Über Gauguin und van Gogh
Zwei sehr gegensätzliche Charaktere im imaginären Kampf um die wahre Sicht und konkrete Ausführung des Kunstwerks - im wahrsten Sinne des Wortes »phantastisch«!
Der Text folgt der Erstausgabe von 1924, erschienen im Verlag Die Schmiede, Berlin.
Textprobe:
Dagegen hörte schon bei anderer Maler entgegengesetzter Einschätzung das Einverständnis auf. Ließ Gauguin kaum einen der großen Toten, keinen Lebendigen neben sich gelten, verwarf er die Meister, die Vincent liebte, so grob und ohne Widerspruch zu dulden, daß der verzweifelt war.
Und als der ein neues Bild brennender drehender Sonnenblumen in triefenden Gelben brachte, hielt Gauguin sich nicht mehr, »Zurückhaltung Bester!« zu rufen, und da Vincent ihn jäh am Handgelenk nahm, brachen Dämme des Widerspruchs in Paul, und er fuhr den Vertatterten an:
»Ja, Zurückhaltung vor Wirklichkeit, Respekt! Maß in der Enträtselung und nicht nur deinen Bauernfuror fanatischer Entlarvung. Diskretion Lieber! Traumkraft der Schöpfung gegenüber.«
Damit riß er sich los, warf sich in einen Stuhl, sah Vincent herausfordernd wütend an.
Der mäßigte sich, hielt mit Gewalt die flackernden Feuer, denn er wollte den Erregten zu voller Entladung zwingen; fragte harmlos: »Wirklichkeit, die mit sich selbst übereinstimmt, enttäuscht deine Lüsternheit?«
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