Über Das Goldene Vlies
Rund 1,5 Millionen Schafe werden derzeit noch in Deutschland gehalten. Viele Regionen unseres Landes sind von einem Landschaftsbild geprägt, das nur die Schafe hervorbringen können; ohne die Wanderschafhaltung könnten auch touristisch interessante Gebiete wie die Schwäbische Alb und der Nordschwarzwald nicht in ihrer jetzigen Schönheit erhalten werden, sie würden verbuschen. Unsere Vorfahren wussten, dass die Schafe hierfür besonders hart und widerstandsfähig sein mussten. Während die Wolle zu jener Zeit noch eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielte, so steht heute die Fleischleistung im Vordergrund. Das Corona-Virus und die Ukraine-Krise haben die Menschen dazu veranlaßt, sich wieder mehr der Natur zuzuwenden. Diese jüngsten politischen und gesundheitlichen Entwicklungen verschafften der Wolle mehr Bedeutung. So ist die Nachfrage nach Strickwolle deutlich gestiegen, obwohl sich dies in den Kassen der Schäfer noch nicht bemerkbar macht. Auch bei Sportwäsche findet Wolle inzwischen mehr Verwendung. Große Modemarken nehmen in ihre Kollektionen elegante Kleider aus Wolle auf. Schäfereien und wollverarbeitende Firmen arbeiten zusammen, um Wolle gemeinsam zu vermarkten. Schäfer, deren Tiere den wertvollen Rohstoff für Garne liefern, wissen wie unsere Vorfahren um die Bedeutung der Wollqualität und pflegen sie weiter. Hier ist ein hochwertiges und vor allem gut geschlossenes Vlies zum Schutz der Tiere unerläßlich. Merinolandschafe bringen beide Eigenschaften mit und stellen nach wie vor in Deutschland den größten Anteil an den gehaltenen Rassen. Die vorliegende Chronik zeigt, mit wie viel Engagement, Sorgfalt und Umsicht unsere Vorfahren Merinoschafe aus Spanien geholt und in ihre einheimischen Landschafrassen eingekreuzt haben, um daraus das Merinolandschaf zu züchten. Der Import zu Fuß auf dem Landweg war dabei eine harte Prüfung für Tier und Mensch. Diese Leistung verdient großen Respekt, denn sie hat die Schafhaltung in Europa nachhaltig beeinflusst. Auch heute noch tragen Merinolandschafe in verschiedenen europäischen Ländern die Bezeichnung "Württemberger Schafe". Manfred Reinhardt zählt nicht nur die Fakten der Reise auf. Sondern er lässt ein lebendiges Bild der damaligen Schafhaltung entstehen. Die Schilderungen des Reisens und Handelns in jener Zeit unterstreichen die Verdienste, die sich sowohl die Schäfer als auch ihre Begleiter auf ihrem Weg nach Spanien und zurück erworben haben. Die Ergänzungen dieser zweiten Auflage stellen interessante Bezüge zur Kultur Spaniens her und vergleichen das Reisen damals mit seiner heutigen komfortablen Form. Der Bericht über eine Exkursion baden-württembergischer Schäfer im Jahre 2011 auf den Spuren des Einkaufs von 1786 läßt die Geschichte dieser Epoche nochmals aufleben.Dem Buch wünsche ich auch über Schäferkreise hinaus eine große, interessierte Leserschaft.
Mehr anzeigen