Über Der masochistische Mann
"In der Liebe gibt es keine Gleichberechtigung!", betont der Autor. "Die Liebe ist eine Tyrannin und schlägt tiefe Wunden, selbst wenn man nur mit ihr spielen möchte." Liebe und Erotik ist ein fortwährendes Wechselspiel von Dominanz und Unterwerfung. "Gäbe es aber diese Gleichberechtigung der Geschlechter, dieses Gleichgewicht der Liebes- und Lustgefühle, wie die modernen Fanatiker der Arbeit sie erträumen, so wäre Eros tot. Sicher würde die Welt allmählich ›gereinigt‹ von Lustrausch und allen jenen Leidenschaften, die schon viel Unheil über die Menschheit gebracht haben und bringen. Aber auch die Schönheit des Lebens wäre dahin. Es gäbe keinen Aufschwung der Gefühle mehr, keinen Höhepunkt des Daseins, keine Entwicklung der Kultur. Denn alles Sein und alles Werden ist abhängig von der Kraft des Eros." – Heymann erzählt die Geschichte der (eigentlich naturwidrigen) Unterwerfung des Mannes unter die Frau über die Jahrhunderte hinweg. Der mit vielen teils amüsanten, teils pikanten, teils heute geradezu ungeheuerlich anmutenden Anekdoten gepfefferte sowie reich und geschmackvoll bebilderte Band ist ein Muss für den Liebhaber opulenter Erotika aus dem frühen 20. Jahrhundert. Allen kultur- und soziologiehistorisch Interessierten bietet er darüber hinaus eine Fundgrube von geschlechtsgeschichtlichen Stereotypen, wie sie die Gesellschaft über Jahrhunderte dominiert haben, und eröffnet dadurch einen vielsagenden und unverstellten Einblick in das weite Kreise prägende männliche Denken und den chauvinistisch-männlichen Blick auf die Geschlechterbeziehungen vor rund hundert Jahren.
Robert Heymann (1879–1946) war ein deutscher Schriftsteller, Dramaturg, Redakteur, Drehbuchautor und Filmregisseur. Der in München geborene Autor veröffentlichte seit 1901 Dramen und Romane (u. a. "Istar, das ist die Liebe", "Tod", "Herrenrecht", "Das Bild von Sais" und "Gefallene Frauen"). Seit 1902 arbeitete er zudem als Dramaturg für das Kabarett Überbrettl, für das Zentraltheater in Zürich sowie für das Intime Theater in München. Zeitweise war er als Journalist für die "Basler Zeitung" tätig. Während des Ersten Weltkrieges gab ihm die Berliner "Luna Film" einen Vertrag als Drehbuchautor und Regisseur. Heymann blieb auch in seinen Filmen der dramatischen Akzentuierung treu und drehte mit Schauspielern wie Theodor Loos, Joseph Schildkraut, Ernst Hofmann und Friedrich Kühne. Ab 1918 beschränkte er sich auf das Schreiben von Drehbüchern, und bereits Mitte der zwanziger Jahre zog er sich aus dem Filmgeschäft zurück und konzentrierte sich auf das Verfassen von Romanen. Er veröffentlichte auch unter den Pseudonymen Robert Heymann-Dvorák, Max Ladenburg, Annemarie Land, Fred Roberts und Sir John Retcliffe der Jüngere.
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