Über Dirigierte OEffentlichkeit
Die vorliegende Arbeit zur Gleichschaltung und Manipulation der Presse im Dritten Reich verdient unter verschiedenen Aspekten Beachtung. Sie leistet einen Beitrag zu der historisch-politischen Diskussion, die noch vier Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch der ersten deutschen Repu blik unvermindert fortdauert, so viele und wichtige Untersuchungen und Darstellungen inzwischen, nicht zuletzt zum Thema Publizistik und NS Regime, erschienen sind. Es handelt sich um einen zentralen Bereich des Machtergreifungs- und Konsolidierungsprozesses, iiber den das na tionalsozialistische Herrschaftssystem so unerwartet rasch und total in Deutschland durchgesetzt wurde. Die Analyse der ausgedehnten Litera tur und des teilweise unveroffentlichten Materials HUH erkennen, welche strukturellen Voraussetzungen lind konkreten Eingriffe jene Gleichschal tung ermoglichten. Dabei tritt eine bemerkenswerte Kontinuitat im Uber gang von der Republik zur Diktatur hervor, die auch fUr andere politische und gesellschaftliche Bereiche der natio'nalsozialistischen Machtbefesti gung bezeichnend erscheint. Man mag kritisch bemerken, daB dabei die revolutionaren Komponenten im pseudolegal verhiillten ProzeB der Machtergreifung unterschatzt wer de: Folge eines zu engen Revolutionsbegriffs. Doch eroffnet die Hervor hebung des Moments der Kontinuitat zugleich instruktive Einblicke in den Charakter und die Funktion eines Pressewesens, dessen rasch erreichte Lenkbarkeit die Folge einer weitgehenden Selbstgleichschaltung wa- darin typisch fUr die geistige Kapitulation in Deutschland 1933/34. Die iiberwaltigende Rolle, die dabei Druck und Gewalt, Kampfideologie und VerfUhrung, freilich auch Opportunismus, gespielt haben, ist nicht zu iibersehen.
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