Über Ferdinand Toennies
Die vorliegende Arbeit ist im Juni 1988 von der Philosophischen Fakultät der Chri stian-Albrechts-Universität zu Kiel als Dissertation angenommen worden. Das Buch, wie es nun erscheint, hat eine längere Vorgeschichte. Der Grundgedanke stand mir schon früh fest und hatte sich aus Studien zu allgemeinen wissenschaftstheoretischen Fragen der Geisteswissenschaften ergeben. Es war die These, daß Tönnies' Orientie rung in der Historismus-Rationalismus-Frage den Ausblick auf die wissenschafts-und geistesgeschichtliche Situation im Deutschland der Jahrhundertwende öffnet, daß er ferner bei der Wahl seines methodologischen Rahmens in der damaligen Konstellation von wissenschafrspolitischen Gründen mitbestimmt worden war, und daß schließlich die inneren Widersprüche seiner programmatischen wissenschaftstheoretischen Orien tierung im positivistischen Sinne durch die Absicht bestimmt war, die Gesichtspunkte der Aufklärung gegen die Aufklärungskritik des späten 19. Jahrhunderts durchzu setzen. Daraus ergibt sich bei Tönnies eine in sich skeptisch reflektierte Aufklärungs programmmatik, die ihre Konsequenzen für seine Orientierung in der zeitgenössischen theoretischen Debatte zeigt, darüberhinaus aber auch, ungeachtet ihres zeitbedingten Vokabulars, anhaltende Aktualität hat. Tönnies' Beitrag zu einer Theorie der Rationali tät mit ihrer Berücksichtigung anthropologischer und historischer Faktoren macht ihn als den soziologischen Klassiker, der er ist, auch zu einem Gesprächspartner für die gegenwärtige Debatte um Probleme der Ratio. Die früheren Forschungen Karl Otto Apels zu theoretischen Fragen der Geisteswissenschaften (vgl.
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