Über Emotionen als Kapital
Emotionen, Gefühle und Affekte bezeichnen einen Bereich in der modernen Soziologie, der in einem gewissen Sinne als übersehen oder vielleicht gar als vergessen zu bezeichnen ist. Dies ist durchaus verwunderlich, insofern offensichtlich Emotionen eine große Rolle nicht nur in den alltäglichen Beziehungen der Menschen untereinander spielen, sondern auch in anderen, beispielsweise politischen. Wie viele andere moderne Soziologen kommt auch Bourdieu kaum auf diese Seite des Menschen zu sprechen und doch bietet seine Soziologie durchaus Anknüpfungspunkte, Emotionen und Gefühle zu analysieren und sie soziologisch zu interpretieren. Das Ziel der Arbeit besteht darin, Emotionen als Kapital im Sinne Bourdieus zu deuten und von diesem Gesichtspunkt aus spezifische Aspekte menschlicher Interaktionen besser zu verstehen. Der Nachweis, dass Emotionen tatsächlich als Kapital zu verstehen sind, erweist sich dadurch, dass Emotionen in alle Kapitalsorten konvertibel sind. Im Zuge dieses Nachweises stellt sich heraus, dass vor allem in politischen Kontexten Emotionen besonders leicht in die anderen Kapitalsorten tauschbar sind. Aber auch in der Finanzindustrie beispielsweise (bzw. der Ökonomie im Allgemeinen) spielen Emotionen, entgegen der Voraussetzungen der Wirtschaftswissenschaften, eine große Rolle.
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