Über GEO Epoche 97/2019 - Der Kolonialismus
Es ist das vielleicht anmaßendste Schriftstück der Geschichte: Im Vertrag von Tordesillas beschlißen Spanien und Portugal im Jahr 1494, die gesamte Welt unter sich aufzuteilen. Ungefähr auf dem 46.Grad westlicher Länge trennt nun eine unsichtbare Grenze den Globus. Östlich davon darf der König des kleinen Portugal alle neu entdeckten Länder in Besitz nehmen und für immer behalten; alle Territorien westlich der Linie gehören fortan den Kronen Kastiliens und Aragons. Vermittelt hat das megalomane Abkommen Papst Alexander VI., ein Spanier.
Mit diesem Akt der Überheblichkeit beginnt das Zeitalter des Kolonialismus - der europäischen Unterwerfung des Erdballs. Von nun an werden Jahr für Jahr Entdecker und Abenteurer rivalisierender Nationen, Kaufleute und Konquistadoren, aber auch Missionare von den Häfen des Kontinents in See stechen.
Zunächst sind es vor allem die Spanier und Portugiesen, die immer größere Stücke fremder Erdteile an sich reißen. Doch schon bald folgen Niederländer, Franzosen, Engländer, Dänen, schließlich auch Belgier, Deutsche und Italiener. Meist angetrieben von der Gier nach Macht und Reichtum, erobern sie Nord- und Südamerika, Australien, fast ganz Afrika und weite Gebiete Asiens. Sie plündern vielerorts die Naturschätze, unterjochen oder versklaven die einheimische Bevölkerung.
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