Über GEORDNETES CHAOS
Katalog begleitend zur Ausstellung im Atelier Kirchner zum 10. Europäischen Monat der Fotografie. Mit einem Vorwort von André Kirchner und einem Text von Fritz Balthaus, 2023
Architektur ist Baukunst, doch das Bauen selbst ist ein nüchterner, pragmatischer Prozess. In ihrem Frühstadium sind Baustellen rohe Orte: Es wird gegraben, gepumpt, gerüttelt, gebohrt. Dosierte Gewalt - eine delikate Mischung aus Können und Kraft, Fingerspitzengefühl und Maschinenpower - schafft die Grundlage für feinere Gewerke.
Dann wird verkleidet, verspachtelt, verputzt und gestrichen. So mutet die den Bauprozess beherrschende Komplexität wie ein riesiges Durcheinander an, doch dahinter verbirgt sich eine Überlagerung vieler verschiedener Takte und Ordnungssysteme. Jedes Gewerk arbeitet mit einer eigenen Logik und ist doch Teil eines größeren Ganzen.
" ... Fotografieren als Interpretationsgewerk auf der Bedeutungsbaustelle ...* "
In seiner jüngsten Arbeit ,Geordnetes Chaos' widmet sich der Architekturfotograf Robert Herrmann nicht den fertigen Bauwerken in ihrem jungen Glanz, sondern dem Inneren von Bauten im Entstehen. Drei Jahre lang hat er auf verschiedenen Baustellen ein Spektrum an Aufnahmen angefertigt, die mal durch ihre statische Klarheit bestechen, mal eine spröde Romantik vermitteln oder auch lakonisch Absurdes ins Blickfeld rücken.
Robert Herrmann befasst sich mit Themen wie dem urbanen Raum, der Entwicklung seiner Heimatstadt Berlin und dem Prozess des Bauens im Allgemeinen. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Publikationen aufgegriffen, in internationalen Wettbewerben anerkannt und befinden sich in musealen Sammlungen.
* Fritz Balthaus in seinem Text über Robert Herrmann
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