Über Das semiologische Abenteuer
Der Semiologe Roland Barthes«: diese Formulierung ist inzwischen ein Gemeinplatz geworden, obwohl sie eher Ausdruck einer Verlegenheit denn aufschlußreiche Beschreibung ist. Charakterisiert sie doch ein facettenreiches Werk durch eine Methode. Unangemessen ist sie auch deshalb, weil sich »die« Semiologie Roland Barthes' ständig verändert hat. Am ehesten trifft sie noch zu für jene Arbeiten aus den Jahren 1963 bis 1973, die in dem vorliegenden Band versammelt sind. Hier zeigt sich Roland Barthes zum einen als der große Systematiker der Wissenschaft von den Zeichen - er verfolgt das Projekt einer allgemeinen Zeichentheorie, die formal ebenso entwickelt ist wie die Linguistik, in ihrem Wissensgebiet aber weit über sie hinausgreift. Zum zweiten erweist er sich - und diese Entwicklungsphase wurde in Deutschland bisher kaum wahrgenommen - als derjenige, der ein Modell für die semiologische Analyse von Texten ausgearbeitet hat - etwa in dem bereits klassischen Text Einführung in die strukturale Analyse von Erzählungen.
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