Über Exploding Heads
Peter Voss hatte in seinem ersten Erzählungsband »Wolfssstunden« eine Serie von 12 Nachtgeschichten versammelt. Seine vom Leben häufig schwer angezählten Figuren waren von dem früheren PR-Mann und langjährigen Agentureigentümer und -geschäftsführer nach persönlichem Erleben und an der Wirklichkeit gestaltet.
Nun setzt er fort mit seinen Nachtgeschichten. »Exploding Heads« ist, wie die »Wolfsstunden«, ein Begriff aus der Welt des Schlafes: Er bezeichnet, was eintritt, wenn einem schlagartig ein Leben vor die Füsse fällt, von der einen auf die andere Sekunde. Wenn es explodiert im Kopf, eben im ersten Tiefschlaf - oder mitten im »normalen« Leben, tief im Alltäglichen, hart an seinen Abgründen.
Die unterschiedlichen Nachtgänger aus seinem ersten Band von 2021 waren uns vertraut vorgekommen: der drogenabhängige Rockstar, der aus seiner Tourneeroutine ausbricht; der Whistleblower im Exil, der mal alles und nun nichts mehr zu verraten hat; der Veteranen des Zweiten Weltkriegs, der bis zum Ende eines langen Lebens mit einer Schuld zu kämpfen hat; der Boxer, der das Kämpfen beherrscht hat, aber nicht das Leben ...
Auch im zweiten Buch finden wir vor allem Männerfiguren. Peter Voss inszeniert ihre Kämpfe mit sich selbst, untereinander und in einer Welt der Männer, die ihre sehr eigenen Werte und Ziele verfolgt und wenig Rücksicht kennt. Der Faszination dieser »Typen« kann man sich schwer entziehen, ihre Zielstrebigkeit und Entschlossenheit ist verlockend - auch wenn entsprechene gesellschaftliche Selbstverständlichkeiten über Bord geworfen werden -, jedenfalls solange, bis diese »Helden« an ihre Grenzen stoßen und wir beim Verfolgen ihres Scheiterns ein Quantum Lebensweisheit abbekommen. - Wissen die Frauen-Figuren in Peter Voss' Nachtgeschichten besser Bescheid? Sind sie klüger im Umgang mit Eitelkeiten, Marotten und Selbstherrlichkeiten? Wissen sie wo es langgeht?
Oder sind das alles ohnehin nur Unsicherheiten, Unwägbarkeiten, ja, Unbeholfenheiten im Einrichten
und Genießen eigenen Lebens?
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