Über Frauen jenseits der Konvention
Besondere Faszination haben seit jeher Zeugnisse von Frauen hervorgerufen, die
sich durch die Umkehrung etablierter Rollenbilder auszeichnen. Die Verhandlung des
Konventionellen und der Abweichung davon wird in der bewussten Abkehr vom
standardisierten Darstellungsschema antiker Frauen auf attischen Vasen sichtbar.
Dabei erfahren direkt mit dem Körper verbundene Charakterisierungen ¿ im Gegensatz
zu (Ver-)Kleidung oder Ausstattung ¿ eine besondere Betonung im Bild: Alterszüge,
Tätowierungen und afrikanische Gesichtszüge. Unkonventionelle Frauen treten in den
verschiedensten Themenbereichen als Bildmittel der Differenzierung auf: So kann eine
alte tätowierte Amme in Begräbnisszenen ein Bestandteil der Emotionsführung sein,
eine vermeintlich alte afrikanische Opferdienerin eine Parodie von Festdarstellungen
als solche erkennbar machen oder eine mit ihren exotischen Reizen spielende
thrakische Sklavin auf einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Dabei werden die
Frauen absichtlich einer eindeutigen Kategorisierbarkeit entzogen, im Fokus stand
die effektvolle und z. T. ambivalente Einpassung in das Bildgefüge.
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