Über Diagnostik der Geisteskrankheiten für praktische Ärzte und Studierende
"Auf Grund der Anschauung, dass das Geistige und Körperliche unvereinbare Gegensätze sind, ist das seelische Leben noch lange Zeit als völlig ausserhalb der Naturwissenschaft liegend betrachtet worden, als diese die mechanische Welt schon zu erforschen begonnen hatte. Der cartesianische Dualismus, der durch seine scharfe Scheidung der materia extensa und substantia cogitans diese Trennung in schärfster Weise vornahm, hat die methodische Behandlung seelischer Phänomene zunächst mehr gehindert als gefördert, wenn auch in der Betonung der Selbstwahrnehmung des Denkens ein wichtiger Ausgangspunkt für eine auf Erfahrung beruhende Seelenlehre gegeben war.
Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, die ganze Entwicklung der empirischen Psychologie, welche sich an dieses cartesianische Problem anknüpft, genauer darzustellen. Nur muss ein allgemeiner Satz, der sich bei der geschichtlichen Betrachtung aufdrängt, hervorgehoben werden. Dieser lautet: Erst nachdem das seelische Leben im allgemeinen als Gegenstand methodischer Naturbeobachtung betrachtet worden war, konnte eine wissenschaftliche Psychopathologie als Teil der allgemeinen Naturwissenschaft entstehen." [...]
Vorliegendes Buch über die Diagnostik der Geisteskrankheiten ist ein unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1901. Illustriert mit zahlreichen historischen Abbildungen.
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