Über Die Gesetze
Die von Hammurabi um 1760 v. Chr. veranlaßte Kodifizierung des Rechts zeichnet sich durch Klarheit und Prägnanz aus. Zwar beruft sich Hammurabi zur Legitimation seiner gesetzgeberischen Macht auf den polytheistischen Götterhimmel. Doch es ist kein Gott, der stellvertretend für die herrschende Kaste, die einzelnen Strafbestimmungen ausspricht. Vielmehr durchdringt das Gesetzeswerk eine innere Logik: die Talion, d.h. "Gleiches für Gleiches". Ihre Anwendung ermöglichte erstmals in der Rechtsgeschichte eine Verdrängung der Berufung auf religöse Autorität. Die Urteilsregeln des Kodex Hammurabi sind säkular-funktional bestimmt mit dem Ziel, den sozialen Ausgleich zwischen Konfliktparteien im Rahmen der gegebenen Ständeordnung und patriarchalen Familienherrschaft zu unterstützen. Zahlreiche Vorschriften schützen Frauen und Kinder vor männlicher Willkür. Das Regelwerk war offenkundig darauf ausgerichtet, das Funktionieren der Familienhaushalte auch bei Abwesenheit des Mannes zu gewährleisten. Die hier vorgelegte Ausgabe versteht sich als Studienausgabe, die die Früchte der Übersetzungsarbeit am Original zusammenfaßt und vergleicht. Die einzelnen Paragraphen des Hammurabi-Kodex sind sowohl in der Transkription des Altbabylonischen als auch in deutscher Übersetzung wiedergegeben. Ein umfangreicher Anmerkungsanhang erlaubt es dem weitergehend interessierten Leser, verschiedene Deutungsvarianten in der europäischen Rezeption während der letzten 100 Jahre zu vergleichen und abzuwägen.
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