Über Der Vampir
In der Reihe »Klassiker in neuer Rechtschreibung« gibt Klara Neuhaus-Richter die wichtigsten Bücher der Weltliteratur in der empfohlenen Schreibweise nach Duden heraus.
John Polidori: Der Vampir. Die erste Vampirerzählung der Weltliteratur in der deutschen Erstübersetzung von 1819
Gemeinsam mit Percy Bysshe Shelley und dessen späterer Ehefrau Mary Godwin verbringen Lord Byron und sein Leibarzt John Polidori den Sommer des Jahres 1816 am Genfer See. Nicht enden wollender Regen bringt die kleine Gesellschaft dazu, sich gegenseitig Schauergeschichten vorzulesen. Lord Byrons Vorschlag, jeder der Anwesenden möge selbst eine Geschichte schreiben und vortragen, macht diese Begegnung zu einer der denkwürdigsten der Literaturgeschichte. Während Mary Godwin ihren Frankenstein schreibt, begründet John Polidori mit seiner Figur des Lord Ruthven den bis heute geläufigen Typus des modernen Vampirs und schreibt die erste Vampirerzählung der Weltliteratur.
»Der Vampyr« wurde am 1. April 1819 vom Verlag Colburn in der Zeitschrift »New Monthly Magazine« ohne Polidoris Erlaubnis veröffentlicht. Die Geschichte wurde falsch untertitelt und als »A Tale by Lord Byron« (»Eine Geschichte von Lord Byron«) bezeichnet. Der Name der Hauptfigur Lord Ruthven führte zu dieser Verwechslung, weil dieser Name ursprünglich in Caroline Lambs Roman »Glenarvon« Verwendung fand, der vom selben Herausgeber veröffentlicht wurde, und darin auch eine Zeichnung von Lord Byron vorhanden war. Lambs Werke wurden damals anonym herausgebracht und so nahm der Coburn-Verlag an, »Der Vampyr« könne von Byron stammen. Die Textgrundlage der vorliegenden Ausgabe ist »Der Vampyr«, erschienen 1819 in deutscher Übersetzung bei Leopold Voß, Leipzig.
Neu herausgegeben von Klara Neuhaus-Richter, Berlin 2021.
Umschlaggestaltung von Rainer Richter unter Verwendung einer Porträtzeichnung von Josefine Weinschrott.
Gesetzt aus der Minion Pro, 13 pt.
Henricus - Edition Deutsche Klassik GmbH
Über den Autor:
1795 als Sohn eines italienischen Wissenschaftlers in London geboren, promoviert John William Polidori im Alter von 19 Jahren mit einer Dissertation über Somnabulismus. Als Leibarzt des Dichters Lord Byron begleitet er diesen auf der legendär gewordenen Reise zum Genfer See 1816. Der unter Depressionen leidende John Polidori häuft eine erdrückende Last von Spielschulden an und scheidet am 24. August 1821 durch die Einnahme von Blausäure in London aus dem Leben.
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