Über Ein Fall für das jüngste Gericht
Sehr ungewöhnlich für einen Krimi, steht das Ende des Romans hier schon von der ersten Seite an fest: Im Beirut der achtziger Jahre wird ein österreichischer Kriminalpolizist erschossen und sein Leichnam zur Beerdigung in die Heimat überführt. Das nimmt der Geschichte allerdings nichts von ihrer Spannung – ganz im Gegenteil! Eigentlicher Beginn des Romans ist dann ein Treffen von Kriminal-Gruppeninspektor Johann Bauer, vor zwei Jahren vom Referat "Gewaltdelikte" im Wiener Sicherheitsbüro auf einen gutbezahlten Auslandsjob in Beirut versetzt, mit dem arabischen Informanten Mechmed Khalil, der ihm die Adresse eines zwielichtigen Geschäftsmanns zuspielt, welcher in eines der üblichen dunklen Geschäfte zwischen Waffenschieberei, Drogenhandel und Terrorismusfinanzierung verstrickt ist. Johann Bauer traut seinen Augen kaum, denn er stößt auf einen alten Bekannten aus Wien: Sebastian Suchy aus der Seidelgasse 7, der ein anrüchiges "Ex- und Importbüro" betreibt und, wie Johann mit Verwunderung konstatiert, noch nicht einmal vorbestraft ist. Dabei ist er doch selbst mit dabei gewesen, bei jenem Raubüberfall in der Seidelgasse, wo er Sebastian Suchy kennenlernen musste – er und sein Kollege und Freund Micky Heidinger, damals beide noch junge Kriminalbeamte im Wiener Sicherheitsbüro, Referat "Gewaltdelikte". Und Micky Heidinger ist auch jetzt wieder an seiner Seite, als Johann Bauer zu ermitteln beginnt und sich bald eingestehen muss, hier wohl in ein Wespennest gestochen zu haben …
Leo Frank (auch Leo Frank-Maier, gebürtig eigentlich Leo Maier; 1925–2004) ist ein österreichischer Kriminalautor, der in seinem Werk die eigene jahrzehntelange Berufserfahrung als Kriminalbeamter und Geheimdienstler verarbeitet. In seiner Funktion als Kriminalbeamter bei der Staatspolizei Linz wurde Leo Maier 1967 in eine Informationsaffäre um den Voest-Konzern verwickelt. Man verdächtigte ihn, vertrauliches Material an ausländische Nachrichtendienste geliefert zu haben, und er geriet unter dem Namen "James Bond von Linz" in die Medien. Es folgte eine Strafversetzung nach Wien, wo er nach wenigen Monaten wiederum ein Angebot zur Versetzung nach Zypern annahm. Zwischen 1967 und 1974 war Leo Maier Kripo-Chef der österreichischen UN-Truppe in Nikosia. Auf Zypern begann er seine ersten Kriminalromane zu schreiben und legte sich den Autorennamen Leo Frank zu. Doch dauerte es noch einige Jahre, bis 1976 sein erster Roman "Die Sprechpuppe" publiziert wurde. 1974 kehrte er – in der Voest-Affäre inzwischen voll rehabilitiert – nach Linz zurück. Er leitete verschiedene Referate (Gewaltreferat, Sittenreferat, Mordreferat), bevor er 1980 zum obersten Kriminalisten der Stadt ernannt wurde. Mit 59 Jahren ging er in Pension und zog in seine Wahlheimat Bad Ischl, wo er 2004 verstarb.
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