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  • von Bernd Stiegler
    14,00 €

    »Warum vertrauen wir Fotografien, wenn es um Identität geht?«, fragt Bernd Stiegler angesichts einer allseits beklagten Flut von Bildern, die noch dazu leicht zu manipulieren oder gar per KI herzustellen sind. Weil offenbar Identität nicht ohne ihre mediale Beglaubigung zu haben ist. Fragt man nach dem bildpolitischen Zusammenhang von Identität und Medien, so geraten rasch die kommerziellen Angebote des Metaverse wie auch das aggressive Auftreten der Neuen Rechten in den Social Media-Kanälen in den Blick, die sich als Kampfzone von Identität erweisen.Heute sehen wir uns konfrontiert mit der doppelten Anforderung, einerseits den Standards und Formaten der digitalen Plattformen zu entsprechen, um überhaupt wahrgenommen zu werden, andererseits zugleich als einzigartig herauszustechen. Diese Pole von Typisierung und Individualisierung sind  vorgezeichnet in der Fotografie des 19. Jahrhunderts, wenn Verfahren wie die Bertillonage die fotografische Erfassung von »Straftätern« standardisieren und das Überblenden einzelner Fotos »Typen« kreiert, die Vorstellungen von »Rasse« und »Wesen« veranschaulichen sollen. Zugleich findet sich mit dem Aufkommen der Carte de Visite-Fotos, die eine bis dahin ungekannte Verfügung über das eigene Auftreten und Rollenspiel möglich machen, ein spielerischer Umgang mit dem eigenen Bild. Dem steht gegenüber die neurechte Fixierung auf Identität, die an Bilder ankoppelt, die aus der Geschichte nur zu vertraut sind. Bernd Stiegler führt auf prägnante Weise die Konflikte und Versprechen vor Augen, die Bildpolitik heute regieren.

  • von Hartmut Geerken
    14,00 €

    Hartmut Geerken protokolliert die Obduktion eines Gehirns, protokolliert, ohne Komma, ohne Strich oder Punkt, Frage- oder Ausrufezeichen, ohne Unterbrechung durch Absätze, durch Sätze, die starken Reaktionen im Gehirn, wenn Wörter aufeinandertreffen, sich vermischen, neuronal verschalten, Welten neu entstehen lassen. Was dabei in der Niederschrift zutage tritt, ist das Gehirn als ein Knäuel von Tonbändern mit zahllosen, immer wieder überspielten Spuren, ist alles, was in wenigen Kubikzentimetern Gehirnmasse Platz findet: Pyramiden & Gräber, Mythologien, Musik & Politik, Anatomie & Kochkunst, Mykologie, Pornografie & Mystik, Enzyklopädisches, Philosophisches, Triviales, Exotisches, Erotisches, das Hirn, das Herz, die Hoden, Free Jazz & Eingeweide. Die sprachliche Fixierung lässt so ein Geflecht entstehen, eine demokratisierte Sprech- und Sprachenlandschaft voll von Verweisen, eine Fläche, auf der alles verflochten ist, was im Gehirn Platz hat. Obduktionsprotokoll ist eine Wiederentdeckung, die nichts von ihrer radikalen Weltoffenheit eingebüßt hat und umweglos hineinführt »in den glückszustand des abschweifens«, »& zwar praktisch für immer«.

  • von Hannes Bajohr
    12,00 €

    Die Welt in Hannes Bajohrs (Berlin, Miami) ist alles, was einer mit vier Gegenwartsromanen gespeisten KI zugefallen ist: ein namenloser Programmierer, der Listen daraufhin prüft, wer tot ist und wer nicht. Agenten der sogenannten Ãää-Firma, die Ãäängste schüren wollen. Die Gründung des niedrigen Kongresses auf Sylt. Kieferling und Teichenkopf. Lebensviren und Co-Yoga. Pechwörterworte, Sechs-Lame-Sprache und DER UNTERSCHIED. Was daraus generiert wird, ist Erzählung als bloßes Oberflächenphänomen, der irrwitzige Fiebertraum eines Sprachmodells, das Liebesgeschichten und Verschwörungsnarration simuliert, um sich - der Logik von Realität und Grammatik zum Trotz - umgehend selbst ins Wort zu fallen, an die Wand zu fahren und auch noch der letzten kausalen Klammer zu entledigen. Doch anstatt schlussendlich daraus aufzuwachen, wird die KI von Bajohr immer weiter angespornt, bis selbst der altbekannte Traum der Roboter von elektrischen Schafen platzen muss und so der Literatur gänzlich neue Rahmen steckt.

  • von Nasima Sophia Razizadeh
    10,00 €

    Dem Meer als Grenze des Landes oder als dessen Entgrenzung, als ein Mehr, das Verlust und Gewinn zugleich mit sich bringt, steht man mit Neugierde und Ehrfurcht, mit verspielter Vertrautheit und überwältigender Befremdung gegenüber - und nicht anders der Sprache. Eingetaucht verliert man hier wie dort unter den Füßen den Boden, bewegt sich regelrecht traumhaft, und es gleicht einem Wunder und jähen Erwachen, wenn die Rückkehr ans Festland dennoch gelingt. Nasima Sophia Razizadehs Texte in Sprache und Meer kommen immer wieder auf die Sprache zurück, kehren immer wieder ans Meer zurück, wagen sich hinein und hinaus, verschreiben sich dem Text- wie Wasserkörper, setzen sich den Gezeiten aus und untertauchen Gattungsgrenzen. Was schließlich auftaucht, sind Erzählungen und Dichtung, Mären und solche Texte, die all das, die Chimären sind. Denn im Schreiben, in der Sprache und im Blick auf die Sprache, zeigt sich, geht es immer um mehr, geht es um einen Überschuss, der über sich hinausweist auf anderes, auf den Anderen und nicht anders als sprachlich eingeholt werden kann.

  • von Daniel Gerzenberg
    12,00 €

    Protokoll eines Missbrauchs, Dokumentation eines Heilungsprozesses - als Verkörperung der Migration unter sowjetischen Erziehungsmethoden, einer Kultur des Schweigens und elterlichem Erwartungsdruck im Übehaus aufgewachsen, wo der Traum, Pianist zu werden, vom Wunsch abgelöst wird, den Steinway-Flügel zu zertrümmern, probiert sich das autofiktionale lyrische Ich an Rebellion - sei es durch Ladendiebstahl, sei es durch Sex mit einer Gojte. Vermittler zwischen familiären Ansprüchen und jugendlichem Zorn wird ihm dabei der Kinderarzt, der sich über Jahre zum immer wichtigeren Teil in Daniels Leben macht, bis schließlich zu jener Nacht, in der »alles an freundschaft und poesie das zwischen uns lebt« infrage gestellt wird. Daniel Arkadij Gerzenberg erzählt in Versen voll bestechender Offenheit davon, wie sich jemand das ihm entgegengebrachte Vertrauen zunutze macht, davon, wie es ist, wenn plötzlich nichts mehr - nicht die Eltern, die berufliche Laufbahn, die eigene Jüdischkeit, alles, was man liebt - unbelastet ist und frei von »seinem blick«, vor allem aber davon, wie Literatur zum Richterhammer werden kann, der ins Recht setzt, was die Wirklichkeit verwehrt.

  • von Franziska Dehkordy
    10,00 €

    Nichts ist Alabama, aber Alabama ist. Franziska Dehkordy begibt sich auf Suche und Flucht nach einem Phantom-Ort, Alabama, und formuliert dabei einen fortlaufenden Brief, gerichtet an das Du. Eine Ansprache, die sich am Rudimentären der Sprache abarbeitet. Texte in Form von Postkarten, die Erfahrung, Traum, Wunsch und Schmerz verhandeln und in nicht zwingender Reihenfolge zueinander stehen. Sie ringen nach Atem zwischen Arbeitsalltag, Auskultation, Gartenstudien, Verlangen und teils alpträumerischer Nacht. Und »vielleicht könnte das Ziel sein, einmal nicht wegzugehen«.

  • von Hannes Bajohr
    20,00 €

    Algorithmen bestimmen unsere Lage. Vom Google-PageRank-Algorithmus bis zur Kreditvergabe greift ihre Logik auf Schritt und Tritt in unser Leben ein. Einige von ihnen arbeiten undurchsichtig und schirmen ihr Innenleben vor neugierigen Blicken ab. Andere bemühen sich um Transparenz und folgen einer Ethik des Open Source. In beiden Fällen ist jedoch ein nicht unerheblicher Aufwand erforderlich, um die Quellcodes zu verstehen, in denen Algorithmen geschrieben sind. Codes sind besondere Texte: Sie setzen Befehle um, wenn sie ausgeführt werden, und reduzieren Expression auf Direktiven. Sie sind somit mehr und weniger als gewöhnliche Sprache. Zugleich führen sie mit der Möglichkeit zur Kommentierung stets eine Metaebene mit, auf der man sich über ihre Funktionsweise verständigen kann. Daher erfordern sie auch eine besondere Philologie. Die Quellcodekritik, die dieser Band vorstellt, ist der Versuch, Algorithmen zu erschließen, zu interpretieren und sie gegenwärtigen wie zukünftigen Leser*innen zugänglich zu machen. Sie mobilisiert einen Zugriff, der in der Informatik ebenso zu Hause ist wie in der Textkritik. Zugleich schlägt sie Strategien vor, auch mit jenen neuen Sprachmodellen umzugehen, in denen Codes nur am Anfang stehen, während ihr statistisches Inneres undurchdringlich bleibt. Die Beiträge liefern so Beispiele und Methoden, wie klassischer Code und künstliche Intelligenz lesbar zu machen sind.

  • von Simon Baier
    18,00 €

    The volume considers the relationship between contemporary art and the economy from art theoretical and philosophical perspectives. The eponymous term »equivalence« draws on three main sources: firstly, it refers to the 18th-century notion of the aesthetic and the arts as a social field in which the equality of people is not simply a postulate but can be directly felt and perceived; secondly, it builds on the Marxian definition of the »equivalent form« as universal exchangeability of commodities according to a purely quantitative principle; the third aspect of »equivalence« significant for the book concerns media and infrastructures enabling the digital and physical replication and circulation of images and objects. With regard to particular artworks, the volume's focus is not on content-driven approaches dealing with the flux of goods, information, individuals and capital in a documentary way. Rather, the publication focuses on works whose materiality, form and structure highlight the changed technological, economic and social conditions of art production and reception in an economic field.

  • von Stefanos Geroulanos
    12,00 €

    Ausnahmezustand und Alltag, Feiertage und Arbeitstag: Dass Zeit eine politische Dimension hat, ist unmittelbar einsichtig. Revolutionen und Krisen, Restaurationen und Ideologien, Produktions- und Lebensweisen bringen unterschiedliche Zeitvorstellungen hervor - und geraten dabei in Konflikt. Aber wie genau produzieren die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Rationalitäten immer wieder neue und unterschiedliche Zeiterfahrungen? Die Kosseleck'sche Multiplizität von geschichteten temporalen Regimen reicht dafür nicht aus. In Macht und Zeit wird die wechselseitige Konstitution von zeitlichen und politischen Ordnungen verhandelt. Macht arrangiert, verwaltet und normiert zeitliche Regime, Zeitlichkeit bestimmt über die Wirkung politischer Konzepte und kann gleichzeitig deren Fragilität zum Vorschein bringen. Dan Edelstein, Stefanos Geroulanos und Natasha Wheatley entwickeln das Konzept der Chronozönose, um zu zeigen, wie unterschiedliche Zeitregime konfligieren oder miteinander verflochten sind: Manchmal erzwingt der Zusammenstoß von Zeit und Macht eine bestimmte zeitliche Hierarchie, bringt diese zum Einstürzen oder bestimmt die Bedeutungen von Ästhetik und Anthropologie, Biologie und Religion neu. Der konzise Essay rekapituliert dafür das erstaunlich schwierige Verhältnis, das die Geschichtswissenschaft zur Zeit unterhält. Er nimmt die Herausforderung durch die postkoloniale Kritik an der Geschichtsschreibung auf und schlägt ein neues Verständnis für die Bedeutung von Zeit in der Geschichte vor, das die Horizonte der Geschichtsschreibung transformiert.

  • von Chris Kraus
    18,00 €

    Ehrgeiz, Demut, Glück - seit über dreißig Jahren kreist Chris Kraus' Werk um diese Koordinaten. Sei es in ihren Essays zur Kunst, in denen zugleich die Kunst der Freundschaft Thema ist. Sei es in ihren berühmten Romanen oder den Texten über befreundete Schriftsteller:innen: Immer geht es um das unbedingte Streben, aus dem Wenigsten das Meiste zu machen - und um die zähe Überzeugung, selbst den widrigsten Umständen dieses Meiste abringen zu können. Mit einer Mischung aus Biografie, Autobiografie, Fiktion, Kritik und Gespräch erfindet Chris Kraus in den hier versammelten Texten eine neue Form der anthropologischen Erkundung: Ein Bericht über die Sex Workers' Art Show Tour reiht sich an eine Reportage über experimentelle Kleinstgalerien. Der Besuch bei einer autodidaktischen Tänzerin in der mexikanischen Wüste folgt Kraus' eigenen Erinnerungen an die Gründung des von ihr mitgeleiteten Theorie-Verlages Semiotext(e). Einblicke in ihre Zeit als Oben-ohne-Tänzerin sind zugleich Porträts der Gentrifizierung New Yorks wie von Nischen fragiler Freiheit. Ausgewählt von den Schriftsteller:innen Kevin Vennemann und Heike Geißler, vermitteln die Texte Eindrücke in eine lebenslange Auseinandersetzung an den Rändern der Kunstwelt sowie mit den Verhältnissen, die darüber entscheiden, wer an diese Ränder gebannt ist. Chris Kraus' Texte sind weniger Kritik als ein Vorschlag, wie gegenwärtige Kunstproduktion durch Begehren und Umstände, Delirium, Klatsch, Zufall und Rache gelesen werden kann. Alle Kunst, so impliziert sie, ist eine soziale Praxis. Und trotz all ihrer Fehler bleibt die Kunstwelt, so Kraus, die letzte Grenze für den Wunsch, anders zu leben.

  • von Oliver Precht
    28,00 €

    Nicht nur in seinen heute weithin in Vergessenheit geratenen Texten zur Kommunistischen Partei, zu den Moskauer Prozessen, zum Lagersystem in der Sowjetunion, zur Situation der französischen Kolonien und zu vielen anderen Aspekten seiner Zeit, sondern durch sein gesamtes, ausuferndes Werk hindurch hat Maurice Merleau-Ponty eine filigrane >Politik der Wahrnehmung< entwickelt. Entlang zentraler Gedanken und Begriffe erklärt Oliver Precht die Entwicklung und die Vielstimmigkeit seines Werks und zeigt dessen unauflösliche Verflochtenheit in die Geschichte der Natur, der Politik und des Denkens auf. Das Buch nimmt diese grundlegende historisch-politische Situiertheit von Merleau-Pontys Denken zum Ausgangspunkt ­- und zeigt, dass es trotz oder vielmehr gerade aufgrund dieser Verflochtenheit in die eigene Zeit ein Angebot für die Gegenwart bereithält. Als umfassendes Porträt dieses >Denkers der Verflechtung< zeigt Der rote Faden, wie Merleau-Pontys radikal undogmatischer, existenzialistischer Marxismus die philosophischen Fundamente für eine linke Politik legt, die auch im Zeitalter des Anthropozäns nicht den Faden verliert.Ergänzt wird das Buch durch einen hier erstmals übersetzten, fulminanten Text von Merleau-Ponty, der ursprünglich für sein unvollendet gebliebenes spätes Hauptwerk Das Sichtbare und das Unsichtbare vorgesehen war.

  • von Gustave Flaubert
    18,00 €

    Immer wieder tauchen bei Auktionen unbekannte Briefe und Notizen Flauberts auf. Die in Leben und Werke des Paters Cruchard versammelten vier Texte zeichnensich durch eine Besonderheit aus: Es sind persönliche, autofiktionale Aufzeichnungen - eine Entdeckung, weiß man um Flauberts Abneigung gegen Autobiografisches.Was bewegt einen Mann, der sich sonst nur in Briefen über sein Privatleben äußert, »seine tiefsten Eindrücke für sich selbst« aufzuschreiben? Der Tod des Freundes Alfred Le Poittevin, dem Flaubert Madame Bovary widmete, scheint nach einer persönlichen, intimeren Trauerarbeit verlangt zu haben. Zu den Notizen über den Ball für Zar Alexander II. im Juni 1867 hat Flaubert etwas anderes bewegt: Er plante einen Roman über das Leben unter Napoleon III. - ein immer wieder aufgeschobenes und letztlich nie finalisiertes Projekt.Am wenigsten autobiografisch scheint die Vita des Paters Cruchard. Cruchard nannte sich Flaubert auch selbst, in Briefen später an George Sand, der der Text auch gewidmet ist. Nach ihrem Tod unterschrieb er einen Brief an Sands Kinder: »Für Sie Cruchard, für das Menschengeschlecht Polycarpe, für die Literatur Gustave Flaubert«.

  • von Louis Chude-Sokei
    28,00 €

    Am Anfang der US-amerikanischen Unterhaltungskultur steht eine Schwarze Frau, von der das Publikum nicht weiß, ob es sich um einen 161 Jahre alten Menschen, einen Schwindel oder um einen Automaten handelt: Joice Heth, George Washingtons »Mammy«, mit der P. T. Barnum durch das Land tourt und schließlich die American Sideshow und den modernen Zirkus begründet. In Louis Chude-Sokeis eindringlichen Untersuchungen der Verschränkungen von Sklaverei, ihrem Nachleben und der technologischer Entwicklung ist die Geschichte der Sklavin, die bei der »Geburt Amerikas« anwesend war, um ab 1835 zur nationalen Attraktion zu werden, einer der Ausgangspunkte für die Frage nach dem Menschsein im Zeichen der Technik. Ob im Minstrel oder in der Science-Fiction, in der Informationstheorie oder der Forschung zu Künstlicher Intelligenz: Stets erkennt er ein technisch-politisches Unbewusstes am Werk, das von Rassenängsten getrieben wird. Zugleich eröffnen Chude-Sokeis brillant geschriebene Essays den Raum für eine radikale Neubestimmung nicht nur der Wirklichkeit, sondern auch des Möglichen, indem sie die Verwandlung von und mit Technik im Kreolisierungsprozess, in der avantgardistischen Literatur und Philosophie der Karibik oder im Sound der Schwarzen Diaspora in den Blick nehmen.

  • von McKenzie Wark
    20,00 €

    Was wäre, wenn du trans wärst und es nicht wüsstest? Wenn es eine Lücke in deinem Leben gäbe, von der du nicht mehr als eine unbestimmte Ahnung hast, dass es sie gibt? Wenn du dich nur im Drogenhoch oder beim Sex in deinem Körper zu Hause fühlst? Vom Sydney der 1980er Jahre bis ins heutige New York, in den sich wandelnden politischen und medialen Landschaften des späten zwanzigsten Jahrhunderts, spinnt Reverse Cowgirl eine Komödie der Irrungen. McKenzie Wark ist dabei, als aus dem Aufbruch von 1968, aus Punk, Disco und schwul-lesbischen Subkulturen neue Identitätsentwürfe entstehen - doch sie muss feststellen, dass sich ihr Leben weiterhin den Namen und Kategorien entzieht. Zwischen dem Versuch, als schwuler Mann zu leben, und jenem, als Mann mit Frauen zusammen zu sein, erkennt Wark, dass sie ganz anderer als der etablierten Erzählungen bedarf. Mit Anleihen bei den Genres der Autofiktion und Fiktionskritik entsteht so das gleichermaßen drastisch wie berührende Memoir einer Nichtexistenz: die Autoethnografie der Undurchsichtigkeit unseres Selbst.

  • von Anton Artibilov
    12,00 €

    Ein Nachtwächter, der über die Bedeutung des Dao nachdenkt. Eine junge Frau, die ihren Vater verachtet, weil er nicht gedient hat. Zwei Teenager in einem rosafarbenen Pool hinter dem Haus einer wütenden Oma. Der Feind, der einem im Zug gegenübersitzt. Ein Tinderdate, das sich nach Jahren wieder über den Weg läuft. Eine Urbanistikstudentin auf der abenteuerlichen Suche nach ihrer Großmutter. Ein Empath auf der Fahrt zur Counterculture Hall of Fame. Frühstücksgespräche in der WG von Hegel, Schelling und Hölderlin. Picasso und ein Wehrmachtsoldat, Nikola Tesla, Tony Hawk, Benjamin von Stuckrad-Barre und unzählige andere schöne Geister tummeln sich in Anton Artibilovs wahnwitzigem Wimmelbild der Gegenwart. Atemlos werden da Diamanten geschmuggelt, Romane mit Videospielen nachgestellt, Yuri Gagarin fällt wie ein Sack nasser Kartoschki aus dem zweiten Stock, und immer wieder fährt die Wirklichkeit mit voller Wucht gegen die erzählerischen Mauern - rasend, unvorhersehbar und ungemein komisch.

  • von Jakob Kraner
    12,00 €

  • von Heike Geißler
    12,00 €

  • von Julia D. Krammer
    12,00 €

    Mona wächst in einer Glaubensgemeinschaft auf, in der, geschützt vor der Kälte einer ungerechten Welt, freie Sexualität gelebt wird und man Kinder, von ihren leiblichen Eltern getrennt, zu Allgemeingut erklärt. Als ihr endlich die Flucht gelingt, beginnt ein Streben - nach Verbundenheit und Sicherheit, Gemeinschaft und Vertrauen. Sie lotet die Grenzen ihres Körpers aus, erkundet den Raum, der vor ihr liegt, bis sie schließlich, eingeholt von ihrer Vergangenheit, zwangseingewiesen wird. Einen Großteil ihrer Tage verbringt sie nun am Fenster ihres Anstaltszimmers. Im Wind hört sie Geister heulen. Gräser schimmern im Abendlicht orange und schwingen in Wellenbewegungen. Am Rand der Wiese steht eine dunkle Scheune - sie taugt für viele Fantasien mit ihren schiefen Brettern. Mona kann gar nicht anders, als sich zu fragen, welche Geheimnisse sich darin verbergen. In poetischen Miniaturen legt Julia D. Krammer Schicht für Schicht das Leben eines Mädchens frei, auf der Suche nach Halt, nach einem Raum, der ihrer ist.

  • von Kinga Tóth
    10,00 €

  • von Tim Holland
    10,00 €

  • von Corinna Sigmund
    10,00 €

  • von Gesa Jessen
    10,00 €

  • von Jeffrey Jerome Cohen
    38,00 €

    Jeffrey Jerome Cohens Stein erinnert uns daran, dass das, was oft als die lebloseste aller Substanzen betrachtet wird, in ihrer eigenen Zeitlichkeit unruhig und in Bewegung ist. In der Literatur findet der Mediävist unerwartete Verbündete für das Ansinnen, mit der Dauer der Steine auch die Welt in anderen als nur den menschlichen Kategorien zu verstehen. Die mittelalterlichen Autor*innen etwa wussten, dass Steine als Feuerbälle aus dem Himmel fallen, aus dem unterirdischen Liebesspiel der Elemente hervorgehen, aus Flussbetten purzeln, die im Paradies entspringen, und mit den Steinmetzen, die aus ihnen die Welt errichten, eine enge Partnerschaft eingehen. Cohens Buch ist ein gewichtiger Beitrag zu einer neuen Theorie des Ökologischen und zugleich ein leichtfüßiger, so gelehrter wie persönlicher Bericht von der Vertrautheit und der Fremdheit, die Menschen und Steine verbinden.

  • von Henning Schmidgen & Georges Canguilhem
    12,00 €

    Am 16. März 1945 starb der französische Philosoph und Soziologe Maurice Halbwachs an den Folgen von Deportation und Lagerhaft im KZ Buchenwald. Zwei Jahre später würdigte Georges Canguilhem in einem Nachruf Leben und Werk Halbwachs'. Im Vordergrund von Canguilhems Würdigung steht nicht die Frage des kollektiven Gedächtnisses, die bis heute vor allem im deutschsprachigen Raum mit dem Soziologen verbunden ist. Vielmehr akzentuiert Canguilhem das soziale Engagement von Halbwachs und dessen Interesse für das Verhältnis von Mensch und Materie. Demnach ist die Beziehung der Gesellschaft zu der von ihr geschaffenen Umwelt und ihre daraus resultierende »Lebensweise«  (genre de vie) der zentrale Gegenstand der Halbwachs'schen Soziologie. In dieser Ausrichtung auf das gesellschaftliche Problem des Lebens liegt die gemeinsame Aktualität von Halbwachs und Canguilhem. Sie ist aber von der forcierten Diskussion nicht zu trennen, die im Frankreich der 1930er-Jahre um Antifaschismus, Kritische Theorie und Marxismus entbrannte. Was durch das gewaltsam unterbrochene Werk von Halbwachs greifbar wird, ist ein aufgeklärter Gegenpol zum rechtskonservativen Ökologiedenken, wie es sich gegenwärtig im Rekurs auf Martin Heidegger und Carl Schmitt neu formiert.

  • von Ambrose G. H. Pratt
    20,00 €

    Von einem zauberhaften Buch, das er kürzlich entdeckt habe, spricht Elias Canetti in seiner Autobiographie und erzählt, wie er »die Geschichte von einer Frau, die in der Wildnis mit einem Leierschwanz Freundschaft schloß« der damals unglücklichen Iris Murdoch schenkte. »Aus dem Trauerantlitz war ein Gesicht des Glücks geworden, von leichter Verwunderung übermalt, über dieses Buch.«Der Leierschwanz gehört zu den Sperlingsvögeln und lebt in den Bergwäldern Südostaustraliens. Er ist nicht nur schön, mit seinem farnähnlichen graubraunen Gefieder, das über fünfzig Zentimeter lang sein kann. Er hat vor allem eine ungewöhnlich vielseitige Stimme und kann Geräusche nachahmen, die er hört - nicht nur die von Vögeln, er kann auch menschliche Stimmen, Maschinen oder Musikinstrumente imitieren und tanzt zu seiner eigenen Musik. Der Australier Ambrose Goddard Hesketh Pratt erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen dem Vogel und der verwitweten Mrs. Wilkinson, einer Gartenbaukünstlerin, die im Urwald lebt und dort die Tiere schützt. Diese Begegnung regt ihn an, in fünf Kapiteln alles zusammenzutragen, was er über den Vogel finden konnte. »Es ist unmöglich, einen Leierschwanz singen zu hören und, während seines Gesangs, daran zu denken, daß es auch traurige Dinge auf der Welt gibt.« (Ambrose G. H. Pratt)

  • von Joris-Karl Huysmans
    20,00 €

    Die Schwestern Vatard könnten kaum unterschiedlicher sein, und das gilt auch für ihre Liebschaften.In den 1870er-Jahren bebt Paris unter tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen. Der Deutsch-Französische Krieg, die Pariser Kommune und die Ausrufung der Dritten Republik liegen erst wenige Jahre zurück. In den Vorstädten von Paris schuften Frauen und Männer an den Fließbändern der Industrieproduktion. Ablenkung finden sie abends in Spelunken, hier hauen sie ihr sauer verdientes Geld mit dem Leichtsinn der Habenichtse auf den Tresen.Céline und Désirée, die Schwestern Vatard, arbeiten in der Buchbinderei Débonnaire & Cie. Céline, die ältere, ist lebenslustig, draufgängerisch und pragmatisch, hat lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Désirée träumt von einem bürgerlichen Leben, einer Wohnung mit einem richtigen Schlafzimmer, ist idealistisch und sanft. Trotz ihrer Unterschiede stehen die Schwestern füreinander ein, teilen ihre Träume und ihr Liebesleid. Joris-Karl Huysmans erzählt die Geschichte dieser zwei jungen Frauen, die Kinder ihrer Zeit sind. Gegen alle Widerstände kämpfen sie um Selbstbestimmtheit und Lebensglück.Huysmans kannte das Milieu, das er beschreibt, aus nächster Nähe: Nach dem Tod seiner Mutter erbte er die Buchbinderei des Stiefvaters, die drastischen Szenen in der Werkstatt entwickelte er aus eigener Anschauung. Zeitgenössische Kritiker stießen sich am harten Naturalismus, an der Verwendung der Sprache des Proletariats und der Wahl des Sujets. Als großer Stilist wurde er erst später anerkannt. »Die Schwestern Vatard« erscheint hier nun erstmals auf Deutsch in der präzisen und stimmungsvollen Übersetzung von Gernot Krämer.

  • von Jean Giraudoux
    25,00 €

    Frühjahr 1919: Der Krieg ist seit einem halben Jahr beendet, aber Jean Giraudoux trägt noch Uniform und nimmt an den Friedensverhandlungen in Versailles teil. Das hindert ihn nicht daran, seine vor dem Krieg begonnene literarische Karriere energisch voranzutreiben. Mit seinen gerade erschienenen Erzählungen gilt er als einer der aufgehenden Sterne der französischen Literatur seiner Zeit. Er ist ein gefragter Autor, aber er findet die Zeit, für eine kleine aufwändige Kunstzeitschrift einen kurzen Text abzuliefern. Dabei hat er freie Hand und schreibt über einen illustren Unbekannten: Marcel Proust, ein Autor, der gerade erst mit einer Neuauflage von Du côté de chez Swann, seines 1913 erschienenen ersten Bandes seiner À la Recherche du temps perdu, einen zweiten Versuch unternimmt, diesmal bei Gallimard, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, was ihm bereits Ende 1919 gelingen soll: Für den zweiten Band, À l'ombre des jeunes filles en fleurs, erhält er den begehrten Prix Goncourt. Prousts Bewunderung für Giraudoux ist grenzenlos. Er glaubt in ihm den Schriftsteller einer neuen Zeit erkannt zu haben. Giraudoux' Bewunderung für Proust ist nicht geringer, und doch sind die beiden sich vermutlich nie begegnet. »In hundert Jahren erst wird man erkennen, wie großartig Prousts Werk ist!«, schreibt Giraudoux nach erneuter Proustlektüre im September 1921 an seinen Freund Paul Morand. Genau hundert Jahre später, zu Prousts hundertfünfzigstem Geburtstag am 18. Juli 2021, erscheint Giraudoux' außergewöhnliche, nur noch schwer zugängliche Hymne auf Marcel Proust aus den Feuillets d'art zum ersten Mal auf Deutsch in einer luxuriösen zweisprachigen Ausgabe mit dem Faksimile der Handschrift aus der Sammlung Reiner Speck.

  • von Daniil Charms
    28,00 €

    Endlich wieder lieferbar:Die gesammelten Werke des Jahrhundertautors Daniil Charms in der maßgeblichen und kongenialen Übersetzung von Peter Urban.Dieser Band versammelt die meistgelesenen und wichtigsten Texte Daniil Charms, allen voran die in unzählige Sprachen und oft mehrfach übersetzten Fälle: ein Prosazyklus voll dunklem Sprachwitz, makabrem Humor und unbändiger Lust am Absurden. Es sind Texte ungeheurer Wucht, in denen der Alchemist Charms seine Verzweiflung an der Unerträglichkeit des Seins in das Gold ewiger Literatur wandelt. Der wohl entscheidende Autor der Avantgarde-Gruppe OBERIU (»Vereinigung der realen Kunst«) war zunächst vor allem als humoristischer Kinderbuchautor bekannt, da er seine literarischen Texte zu Lebzeiten kaum veröffentlichen konnte. Als die Sowjetunion zusammenbrach und die Texte aus seinem Nachlass ediert und veröffentlicht wurden, wurde er schlagartig berühmt. Entdeckt wurde ein Schriftsteller und Dichter, der nicht nur als Klassiker des absurden russischen Humors gelten kann, sondern auch als einer der wahrsten Chronisten einer zunehmenden Verrohung und Bürokratisierung des Alltags, die dem Leben jeden Zauber nimmt.

  • von Anton Cechov
    18,00 €

    Erstmals auf Deutsch - die vollständigen, unzensierten Briefe des russischen Malers Isaak Levitan an seinen Freund Anton Cechov. Mit einer Neuübersetzung von Cechovs Erzählung Das Glück von Brigitte van Kann.Die Briefe zeugen von einer nicht immer wolkenlosen Freundschaft. Sie geben Einblick in eine freie Künstlerexistenz zur damaligen Zeit: Levitan berichtet von Reisen, Plänen, Honoraren ebenso wie von seiner chronischen Schwermut. Erotischer Klartext und herzliche Beschimpfungen lassen auf große Vertrautheit schließen. Für Levitan war die Nähe zur mittelrussischen Landschaft existenziell. Kaum war er auf Reisen, folgte den ersten Begeisterung unweigerlich das Heimweh. Cechovs Naturschilderungen kommentieren die Innenwelt seiner Helden - zugleich sind sie eine Liebeserklärung an die russische Landschaft, etwa die Steppe mit ihrer grenzenlosen Weite. Levitan an Cechov: »Du hast mich als Landschaftsmaler verblüfft. Deine Landschaften sind der Gipfel an Vollkommenheit, zum Beispiel in der Erzählung Das Glück die Bilder der Steppe, derHügel, der Schafe sind verblüffend.« Cechov bezog sich oft auf das Werk seines Freundes. So schrieb er etliche seiner Naturschilderungen nicht nach der Natur, sondern nach Levitans Bildern - eine bestechende Variante des Nature Writing.

  • von Alberto Vigevani
    16,00 €

    Eine klassische Erzählung über die großen und die kleinen Momente des Glücks angesichts existenzieller Katastrophen.Alberto Vigevani sucht etwas auf dem Dachboden seines Landhauses, als plötzlich ein alter Überseekoffer vor ihm steht. Schon stürmen Erinnerungen auf ihn ein: Er und seine Braut hatten den Koffer vor fünfzig Jahren als Hochzeitsgeschenk von Tante Jole und Onkel Giorgetto erhalten. Ihre Hochzeitsreise mit dem riesigen, »General« genannten Koffer kommt ihm in den Sinn, aber vor allem steigt das Schicksal von Jole und Giorgetto, die in Auschwitz ermordet wurden, aus der Erinnerung auf. Durch den Überseekoffer, der nach und nach die Gestalt eines Idols annimmt, sind die Lebensläufe der beiden Paare miteinander verbunden. Beide leben sie in schrecklichen Zeiten für die jüdische Bevölkerung: Das junge Paar hoffnungsvoll, aber auch überschattet von der schlimmen politischen Lage, denkt an eine Ausreise nach Amerika. Das ältere Paar befindet sich in der dunkelsten Zeit seines Lebens, im Angesicht des großen Verbrechens. Nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze werden Tante Jole und Onkel Giorgetto 1939 bei einem Fluchtversuch in die Schweiz verhaftet und interniert, im Gefängnis müssen die beiden auf ihre Deportation warten. Durch einen merkwürdigen Zufall gelingt Giorgetto die Flucht. Wie in einem traumhaften Rausch erlebt er Momente der Freiheit, doch aus Liebe zu seiner Frau kehrt er nach einem kurzen Spaziergang zu ihr ins Gefängnis zurück.Auf seine unnachahmliche, berührende wie schwebende Weise zeigt Vigevani Momente von Freude und Hoffnung und tiefster Traurigkeit. Und er erzählt davon, wie die Normen einer Gesellschaft sich in kürzester Zeit verändern können.

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