Über Das Kolleg St. Thomas in Vechta/Füchtel 1947-1990
Im Kolleg St. Thomas der Dominikaner in Füchtel hat es im Untersuchungszeitraum in den Jahren 1947 bis 1970 Fälle von strafrechtlich relevanter physischer und sexueller Gewalt gegen Schüler gegeben, psychische Gewalt ist bis heute in der Regel kein Straftatbestand. Spuren finden sich marginal bis gar nicht in der zeitgenössischen Aktenüberlieferung des Ordens, sondern nahezu ausschließlich in den Erinnerungen ehemaliger Schüler. Es sind in keinem Fall polizeiliche Ermittlungen aufgenommen worden. Somit gab es auch keine Strafverfahren und keine rechtskräftigen Verurteilungen.Ehemalige Schüler blicken mit so unterschiedlichen Gefühlen wie Trauer und Wut - "Ich blicke zurück im Zorn" - und ambivalenten Empfindungen - "Schön war die Zeit nicht, aber sie war gut für mich" - auf ihr Leben im Kolleg zurück. Insbesondere hinsichtlich der frühen Nachkriegszeit überwiegt der Eindruck großer Dankbarkeit für die Möglichkeit, nach den Kriegswirren in Füchtel das Abitur absolvieren zu können - "Dankbarkeit, Dankbarkeit, Dankbarkeit seit 59 Jahren!" - sowie vor allem im letzten Jahrzehnt des Untersuchungszeitraum der Stolz - "Einmal Thomaner - immer Thomaner". Insgesamt dominieren ambivalente bis positive Erinnerungen an das Leben und Lernen im Kolleg St. Thomas die knapp 200 eingegangenen Berichte - wenngleich diese über keine statistische Relevanz verfügen können und jedes zum Teil bis heute traumatisierende Erlebnis eines ehemaligen Schülers eine negative Erfahrung zu viel war und ist.Maria Anna Zumholz, Dr. phil. habil., Privatdozentin für neuere Geschichte an der Universität Vechta, verfügt über ein Grundstudium der Psychologie, ein Lehramtsstudium und mehrjährige Erfahrung in praktischer Unterrichtstätigkeit sowie über Ausbildungsschwerpunkte in Soziologie und kath. Theologie. Ihre Habilitationsschrift befasst sich mit regionaler geschlechts- und konfessionsspezifischer historischer Bildungsforschung.
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