Über Halber Stein
Sine, eine junge Frau, die nach Abschluss ihres Studiums auf der Suche nach ihrem beruflichen Weg ist, kehrt nach über 20 Jahren an den Ort ihrer Kindheit zurück. Ihre Großmutter Agneta ist gestorben, und gemeinsam mit ihrem Vater Johann ist sie zu deren Begräbnis nach Siebenbürgen gereist.
Das Haus der Großmutter zieht sie vom ersten Augenblick an in ihren Bann: das Gebäude mit seiner geheimnisvollen Architektur, dem vermauerten Eingang zur ehemaligen Familienfärberei, den verschiedenfarbigen Räumen, Winkeln, Aufböden und Treppen erinnert sie an ihre Kindheit, die Zugehörigkeit zu Natur und Landschaft, das Spiel in Haus und Garten. In die Trauer um ihre Großmutter mischt sich die Trauer über die verloren geglaubte Heimat.
Die Wiederbegegnung mit Julian, dem Freund der Kindheit, die Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte der Großmutter und die Erzählungen der Dorfbewohner lassen ein Bild der reichen kulturellen Vergangenheit Siebenbürgens entstehen. Details der Landschaft werden zu Metaphern einer Suche nach der eigenen Identität, und setzen in Sine einen Reifeprozess in Gang, der sie auch sich selbst näher bringt. Der in Michelsberg gelegene "Halbe Stein", ein jahrhundertealtes Naturmonument, öffnet Sine den Blick für das Wesentliche: "Wenn man erinnert, kann man nicht verlieren."
Iris Wolff gelingt in ihrem literarischen Debüt ein Roman von großer erzählerischer Stärke. In poetischen Landschaftsbildern wird die Familiengeschichte Sines geschildert, die Orte und Menschen werden durch die große Sprachkraft mit allen Sinnen erlebbar.
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