Über Evolution und die Vielfalt des Lebens
Die deutsche Ausgabe meiner Aufsatze begrli~e ich mit besonderer Freude, da die Anfange meiner Gedankengange oft bis zu den Zei ten zurlickreichen, als ich noch in Berlin am Zoologischen Museum der Universitat tatig war. Die Probleme, mit denen ich mich in die ser Sammlung auseinandersetze, werden nicht nur in der wissen schaftlichen, sondern auch in der philosophischen Literatur eifrigst erortert. Besonders wichtig fUr die Behandlung dieser Probleme ist das Auftauchen v611ig neuer Denkrichtungen in der modernen Evo lutionsbiologie. In der Wissenschaftsphilosophie, und besonders bei den Positivisten, war die Uberzeugung weit verbreitet, alle Pro bleme der Biologie konnten letzten Endes auf die Gesetze der Physik und Chemie zurlickgeflihrt werden. Wer widersprach, dem wurde vorgeworfen, Vitalist oder Mystiker zu sein. Da~ jedoch diese Auffassung der Positivisten falsch ist, wird in einigen meiner Aufsatze nachgewiesen. Bei der Zusammenstellung dieses Bandes habe ich mich von dem Prinzip leiten lassen, so1che Aufsatze zu wahlen, die sich mit neuen Entwicklungen in der Gedankenwelt der Biologen beschiifti gen. Ais besonders wichtige Themen erschienen mir die Wirksam keit der natUrlichen Auslese, der Populationsgedanke, das Prinzip der Teleonomie, die Rolle des genetischen Programms und andere gedankliche Entwicklungen der modernen Biologie, mit denen nicht nur Wissenschaftler und Philosophen, sondern auch jeder gebildete Laie vertraut sein soUte, denn ohne dieses Verstandnis ist eine moderne Weltanschauung eigentlich undenkbar. Oft wird, und leider zu Recht, auf die gedankliche Kluft zwi schen Wissenschaftlern und Humanisten hingewiesen.
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