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Bücher der Reihe Friedenauer Presse Wolffs Broschur

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  • von Phillis Wheatley
    22,00 €

    Als Phillis Wheatley 1773 ihr Buch Poems on Various Subjects, Religious and Moral veröffentlichte, schrieb sie in mehrfacher Hinsicht Geschichte. Sie war die erste afroamerikanische Person, die einen Gedichtband publizierte. Und sie war Sklavin. Wheatleys Weg vom entführten Kind aus Westafrika zur Begründerin der afroamerikanischen Literatur war hindernisreich. Dass eine afroamerikanische Person Gedichte verfassen könne, musste der weißen Leseöffentlichkeit erst einmal bewiesen werden. Und auch die Kritik des publizierten Bandes war von rassistischer Abwertung geprägt - zu ihren größten Kritikern gehörte kein geringerer als Thomas Jefferson. Die Dichterin Wheatley orientiert sich formal am britischen Klassizismus, doch sie spricht mit eigenständiger Stimme und zeigt sich selbstbewusst in ihrer afroamerikanischen Identität. Sie macht sich für die Unabhängigkeit Amerikas von den Briten stark und entlarvt zugleich die Doppelmoral einer Sklavenhaltergesellschaft, die auf Freiheit pocht. Ihre hingebungsvolle Religiosität und Sehnsucht nach Transzendenz erhält im Hinblick auf das Leid der afroamerikanischen Bevölkerung besondere Bedeutung.Im Kanon der US-Literatur ist die Pionierin Wheatley inzwischen längst etabliert. Zum 250. Publikationsjubiläum ihres Gedichtbands wird ihr bahnbrechendes Werk und ihr bewegendes Leben endlich auch dem deutschen Lesepublikum zugänglich.

  • von Valere Novarina
    22,00 €

    Ein Mann tritt auf, ruft achthundertsiebenundzwanzig stumme Augenpaare an, hört auf die Gräser, spricht zu den Felsen. Er stellt fünf Fragen, singt sieben Lieder, wirft vier Kiesel in die Luft, die nicht mehr herunterfallen. Er schreibt Wörter in die Luft und spricht mit Gott, ohne zu wissen, ob es ihn gibt. Der Dramenarbeiter ruft auf einem Viehmarkt eintausendfünfhundertsechzig Spitznamen von Gebirglern und sagt alles, was sie tun.Valère Novarina ist für die französische Sprache, was die Quantenphysik für die Wissenschaft ist. Seine Art, den Boden der Worte auszuhöhlen, die Sätze umzulenken, das Denken freizusetzen, schafft eine Musikalität der Sprache, die die Sinne öffnet und aus der sich unvorhersehbare Perspektiven öffnen. Immer überraschend, weil stets erfindungsreich, zugleich unbändig und voller Tragik, metaphysisch und burlesk.

  • von Anton Tschechow
    20,00 €

    »Wie würde es wohl werden, dieses Leben?« Diese Frage stellt sich mit bitteren Tränen der junge EgoruSka, nachdem er eine lange und beschwerliche Reise durch die sommerliche Steppe hinter sich gebracht hat. Eine Reise, die ihn nicht nur durch eine faszinierende Landschaft, sondern auch in ein neues Leben geführt hat. Die Steppe, die neben dem schillernden Personal dieses meisterhaften Romans die Hauptrolle spielt, wird damit zur Grenze zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. EgoruSka erfährt die unendliche Weite des Himmels, aber er lernt auch die erbarmungslose Kälte des russischen Lebens kennen, den Unterschied von Herr und Knecht. Und er muss sich von Illusionen trennen: »Wenn alle Menschen Gelehrte und Gebildete werden, dann gibt es bald niemanden mehr, der Handel treibt und den Acker bestellt. Dann werden alle Hungers sterben.« Als er nach einem gewaltigen Gewitter schließlich erschöpft und krank am Ziel seiner Reise ankommt, ist er nicht nur mit seinen Kräften am Ende, er weiß auch nicht, was die Zukunft für ihn bereithalten wird. In der klassischen Übersetzung von Peter Urban ist dieser auch autobiografisch zu lesende Text in einer Schmuckausgabe wieder lieferbar.

  • von Pawel Salzman
    18,00 €

  • von John Fowles
    20,00 €

  • von Sylvain Tesson
    15,00 €

    Am 15. April 2019 brannte das historische Herz Frankreichs, als Notre-Dame de Paris in Flammen aufging. Sylvain Tesson kannte die weltberühmte Kathedrale, die jedes Jahr von bis zu 14 Millionen Menschen besichtigt wird, wie kein anderer: Gemeinsam mit einer Akrobatentruppe erklomm er des Nachts ihre Fassade, unternahm wilde Eskapaden bis zum Glockenturm, von wo aus Paris ihnen zu Füßen lag und sie Gedichte von Charles Péguy rezitierten. Notre-Dame war es, die ihm im Jahr 2015 wieder auf die Beine half, nachdem er von einem Dach gestürzt war und sich Rippen, Wirbel und Schädel gebrochen hatte. Täglich stieg er die 387 Stufen in den Südturm hinauf, wo er, der sich nun selbst wie ein Quasimodo fühlte, bei den Wasserspeiern Trost fand. In der »Nacht des Scheiterhaufens« erinnert sich Tesson an seine Erfahrungen mit >Unserer Lieben Frau von Paris< und wirft einen kritischen Blick auf den blinden Umgang Frankreichs mit seiner eigenen Geschichte.  Sylvain Tesson nimmt uns mit in den »Wald«, den Dachstuhl einer der bekanntesten Kathedralen weltweit, der, wie er bemerkt, eigentlich ein Dschungel ist. Er lässt uns den Geruch des Steins einatmen und das Schauspiel von Paris bewundern. Notre-Dame de Paris ist ein poetischer Abenteuerbericht, eine hinreißende Liebeserklärung und ein geistreicher Essay über unser Verhältnis zu den Meisterwerken, die uns umgeben.

  • von Giacomo Leopardi
    15,00 €

    Der neunzehnjährige Giacomo Leopardi lebt in der Abgeschiedenheit des gräflichen Elternhauses in den Marken. Als im Dezember 1817 die schöne, sieben Jahre ältere Cousine Gertrude Cassi-Lazzari zu Besuch kommt, entbrennt Leopardi in Liebe für die schöne Frau, die jedoch allzu bald wieder abreist. Erneut allein, beschließt der Jüngling, sein Herz zu erleichtern, indem er das Gedicht Die erste Liebe verfasst und seinen Gemütszustand in einem nicht zur Veröffentlichung gedachten Tagebuch genauestens dokumentiert. Der melancholische Jüngling versenkt sich in seine ständig aufwallenden und abebbenden Gefühle, beobachtet seinen schwindenden Appetit, seinen Ekel vor den Affekten der anderen, der ihn von der sonst so geliebten Lektüre fernhält. Er schwankt zwischen hilflosem Staunen über die neuen Empfindungen und abgeklärter Bewusstheit. Dabei verzichtet Leopardi auf die herkömmlichen Bilder, die das Verliebtsein beschreiben, und widmet sich allein seinen eigenen Erfahrungen.Indem Leopardi weniger seine Geliebte beschreibt als das Verliebtsein, erinnert er mit seinem Tagebuch der ersten Liebe nicht nur sich selbst, sondern auch seine Leser an dieses große Aufflammen der Gefühle. Nach den lieblichen >Schmetterlingen im Bauch< sucht man allerdings vergeblich - es sind die »Eingeweide der Liebe«, die Giacomo vor uns ausbreitet.

  • von Anonymus
    20,00 €

    Die Kunst, seine Schulden (nicht) zu begleichen ist, wenn es nach dem Verfasser dieses Handbuchs geht, eine der Grundlagen der sozialen Ordnung. Das Buch, das als postum veröffentlichter Ratgeber eines gerissenen Onkels des Herausgebers präsentiert wird, der die Wirren der Revolution von 1789 überstanden hat, indem er sich elegant vor seinen Gläubigern drückte, predigt die Tugenden der ewigen Verschuldung für Privatpersonen und Nationalstaaten gleichermaßen. »Je mehr Schulden, umso mehr Kredit; je weniger Gläubiger, umso weniger Geldquellen.« Leider bleiben viele Gläubiger hartnäckig unaufgeklärt über die Vorteile, die sich daraus ergeben, dass sie ihr Geld nie zurückerhalten - weshalb dieses Buch die Schuldner ermutigt, ein ganzes Arsenal von Techniken und Tricks zu mobilisieren, die von der Wahl der richtigen Wohnung bis zur genauen Kenntnis aller rechtlichen Schlupflöcher reichen, um sicherzustellen, dass die Kreditwirtschaft weiterhin so funktioniert, wie sie es soll.Und so handelt dieses hier vollständig neu übersetzte und kommentierte, 1827 anonym erschienene Buch, das bisher oft dem zeitlebens hochverschuldeten Honoré de Balzac zugeschrieben wurde, auch gar nicht davon, seine Schulden zu begleichen, sondern davon, sich die Gläubiger möglichst effektiv vom Halse zu halten. Voller Ironie und Witz ist dies der ideale Ratgeber für alle, die zwar über ihre Verhältnisse, aber immer noch nicht angemessen leben.

  • von Gustave Flaubert
    18,00 €

    Immer wieder tauchen bei Auktionen unbekannte Briefe und Notizen Flauberts auf. Die in Leben und Werke des Paters Cruchard versammelten vier Texte zeichnensich durch eine Besonderheit aus: Es sind persönliche, autofiktionale Aufzeichnungen - eine Entdeckung, weiß man um Flauberts Abneigung gegen Autobiografisches.Was bewegt einen Mann, der sich sonst nur in Briefen über sein Privatleben äußert, »seine tiefsten Eindrücke für sich selbst« aufzuschreiben? Der Tod des Freundes Alfred Le Poittevin, dem Flaubert Madame Bovary widmete, scheint nach einer persönlichen, intimeren Trauerarbeit verlangt zu haben. Zu den Notizen über den Ball für Zar Alexander II. im Juni 1867 hat Flaubert etwas anderes bewegt: Er plante einen Roman über das Leben unter Napoleon III. - ein immer wieder aufgeschobenes und letztlich nie finalisiertes Projekt.Am wenigsten autobiografisch scheint die Vita des Paters Cruchard. Cruchard nannte sich Flaubert auch selbst, in Briefen später an George Sand, der der Text auch gewidmet ist. Nach ihrem Tod unterschrieb er einen Brief an Sands Kinder: »Für Sie Cruchard, für das Menschengeschlecht Polycarpe, für die Literatur Gustave Flaubert«.

  • von Jean Lorrain
    28,00 €

    Jean Lorrain, durch jahrzehntelange journalistische Arbeit im Beobachten der zeitgenössischen Moden geschult, war der »unerbittliche Protokollant des Seelentyphus« seiner Epoche, wie ihn Joris-Karl Huysmans nannte. In seinem Hauptwerk Monsieur de Phocas, dem letzten großen Roman des Fin de Siècle, schildert er malerisch die grotesken Auswüchse einer als dekadent empfundenen Zivilisation. Die Geschichte des exzentrischen Duc de Fréneuse, der getrieben von einer Obsession für den geheimnisvollen, meergrün schillernden Blick der Göttin Astarte immer tiefer in die Spirale der Verkommenheit und Perversion gerät, ist die Geschichte einer Sehnsucht nach wahren Empfindungen in einer entfremdeten Welt.»Der Wahnsinn der Augen, das ist die Anziehungskraft des Abgrunds. Es gibt Sirenen in der Tiefe der Pupillen wie in den Tiefen des Meeres, das weiß ich, aber ... ich bin ihnen niemals begegnet, und ich suche noch immer die Blicke tiefen und klagenden Wassers, in dem ich, wie der erlöste Hamlet, die Ophelia meines Verlangens werde ertränken können.«

  • von Esther Kinsky
    18,00 €

    Er entspringt in den friulanischen Dolomiten an der Grenze zu Venetien, fließt durch die abfallenden karnischen Alpen und mündet nach einer Strecke von 170 Kilometern in die Adria - der Tagliamento ist der letzte wilde, unregulierte Fluss Europas. Esther Kinsky folgt schreibend seinem schmalen, silbrigen Lauf, schreitet durch karge Mondlandschaften und Schwemmwiesen, über Kieskämme und Sandbänke, lauscht dem Rohrsänger und Kiebitz, entdeckt Wolfsmilch und Lichtnelken. Sie hört dem Wasser zu, liest im Stein und betrachtet das Spiel von Licht, Schatten, Farben. Als wissensdurstige Forscherin taucht sie tief in die Materie ein - und tritt zugleich zurück: Durch die Genauigkeit und Sinnlichkeit ihrer Sprache, die aus einem ungeheurem Wortreichtum schöpft, bringt sie die Natur selbst zum Sprechen.In FlussLand Tagliamento, einer harmonischen Verquickung von Prosa und Poesie, fasst Esther Kinsky die ungezähmte Landschaft ihrer norditalienischen Wahlheimat in skizzenhafte, hochpoetische Sprachaquarelle. Begleitet mit atmosphärischen Birnholzschnitten von Christian Thanhäuser ist dieser Band eine Hommage an ein einzigartiges Ökosystem, das durch die zunehmenden Eingriffe des Menschen immer stärker vom Verschwinden bedroht ist.

  • von Honore de Balzac
    20,00 €

    Balzacs Exzesse mit Kaffee bei der nächtlichen Schreibarbeit an seiner monumentalen Menschlichen Komödie sind legendär. Weniger bekannt ist, dass dieser berühmteste Kaffeetrinker der europäischen Literatur 1839 eine Abhandlung über moderne Stimulanzien veröffentlicht hat, die als eine allgemeine Physiologie der Exzesse mit den Genussmitteln und Drogen der westlichen Zivilisation angelegt ist. Balzac sucht hier das Umschlagen von Lust in Qual zu fassen, angesichts der fatalen Spiralbewegung, die den Menschen vom bewussten Akt des Genießens zur willenlosen Hingabe an die Sucht treibt. Dabei testet der Schriftsteller seine vielfach bis heute gültigen Grundaxiome auch anhand einer Reihe von Selbstexperimenten mit Wein, Kaffee und Tabak. Doch Balzac ist sich bewusst, dass sich die Folgen des Konsums nicht auf die Person beschränken. Denn auch die Geschicke eines ganzen Volkes hängen offenbar von seiner Ernährungsweise ab - so mag Russland eine durch den Alkohol aufrechterhaltene Autokratie sein, und wer weiß, ob der übermäßige Schokoladenkonsum nicht eine entscheidende Rolle beim Niedergang des spanischen Imperiums gespielt hat.Balzacs Abhandlung über moderne Stimulanzien bietet demgegenüber einen vollkommen risikofreien Lesegenuss. Neben diesem hier erstmals separat edierten Stück der Analytischen Studien enthält der Band auch den bisher unübersetzten Text »Das Opium«, der ihn in einem faszinierenden Dialog mit dem bekennenden englischen Opiumesser Thomas De Quincey zeigt.

  • von Marie-Luise Scherer
    20,00 €

    Die Bestie von Paris und andere Geschichten umspannen das Pariser 20. Jahrhundert in all seinen Facetten: Marie-Luise Scherer begibt sich auf die Spuren zweier Serienmörder, die die französische Hauptstadt in den 1980er-Jahren mit einer Reihe von Raubmorden an betagten alleinstehenden Damen in Angst und Schrecken versetzten. Mit erfrischend kaltem und seziermesserscharfem Blick schildert sie die letzten Lebensstunden der Ermordeten sowie die Verlockungen der Pariser Halbwelt. Sie begegnet einem der ersten Surrealisten, dem Dichter Philippe Soupault, und fängt die literarische Atmosphäre im Paris des frühen 20. Jahrhunderts ein. Sie nimmt uns mit zu den Dreharbeiten von Volker Schlöndorffs Verfilmung Eine Liebe von Swann und öffnet uns die Türen zur Pariser Modewelt, indem sie sich eine Woche lang unter das extravagante Publikum von Prêt-à-Porter-Schauen mischt.Was diese Geschichten verbindet, ist natürlich Paris, die Stadt des Lichts, die nach wie vor die Muse für eine Fülle von wunderbaren und fesselnden Geschichten ist, wie sie hier von Marie-Luise Scherer erzählt werden. Es ist diese beeindruckende Leichtigkeit, mit der Scherer von einem Milieu ins andere wechselt und dabei, auf jegliche feuilletonistische Plattitüde verzichtend, immer die Welt selbst sprechen lässt, die Gustav Seibt behaupten ließ: »Marie-Luise Scherer kann alles.«

  • von Marie-Luise Scherer
    20,00 €

    »Marie-Luise Scherer kann alles.« (Gustav Seibt). In dieser literarischen Reportage zeigt sich Scherer auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Sie heftet sich darin an die Fersen eines in der Berliner U-Bahn spielenden Musikers aus der Ukraine, der mit dem wenigen Geld, das ihm die Passanten zuwerfen, seine Frau und die drei gemeinsamen Kinder in der fernen Heimat ernährt. Die 2004 erstmals veröffentlichte Geschichte - das Bravourstück von Scherers hochverdichteter, einzigartiger Prosa - entfaltet ein »detailreiches Panorama von Globalisierung, Ost-West-Beziehungen, Berliner Schnauze, postsowjetischemEisenbahnwesen und reichlich Tolstoj« ( Ulrich Stock, Die Zeit). Der Akkordeonspieler bietet damit eine intime Innenansicht der Migration und ist heute aktueller denn je.

  • von Anton Claus
    22,00 €

    Ein Dorfgasthaus - und alle sprechen Latein: der Wirt namens Tonsiastrus, seine beiden Angestellten und drei Gymnasiasten, die hier einkehren. Heute unvorstellbar, aber kein Grund zum Lachen für die Schüler des Rhetoriklehrers Anton Claus, der 1730 die Komödie Tonsiastrus im Münchner Jesuitengymnasium auf die Bühne brachte. Seine Schüler lernten ja, die »tote« Sprache in allen Lebenslagen anzuwenden. Witzig war die Situation als solche: Die drei Gymnasiasten hatten im Wirtshaus nämlich nichts zu suchen, für sie galt das Jugendschutzgesetz, das zu dieser Zeit Wirtshausverbot hieß. Es sind also keine Musterknaben, die auf einen Wirt treffen, dessen Name »Beutelschneider« bedeutet. Am komischsten aber wirkt damals wie heute, wie Claus die klassische Rhetorik ins Gasthaus bringt. Während der Wirt Reden von Cicero verwurstet, spricht der junge Kellner Dromulus ein vorbildliches Latein. Ihm galten die Sympathien des Autors, der einem so guten Lateinsprecher sicher gern einen Platz im renommierten Jesuitengymnasium gegeben hätte. Denn das ist das Thema des Stücks: zeigen, was Sprache vermag.Tonsiastrus ist ein herrliches Zeugnis des Schultheaters der Jesuiten, die über Jahrhunderte die führende Elite des Landes erzogen und den Geist des Volkes prägten. Mit sattem Sprachwitz und hinreißendem Humor gelingt es Anton Claus, nicht nur sein damaliges Publikum, sondern auch uns heutige Leserinnen und Leser zu begeistern.

  • von Nikolaj Gogol
    20,00 €

    Bei den kleinrussischen Kosaken geht der Schrecken um: Ein feuchtfröhliches Trinkgelage wird gestört durch einen mysteriösen Fremden, der sich beim Anblick zweier Gottesbilder plötzlich in einen grausam entstellten Greis verwandelt. Es ist der sagenumwobene Zauberer, der zurückgekehrt ist, um an den Ufern des reißenden Dnjepr sein Unwesen zu treiben. Er drängt seine Tochter Katerina zum Inzest und trachtet ihrem Ehemann, dem kriegerischen Danilo Burulbasch, nach dem Leben, während die Polen zur Schlacht rüsten. Die Tragödie nimmt ihren Lauf, als die Liebenden gegen die dunklen Mächte des Zauberers kämpfen. Ein uralter Fluch besiegelt das Schicksal und entspinnt eine Spirale aus Begehren und Eifersucht, schwarzer Magie und brutaler Gewalt. Schreckliche Rache, verfasst 1831 und als Teil des ersten Erzählzyklus Abende auf dem Weiler bei Dikanka erschienen, stellt die Quintessenz von Gogols frühem Schreiben dar. Mit einer kunstvollen, rhythmischen Prosa entfaltet er virtuos die Klang- und Farbenwelt der ukrainischen Folklore, der die Neuübersetzung von Walter Koschmal Rechnung trägt. Gogol führt uns hinein ins mythenreiche Land der Karpaten, deren Schluchten so tief sind wie die Abgründe der menschlichen Seele. Ein Meisterwerk der klassischen fantastischen Literatur.

  • von Daniil Charms
    18,00 €

    Hereinspaziert in den Zirkus sardam und Manege frei für Kunstreiter, Seiltänzerinnen, Luftakrobaten, philippinische Jongleure und Haifischdresseurinnen! Was verspricht, eine faszinierende Show zu werden, wird immer wieder gestört durch den starrköpfigen Bürger Vertunov, der ständig auftreten möchte, aber nichts so richtig kann. Seine Imitation einer Ziege lässt zu wünschen übrig, und auch sein Grunzen und Wiehern sind nicht überzeugend. Mit allen Mitteln versucht der verzweifelte Direktor, den Quälgeist loszuwerden. Die Vorführung läuft immer mehr aus dem Ruder, bis schließlich alle Beteiligten auf der Bühne ertrinken, aber doch nicht tot sind. Wie es dem Chaosstifter Vertunov gelingt, am Ende zum Helden der Zirkustruppe zu werden, ist ein fantastisches Spektakel, wie Sie es noch nie gelesen haben.Daniil Charms interessierte, wie er selbst sagt, nur der Quatsch. Seine Darstellungen einer sinnentleerten Welt machten ihn zum Feindbild der stalinistischen Kultur: Zirkus sardam, ein Prototyp des Nonsens, wurde 1935 für das nur kurzzeitig bestehende Leningrader Marionettentheater geschrieben, konnte jedoch erst 1992 in einer Literaturzeitschrift erscheinen. Vor dem Hintergrund von Repression und Verfolgung offenbart sich seine große Sprengkraft.

  • von Ivan Goncarov
    20,00 €

    Mit dem Frühling erwacht bei einigen Bewohnern Petersburgs ein seltsames, überaus dringliches Verlangen: eine unstillbare Sehnsucht nach frischer Luft und unberührter Natur, die die im Winter so kultivierten Herrschaften um den Verstand bringt und unwägbaren Gefahren aussetzt. Während ihrer rastlosen Spaziergänge stürzt die betroffene Familie Zurov in Schluchten, wird von Hunden überfallen, erblindet und ertrinkt beinahe im See. Ausgerechnet der faule Tjazelenko, der die meiste Zeit im Bett verbringt und deshalb vor der Ansteckung der saisonalen Seuche bewahrt bleibt, diagnostiziert der Gesellschaft ein schreckliches Leiden, dessen Ursache er zu kennen meint. Da seine Glaubwürdigkeit mehr als fragwürdig ist, beschließt der Erzähler, besorgt um das Wohl seiner Freunde in der Großstadt, der Sache selbst auf den Grund zu gehen - und die Zurovs auf einen ihrer verhängnisvollen Ausflüge zu begleiten.Heute, da das Zelt oder die Hütte in freier Natur der Sehnsuchtsort manch eines Städters ist, liest sich Die Schwere Not aktueller denn je. Geschrieben im Geiste Gogols ist die Erzählung zugleich eine herrliche Parodie auf das so beliebte Genre der romantischen Naturdichtung, indem sie uns vor Augen führt, welche Gefahren bei Picknick und Spazierfahrt auf uns lauern.

  • von Anton Cechov
    18,00 €

    Erstmals auf Deutsch - die vollständigen, unzensierten Briefe des russischen Malers Isaak Levitan an seinen Freund Anton Cechov. Mit einer Neuübersetzung von Cechovs Erzählung Das Glück von Brigitte van Kann.Die Briefe zeugen von einer nicht immer wolkenlosen Freundschaft. Sie geben Einblick in eine freie Künstlerexistenz zur damaligen Zeit: Levitan berichtet von Reisen, Plänen, Honoraren ebenso wie von seiner chronischen Schwermut. Erotischer Klartext und herzliche Beschimpfungen lassen auf große Vertrautheit schließen. Für Levitan war die Nähe zur mittelrussischen Landschaft existenziell. Kaum war er auf Reisen, folgte den ersten Begeisterung unweigerlich das Heimweh. Cechovs Naturschilderungen kommentieren die Innenwelt seiner Helden - zugleich sind sie eine Liebeserklärung an die russische Landschaft, etwa die Steppe mit ihrer grenzenlosen Weite. Levitan an Cechov: »Du hast mich als Landschaftsmaler verblüfft. Deine Landschaften sind der Gipfel an Vollkommenheit, zum Beispiel in der Erzählung Das Glück die Bilder der Steppe, derHügel, der Schafe sind verblüffend.« Cechov bezog sich oft auf das Werk seines Freundes. So schrieb er etliche seiner Naturschilderungen nicht nach der Natur, sondern nach Levitans Bildern - eine bestechende Variante des Nature Writing.

  •  
    18,00 €

    Emilie du Châtelet wurde 1706 geboren, sie übersetzte erstmals Newtons »Principia«, veröffentlichte eine Schrift zu Leibniz und setzte sich in ihrer Korrespondenz mit den großen Denkern ihrer Zeit - Voltaire, Euler und Cramer - mit Fragen der Mathematik und Physik auseinander.In ihrer Rede vom Glück schrieb sie 1746, für das Glück sei es unerlässlich, vernünftig und tugendhaft zu sein, und für Illusionen empfänglich. Zwei Jahre später verliebt sie sich in einen Gardeoffizier, in der Liebe zu ihm schlug sie leidenschaftlich ihre Maximen in den Wind. Kurz darauf starb sie 43-jährig bei der Geburt der gemeinsamen Tochter.

  • von Edward Debicki
    22,00 €

    Der Musiker Edward Debicki gehört zu den polnischen Roma. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges lebte er mit seiner Familie auf Wanderschaft. In »Totenvogel« von seiner Kindheit und Jugend, von den glücklichen Jahren - und vom Leid nach der deutschen Besatzung Polens. Ohne Sentimentalität, mit nüchternem Blick berichtet er davon, um das Geschehene und die verlorenen Menschen nicht dem Vergessen zu überlassen. Es entsteht das das seltene Bild einer Gemeinschaft, von der wenig nach außen tritt, und über deren Schicksal es kaum Zeugnisse gibt.

  • von Guillaume Apollinaire
    16,00 €

    Es waren die Geheimnisse und Geschichten der stillen Winkel, die Guillaume Apollinaire (1880-1918) an Paris faszinierten. Als Flaneur in Paris richtet er seinen Blick auf die vom Verschwinden bedrohte vormoderne Stadt der Exzentriker und die hässlichen, industriellen Erscheinungen der Moderne. Die hier vorliegenden Streifzüge, sie erschienen kurz nach Apollinaires Tod, zeigen seine Vorliebe für das Überraschende, Regellose, für den poetischen Reiz von abgerissenen Plakaten und Graffiti, für Überblendungen von Realität und Fiktion.»Apollinaire war Dichter, ja Mensch, à propos de tout et de rien. Er hat sich mit so angespanntem Fühlen an den Augenblick verloren und doch, zugleich, so eigenwillig im Vergangenen behagt, daß er viel eher als irgendwelchen Dichtern oder Künstlern den großen anonymen Schöpfern der Pariser Mode vergleichbar ist.«Walter Benjamin über den Band 1929 in seiner Rubrik »Bücher, die übersetzt werden sollten«

  • von Wsewolod Petrow
    18,00 €

    Wsewolod Petrows literarisches Werk wurde erst fast 30 Jahre nach seinem Tod 1978 entdeckt. In der Sowjetunion konnte er nicht auf Veröffentlichung hoffen, er las nur in kleinem Kreis aus seinen Werken. In seinen Erzählungen spielt Petrow mit den philosophischen Fragen des Lebens, schüttelt sie auf zu frechen Bildern, schöpft aus den Mitteln der Avantgarden. Doch dabei lässt er immer wieder den Mann erkennen, der sich in der Sowjetunion der 1930er und 40er Jahre nach den Idealen des 18. Jahrhunderts sehnt. Die späte Entdeckung dieses russischen Schriftstellers ist ein literaturgeschichtliches Ereignis und ein reiches Lesevergnügen.

  • von Isidora Sekulic
    18,00 €

    Herbst 1913, eine junge Frau aus Serbien reist alleine durch Norwegen. Im Gepäck hat sie ihr Notizbüchlein, ihr Blick ist offen und unvoreingenommen für dieses »kalte Land im Norden«. Zutiefst beeindruckt von der übermächtigen Natur und von den uralten Sagen und Legenden, verfasst sie poetische Reisebeschreibungen, die Land und Menschen auf ungesehene Weise zeigen. Zuhause in Serbien muss sich die Schriftstellerin und frühe Feministin rabiaten Anfeindungen stellen.

  • von Hamid Ismailov
    20,00 €

    Durch die Weite der Steppe Kasachstans fährt ratternd ein Zug. In ihm begegnen sich ein Reisender und Erjan, das Wunderkind. Der Knabe spielt mitten in dieser vom Zug durchquerten Einöde so virtuos auf seiner Violine, dass nicht nur dem Erzähler Hören und Sagen vergeht. Doch die Musik bleibt nicht das einzige Wunder. Denn der Junge, der aussieht wie zehn oder zwölf, ist in Wahrheit bereits ein Mann von 27 Jahren; als Kind tauchte er allen Warnungen zum Trotz in einen nuklear verseuchten See. Hamid Ismailov versetzt damit das Blechtrommel-Motiv des Immer-Kind-Bleibenden in die Einöde des von 486 Atombombentests verseuchten Kasachstan und gibt ihm eine herbe Intensität von tiefer Schönheit. Zwei Welten prallen darin aufeinander: die Weite und Einsamkeit der Steppe Kasachstans und die moderne Welt außerhalb davon - der Zug, der diese wie stehen gebliebene Welt täglich durchfährt, die Atomtests, die wie eine unsichtbare Macht die Natur und die Menschen verändern, die Musik, die einen anderen Rhythmus in Yerzhans Leben bringt.

  • von Anna Prizkau
    18,00 €

    Eine Familie kommt aus ihrem alten Land nach Deutschland. Dort passiert Unvorstellbares und Unverständliches - zumindest für die Tochter der Einwanderer. Sie, die Ich-Erzählerin, wächst auf im neuen Land, doch die Geschichten über das alte lassen sie nicht los. Sie wird erwachsen in dem Gefühl, immer eine Fremde zu bleiben, niemals dazuzugehören. Später wird aus ihr eine Theaterautorin; erfolglos, arbeitslos, aber voller Hoffnung.In diesen atmosphärisch feinen Erzählungen, die zusammen einen kleinen, dichten Roman der Fremdheit und der Sehnsucht ergeben, begegnet die Erzählerin dem neuen Leben, der neuen Sprache, den neuen Menschen: Martha, die vielleicht töten muss, um zu besitzen. Marcel, den alle Mädchen küssen wollen. Samiha und Olcay aus dem türkischen Viertel, die eine unerklärliche Todesangst vor dem Fahrstuhl in ihrem Hochhaus haben. Sie trifft den Chef ihrer Mutter, der mehr will als nur eine gute Angestellte, den sadistischen Mann vom Arbeitsamt und Frank, das Männermodel, das seine Haare hochtoupiert trägt.Als Kind schämt sie sich noch für ihre Eltern und dafür, dass man bereits am »Hallo« ihres Vaters erkennt, dass er kein Deutscher ist. Später, als junge Frau, bringt ihr die Sprache ihres alten Landes, im falschen Moment und vor den falschen Leuten gesprochen, geprellte Rippen und eine aufgeplatzte Lippe ein. Denn neben der neuen, rätselhaften Freundlichkeit, bleiernen Höflichkeit und warmen Distanziertheit, mit der das fremde Mädchen, das später eine fremde Frau ist, sich konfrontiert sieht, muss sie auch immer wieder Schläge einstecken - aus bekannten Mündern und von unbekannten Fäusten. Doch sie schlägt zurück: nicht nur mit ihren Lügen, sondern auch mit ihren Träumen.Anna Prizkau erzählt in Fast ein neues Leben vom neuen Land, das Deutschland ist, von den Fremden und den Verlorenen, auch denen, die hier geboren wurden.

  • von Alberto Vigevani
    16,00 €

    Eine klassische Erzählung über die großen und die kleinen Momente des Glücks angesichts existenzieller Katastrophen.Alberto Vigevani sucht etwas auf dem Dachboden seines Landhauses, als plötzlich ein alter Überseekoffer vor ihm steht. Schon stürmen Erinnerungen auf ihn ein: Er und seine Braut hatten den Koffer vor fünfzig Jahren als Hochzeitsgeschenk von Tante Jole und Onkel Giorgetto erhalten. Ihre Hochzeitsreise mit dem riesigen, »General« genannten Koffer kommt ihm in den Sinn, aber vor allem steigt das Schicksal von Jole und Giorgetto, die in Auschwitz ermordet wurden, aus der Erinnerung auf. Durch den Überseekoffer, der nach und nach die Gestalt eines Idols annimmt, sind die Lebensläufe der beiden Paare miteinander verbunden. Beide leben sie in schrecklichen Zeiten für die jüdische Bevölkerung: Das junge Paar hoffnungsvoll, aber auch überschattet von der schlimmen politischen Lage, denkt an eine Ausreise nach Amerika. Das ältere Paar befindet sich in der dunkelsten Zeit seines Lebens, im Angesicht des großen Verbrechens. Nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze werden Tante Jole und Onkel Giorgetto 1939 bei einem Fluchtversuch in die Schweiz verhaftet und interniert, im Gefängnis müssen die beiden auf ihre Deportation warten. Durch einen merkwürdigen Zufall gelingt Giorgetto die Flucht. Wie in einem traumhaften Rausch erlebt er Momente der Freiheit, doch aus Liebe zu seiner Frau kehrt er nach einem kurzen Spaziergang zu ihr ins Gefängnis zurück.Auf seine unnachahmliche, berührende wie schwebende Weise zeigt Vigevani Momente von Freude und Hoffnung und tiefster Traurigkeit. Und er erzählt davon, wie die Normen einer Gesellschaft sich in kürzester Zeit verändern können.

  • von Anton Tschechow
    16,00 €

    "... Aber mich wieder einmal zu verlieben, würde nichts schaden. Es ist langweilig, ohne eine starke Liebe." Cechov an A. S. Suvorin, 18. Oktober 1892. In einem Theaterstück, sagt Nina im 1. Akt der Möwe, müsse "unbedingt Liebe vorkommen." Das tut sie auch. Cechov, Autor der schönsten Liebesszenen auf dem Theater der Weltliteratur, schätzt sie, dem Gewicht nach, auf "fünf Pud". Doch ist diese Liebe nie eine erwiderte, geschweige denn erfüllte, sie ist, schon allein durch das Arrangement der Lebensumstände, vergeblich von Anfang an und zum Scheitern verurteilt; sie zerschellt am Leben - sei es an den unterschiedlich verteilten Prädispositionen, sei es schlicht am Moment der verstreichenden Zeit. So sind auch die Erzählungen Cechovs, die explizit von der Liebe handeln, nie Liebesgeschichten im sentimentalen Sinn. Kein Autor hat wie Cechov, dem Lüge und Kitsch verhaßt waren, das Aufwallen der Gefühle - und deren Entladung - mit solcher Diskretion beschrieben, kein Autor hat aber wie er zugleich auch die Skepsis gegenüber diesen Gefühlen und damit die Angst der Liebenden und Geliebten, wie die Angst vor dem Erkalten des Gefühls, vor dem Verlassenwerden, die Angst vor der Preisgabe des Eigensten, Innersten, mit solch diskreter Nüchternheit benannt. Eine ängstliche Besorgnis klingt noch in der Dame mit dem Hündchen, der vielleicht schönsten Liebesgeschichte der Weltliteratur, durch, da zwei verheiratete, sehr erwachsene, von der Ehe enttäuschte Menschen, die einander zu lieben meinen, erkennen: "Es schien, als bräuchte es nurmehr kurze Zeit - und die Lösung würde gefunden, und dann begönne ein neues, schönes Leben; und beiden war klar, daß es bis zum Ende noch sehr-sehr weit wäre und daß das Komplizierteste und Schwierigste eben erst begonnen hätte."

  • von Daniil Charms
    28,00 €

    Endlich wieder lieferbar:Die gesammelten Werke des Jahrhundertautors Daniil Charms in der maßgeblichen und kongenialen Übersetzung von Peter Urban.Dieser Band versammelt die meistgelesenen und wichtigsten Texte Daniil Charms, allen voran die in unzählige Sprachen und oft mehrfach übersetzten Fälle: ein Prosazyklus voll dunklem Sprachwitz, makabrem Humor und unbändiger Lust am Absurden. Es sind Texte ungeheurer Wucht, in denen der Alchemist Charms seine Verzweiflung an der Unerträglichkeit des Seins in das Gold ewiger Literatur wandelt. Der wohl entscheidende Autor der Avantgarde-Gruppe OBERIU (»Vereinigung der realen Kunst«) war zunächst vor allem als humoristischer Kinderbuchautor bekannt, da er seine literarischen Texte zu Lebzeiten kaum veröffentlichen konnte. Als die Sowjetunion zusammenbrach und die Texte aus seinem Nachlass ediert und veröffentlicht wurden, wurde er schlagartig berühmt. Entdeckt wurde ein Schriftsteller und Dichter, der nicht nur als Klassiker des absurden russischen Humors gelten kann, sondern auch als einer der wahrsten Chronisten einer zunehmenden Verrohung und Bürokratisierung des Alltags, die dem Leben jeden Zauber nimmt.

  • von Mayotte Bollack
    20,00 €

    In einem Stil, der mitunter an Fabel oder Märchen erinnert, mit ihren Königen, Prinzessinnen und Ungeheuern, erzählt Mayotte Bollack die neunzehn überlieferten Stücke des Euripides nach. An die Stelle der dramatischen Form tritt die Erzählstimme, die den stummen Autor, der hinter seine Figuren zurückgetreten ist, spiegelt. »Es war in Theben, in Griechenland, ein junges Mädchen von großer Schönheit, die Tochter des Königs Kadmos.« So beginnen »Die Bacchantinnen«. Die Paraphrase hat hier nichts Schulmeisterliches an sich, denn sie vereinfacht Euripides' dramatische Konstruktionen nicht, sondern will ganz im Gegenteil alles sagen, nichts vom reichen Sinngehalt der Originale opfern. Es ist wie eine Übersetzung zweiten Grades, in der die Dramaturgie zur Erzählung wird. Dabei stehen Euripides' politisches sowie intellektuelles Engagement, seine zügellose Erfindungsgabe, seine unerhörte Freiheit im Umgang mit den dramatischen Formen sowie das Nebeneinander von Tragischem und Komischem für Mayotte Bollack im Vordergrund, wobei die Autorin in ihrer Sprache die ganze Spannung im Zwiespalt zwischen Tragik und Komik zur Entfaltung bringt. Der Trojanische Krieg um »die schönste Frau auf der Welt«? Wäre es nicht so tragisch, wäre es komisch: »Alle griechischen Männer sahen sich in ihrer Mannesehre verletzt und empfanden diesen Raub als Kränkung: Ein Barbar vereinte sie, indem er sie alle gehörnt hatte.«

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