Über Geschlechterdemokratie
Früher war alles anders. Früher war nämlich noch alles klar. Frauen und Männer heirateten und blieben zusammen, bis der Tod sie schied. Dieses Arrangement sicherte nicht unbedingt lebenslang Glück und Erfüllung, aber gesellschaftlich Stabilität und individuell Verhaltens sicherheit. Nach Glück und Erfüllung in der Liebe sehnen sich Frauen und Männer heute wohl noch mehr als früher, wo Lebenssicherung und Pflichterfüllung häufig im Vordergrund standen. Aber Wunsch und Wirklichkeit fallen nicht immer zusammen. In unseren Tagen kämpfen Frauen und Männer immer häufiger gegeneinander um Macht, Arbeit, Zuwendung und Anerkennung; sie bekriegen sich zum Teil mit allen Mitteln vom psy~hischen Terror bis zur physischen Gewalt. Diese Auseinandersetzung resümiert sich im Begriff "Geschlechterkampf'. Selbst wenn die leidvolle Auseinandersetzung in Tren nung oder Scheidung mündet, tritt Friede oft nicht ein. Manchmal beginnt der Geschlechterkampf dann erst richtig, wenn es um die materielle Absicherung geht, um die Auf teilung von Besitz, um Kinder, die Besuchsrechte und die Versorgung. Von daher stellt sich die grundsätzliche und gleichzeitig die pragmati sche Frage, wie Frauen und Männer besser miteinander leben und lieben können. Das besagt der Untertitel des vorliegenden Buches. Geschlechterde mokratie könnte eine Antwort sein; sie meint - erst einmal pauschal be schrieben - ein gleichberechtigtes Nehmen und Geben in Beziehungen au/ grund gleichgestellter Lebensmöglichkeiten in der Gesellschaft. Ein solches Modell bedeutet unzweifelhaft eine Revolution in den Geschlechterbezie hungen der Menschheit. Es würde von uns allen neue Verhaltensweisen ver langen und vom Staat andere Arrangements für Arbeit, Erziehung und Liebe.
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