,Intrigen, Liebes-, Spitzel- und Geldgeschichten.Der berühmte englische Historiker E. H. Carr hat die klassische Biographiedieser überlebensgroßen Figuren geschrieben. Sie ist intim wie einFamilienalbum, und doch schildert sie die Abenteuer ihrer Helden stets vor demHintergrund der russischen Geistes- und Gewaltgeschichte.Carrs Quellenkenntnis ist unschlagbar, aber er trägt sie leicht. Man merktseinem Schreiben kaum an, wieviel Primärforschung darin steckt. Obwohl diesesBuch sich strikt an die historischen Fakten hält, liest es sich streckenweisewie ein glänzend geschriebener, epischer Thriller.

  • von Jean Giono
    42,00 €

    Jean Giono hat singuläre Meisterwerke der französischen Literatur seiner Epoche geschaffen. In Deutschland ist er bis heute ein großer Unbekannter geblieben. Ein Mensch allein - 1946 geschrieben, vom 1. September bis 10. Oktober, ist das erste von Jean Gionos Büchern nach dem Krieg. Berühmt ist er geworden mit Büchern, die das scheinbar ferne archaische Leben der Haute- Provence beschworen haben.Ein Bergdorf, dicht unter den Wolken und vom Schnee erstickt. Menschen verschwinden spurlos. Capitaine Langlois, ein ehemaliger Kolonialsoldat, richtet sich mit seinen sechs Gendarmen in einem Gasthaus ein und spürt den erahnten Verbrechen nach. Ein Baum, eine Buche, der »zitherspielende Apoll unter den Buchen«, birgt das Geheimnis.Langlois stellt den Mörder, er spricht das Urteil ohne Gericht - und er vollzieht es. Dann nimmt er seinen Abschied. Aber er kehrt zurück als Major des Wolfsjagdkorps. Er spürt den Wölfen nach. Er möchte sich im Dorf einrichten, Teil der Gemeinschaft werden, er findet eine Frau. Aber er ist: ein Mensch allein. Hochmütig und abweisend. Nur vertraut mit Gewalt und mit dem Tod.In dieser einsamen Bergwelt wird Langlois, von dessen Leben in einem vielstimmigen Bericht über die Zeiten hinweg und im Tonfall und der Tradition mündlicher Überlieferung erzählt wird, zur faszinierenden Gestalt. Seine Deutung aber überlässt uns Jean Giono. Er zitiert Blaise Pascal, den Philosophen, den Mathematiker und Moralisten, im Titel des französischen Originals - »ein König ohne Vergnügen«. Das ist ein Mensch allein, ein Mensch voller Not?

  • von Ernst Troeltsch
    24,00 €

    Präzise Diagnosen einer Gesellschaft in der KriseEs hat nicht viele deutsche Gelehrte und Intellektuelle gegeben, die wirklich politische Urteilskraft bewiesen haben. Gleich nach dem Ersten Weltkrieg, während der Revolution und in den ersten Jahren der Weimarer Republik, hat der Philosoph und Theologe Ernst Troeltsch unter dem Pseudonym »Spectator« in der bildungsbürgerlichen Kulturzeitschrift »Der Kunstwart« veröffentlicht.Ein bis zwei Mal im Monat schrieb er über seine alltäglichen Beobachtungen im nachrevolutionären Berlin: Sie führen mitten hinein in eine zerrissene Zeit, lassen den Leser an den Aufregungen der Weimarer Republik teilhaben und stellen ihm die wichtigsten Akteure lebendig vor Augen. Und sie zeigen ganz unmittelbar, was für ein hohes Gut die Demokratie ist.Ernst Troeltsch wollte das verhetzte Bürgertum für eine neue Politik gewinnen: für die Verständigung mit den europäischen Feinden und die Öffnung zum Westen, für die Aussöhnung mit der Arbeiterschaft und die Demokratisierung der deutschen Gesellschaft.

  • von Arnold Höllriegel
    42,00 €

    Arnold Höllriegels Bericht vom Mahdi-Aufstand und der Errichtung eines islamischen Staates im Sudan in den 1880er Jahren erinnert uns in vielem an unsere Gegenwart.Arnold Höllriegels originelles Mahdi-Epos ist eine literarische Auseinandersetzung mit dem alten Konflikt zwischen dem europäischem Selbstverständnis und dem orientalisch-afrikanischen Fremden. »Die Derwischtrommel« geht auf Höllriegels Sudan-Aufenthalt im Jahr 1929 zurück und ist Romanbiografie über eine historische Figur in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, die mit Eindrücken aus dem Khartum der 1920er Jahre untermischt ist.Der charismatische Mahdi - ein von Gott Geleiteter in Mohammeds Nachfolge - Muhammad Achmad aus dem Sudan versetzte mit seiner religiös-endzeitlichen Massenbewegung und den militärischen Erfolgen über die ägyptischen Provinzgouverneure und die britischen Kolonialgeneräle das imperiale Europa in Angst und Schrecken: 1885 eroberten die Mahdisten Khartum und bis 1898 herrschte das sudanesische Kalifat, der islamische Gottesstaat. Es war die Geburt des Islam als politische Bewegung aus einem Aufstand gegen den Kolonialismus; auf dem Spiel stand die »Zivilisierung« Afrikas nach westlichen Maßstäben.Arnold Höllriegels literarische Auseinandersetzung mit dem Mahdi - mit dem Phänomen von Massenhysterie, Fanatismus und autokratischem Führertum - erschien als bibliophile Ausgabe 1931 mit beachtlichem Erfolg, geriet aber in Vergessenheit. Geschrieben im Stil einer rhythmisch-expressionistischen Reportage voller handlungspraller Episoden und modern erzählt im Zusammenspiel von Dialogen und Episoden aus den Berichten von Augenzeugen versucht Höllriegel, verschiedene Sichtweisen auf das historische Geschehen zu fassen. Er formuliert als sein Ziel, als Gegengewicht zu den verbreiteten Dämonisierungen der Person des Mahdi und seiner Bewegung Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.Der englischen Version im gleichen Jahr (1932 folgten die USA) schrieb Winston Churchill das Vorwort: Er hatte 1898 am Feldzug mit bis dahin beispielloser industrieller Kriegslogistik unter Horatio Herbert Kitchener gegen den Mahdi-Staat teilgenommen und darüber in The River War (1899) geschrieben - aus ganz anderer Perspektive und im Glauben, dass der Kulturkonflikt um den Islam welthistorisch beendet sei (AB-Band 282: Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi).

  • von Jack El-Hai
    22,00 €

    Auf der Grundlage bisher nie veröffentlichter Dokumente erzählt der amerikanische Wissenschaftsjournalist Jack El-Hai von der Begegnung des amerikanischen Militärpsychiaters Douglas M.Kelley mit der Elite des Naziregimes - unter ihnen »Reichsmarschall« Hermann Göring.In Vorbereitung auf den am 20. November 1945 eröffneten »Nürnberger Prozess« vor dem Internationalen Militärgerichtshof untersuchten amerikanische Ärzte die inhaftierten 52 Nazigrößen auf ihre psychische Verfassung. Der leitende Armeepsychiater Douglas M. Kelley war von Hermann Göring auf der Stelle fasziniert und sah für sich die einzigartige Chance, in umfassenden Gesprächen die »Nazi-Psyche«, das »Böse im Menschen« zu erforschen.»Sein Buch ist eine beeindruckend detaillierte Charakterstudie ... ein spannender Schmöker über eine Phase psychowissenschaftlicher Theorie und Praxis, die noch gar nicht so lange vergangen ist.« - Deutschlandradio Kultur

  • von Daniel Defoe
    42,00 €

    Daniel Defoe kennen wir so bisher nicht: als Mondreisenden. Der Consolidator, sein schon 1705 verfasster Roman, ist satirische Aufklärung in einem Europa des Absolutismus.An der Epochenschwelle vom 17. zum 18. Jahrhundert, als das Empire auf dem Weg zur Weltmacht war, schrieb Daniel Defoe seinen Mondroman und erfüllte sich den Wunsch, endlich die lunare Welt zu bereisen und das außergewöhnliche Wissen der Mondbewohner zu erkunden.Relaisstation für den Mondflug ist China. Die Mondzivilisation teilt ihre Technologie mit der ältesten Kultur auf der Erde. »Consolidator« heißt die Raumfähre, Defoe wird bequemerweise in Schlaf versetzt, am Ziel wacht er wieder auf. »Der Mann, der vom Mond kommt«, wird der Erdenbewohner auf dem Mond genannt.Ein Reiseführer erklärt die lunare Welt, lauter Parallelen sind zu entdecken. Eine von vielen spektakulären Erfindungen ist ein »Devilscope«, mit dem man vom Mond aus die Erdendinge detailliert beobachten kann - mit der speziellen Eigenschaft, unsichtbare Phänomene sichtbar zu machen: Der klarsichtige Defoe hält vom Mond aus der Erde einen Spiegel vor.Der Erzähler unternimmt mehrere Mondflüge, bei einem letzten lernt er auch den »Elevator« kennen, »mit dem die Sinne in alle Extreme, die man sich vorstellen kann, erhoben werden, und der intelligente Wesen in die Lage versetzt, mit ihresgleichen, egal ob sie einen Körper haben oder nicht, zu kommunizieren«.

  • von Essad Bey
    42,00 €

    Der autobiografische Bericht von einem Mann voller Rätsel - von einem Juden aus Baku am Kaspischen Meer, der zum Muslim wurde. Essad Bey war zu seiner Zeit ein weltbekannter Orientexperte und faszinierend-schillernder BestsellerautorAiserbaidschan und die Region am Kaspischen Meer - seit dem Ölrausch Mitte des 19. Jahrhunderts im Fokus globaler Interessen, strategisches Spielfeld kolonialen Strebens und klandestines Ziel von Hitlers imperialen Plänen im Osten.Essad Beys »autobiografischer« Bericht führt in die Zeit um den Ersten Weltkrieg und präsentiert die lokalen Akteure, die ersten Ölmillionäre, ethnische, religiöse und politische Konflikte zwischen Aserbaidschanern, Armeniern und Persern, Bolschewisten und Monarchisten, Christen, Juden und Muslimen rund um die erste Rohbenzin-, die »Naphtha«-Industrie. Vor dem Hintergrund einer Weltgeschichte, die sich in den wenigen Straßen, Pfaden, Hütten und Palästen der explosionsartig wachsenden Stadt Baku abspielt, schildert Essad Bey seine eigene Kindheit und Jugend als Sohn eines Ölbarons.Wurde die Glaubwürdigkeit der autobiografischen Details vielfach angezweifelt, lässt sich an der Eindrücklichkeit des Berichts noch die bis in die Gegenwart aktuelle Gemengelage an einer der erdölreichsten Regionen der Erde verstehen. Essad Beys Bericht verfügt über eine Authentizität, wie sie nur die Literatur auszeichnet.

  • von Klaus-Jürgen Liedtke
    42,00 €

    Krieg, Flucht, Vertreibung, Ostpreußen und Westdeutschland - Versöhnung durch Erinnerung. "Nachkrieg" ist ein anderes "Echolot" deutscher Geschichte "Nachkrieg" ist ein Roman, der sich aus den Resten einer untergegangenen Welt zusammensetzt, gefunden von einem Stimmensammler, einem Protokollanten des Vergangenen. Aus Tagebuchaufzeichnungen zweier Onkel, die bei Kriegsende starben, aus Briefen, Erzäh­lungen, Reisenotizen, essayistischen Reflexionen und verschlungenen Spuren setzt sich die berührende Nach­kriegs­-Autobiografie von Klaus­-Jürgen Liedtke zusam­men.Im Nachleben eines verschwundenen Dorfes, das nur noch als Gerücht und in Ruinen und Fundamenten weiterlebt, wird der Untergang des deutschen Ostens in einem detailgenauen Panorama vergegenwärtigt. Es sind die Traumata eines Überlebens - vom Nachkrieg bis in die heutige Zeit.

  • von Apuleius
    42,00 €

    "Ich will dir, lieber Leser, in diesem milesischen Märchen allerhand lustige Schwänke erzählen, welche deine Ohren auf das angenehmste kitzeln sollen ..."Mit unserem 400. Band kehren wir traditionsbewusst zurück zu den Anfängen: Band 1 unserer Anderen Bibliothek versammelte aus dem Griechischen übersetzte "Lügengeschichten und Dialoge" des Lukian von Samosata."Metamorphosen oder Der goldne Esel" des Apuleius, übertragen aus dem Lateinischen, ist ein Roman aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert, der seit 1800 Jahren die Literatur und Bildende Kunst beeinflusst.Er erzählt die Geschichte des nach Wundern begierigen jungen Manns Lucius, der, durch eine falsche Zaubersalbe verwandelt, nun als Esel mit Menschenverstand durch eine unglaubliche Fülle spannender und komischer Erlebnisse gewirbelt wird. Er muss erkennen, welch delikate und verwunderliche Beziehungen Menschen untereinander und selbs mit Eseln eingehen.Mit dieser Rahmenerzählung verflochten findet sich ein Kranz selbständiger Liebes-, Gauner- und Schelmengeschichten, die das farbige Bild menschlichen Erlebens auf amüsante Weise erweitern.Vielfach ausgedeutet, haben alle Lesarten diesem so grotesk-sprunghaften wie witzigem Buch nichts von seiner hauptsächlichen Qualität genommen: seiner feinen, klassisch-komödiantischen Ironie.

  • von Ulrich Janetzki
    42,00 €

    Die Lyrik der Roma und Sinti aus aller Welt. Übertragen aus etwa 20 Sprachen und versammelt von Wilfried Ihrig und Ulrich JanetzkiEine Literatur »weit verstreut publiziert und bis heute nahezu unbekannt« - Karl-Markus GaußEs ist der Ertrag einer jahrelangen Suche in den Antiquariaten und Bibliotheken Europas, das Ergebnis einer literaturwissenschaftlichen Forschung an den Quellen, die Funde seltener Bücher: Die Poesie der Roma und Sinti, Lovara, Kalderasch, Gitanos, Gypsies, Travellers oder Jenischen. Nie zuvor wurde die Vielfalt einer schwer zu fassenden Literatur so umfassend dargestellt.Die Anthologie nimmt nicht nur jene lyrischen Selbstzeugnisse auf, die in einer der Varianten von Romanes oder Romani verfasst worden sind, sondern auch Gedichte, die aus etwa 20 Sprachen von drei Kontinenten ins Deutsche übertragen wurden.Fern von jeder Reisewagen-Folklore und »Zigeuner«-Romantik, aber auch ohne den Versuch, eine Leidensgeschichte zu schreiben, kommen hier die Stimmen unterschiedlichster Poeten zu Wort, die vor allem die Zugehörigkeit zu der größten europäischen Minderheit teilen. Ihre Gedichte erzählen Geschichten von Vertreibung, Ankommen und Melancholie, Sehnsucht und Heimweh, sie erzählen - häufig voller Komik - über die Unwegsamkeiten des Alltags, von den Labyrinthen der Bürokratie, von Ablehnung, Angst und Hass, es sind Verse über die Natur, über Pferde, Sterne und natürlich die Liebe.

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