Über Für immer ist morgen vorbei
Er wächst in Ost-Berlin auf, liebt The Cure und verehrt Bowie, zeichnet mit Begeisterung, darf als unangepasster Junge aus katholischer Familie nicht auf die Erweiterte Oberschule, macht deshalb nach der zehnten Klasse eine Lehre als "Facharbeiter für Holztechnik, Spezialisierung Stuhl- und Gestellbau". So weit, so normal. Doch was ist normal? Wenn man als Zwölfjähriger eine Spielekonsole gegen ein ramponiertes tschechisches Skateboard tauscht und später von einem befreundeten bundesdeutschen Diplomatenkind ein West-Skateboard bekommt, mit dem man sich endlich zur Skate-Crew am Alexanderplatz traut? Wenn man mit fünfzehn für ein Konzert von David Bowie vor dem Reichstag auf ein Dach klettert und vor herannahenden Grenzsoldaten flieht? Wenn man Anfang der Neunziger seinen bunten Trabi für eine Mark an einen der Tacheles-Gründer verkauft?
1989/90 besetzt er eine Hinterhofwohnung, macht später Abi (im Westen Berlins), studiert Erziehungswissenschaften, fliegt 1994 zum ersten Mal nach San Francisco, was ihm zweite Heimat wird - und ist überzeugt, dass er ohne das Skateboarding nicht zum Künstler geworden wäre. In seinen Zeichnungen, Installationen und Wandbildern schlagen sich die präzise beobachteten Veränderungen seiner Umgebung nieder. So, wie er in seinen Kunstwerken die Zeit einfriert, sind es seine Erinnerungen an Freundschaften, Begegnungen, Enttäuschungen und Erfolge, mit denen Christian Rothenhagen nun auch als Autor Farbe bekennt.
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