Über Gerechte Götter?
Die Idee eines Gottes als Richter, der nach abstrakten Gesetzen bestraft und
belohnt, sucht man im antiken Griechenland vergebens. Die Gerechtigkeit der
olympischen Götter manifestiert sich vielmehr durch Reziprozität. So ist in den
literarischen Quellen der trostspendende Gedanke verbreitet, dass die Götter mit
derselben Loyalität, mit der die Mitglieder der Polisgemeinschaft den Kult für die
Götter pflegen, die Menschen in Krisenzeiten schützen. Was geschieht aber, wenn
diese Beziehung aufgrund von Verbrechen zerbrochen wird und die Götter sich
erzürnen? In welchen Kultpraktiken spiegelt sich die Angst vor der göttlichen Strafe
und an welche Gottheiten appelliert man, wenn die Gerechtigkeit verletzt wird?
Anhand von literarischen, epigraphischen und archäologischen Quellen untersucht
dieses Buch die Mechanismen der göttlichen Vergeltung und wie sich diese in der
kultischen Praxis des archaischen und klassischen Griechenlands
widerspiegeln.
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