Über Gewalt und Trauma im haitianischen Gegenwartsroman
Auch wenn die Hoffnungen nach dem Sturz der repressiven Duvalier-Diktatur 1986 groß waren, hielten die politisch-gesellschaftlichen Auseinandersetzungen in der Post-Duvalier-Ära an und Haiti versank erneut in Gewalt. Trotz einer beachtlichen Zahl an Romanen zur Thematik wurde der haitianischen Literatur als Ort der kulturellen Verhandlung dieser Erfahrung von der Forschung bislang kaum Aufmerksamkeit zuteil. Als eine der wenigen bestehenden Monografien zum zeitgenössischen haitianischen Roman schließt die Studie diese Lücke. Vor der Folie einer kritischen Bestandsaufnahme der Diskurse über Gewalt in Haiti wird erörtert, wie die verstörende Erfahrung von Gewalt in Rue des pas-perdus (1996) von Lyonel Trouillot und La couleur de l'aube (2008) von Yanick Lahens narrativ inszeniert wird. Die Studie arbeitet die erinnerungsstiftende Funktion von Literatur heraus, die die ausufernde Gewalt im symbolischen Raum der Fiktion über ein Narrativ des Traumas erfahrbar macht und sie so im kollektiven Gedächtnis bereithält. Zudem wird aufgezeigt, wie über die Literatur zum einen gesellschaftliche Aufarbeitungsprozesse angeregt und zum anderen aus der Perspektive einer marginalisierten Kultur einseitige Stigmatisierungen subversiv aufgebrochen werden können.
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