von Hiram Kümper
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Dietrich Thier hat als Kreisarchivar des Ennepe-Ruhr-Kreises, als Heimatengagierter und nicht zuletzt als Historiker über Jahrzehnte die Erforschung der Geschichte der ehemaligen Grafschaft Mark vorangebracht. Ihm zu Ehren behandeln zwölf Beiträge ausgewiesener Kennerinnen und Kenner Themen der märkischen Geschichte zwischen Mittelalter und Zeitgeschichte. Dabei geht es Herrschaft und Hunger, um Menschen und Militär, um Schrauben und Schiffe, um Ehen und Erinnerung. Und um vieles mehr.Aus dem Vorwort der Herausgeber:»Es kann und darf nicht alles beim Alten bleiben.« Dieses Motto hat Dietrich Thier seiner 2007 erschienenen Biographie Friedrich Harkorts vorangestellt. Es könnte wohl auch sein eigenes Lebensmotto sein. Das jedenfalls legt die Tatkraft nahe,mit der er in den letzten Jahrzehnten die Geschichtslandschaft an der Ruhr mitgestaltet hat.Geboren in Hagen und aufgewachsen »zwischen Burg und Stahl«, wie er später eine Vortragsreihe nennen sollte, legte Dietrich Thier das Abitur in Herdecke ab und leistete seinen Ersatzdienst bei der Freiwilligen Feuerwehr in Haspe. Zum Studium ging es dann nach Bochum: Geschichte, Germanistik und Theologie auf Lehramt. Nach dem Referendariat in Hagen und zweitem Staatsexamen folgte die Promotion bei Franz-Josef Schmale über die Dortmunder Führungsschicht im 13. und 14. Jahrhundert. Eigentlich wollte Thier nach eigener Aussage immer Lehrer werden. Aber dann kam es doch anders. Zum Glück, darf man vielleicht sagen. Damals ging das Auf und Ab von Lehrer*innenknappheit und -überschuss, das seit Jahrzehnten Teil der bundesdeutschen Bildungsmisere ist, einmal wieder in Richtung Überschuss. Und so fand sich Thier 1987 bei einer AB-Maßnahme im Stadtarchiv Wetter wieder, wo das Ehepaar Thier seit 1982 wohnte. Der junge Historiker hat sich bewährt. Seit 1990 leitete er das Archiv auf einer unbefristeten Stelle. Es sollte aber nur die erste Stufe auf er kommunalen Karriereleiter sein. Nachdem er schon in den 1990er Jahren die Organisation städtischer Kulturveranstaltungen im Kulturbüro übernommen hatte, wurde Thier zunächst 2001 Leiterdes Fachdienstes Kultur, rasch darauf stellvertretender Leiter und 2004 schließlich Leiter des Fachbereichs Schule, Sport, Kultur und Bürgerdienste der Stadt Wetter.Die sicherlich größte Leistung seiner Amtszeit freilich ist der Aufbau des neuen Kreis- und Stadtarchivs in Wetter, das Dietrich Thier seit 2013 bis zu seiner Entpflichtung in den Ruhestand leitete. Nicht nur die neuen Räumlichkeiten in der denkmalgeschützten ehemaligen Turnhalle an der Theodor-Heuss-Straße mussten erst noch umgebaut und eingerichtet werden, auch die Archivbestände wurden hier größtenteils erstmals zusammengeführt und systematisiert. Das Ergebniskann sich sehen lassen und steht nun - nicht zuletzt dank Dietrich Thier - als »offenes Haus der Geschichte« (so hat er es einmal in einer Rede formuliert) der interessierten Öffentlichkeit für eigene Nachforschungen und mit diversen Vermittlungsformaten zur Verfügung. Kein Wunder, dass Thier sich auch in den regionalenInstitutionen der Geschichtsforschung und -vermittlung engagiert hat: Etwa im Kreisheimatbund des Ennepe-Ruhr-Kreises mit seinen 28 Mitgliedsvereinen, dem er seit 2016 vorstand, der Friedrich-Harkort-Gesellschaft, deren aktive Schriftenreihe es ohne ihn sicher so nie gegeben hätte, oder als als ehrenamtlicher Kreissynodalarchivpfleger für das Archiv des Kirchenkreises Hagen.Im Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark hat er über viele Jahre als Autor und Redakteur das »Märkische Jahrbuch für Geschichte« mit geprägt und es seit Band 108 (2008) gemeinsam mit einem Redaktionsteam, bestehend aus Stefan Pätzold, Hardy Priester und Olaf Schmidt-Rutsch, herausgegeben - insgesamt 13 Bände bis 2020. Von März 2017 bis November 2021 war Dietrich Thier Vorsitzender des Vereins in der Nachfolge von Dr. Ralf Molkenthin. Seinletztes großes Projekt war das gemeinsam mit Stefan Pätzold herausgegebene Handbuch »Die Grafen von der Mark« (2021). Dietrich Thier war stets ein gefragter Redner und Autor. Und auch wenn er sich jetzt familiären Pflichten und einem lang gehegten, eher handwerklichen Projekt hoch im Norden widmen wird, so hoffen alle, die ihn kennen, dass er die märkische Geschichte nicht gänzlich an den (Bau-)Nagel hängen wird. In diesem Sinne, lieber Dietrich: auf baldiges Wiedersehen ... und Wiederlesen! DANKE FÜR ALLES! Witten im Frühjahr 2023Hiram Kümper & Stefan Pätzold