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  • von Jen Silverman
    20,00 €

    Die Anthologie Internationale queere Dramatik versammelt Theatertexte, die neue Narrative von Geschlecht und Identität wagen. Die Stückauswahl bildet den Versuch eines Querschnitts durch das bestehende Korpus zeitgenössischer Bühnentexte, die Alternativen jenseits der heterosexuellen Norm finden, nicht-binäre Realitäten greifbar machen und einen Einblick in den Status quo der zeitgenössischen Dramatik bieten, die sich unter dem Label "queer" fassen lässt: ein aufschlussreicher Ausschnitt aus dem zeitgenössischen Kanon wichtiger Erzählungen für eine Zukunft, die Differenz zulässt, ohne zu diskriminieren.Raphael Khouri aus Jordanien verhandelt die Lebensgeschichten von Trans*Personen und Homosexuellen in der arabischen Welt. In Dany Boudreaults chorischem Stück wird eine Jugendsünde zum Ausgangspunkt für das plastische Erleben und Erleiden einer Geschlechtsangleichung. Fünf weiße und nicht-weiße, privilegierte und weniger privilegierte Bettys machen sich in Jen Silvermans Stück auf, mit ihrer "Quelle der Kraft" in Verbindung zu treten. Marie Henrys experimentelle Arbeit ist eine Familiengeschichte um Vater und Sohn in Frauenkleidern. In Magne van den Bergs Stück für junges Publikum liefern sich zwei Jugendliche einen Schlagabtausch über starre Geschlechterrollen.Marine Bachelot Nguyen nimmt Begegnungen und Interviews mit vietnamesischen Aktivist*innen und Künstler*innen zum Ausgangspunkt für ein Dokumentarstück über die Verwirklichung persönlicher und politischer Wünsche junger vietnamesischer Mitglieder der LSBTI*-Community. Milja Sarkola verhandelt weibliches* Begehren in einem Text voller Seitenhiebe auf den Theaterbetrieb und seine heterosexistische Ausprägung. Von Ebru Celkan stammt der performative Monolog einer Trans*Frau, die von den Widrigkeiten im Istanbuler Sexarbeiter*innen-Milieu erzählt. Olga Dimitrijevic präsentiert ein klassisches Dialogstück über lesbische Liebe und Trauer im Alter. Mit den Theaterstücken Marine Bachelot Nguyen: Schatten und Lippen (Übersetzung: André Hansen)Dani Boudreault: Wir sind schön für hässliche Leute (Übersetzung: Wolfram Höll)Ebru Celkan: Der Tag nach dem Tag, an dem niemand starb (Übersetzung: Oliver Kontny)Olga Dimitrijevic: Mein Du (Übersetzung: Blazena Radas)Marie Henry: Pink Boys und Old Ladies (Übersetzung: Lisa Wegener)Raphael Khouri: Er Sie Ich (Übersetzung: Paul Spittler)Milja Sarkola: Bühne des Begehrens (Übersetzung: Katja von der Ropp)Jen Silverman: Kollektive Wut (Übersetzung: Barbara Christ)Magne van den Berg: Gender (Übersetzung: Eva Pieper)

  • von Andrii Bondarenko
    24,00 €

    Egal ob diese ukrainischen Theaterstücke vor oder nach dem 24. Februar 2022 entstanden sind: Der Krieg ist allgegenwärtig, aber nicht allbeherrschend. So gibt der achte Drama-Panorama -Band Einblick in eine vielfältige, lebendige ukrainische Dramatik und versammelt neun zeitgenössische Theatertexte aus den Federn ukrainischer Autor*innen, die im deutschsprachigen Theater bereits bekannt oder noch zu entdecken sind. Die Anthologie Zeitreisen durch die Gegenwart gibt entsprechend dazu Anlass, das hiesige Interesse an ukrainischer Dramatik auch abseits des russischen Angriffskriegs zu festigen. Während Andrii Bondarenko in Was man im Dunkeln hört (2022) den paranormalen Alltag im Luftschutzraum beschreibt, unternimmt Anastasiia Kosodiis Time Traveller's Guide to Donbas (2018) eine surreale Zeitreise aus dem Jahr 2036 ins Jahr 2013, auf der Suche nach dem Ursprung des Krieges. Quer durch die Zeiten geht es auch in Luda Tymoshenkos Stück Fünf Lieder aus Polesien (2021), das fünf bittere Episoden aus den Jahren 1940, 1959, 1973, 1997 und 2020 fernab der Metropolen schildert. Gorkis Mutter von Lena Lagushonkova (2019) verfolgt aus Sicht der jungen Generation die epochalen Umbrüche zwischen den 1960er Jahren in der Sowjetunion und unserer Gegenwart. Die Ereignisse des Maidan und der Beginn des Krieges 2014 stehen im Zentrum von Tetiana Kytsenkos Die Frauen und der Scharfschütze (2014/15), während Maksym Kurochkin mit Drei Versuche den Alltag zu verbessern (2022) an das Leben eines Soldaten heranzoomt. Sowohl Oksana Savchenkos Die Nacht verdeckt den Morgen (2022) als auch Natalka Vorozhbyts Green Corridors (2022/23) nähern sich Erfahrungen der Flucht aus der Ukraine mal verzweifelt, mal mit bitterer Ironie. Und auch fernab der Front hallt der Krieg in Olha Matsiupas Stück Öko-Ballade (2015) nach, für das die Autorin 2017 den internationalen Autor*innenpreis des Heidelberger Stückemarkts erhielt. Aus dem Ukrainischen übersetzt und mit einem einleitenden Essay von Lydia Nagel. Mit den Theaterstücken Andrii Bondarenko: Was man im Dunkeln hört (2022) Anastasiia Kosodii: Time Traveller's Guide to Donbas (2018) Maksym Kurochkin: Drei Versuche den Alltag zu verbessern (Kurztext, 2022) Tetiana Kytsenko: Die Frauen und der Scharfschütze (2014/15) Lena Lagushonkova: Gorkis Mutter (2019) Olha Matsiupa: Öko-Ballade (2015) Oksana Savchenko: Die Nacht verdeckt den Morgen (2022) Luda Tymoshenko: Fünf Lieder aus Polesien (2021) Natalka Vorozhbyt: Green Corridors (2022/23)

  • von Katharina Alexi
    23,00 €

    Vom 22. bis 26. August 1992 erlebte der Rostocker Stadtteil Lichtenhagen einen der schwersten rassistischen Gewaltausbrüche in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das markante Sonnenblumenhaus wurde zum Symbol für die Rückkehr rechter Gewalt im gerade wiedervereinigten Deutschland. Diese Ausschreitungen waren Teil einer Welle rechter Gewalt, die bis heute mit Orten wie Hoyerswerda, Solingen oder Mölln in Verbindung gebracht wird. Sie fielen in eine Zeit zunehmender Fluchtmigration nach Deutschland, die tiefe gesellschaftliche Spannungen aufdeckte und im Dezember 1992 zu den umstrittenen Änderungen der Asylbestimmungen des Grundgesetzes führte. Die Orte der rassistischen Gewalt suchen nach unterschiedlichen Wegen der Auseinandersetzung und des Gedenkens. Doch die Bemühungen, mit dieser Vergangenheit etwa in Form von großen Gedenkveranstaltungen umzugehen, werden häufig als unzureichend und zu wenig sensibel kritisiert. Auch würden die Stimmen der Opfer nicht ausreichend berücksichtigt. Der Sammelband fragt nach dem Umgang mit dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen und mit der rassistischen Gewaltwelle der 1990er Jahre, den sogenannten Baseballschlägerjahren, insgesamt. Waren die ersten Jahre nach 1992 von Verdrängung, Vergessen und Abwehr geprägt, wurden die Ereignisse insbesondere in den letzten Jahren stärker aufgearbeitet. Doch es fehlt bis heute an einer systematischen Erforschung. Der Band vereint verschiedene Perspektiven aus politischer Öffentlichkeit, Wissenschaft und Kultur auf das Ereignis ebenso wie auf den gesamtgesellschaftlichen Kontext und die Nachgeschichte. Er ist damit die erste Buchpublikation, die sich dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen in einem transdisziplinären und überregionalen Zugang widmet. Die Vielfalt der Perspektiven ist gewollt, da sie nicht zu einer einzigen dominierenden Erzählung führen sollen. Anliegen des Bandes ist es, die unterschiedlichen Stimmen zu präsentieren und damit zur notwendigen Diskussion anzuregen, ohne diese abschließend zu klären. Mit Beiträgen von Kemal Bozay, K. Erik Franzen, Kien Nghi Ha, Cindy Hader, Gudrun Heinrich, Franka Maubach, Dan Thy Nguyen, Stefanie Oster / Johann Henningsen, Oliver Plessow, Richard Rohrmoser, Cornelia Sylla / Katharina Schwabel / Sandra Eichstädt, Tanja Thomas / Fabian Virchow, Yvonne Wasserloos / Katharina Alexi und David Zimmermann.

  • von Jessica Ullrich
    16,00 €

    Dieser Tierstudien -Band beschäftigt sich mit Fragen nach dem Personenstatus von Tieren und mit dem Phänomen tierlicher Persönlichkeiten. Dass Tiere Individuen und Subjekte ihres Lebens sind, unterschiedliche Charaktereigenschaften und eigene Interessen haben, wird kaum noch bestritten. Doch dass sie Personen sind, wird ihnen in der Regel abgesprochen. Dabei kämpfen Tierrechtsorganisationen schon lange für die Anerkennung des Personenstatus von Tieren: Tiere sollen als Rechtspersönlichkeiten mit einem einklagbaren Recht auf Leben sowie körperliche und geistige Unversehrtheit verstanden werden. In vielen indigenen Epistemologien existieren Vorstellungen von tierlicher Personalität, und die meisten Haustierhalter*innen würden bestätigen, dass ihr Gefährtentier in ähnlicher Weise unersetzbar sein kann wie eine menschliche Person. Und die (Populär-)Kultur wiederum kennt ihre eigene Tierprominenz: Berühmtheiten wie die Hündin Laika, der Eisbär Knut oder auch Roman- und Filmfiguren wie Lassie und die Biene Maja sind Gestalten des öffentlichen Lebens mit eigener Biografie, sei diese historisch verbürgt oder zugeschrieben. Entsprechend diesem Themenreichtum vereint der Band philosophische, theologische, soziologische, rechts- und kulturwissenschaftliche Perspektiven zu tierlichen Persönlichkeiten. So erläutern einige Beiträge z.B. die Notwendigkeit internationaler Tierrechte und warum auch Nichtmenschen Personen oder ,Quasi-Personen' sein können. Andere nehmen mediale Konstruktionen von tierlichen Personen in Literatur, Hörspiel und Film in den Blick und stellen konkrete Tierindividuen als historische Persönlichkeiten vor. Künstlerische Bildstrecken widmen sich altgewordenen ,Nutztieren' in Lebenshöfen, einem Hund als Social-Media-Star, Menschenaffen und Delfinen als Held*innen der Wissenschaft sowie individuellen Bienen. Egal ob ein Tier domestiziert oder freilebend ist, ob es einen Namen hat oder nicht, ob es solitär oder in Schwärmen lebt: Es ist immer ein Individuum, das in vielfältige Beziehungen verstrickt ist. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Nils Berliner, Maneke Bondzio-Becker, Jan Brinkmann, Agustín Fuentes, Frauke Gärtner, Nele Illner, Ina Karkani, Wolfgang Leyk, Anne Peters, Swen Schulte Eickholt und Lena Lieselotte Schuster. Mit künstlerischen Beiträgen von Isa Leshko, Maria Lux, Anne Noble und Amanda Stronza.

  • von Chanelle Adams
    29,00 €

    Löwen, Elefanten, Okapis, Giraffen und Strauße - Tiere aus Kolonialgebieten bevölkerten die Bildwelten der europäischen Moderne um 1900. Sie waren Ausdruck eines sich im Zuge der Industrialisierung, Nationalstaatenbildung und imperialen Expansion wandelnden Verhältnisses europäischer Gesellschaften zu menschlichen und nicht-menschlichen Lebewesen sowie zur Natur. Während einige Wissenschaftler*innen, Großwildjäger*innen und Künstler*innen in europäische Kolonien reisten, um Tiere zu studieren, zu malen und auf Film zu bannen, oder als Jagdtrophäen, Präparate und Exponate heimzuholen, bekam ein Großteil der Bevölkerung diese vor allem in Zoologischen Gärten, Zirkussen und Museen zu Gesicht, zunehmend aber auch in der visuellen Alltagskultur, etwa in Werbebildern, Filmen oder Comics. Diese Tierbilder vermittelten zentrale koloniale Botschaften und etablierten in ihren verschiedenen Inszenierungsweisen kategoriale Unterschiede zwischen ,Kultur' und ,Natur', ,Zivilisation' und ,Wildnis', ,Eigenem' und ,Fremdem'. Indem Menschen aus Kolonialgebieten visuell in die Nähe von Tieren gerückt wurden, wurden sie exotisiert und dehumanisiert. Tierbildern kommt in diesem Zusammenhang bis heute eine wesentliche, bislang noch kaum erforschte Funktion in der Prägung westlich-hegemonialer Blickregimes und Denkbilder sowie der damit einhergehenden kolonial-rassistischen Gewaltausübung zu. Der vorliegende Band bringt eine Reihe interdisziplinärer Beiträge zusammen, die sich erstmals aus kunst-, kultur- und wissenschaftshistorischer Perspektive mit jenen Tierbildern beschäftigen, die im kolonialen Kontext der Moderne entstanden sind. Die Beiträge verhandeln die Frage, wie Bilder von ,exotischen' Tieren in unterschiedlichsten Medien - von der bildenden Kunst über die Illustration, die Fotografie und den Film bis hin zur Inszenierung in Museum und Zoo - spezifische koloniale Narrative verbreiteten und damit zur Popularisierung rassistischer, orientalisierender wie auch patriarchaler Vorstellungen und Sichtweisen beitrugen.

  • von Kristin Eichhorn
    18,00 €

    Der Expressionismus hat eine nahezu unüberschaubare Zahl an Periodika hervorgebracht, in denen sich politische und ästhetische Debatten und Manifeste ebenso finden wie bildkünstlerische und literarische Werke. Während die ,großen' Zeitschriften wie Der Sturm und Die Aktion häufig im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, leisteten gerade die vielen kurzlebigeren Publikationsorgane einen bedeutenden Anteil zur Selbstverortung lokaler Künstler*innenzirkel und zur Verbreitung des Expressionismus jenseits der Zentren. Die Zeitschriften des Expressionismus sind auch deshalb eine so zentrale Quelle, weil sich die Strömung in lokalen wie überregionalen Künstler*innengruppen organisierte, die häufig ihr eigenes Publikationsorgan hatten, das sie zur Verbreitung ihrer Programmatik und künstlerischen Produktion sowie zum Austausch über aktuelle ästhetische und gesellschaftliche Fragen nutzten. Wie stark sich die einzelnen Zeitschriftenprojekte ähneln - und insofern ein gemeinsames Bild des Expressionismus erzeugen - und in welchem Ausmaß sich kontextspezifische Variationen ergeben, die eine Differenzierung der bisherigen Diskussion über den Expressionismus notwendig machen, lässt sich nur durch eine ausführliche Sichtung des Quellenmaterials beantworten, zu der der Band einen Auftakt bilden möchte. Der Band wirft einen Blick auf dieses bisher vernachlässigte Themenfeld und deutet die Desiderate und Zugangsmöglichkeiten an, die nicht zuletzt den Begriff der ,kleinen Zeitschrift' selbst betreffen. Die Beiträge diskutieren Grenzfälle der Zuordnung zu den kleinen expressionistischen Zeitschriften und beschreiben die Publikationen im Kontext ihrer (kunst-)politischen Auseinandersetzungen, Entstehungsumstände und Diskurszusammenhänge. Mit Beiträgen von Toni Bernhart, Laura Feurle, Linda Göttner, Tillmann Heise, Nora Jaeger und Friederike Kitschen.

  • von Gra¿yna Jurewicz
    24,00 €

    Jüdische Leben erzählen versammelt Werkstattberichte von Autorinnen und Autoren biographischer Studien, die in jahrelanger, intensiver Beschäftigung mit den Hinterlassenschaften von Menschen jüdischer Herkunft deren Leben erforscht haben. Mit dem Ziel, aus der erfolgten Praxis für die künftige Biographieforschung zu lernen, bieten die Praktikerinnen und Praktiker des biographischen Genres erhellende Einblicke in die historiographischen und literarischen Aspekte ihrer Arbeit. Ihre Protagonistinnen und Protagonisten, zu denen unter anderem so einmalige Persönlichkeiten jüdischer Geschichte wie Salman Schocken, Itzik Manger, Friedrich Pollock und Susan Taubes gehören, verkörpern ein breites Spektrum jüdischer Erfahrungen in der Moderne.Eine biographische Erschließung solcher Erfahrungsräume stellt oft eine große Herausforderung dar. Multiple Identitäten, Mehrsprachigkeit, Transterritorialität, Exil, Flucht und Schoah sind nur einige Beispiele für Erfahrungen und Phänomene, deren ,Biographierbarkeit' alles andere als einfach ist und die sich sogar - wie im Fall der Schoah - jeder Darstellbarkeit entziehen können. Bei der lebensgeschichtlich orientierten Erforschung und Schilderung dieser Phänomene bedarf es einer besonderen methodologischen Diskussion, zu der die Autorinnen und Autoren dieses Bandes im Rückblick auf ihre abgeschlossenen biographischen Projekte essenzielle Beiträge leisten. Ihre Werkstattberichte machen deutlich, dass Biographie zu den schwierigsten historiographischen Genres gehört, sie aber gleichzeitig der historischen Forschung im Allgemeinen und der Erforschung jüdischer Geschichte im Speziellen besondere Möglichkeiten bietet. Mit Beiträgen von Beatrix Borchard, Stephan Braese, Verena Dohrn, Efrat Gal-Ed, Alfred Gall, Grazyna Jurewicz, Philipp Lenhard, Stefanie Mahrer, Christina Pareigis, Jacques Picard, Katharina Prager, Marie Schröder und Claudia Willms.

  • von Ana Pizarro
    24,00 €

    Die Wälder des Amazonas-Beckens weisen die größte Biodiversität aller tropischen Wälder auf. In den letzten Jahren ist Amazonien infolge der ausgedehnten Landnahmepraxis, der weitläufigen Rodungen und Waldbrände jedoch buchstäblich zum Brennpunkt eines Konflikts zwischen den Interessen der Agrarindustrie und der Sorge um den Fortbestand des Planeten Erde geworden. Die Urwälder Amazoniens versammelt interdisziplinäre Perspektiven auf eine von jeher ökonomisch und ideologisch umkämpfte Weltregion. Zehn historische, umwelt- und wissenschaftsgeschichtliche, ethnologische, literatur- sowie politikwissenschaftliche Fallstudien geben fundierte Einblicke in das lokale Beziehungsgeflecht mit globaler Reichweite, von den ersten Vorstößen spanischer Missionare und Soldaten, über die wissenschaftlichen Expeditionen des 18. und 19. Jahrhunderts bis hin zu aktuellen Auseinandersetzungen um Zugang, Kontrolle oder Nutzung der Urwälder und der in ihnen enthaltenen Ressourcen. Eine immer wieder aufscheinende Kernthese ist die Unhaltbarkeit des nicht nur in Lateinamerika unterstellten Gegensatzes zwischen Zivilisation und Barbarei, der nicht-industrialisierten Kulturgemeinschaften bis heute die Existenzgrundlage entzieht. Ein Leitmotiv zahlreicher Beiträge liegt daher in der Konfliktlinie zwischen nachhaltigen, ,minimalinvasiven', indigenen Lebensweisen vor Ort und einer tiefgreifenden, die Biodiversität Amazoniens beeinträchtigenden Verwertungsmentalität externer Akteur*innen. Einer fatalen Resignation angesichts der Genozide, Öko- und Epistemizide in Amazonien versuchen die Beiträge mit dem kenntnisreichen Aufdecken von globalen Zusammenhängen zu begegnen. Dass Amazonien nicht nur eine Weltregion, sondern auch ein ideengeschichtlicher Topos ist, den europäische Gesellschaften mitgestaltet haben und daher auch in Zukunft schützend mitgestalten müssen, ist eine These, zu der die Autor*innen neue Ideen und Erkenntnisse beisteuern. Einige Beiträge lateinamerikanischer Forscher*innen wurden für den Band erstmals ins Deutsche übersetzt. Mit Beiträgen von María Fernanda Abdo García, Nelson Chacón Lesmes, Nils Droste, Maximilian Feichtner, Philip Gondecki Safari, Miriam Lay Brander, Anna Meiser, Ana Pizarro, Manuel Schusterbauer, Jens Soentgen und Jobst Welge.

  • von Jessica Ullrich
    16,00 €

    In diesem Band von Tierstudien geht es um die verschiedenen Ebenen der vergeschlechtlichten Beziehung von Menschen zu anderen Tieren, aber auch anderer Tiere untereinander. Die Autor*innen untersuchen, inwieweit sich Konzepte der Gender-Theorie eignen, um die Performativität von Geschlecht in tierlichen und tierbezogenen Praktiken, die diese als männliche und weibliche Aktivitäten darstellen, herauszuarbeiten. Ein Aspekt, der befragt wird, ist, inwiefern Tiere nicht nur ein Geschlecht, sondern auch gender haben, das in diesen Praktiken ebenfalls hergestellt wird.Geschlecht im Sinne von sex bestimmt häufig darüber, welchen Tieren Menschen erlauben, sich fortzupflanzen. Das ganze Feld der Tierzucht basiert auf der vergeschlechtlichten Zuchtwahl: Haustiere werden kastriert oder sterilisiert, mit Hormonvergabe wird die Fortpflanzungsfähigkeit von Nutztieren gefördert, Verhütungsmittel werden in Taubenfutter gemischt und männliche Küken geschreddert. Gender hingegen bestimmt den sozialen Ort von Gruppen und Individuen - und dazu gehören auch Tiere. Zwar handelt es sich nicht selten um Projektionen menschlicher Vorstellungen auf die Tierwelt, doch nimmt man kulturelle Ko-Produktion und Ko-Evolution ernst, muss angenommen werden, dass diese Projektionen zu Praktiken geführt haben, die sich in die Körper und die Kultur der Tiere eingeschrieben haben.Zu den Themen des Bandes zählen Animal Drag, Zoosexualität, tierliche Homosexualität, hegemoniale Männlichkeit in der Mensch-Tier-Beziehung und die Pferdeliebe von Mädchen. Auch Geschlechterkonstellationen und vergeschlechtliche Mensch-Tier-Verhältnisse in der Falknerei, der Hundehaltung, der Schweinezucht und im Zibetkatzenhandel kommen zur Sprache. Neben Hühnern und Fischen werden zudem u.a. auch Bulldoggen und Löwinnen in den Blick genommen. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Max Böhner, Philine Helas, Julia Kaiser, Christiane Keim, Alexandra König / Annette Schnabel, Johannes Müller, Maja Martha Ploch, Sarah-Maria Schober, Astrid Silvia Schönhagen, Volker Sommer, Aline Vogt und Nadir Weber. Mit künstlerischen Beiträgen von Lin May Saeed, SK Symbiotic, Soya the Cow, Martin Steinfeld und Victoria Windtner.

  • von Birgit M. Körner
    19,00 €

    Der aus Ungarn stammende israelische Satiriker Ephraim Kishon (1924-2005) gilt als ,Versöhnungsfigur' zwischen Deutschen und Jüdinnen und Juden im bundesdeutschen Nachkriegsdiskurs. Seine "israelischen Satiren" erfreuten sich in der freien Übertragung durch Friedrich Torberg vor allem in den 1960er bis 1990er Jahren enormer Beliebtheit. Dabei wurde zunächst verdrängt, dass Kishon selbst Überlebender der Schoah war und seinen Humor als Überlebensstrategie entwickelt hatte. Bisher wurde die Bedeutung der Schoah für Kishons Schreiben nur unzureichend berücksichtigt. Birgit M. Körner beleuchtet das Phänomen von Kishons Erfolg in der Bundesrepublik nun von drei Seiten: von der Seite des Autors und Schoah-Überlebenden Kishon, von der Seite des Mitschöpfers und Übersetzers Friedrich Torberg und von der Seite der Rezeption durch ein postnationalsozialistisches deutschsprachiges Publikum. Im Fokus steht zunächst die Rekonstruktion von Kishons Verfolgungs- und Überlebenserfahrung anhand bisher unbekannter Akten und der Nachweis, dass sich deren Spuren in Kishons Satiren finden lassen. Kishon und Torberg konstruieren einen "israelischen Humor", der maßgeblich auf den europäischen jüdischen Humortraditionen - dem ostjüdischen Witz und der jüdischen Tradition des literarischen Sarkasmus - sowie auf Kishons Schoah-Überleben basiert. Deutlich wird dabei Torbergs Tendenz, das deutschsprachige Publikum zu ,schonen' und explizite Stellen zu streichen, u.a. um eine positive Haltung zu Israel zu fördern. Kishon selbst stand seiner Rolle als ,Versöhnungsfigur' für ein westdeutsches Publikum durchaus ambivalent gegenüber.

  • von Jochen Dubiel
    12,00 €

    In einer Zeit, in der Verschwörungstheorien wieder Hochkonjunktur haben, sich Vorurteile und Fremdenhass hartnäckig behaupten und der Mensch die Grenzen des Wachstums in Gestalt des Klimawandels bereits deutlich spürt, drängt sich eine philosophische Frage geradezu auf: Wie lässt sich die offenkundige Diskrepanz zwischen Intelligenz - der Fähigkeit, Einsicht in die Dinge zu erlangen - und Vernunft - der Fähigkeit, nach dieser Einsicht zu handeln - erklären?Jochen Dubiel sucht die Antwort nicht auf empirische Weise, indem er sich aus geschichtlicher, psychologischer, soziologischer oder ökonomischer Perspektive mit den verschiedenen Ausprägungen der Irrationalität auseinandersetzt, sondern verschiebt den Fokus auf die Metaebene, in der das Denken selbst Gegenstand des Denkens wird. Dabei arbeitet er im Rekurs auf Semiotik zunächst die Grundvoraussetzung des Denkens heraus: Es findet im ,leeren Universum' der Sprache statt, die über den Dingen zu schweben scheint. Bar jeglicher Anschauung bietet es uns zwar wenig Orientierung, stattet uns aber zugleich mit einem vermessenen Selbstverständnis der Erhabenheit über die empirische Welt aus.Von dieser Prämisse des Denkens unterscheidet Dubiel mithilfe von Epistemologie und Hermeneutik sodann die Gesetze des angewandten Denkens, das sich der empirischen Welt wieder annähern will, in welchem die Empirie jedoch allzu häufig zum Spielball dieses vermessenen Selbstverständnisses wird. Vor dem Hintergrund dieser Analyse erscheinen Rausch, Flucht in religiöse Paranoia, Xenophobie, rücksichtslose Selbstsucht oder wissenschaftsfeindlicher Verschwörungsglauben als perfide Angebote an das Subjekt, die durch die Bedingung des Denkens gesteckten Grenzen scheinbar zu überschreiten. Auf diese Weise kristallisiert sich die paradox anmutende Grundthese des Textes als äußerst schlüssig heraus: Des Menschen Anfälligkeit für die Lockrufe der Irrationalität ist in der Architektur des Denkens bereits angelegt. Aber die Voraussetzung des Denkens bietet zugleich die Möglichkeit, sich dagegen geistig zu wappnen und sein Handeln in Reflexion dieses Paradoxes zu gestalten.

  • von Barbara Paul
    19,00 €

    Betroffenheit fragt nach den Möglichkeiten eines produktiven Umgangs mit einem aktuell kontrovers diskutierten Begriff: Ausgehend von einer facettenreichen Begriffsgeschichte - zwischen Justiz, Verwaltung, Aktivismus, Selbsthilfe und Alltagskultur - erkundet der Sammelband ganz konkret den Umgang mit Betroffenheit, deren Bedingungen und emanzipatorisches wie empowerndes Potenzial. In Kunst und audiovisueller Kultur haben Praktiken der (Selbst-)Politisierung eine lange Tradition, vor deren Hintergrund Betroffenheit in exemplarischen Einzelstudien auf ihre mediale Performativität, ihre audiovisuelle Repräsentation und ihre diskursiven Auf-, Ab- und Umwertungen hin untersucht wird. Die Vorstellung einer unmittelbar gegebenen Betroffenheit wird dabei zurückgewiesen. Stattdessen wird aus der Perspektive eines Betroffen-Werdens der Fokus auf Auseinandersetzungen mit Betroffenheit(en) als spezifische Form eines ebenso verkörperten, gefühlten und diskursiven Wissens gerichtet, das individuelle Erfahrungen immer schon an ihre sozio-kulturellen, medialen und ästhetischen Gefüge koppelt. Praktiken der (Selbst-)Politisierung in Kunst und audiovisueller Kultur reflektieren und kommentieren diese mikropolitischen Gefüge. Auf diese Weise können die negativen Konnotationen von Betroffenheit hinterfragt und ihr politisches Potenzial ausgelotet werden. Im Feld von Geschlecht, Sexualität und Begehren, von race und Klasse sowie zusammen mit Fragen von Verletzbarkeit und Scham, aber auch Emanzipation und Empowerment bildet die Verteidigung von Betroffenheit das Verbindende der hier versammelten Untersuchungsgegenstände. Sie stehen für unterschiedliche Arten und Weisen der (Selbst-)Politisierung und reichen vom feministischen Künstlerinnenbuch der 1970er Jahre und Queer-Punk-Produktionen der 1990er Jahre über Aufmerksamkeitsökonomien im Kontext von MeToo-Debatten hin zu autoethnografischen Arbeiten von Didier Eribon und Paul B. Preciado. Mit Beiträgen von Atlanta Ina Beyer, Christina Ernst, Louise Haitz, Leonie Kapfer, Oliver Klaassen, Renata Kutinka, Rena Onat, Barbara Paul, Lena Radtke, Stefan Schweigler und Andrea Seier.

  • von Doris Kolesch
    24,00 €

    Aufwühlende Bilder von Krieg, Gewalt, Flucht und Vertreibung; Hasskommentare in den sozialen Medien; Gesten einer Willkommenskultur für Geflüchtete und der Solidarität unter Fremden; die geradezu mit Händen greifbare Spannung, die plötzlich den Raum zwischen Anwesenden erfüllt; Unsicherheit und Angst, aber auch Gleichgültigkeit angesichts der Klimakatastrophe - Beispiele wie diese zeigen, dass Affekte nicht nur in besonderer Weise gesellschaftliche wie private Situationen prägen, sondern dass sie in ihrer jeweiligen Verfasstheit und Zirkulation auch gesellschaftliche Veränderungen anzeigen und begleiten. Als dynamische Kräfte sind Affekte grundlegend für soziale Beziehungen und menschliches Zusammenleben. Ausgehend von dieser Beobachtung erkunden die Autor*innen affektiv aufgeladene Situationen der Gegenwart. Die Um- und Gegenstände des Interesses sind dabei denkbar vielfältig und bringen die Wirksamkeit von Affekten als Annäherung, Entfaltung, Bindung, Störung und Verschwinden zum Vorschein. Sie berichten durchaus persönlich von Beziehungen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteur*innen, von digitalen Medien und Intimität, Solidarität und Gemeinschaft. Sie befragen die Macht der Imagination und spüren konkrete Techniken der Affektentfaltung ebenso auf wie deren subversives Potenzial. Vor dem Hintergrund einer sich rasant diversifizierenden postmigrantischen Gesellschaft, in der multiple Zugehörigkeiten alltäglich sind, aber gleichwohl zum Anlass für Ausgrenzung gemacht werden, schreiben die Autor*innen prägnante, anschauliche Gegenwartsgeschichte(n) - als Prosaerzählung, Bericht, essayistische Reflexion, Kommentar, Brief, Anekdote, Dialog oder Dramolett. Mit Beiträgen von Fabian Bernhardt, Tamar Blickstein, Sandra Calkins, Luise Erbentraut, Cornelia Ertl, Anne Fleig, Jule Gorke, Cilja Harders, Henrike Kohpeiß, Doris Kolesch, Margreth Lünenborg, Ana Makhashvili, Débora Medeiros, Max Müller, Sighard Neckel, Karina Rocktäschel, Birgitt Röttger-Rössler, Elgen Sauerborn, Christian von Scheve, Theresa Schütz, Nina Sökefeld, Thomas Stodulka, Gerhard Thonhauser, Nua Ursprung, Stefan Wellgraf und Edda Willamowski.

  • von Kim Posster
    12,00 €

    Das Verhältnis von Männlichkeit, Männern und Feminismus wird so intensiv diskutiert, wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Konzepte wie ,Profeminismus' und die Geschichte der antisexistischen Männerbewegung werden wiederentdeckt und sollen neu belebt werden. Besonders das Schlagwort ,kritische Männlichkeit' versammelt neue Ansätze und Gruppen, die das Verhältnis von Männlichkeit und feministischer Kritik bestimmen und praktisch angehen wollen. Was eigentlich Grund zur Hoffnung geben sollte, stellt sich bei genauerem Hinsehen aber oft als bloße Fortsetzung der Katastrophe heraus.Denn die neu entflammte Debatte und Praxis zur Kritik an Männlichkeit wird von popfeministischer Lebensberatung, dem innerlichen Moralismus des Privilegiencheckens und dem verzweifelten Versuch dominiert, cis Männern feministische Kritik irgendwie schmackhaft zu machen. Vor allem das, was unter dem Label ,kritische Männlichkeit' geschieht, ist nicht viel mehr als ein hoch individualisiertes Programm zur Resouveränisierung verunsicherter (cis) Männer. Feministische Kritik wird sich dafür im schlechtestmöglichen Sinne einverleibt, damit ihre Konsequenzen weiter ausgesessen und unterlaufen werden können - nur diesmal mit dem ,korrekten' Vokabular und einer profeministischen Pseudo-Praxis. Männlichkeit verraten! bricht mit allen Versuchen der einhegenden Versöhnlichkeit und geht in die Konfrontation. Der provokante Essay ist das Ergebnis von über fünf Jahren Frust, Enttäuschung und analytischer Wut über (eigene) Männlichkeit; darüber, wie sie in der Linken herrscht und wie gerade der neue Profeminismus auf sie eingeht. Er verbindet dafür Beobachtung und Polemik, Analyse und Intervention, Theorie und Praxis - in der Hoffnung auf eine organisierte Männlichkeitskritik, die Männlichkeit weder erkunden noch stärken will. Stattdessen soll sie organisiert und institutionalisiert zum konkreten Problem gemacht werden, zu dem die real existierenden Männer ein bewusstes und politisches Verhältnis einnehmen müssen.

  • von Cornelia Bartsch
    26,00 €

    In den letzten Jahren haben nicht nur Mobilisierungen gegen Feminismus und ,Gender', sondern auch die Kommerzialisierung und der inflationäre Gebrauch des Wortes "queer" in Alltag und Wissenschaft stark zugenommen. Dazu kommen alarmierende Aneignungsbestrebungen sozialer Bewegungen wie die Querdenker_Innen im Zuge der COVID-19-Pandemie. Mehr denn je sind Gender Studies und queerende Theorien daher auf die Entwicklung emanzipatorischer Gegenstrategien angewiesen.Mit "Querulieren" leihen sich die Autor_Innen einen Begriff mit eigener Geschichte im deutschsprachigen Raum, den sie aufgreifen, durchbrechen, verschieben und umfunktionieren. Es geht um eine interdisziplinäre und mehrdimensionale Erkundungstour queerulierender, d.h. normativitäts-, binarismus- und neoliberalismuskritischer Störmomente in Kunst, Medien und Wissenschaft. Statt für ein Entweder-Oder machen sich die Autor_Innen für ein Sowohl-als-Auch, Weder-Noch und Dazwischen stark.Die Beiträge nehmen vor allem die mikropolitische, intentionale, künstlerisch-mediale, rezeptive und epistemologische Dimension des Störens in den Blick und verdeutlichen ihre Formen und Effekte etwa an Arbeiten von Cindy Sherman, Hannah Höch, Akasegawa Genpei und Maria Eichhorn, anhand politisch-karnevalesker Räume oder des indigenen Nordamerikas.Die Beitragsvielfalt, die von wissenschaftlichen Artikeln, Essays, Duetten und Projektdokumentationen bis hin zu einer mehrstimmigen Text-Bild-Collage, einer Gedicht- und Bildstrecke, einem Zine und einem partizipativen Kunstprojekt reicht, lässt an einem Umstand keinen Zweifel: Der Mehrwert des Queerulierens liegt in der Dekonstruktion, Destabilisierung und Hinterfragung machtvoller und normierender Strukturen, im Anstoßen notwendiger Veränderungs- und Transformationsprozesse und nicht zuletzt in der Freude am beharrlichen Infrage-Stellen und Spaß-Verderben. Mit Beiträgen von Cornelia Bartsch, Marie Sophie Beckmann, Ulrike Bergermann, Andrea Braidt, Kerstin Brandes, Jakob Claus, Antke Antek Engel, FIFTITU%, Anke Fischer, Natascha Frankenberg, Alexander Henschel, Linda Hentschel, Katharina Hoffmann, Susanne Huber, Oliver Klaassen, Katrin Köppert, Renata Kutinka, Ursula M. Lücke, Nanna Lüth, Patricia Mühr, Friederike Nastold, Helene von Oldenburg, Barbara Paul, Sylvia Pritsch, Rahel Puffert, Claudia Reiche, Annika Lisa Richter, Sylvia Sadzinski, Pia Schlechter, Andrea Seier, Sophie Sexon alias Boris Gay, Andrea Sick, Véronique Sina, Lüder Tietz, Wiebke Trunk und Tobias Vogt.

  • von Joachim Schlor
    29,00 €

    Es gibt eine ebenso verbreitete wie zu kritisierende Tradition, Migration stets als Problem zu betrachten - für die ,abgebenden' wie für die ,aufnehmenden' Gesellschaften, wie es abstrakt heißt. Eine solche Perspektive will vor allem den Blick auf die konkret gemachten Erfahrungen von Aus- und Einwanderung sowie auf Räume und Zeiten ,dazwischen' versperren. Dabei ist Migration auch kulturelle Praxis, Ergebnis zielgerichteten (wenn auch oft verzweifelten) Handelns. Persönliche Dokumente der Migrationserfahrung - Briefe, Tagebücher, Fotografien, Zeichnungen, Memoiren - zeugen von grundlegenden Themen des menschlichen Denkens und Handelns, wie der Bedeutung von Heimat und Heimatverlust, dem Überschreiten von Grenzen, dem Umgang mit materiellen Objekten als Trägern von Erinnerungen und Zukunftshoffnungen, der Erfahrung der Reise in Zügen oder auf Schiffen, den Herausforderungen des Neubeginns. Im Zentrum von Joachim Schlörs Essays stehen die Bemühungen deutscher und österreichischer Jüdinnen und Juden, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und der Pogromnacht 1938 dem Regime zu entkommen und ,irgendwo auf der Welt' eine neue Heimat zu finden. Dabei geht es weniger um eine Rekonstruktion historischer Ereignisse als darum, persönliche und familiäre Dokumente im Rahmen der vier Hauptaspekte kulturwissenschaftlicher und ethnografischer Forschung - Kultur, Identität, Alltag, Geschichtlichkeit - zu lesen und zu verstehen. Wie sind einzelne Menschen, Familien und Gruppen ausgewandert? Wie hat sich ihr Verhältnis zu den Orten der Herkunft und den Orten der Zukunft durch die für die Auswanderung nötigen Schritte verändert? Wie haben sie sich selbst, etwa während der Dauer einer Schiffsreise von Cuxhaven nach New York, von Triest nach Jaffa oder von Amsterdam nach Shanghai verändert? Was bedeuteten ihnen die Koffer, in die sie ihre Habseligkeiten packten? Und wie wurden diese Erfahrungen festgehalten - nicht nur in Museen und Archiven, sondern im Familiengedächtnis und in den sozialen Medien, die aktuell Archive in einer neuen Form ausbilden? Mit einem Geleitwort von Nicolas Berg.

  • von Lothar Baier
    19,00 €

    "Kein Sterbenswörtchen werde ich sagen!" Das viersilbige Wort ist also ein Dementi all dessen, was wir - wem auch immer - sagen könnten. Damit hat es etwas Düsteres, es erinnert uns an unser Ende, an den Zeitpunkt, ab dem wir für immer verstummen. Wir werden sterben, todsicher. Wann es sein wird und wie, davon haben wir zumeist keine blasse Ahnung: deshalb die Fülle an Abwehrstrategien - von der routinierten Vermeidung bis zur panischen Angst. Sie alle belegen: Der Tod ist ein Thema wie kein anderes. Wir lassen dennoch, nein deswegen nicht von ihm ab, auch wenn das heißt, sich an der Grenze des Unvorstellbaren zu bewegen, denn jeder Versuch des Erkennens bleibt auf das Leben angewiesen. Der Gegenstand des Erkennens aber ist dessen Ende: Solange wir denken, ist unsere endgültige Abwesenheit für uns undenkbar. Wir glauben bis zum Ende nicht, dass wir uns einmal fehlen werden, und deshalb fehlen uns oft die Worte. Mit unserer Vergangenheit haben wir es da leichter; Kindheit und Jugend sind ein wunderbares Reservoir von literarisch fruchtbaren Erzählanlässen. Die Beiträge in diesem Buch versuchen jedoch, die Blickrichtung umzukehren - zu unserem Ende hin. Damit erinnern sie an die Tradition der Sterbebüchlein , die im späten Mittelalter beginnt und im 18. Jahrhundert endet. Dort wurde die ,Kunst des Sterbens' im Sinne der christlichen Normen gelehrt. Heute gibt es nichts Vergleichbares. Seit langem verfolgt die bürgerliche Gesellschaft das ihr kaum bewusste Ziel, "den Menschen die Möglichkeit zu verschaffen, sich dem Anblick von Sterbenden zu entziehen", so Walter Benjamin in seinem Essay Der Erzähler von 1936; das Sterben sei nach und nach "aus der Merkwelt der Lebenden" herausgedrängt worden. Die Absicht dieses Buches ist es, Sterben und Tod in die Gegenwart der lebenden Leserinnen und Leser zurückzuholen. Dabei gibt es kein Primat eines Textgenres: Der Essay erweist sich mit seinen am Begriff orientierten Mitteln als ebenso produktiv wie die Bildsprache von Prosa und Lyrik und die Unmittelbarkeit eines letzten Briefs an "Meine Lieben" vor dem Suizid. Mit Beiträgen von Lothar Baier, Steffen Brück, Claude Cueni, Hannes Demming, Patrick Eiden-Offe, Martin Jürgens, Hermann Kinder, Christa Ludwig, Petra Moser, Leon Ospald, Guido Rademacher, Maximilian Riethmüller, Jochen Schimmang, Katrin Seglitz, Wolfgang Ullrich, Erdmut Wizisla und Barbara Zoeke.

  • von Ilit Ferber
    29,00 €

    Sprache und Schmerz werden üblicherweise als Gegensätze gedacht: Auf der einen Seite die Sprache, die sich mit Ausdruck und Kommunikation befasst und Beziehungen herstellt, während der Schmerz auf der anderen Seite gerade nicht mit Worten auszudrücken, zerstörerisch und isolierend ist. Sprachwehen hinterfragt diese vertrauten Vorstellungen und schlägt eine neue Perspektive auf das Verhältnis von Sprache und Schmerz vor, die die Wesensverwandtschaft der beiden enthüllt.Ilit Ferber geht davon aus, dass die Erfahrung von Schmerz nicht erforscht werden kann, ohne dessen innere Beziehung zur Sprache zu berücksichtigen, und umgekehrt: Das Wesen der Sprache zu verstehen, hängt essenziell von der Darstellung ihrer Beziehung zum Schmerz ab. Sprachwehen diskutiert vor diesem Hintergrund sowohl philosophische als auch literarische Texte und macht deren Schnittstellen insbesondere für eine Phänomenologie des Schmerzes und seinen Einfluss auf Sprache produktiv. Dabei gibt ein close reading von Johann Gottfried Herders Abhandlung über den Ursprung der Sprache (1772), dem ersten modernen philosophischen Text, der Sprache und Schmerz miteinander verbindet, Aufschluss über den ,Schmerzensschrei' als Ursprung der Sprache. Herder verleiht der Beziehung zwischen Mensch und Tier hohe Relevanz und verweist auf wichtige Funktionen des Mitleids und des Hörens für die Schmerzerfahrung. Martin Heideggers relativ unbekanntes Seminar von 1939 über Herders Text zum Sprachursprung liefert weitere wichtige Hinweise auf Konzepte des Schmerzes, seinen Ausdruck und das Hören. Als literarischer Text ist Sophokles' Philoktet für Herders Abhandlung zentral und daher ebenso für den Blick auf Schmerz, Ausdruck, Mitleid und Hören. Denker wie Stanley Cavell, André Gide und Werner Hamacher ergänzen die Erkenntnisse über den wesentlichen Zusammenhang von Sprache und Schmerz. Mit diesem Band liegt Ilit Ferbers vielbeachtetes Buch Language Pangs. On Pain and the Origin of Language nun auch in deutscher Sprache vor, in der Übersetzung von Peter Brandes.

  • von Katahrina Alsen
    16,00 €

    Der blaue Planet müsste eigentlich ,Wasser' heißen und nicht ,Erde', ist er doch zu zwei Dritteln von diesem Element bedeckt. Zudem beinhaltet der ozeanische Raum etwa 90¿% des gesamten Biosphärenvolumens. So hat Steve Mentz kürzlich gefordert, die derzeitige Epoche nicht mehr Anthropozän, sondern wahlweise "Okeanocene", "Aquacene", "Thalassocene" oder einfach "Ozean" zu nennen. ,Ozean' würde demnach sowohl den gegenwärtigen planetarischen Ort als auch die gegenwärtige planetarische Zeit bezeichnen.In der Wissenschaftslandschaft bilden sich seit einigen Jahren die Blue Humanities heraus - in akademischen Spielarten Critical Ocean Studies, Hydro-Criticism, Tidalectics oder Hydrofeminism -, die als neue, interdisziplinäre Forschungsrichtungen die Weltmeere in den Blick nehmen. Das geschieht allerdings meist ohne in spezifischer Weise die maritimen Tiere zu betrachten.Dabei liegt im Wasser nicht nur der Ursprung des tierlichen Lebens, sondern es wimmelt in jedem Tropfen Meerwasser nur so von animalen Entitäten und Potenzialitäten. Ozeane sind daher immer sympoietische Ökosysteme für tierliche und nicht-tierliche Ko-Existenzen und Ko-Kreationen und können weder auf ihre Funktionen als Klimastabilisatoren, CO2-Lager, Sauerstoff- und Nahrungsmittelproduzenten noch als Bühne für rein menschliche Dramen von beispielsweise Schiffbruch, imperialer Eroberung und weltumspannendem Handel reduziert werden.Diese Ausgabe von Tierstudien ist deshalb ganz den Tieren gewidmet, denen der Ozean Lebensraum ist, und stellt einen ersten Versuch tiersensibler Blue Humanities dar. Es stehen Wale, Haie, Oktopoden, Hummer, Austern, Korallen, Aale, Störe und Albatrosse im Fokus der wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträge. Dabei geht es um fluide Naturecultures, die Biodiversität der Meere, Walgesang, Haifischbecken, die Plastikverschmutzung der Ozeane, Korallensterben, Hochseefischerei, feministische Kinship-Verhältnisse mit Meeressäugern, das aquatisch Imaginäre und die Denkfigur des Tentakulären. Sie beleuchten u.a., wie Kunst, Film, Literatur, Computerspiel und Musik für den Schutz der Meere und ihrer Bewohner*innen sensibilisieren. Mit wissenschaftlichen Beiträgen von Katahrina Alsen, Raj Sekhar Aich / Tabea Weber, Martin Bartelmus, Robert Bauernfeind, Andrea Diederichs, Christina Gruber, Thomas Hawranke / Tabea Weber, Christian Hoiß, Nina Schüchter und Martin Ullrich. Mit künstlerischen und essayistischen Beiträgen von Alexis Pauline Gumbs, Sarah Heuzeroth, Courtney Mattison, Nicole Schuck und Shimabuku.

  • von Katharina Wolf
    18,00 €

    Der Expressionismus scheint als Bewegung uneingeschränkt mit Deutschland verbunden zu sein, sowohl im Hinblick auf Topoi der Bildenden Kunst als auch hinsichtlich ästhetischer Konventionen literarischer Werke. Auch in Bezug auf traditionelle und neue Medien werden zur Definition des ,expressionistischen' Stils im Wesentlichen Werke deutscher Herkunft herangezogen. Ebenso sind die zentralen Künstler*innengruppen mit deutschen Städten verbunden. Dennoch ist der Expressionismus kaum außerhalb seines internationalen Netzes zu denken.Dies gilt aufgrund der wechselseitigen Beeinflussung verschiedener internationaler avantgardistischer Bewegungen, die prinzipiell die Frage nach der nationalen Profilierung aufwirft. Darüber hinaus wurde der (deutsche) Expressionismus am Übergang zwischen den 1920er und 1930er Jahren selbst zu einer Art ,Exportschlager' - vor allem auch dadurch, dass viele seiner Vertreter*innen infolge der Ächtung ihrer Kunst im Nationalsozialismus das Land verlassen mussten.Das Heft wirft die Frage auf, inwiefern der Expressionismus eine zeitlich gebundene und auf eine bestimmte geografische Region bezogene Strömung oder Epoche ist. Dafür stellen die Beiträge einerseits exemplarische Orte des internationalen Expressionismus wie den Oberrhein als Grenzregion zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz vor. Weiterhin eruieren sie die Vielfalt der internationalen Verflechtungen, etwa in der österreichischen Primitivismusdebatte, in der deutschen und niederländischen Kunst und Literatur, im Russland- und Europabild von Boris Pil'njak, in der lateinamerikanischen Diskussion um das Manifest, in der Rezeption des deutschen Expressionismus und der US-amerikanischen abstrakten Kunst im Kontext der documenta sowie im literarischen Werk des Netzwerkers und Aussteigers Bruno Goetz. Mit Beiträgen von Julia Allerstorfer-Hertel, Nanne Buurman, Sylvia Claus, Uwe Czier, Carmen Gómez García, Christine Pappelau, Susanne Pocai und Katharina Wolf.

  • von Jelena Jeremejewa
    29,00 €

    Dieselbe Zeit, derselbe Raum, aber zwei grundverschiedene Regisseure und Erfahrungswelten: Aus einer praxisnahen Perspektive nähert sich Jelena Jeremejewa den Dokumentarfilmen von Sergei Loznitsa (*1964) und Aleksandr Rastorguev (1971-2018). Ihre Filme repräsentieren die gezeigte Wirklichkeit nicht, sondern interpretieren sie: Dokumentarfilm wird so zu einem Gestaltungsmittel, das blinde Flecken in der Gesellschaft, Verdrängtes und Vergessenes sichtbar machen kann. Doch wie genau wird Bedeutung im Spannungsfeld zwischen konventionalisierten Formen und spezifischen filmischen Verfahren erzeugt, die eben diese Konventionen aufbrechen? Wie werden Zeit und Raum und der darin befindliche Mensch erfahrbar gemacht? Jeremejewas Erkenntnisinteresse richtet sich besonders auf den ,kleinen Menschen' - einen charakteristischen Typus von Protagonisten - und reicht von seiner Kontextualisierung bis hin zur Untersuchung seiner gänzlichen Abwesenheit im Sinne eines Handlungsträgers. Rastorguev, für den das Thema der Macht ein ganz zentrales ist, seziert die Verknüpfung von familiärer und historischer Realität mit einer fast körperlichen und taktilen Penetranz. Extreme Nähe, Intimität und Persönlichkeit sind immer der Startpunkt, von dem ausgehend die Filmerzählung etwas Fundamentales über den Menschen spür- bzw. begreifbar macht. Loznitsa hingegen bleibt auf Distanz zu den aufgenommenen Menschen. Er arbeitet streng formalistisch mit durchdachten Kamera- und Tonanordnungen, um die Gefilmten aus ihren Individualitäten herauszuschälen und sie als wandelnde Symptome einer Zeit-Raum-Einheit zu interpretieren. Bei all ihrer Unterschiedlichkeit katapultieren die Filme ihre Zuschauer*innen in die oft übersehene und unerkannte Hyperrealität ihrer Alltagswirklichkeit. Das Buch rückt diese Filme nun aus ihrem ,Autorenkino-Nischendasein' heraus und in den Raum interdisziplinärer Forschung, wo sie als gleichwertige Formen der Wissens- und Erfahrungsproduktion diskutiert werden.

  • von Anna-Carina Meywirth
    26,00 €

    Obwohl der Autor und Künstler Andreas Neumeister (*1959) mit zu den bekanntesten deutschen Popliterat*innen zählt, setzt sich dieser Band erstmals umfassend wissenschaftlich mit seinen collagenartigen Texten auseinander. Unter dem ,Deckmantel' des Romans verschmelzen in Neumeisters Publikationen zahlreiche mediale Versatzstücke zu einem dichten Abbild gesellschaftlicher Gegenwart und stellen die politische Dimension alltäglicher und/oder urbaner Kulissen aus.Seine Texte arbeiten dabei mit popästhetischen Methoden wie Montagen, Wiederholungen oder Listen, die Anna-Carina Meywirth zunächst einordnet und anschließend als Analyseschema für Neumeisters Textprodukte fruchtbar macht. Auch die Überforderung der Leser*innen durch die dichte, ,anarchische' Romanform Neumeisters nimmt sie in den Blick und entwickelt ein Rezeptionskonzept, das der unkonventionellen Textform begegnet.Anhand von Neumeisters Text Könnte Köln sein (2008) untersucht die Autorin exemplarisch, wie er seine popästhetische Poetik einsetzt, um Städte und Architekturen darzustellen. Die profunde, aber fragmentarisch inszenierte Auseinandersetzung des Erzählers mit den Bauwerken, die er während seiner Reisen in Städten wie München, Berlin, Moskau, New York und Los Angeles besucht, verschränkt literarische wie architektonische Expertise eng miteinander. Anarchitext zeigt, wie bei Neumeister auf literarischer Ebene Raum geschaffen wird, ohne diesen zu bauen - und folgt dabei dem Begriff der "Anarchitektur" von Gordon Matta-Clark, der eine Verbindung von Anarchie und Architektur bezeichnet.Einzelanalysen der Metropolen zeigen anschaulich, wie jede Stadt durch die Brille des reisenden Erzählers und durch seinen Blick hinter die Fassaden der gegenwärtigen Architekturen ein eigenes Gesicht erhält, welches sich von einer touristischen Perzeption unterscheidet. In den Vordergrund der so erzählten Stadtwahrnehmung treten (vergangene) Machtstrukturen, die im (touristischen) urbanen Alltag allzu unsichtbar bleiben.

  • von Laura Strack
    26,00 €

    Ein selbstverwaltetes Kulturzentrum in Neapel wird städtisches Gemeingut. Im Speckgürtel von Kopenhagen erforscht ein kleines Festival die Bedingungen von Öffentlichkeit. Angesichts der Verschwisterung von Kirche und Staat übt ein Warschauer Theater Institutionskritik am eigenen Betrieb. Mitten im nationalistisch eingehegten Stadtraum Skopjes schafft ein altes Kino Infrastrukturen für eine vielstimmige künstlerische und soziale Praxis. In Berlin entzieht sich ein Laboratorium für Theater und Diskurs dem Kapitalwerden der Kunst im Neoliberalismus. Zeitweilige Ortsbesetzungen in Athen öffnen Möglichkeitsräume in einem politischen Regime der Austerität und des dauerhaften Notstands. Damit sind informelle und experimentelle Schauplätze urbaner Gemeinschaftsbildung der Ausgangspunkt von farsi comune.Die Theaterorte, die in diesem Buch besucht und in ihrer materiellen, ästhetischen und symbolischen Dimension porträtiert werden, sind im Laufe des letzten Jahrzehnts zwischen Weltwirtschaftskrise und Pandemie entstanden und geben jeweils spezifische Antworten auf lokale Machtgefüge. Zusammen in den Blick genommen werfen sie Fragen auf, durch die sich die zeitgenössische Konstellation selbst zu denken gibt: die Frage des Zusammenlebens auf einem beschädigten Planeten, die Frage der Organisation von Pluralität in einer postteleologischen Geschichtlichkeit, die Frage der kritisch-affirmativen Gestaltbarkeit konkreter Lebens- und Erfahrungsbereiche in einer von Technik und Kapital strukturierten Welt.Im Spannungsfeld von Kulturwissenschaft, Philosophie und politischer Theorie spürt dieses Buch der wechselseitigen Einschreibung von Theater und Gegenwart nach und macht sie ausgehend von ästhetischen Phänomenen des Stattfindens und Raumwerdens sichtbar, die mithilfe der italienischen Wendung farsi comune mit all ihrer Mehrdeutigkeit gefasst werden. Theater wird dabei als Vielörtlichkeit verstanden, die in konstanter, singulär-pluraler Berührung mit der Welt eine widerständige Zeit des Kommunen entfaltet.

  • von Johannes Praetorius-Rhein
    14,00 €

    Jüdische Filmgeschichte, davon geht dieser Band aus, steht quer zu Erzählungen des Nationalkinos. Sie lässt sich deshalb am besten von den Rändern der Filmgeschichte her schreiben. Im Rahmen des Forschungsnetzwerks "Deutsch-jüdische Filmgeschichte der BRD" ist deshalb eine besondere Form kollaborativen Schreibens erkundet worden: Zu elementaren Stichworten werden kurze Texte unterschiedlicher Autor*innen versammelt, die ihren Fokus jeweils auf einzelne Anekdoten, Details und Irregularitäten legen, die zwar besonders auffällig oder beziehungsreich sind, die aber im wissenschaftlich und methodisch reflektierten Schreiben dennoch oft nur den Status von Fußnoten erlangen.Dabei sind es durchaus methodische Überlegungen, die es geboten erscheinen lassen, eine deutsch-jüdische Filmgeschichte nach 1945 auf einer solchen Basis zu entwickeln: Die Jüdischkeit zahlreicher Filmschaffender in der Bundesrepublik kommt nämlich in der kanonischen Filmhistoriografie in der Regel nur durch vereinzelte Biografismen oder implizit verbleibende Zuschreibungen zur Geltung oder wird als lebensgeschichtliches Datum erwähnt. In jedem Fall gewinnt sie kein eigenes filmgeschichtliches Profil, sondern bleibt bruchstückhaft. Die Kompilation solcher historiografischer Bruchstücke kann es jedoch ermöglichen, so die These, durch Serialität die darin enthaltenen Muster erkennbar zu machen und zugleich ein Mosaik unterschiedlicher Erfahrungen zu gewinnen. Darüber hinaus ermöglicht das kollaborative Schreiben, eine Vielzahl von Autor*innen, die mit ganz unterschiedlichen Perspektiven und mit spezifischen Expertisen zu einer Vielzahl von Archivbeständen, Nachlässen und Filmen arbeiten, zusammenzubringen und zueinander in Beziehung zu setzen.Diese Serie wurde in der Zeitschrift Medaon bereits erprobt und erscheint nun in erweiterter Form auch als Buch. Mit Beiträgen von Tobias Ebbrecht-Hartmann, Imme Klages, Hilla Lavie, Simone Nowicki, Johannes Praetorius-Rhein, Naomi Rolef, Claudia Sandberg, Ulrike Schneider, Lisa Schoß, Julia Schumacher und Lea Wohl von Haselberg.

  • von Barbara Smuts
    16,00 €

    Die individuellen Persönlichkeiten von Hühnern; ein Nashorn, das sein Leben lang immer wieder einen Menschen besucht, um gemeinsam Zeit zu verbringen; eine unerwartete Begegnung zwischen einer Katze und einem Vogel; Hunde, die in einer zukünftigen Welt ihre Gemeinschaft durch Geschichten strukturieren, die sie einander erzählen. Begegnungen mit (anderen) Tieren versammelt literarische, wissenschaftliche und essayistische Texte zu ungewöhnlichen Begegnungen zwischen Tieren und Menschen - mal in stärker interagierender, mal mehr in beobachtender Rolle -, denen gemeinsam ist, dass sie neue Formen der Wahrnehmung, von Offenheit und Empathie ermöglichen, einfordern und damit unser gewohntes Denken, unsere Ordnung der Dinge in Frage stellen.Tiere erscheinen als soziale Wesen miteinander und mit Menschen, die sie, wie die Autor*innen, als eigenständige Subjekte ernst nehmen. Die Texte geben Einblicke in das soziale und kulturelle Leben von Pavianen und Raben oder berichten von der sprachlosen Kommunikation mit Waschbären und Nabelschweinen, vom Lachen mit Delfinen, und nicht zuletzt davon, wie sich Menschen in diesen Begegnungen mit (anderen) Tieren selbst verändern.Die Anthologie versammelt Texte aus den letzten 30 Jahren von zumeist US-amerikanischen Autor*innen in der Übersetzung von Susanne Opfermann: Kurzgeschichten von Gregory Blake Smith, Kij Johnson und Ursula K. Le Guin; Erlebnisberichte von Craig Childs, Barbara Kingsolver, Anna Merz und Stacy Young; und wissenschaftliche Texte von Karen Davis, Toni G. Frohoff und Barbara Smuts.Die unterschiedlichen Genres ergänzen und kommentieren einander; verbindend sind die besonderen, unterhaltsamen und nachdenklichen Erfahrungen von Begegnung, die sie vermitteln. Sie schaffen ungewöhnliche Perspektiven darauf, was wir von anderen Tieren lernen und wie wir gemeinsam in unserer nicht-nur-menschlichen Welt (über-)leben können. Mit den Texten Craig Childs: Raben Karen Davis: Das geistige Leben von Hühnern, beobachtet an ihren sozialen Beziehungen Toni G. Frohoff: Jenseits der Speziesgrenze Kij Johnson: Die Evolution der Trickster-Geschichten unter den Hunden vom North Park nach der WendeBarbara Kingsolver: Frieden schließen Ursula K. Le Guin: Sie entnennt sie Anna Merz: Ein Nashorn aus der Wildnis von Hand aufziehen Gregory Blake Smith: Hände Barbara Smuts: Begegnungen mit dem Bewusstsein von Tieren Stacy Young: Jenseits von Jäger und Beute

  • von Helen Akin
    29,00 €

    "Das leibhafte Moment meldet der Erkenntnis an, daß Leiden nicht sein, daß es anders werden solle" - ausgehend von diesem Diktum Theodor W. Adornos fragen die Beiträge dieses Bandes: Wie kann Leiden als somatische Zustandsform, Widerfahrnis, psycho-physische Erfahrung oder leibgebundene Erkenntnisform überhaupt gefasst werden? Inwiefern manifestieren sich im individuellen wie kollektiven Leiden strukturelle Gewaltverhältnisse gesellschaftlicher Systeme, Rechtsverletzungen, ökonomische, politische oder soziale Unterwerfungsmechanismen? Im singulären Leiden artikulieren sich stets Ausdrucksweisen einer versehrten Sozialität, deren Gewaltförmigkeit auf allen Ebenen menschlicher Beziehungen bis hinein in die Sprache wirksam ist. Diesen Dimensionen verletzter Integrität gilt es, mit einer transdisziplinären Kritik zu begegnen. Die Beiträge aus den Bereichen Philosophie, politische Theorie, Rechtswissenschaft, Psychologie, Filmwissenschaft, Literaturwissenschaft und Theologie eröffnen in Hinsicht auf theoretische Diskurse wie Krisenphänomene der Gegenwart eine Diskussion um Kritik(en) des Leidens . Eingedenk der Vielschichtigkeit von Bedeutungsebenen wie historisch-materialen Ausdrucksformen von Leiden in unterschiedlichen Kontexten gesellschaftlicher Praxis öffnen die exemplarischen Studien den Blick für Weisen des kritischen Einspruchs ebenso wie für nicht-diskursive Modi der Phänomenbeschreibung, der kritischen Infragestellung, Analyse oder ästhetischen Intervention. Die Ansätze treten damit in einen Dialog und verstehen sich jeweils als Versuche, ,Leiden' als Indikator gesellschaftlich-politischer, vielfach normativ besetzter Machtdispositive sowie als Symptom einer historisch-materialen, strukturellen Gewalt gesellschaftlicher Verhältnisse in den Fokus zu rücken. Mit Beiträgen von Helen Akin, Emil Angehrn, Erika Benini, Luigi Corrias, Kristin Theresa Drechsler, Anne Eusterschulte, Thomas Helbig, Sylvia Kafehsy, Henrike Kohpeiß, Daniel Lucas, Andreas Mantena, Lorenz Mayr, Antje-Kathrin Mettin, David Palme, Kristina Pleinert, Nina Rabuza, Tomer Raudanski, Gunzelin Schmid Noerr, Timo Storck und Heiko Stubenrauch.

  • von Rebecca Blady
    16,00 €

    Nach einer Pause kehrt Jalta in neuem Format zurück - als Buchreihe mit dem Band Nachhalle. Die extrem traumatischen Einschnitte, die die Anschläge in Halle 2019 und Hanau 2020 bedeuten, ihre weitreichenden Folgen für die Betroffenen und Angehörigen, die fortwährende Gewaltbereitschaft und die sich verdichtende Stimmung in der Corona-Pandemie waren Anlass für uns, uns mit der Geschichte und Wirkung rechter und antisemitischer Gewalt zu beschäftigen.Seit Jahrzehnten zeigt sich in Deutschland die kollektive Unfähigkeit, die Kontinuität und Gegenwärtigkeit rechter Ideologien wahrzunehmen und dagegen zu handeln. Eine psychologisierende Medienberichterstattung, die Verharmlosung von Antisemitismus, Rassismus und Misogynie sowie das Beharren auf der These der "Einzeltaten" prägen den gesellschaftspolitischen Umgang.In Nachhalle fragen wir danach, wie tief diese Gewaltverhältnisse in Deutschland verankert sind, wie sie wirken und was wir ihnen entgegensetzen können. Wie kann ein Wandel hin zu der gesellschaftlichen Einsicht gelingen, dass die Bedrohung für bestimmte Gruppen und Minderheiten sowohl historisch als auch aktuell alltäglich ist und Biografien sowie Lebensentwürfe vieler Menschen überschattet? Auch und vor allem steht damit die Frage im Zentrum, welche gesellschaftlichen Bündnisse und welche Solidarität aus diesen erdrückenden Verhältnissen entstanden sind und wo wir weitere Bedarfe an wirkungsmächtigen Allianzen sehen. Nachhalle versammelt unterschiedliche Perspektiven auf den Anschlag in Halle, auf den Prozess und auf die daraus entstandenen Beziehungsnetze. Es geht um die verheerenden Folgen, die rechte, antisemitische, misogyne Gewalt hat und wie sie Menschen ihres Rechts auf physische, psychische und soziale Unversehrtheit beraubt. Zugleich zeigen die Autor*innen, dass diejenigen, die sich der rechten Gewalt entgegenstellen, zusammenfinden. Wir erklären uns solidarisch mit allen Überlebenden und Angehörigen der Anschläge in Halle und Hanau wie auch mit allen Überlebenden und Angehörigen anderer rechter Gewalttaten. Mit essayistischen und wissenschaftlichen Beiträgen von Rebecca Blady, Marina Chernivsky / Friederike Lorenz-Sinai, Naomi Henkel-Gümbel / Rachel Spicker, Heike Kleffner, Darja Klingenberg, Frederek Musall, Hannah Peaceman, Massimo Perinelli, Linus Pook / Grischa Stanjek / Tuija Wigard, Ezra Waxman, Romina Wiegemann und dem Bündnis "Solidarität mit den Betroffenen - Keine Bühne dem Täter". Mit künstlerischen Beiträgen von Miriam Burzlaff und Anna Schapiro.

  • von Hanoch Levin
    16,00 €

  • von Andrei S. Markovits
    18,00 €

    Andrei S. Markovits legt mit diesem Buch die bewegte Autobiografie eines jüdischen Intellektuellen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor, geprägt von vielfältigen Orten, Sprachen und Emigrationen. Er analysiert vor allem die Strapazen der doppelten Emigration: aus Rumänien, wo er geboren wurde, nach Wien, wo er zur Schule ging, und von Wien nach New York, wo er an der Columbia University studierte.In Harvard wurde er schließlich zum Sozialwissenschaftler und zu dem Intellektuellen und Professor für Politik und andere Fächer, dessen Leben nicht nur die USA und Europa verbindet, sondern der in den USA lehrend auch in Deutschland über die Jahrzehnte immer wieder in Debatten eingriff und für seinen treffend analysierenden Blick geschätzt wird. Sein Verhältnis zu Deutschland ist, ausgehend von Fragen jüdischer Identität nach der Shoah, eine komplexe emotionale Beziehung, die bis heute anhält.Für Markovits wurde es gerade die Wurzellosigkeit, die ihm Trost, Beistand und Inspiration für sein Lebenswerk spendet. Auf seiner Suche nach einer Heimat begegnen wir seiner Auseinandersetzung mit den wichtigen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen von fünf Jahrzehnten auf zwei Kontinenten. Ihn prägen aber auch seine musikalischen Interessen von Klassik bis Rock, seine Vorliebe für Mannschaftssportarten wie Fußball, Baseball, Basketball und American Football und nicht zuletzt seine Leidenschaft für Hunde und deren Rettung.Markovits nimmt uns mit auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen Europas und Amerikas nach 1945. Indem er die kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Kontinente beleuchtet, zeigt er, warum Amerika ihn, als Europäer, so faszinierte und ihm eine Heimat bieten konnte, die es in Europa so nicht gab. Auch wenn die Hässlichkeit des Rassismus und eine wachsende ökonomische Ungleichheit die Alltagserfahrungen auch dort immer wieder beeinträchtigen, so war Amerika für ihn doch tatsächlich die weithin ausstrahlende ,city upon the hill', die sich durch akademische Exzellenz, intellektuelle Offenheit, kulturelle Vielfalt und religiöse Toleranz auszeichnet.Aus dem Amerikanischen übersetzt von Robert Zwarg, mit einem Vorwort von Michael Ignatieff und einem Vorwort zur deutschen Ausgabe von Hans Ulrich Gumbrecht.

  • von Miriam Rurup
    19,00 €

    Immer wieder werden in der Öffentlichkeit Fälschungen, Betrugsfälle und imaginierte Geschichten diskutiert, die im Zusammenhang mit der Shoah und dem Zweiten Weltkrieg wie auch der Erinnerung daran stehen. Meist inszenieren sich dabei christliche Deutsche öffentlich mit Familiengeschichten jüdischer Verfolgter und führen diese teils als Legitimation und Grundlage ihres politischen Handelns an. Ihnen begegnet ein Publikum, das die Geschichten bereitwillig rezipiert.In neun Gesprächen mit Personen unterschiedlicher Expertisen und Erfahrungen fragen Clemens Böckmann und Johannes Spohr nach den Voraussetzungen und Motivationen dieses Phänomens. Woher kommt das Bedürfnis, sich auf diese Weise mit den Opfern der Shoah zu identifizieren? Welche Rollen werden Opfern und Täter*innen gesellschaftlich zugewiesen? Sind dies die Auswirkungen und Folgen der ,Erinnerungsweltmeisterschaft'? Was bedeutet dies für den Umgang mit Zeitzeugenschaft? Wo liegen Grenzen einer faktenbasierten Erzählung, wo beginnt die Fiktion?Die Vielfältigkeit der Ansätze, die zur Einordnung des Phänomens und der damit einhergehenden Fragen beitragen, drückt sich in der Diversität der Gesprächspartner*innen aus. Neben der Geschichtswissenschaft stammen diese unter anderem aus den Bereichen des Journalismus und der Medizin (Psychiatrie) wie auch der Literaturwissenschaft und Jüdischen Studien. Der Band schließt mit einem Essay, in dem die Herausgeber auf Grundlage der Gespräche Rückschlüsse auf das Täter-Opfer-Verhältnis im postnazistischen Deutschland ziehen und die Differenz von opferzentrierter und opferidentifizierender Erinnerung diskutieren.Der Umgang mit dem Erbe des Nationalsozialismus bleibt auch im 21. Jahrhundert eine gesellschaftliche Herausforderung. Falsche oder imaginierte Geschichten - Karikaturen der gesellschaftlichen Mehrheit - eröffnen dabei einen Blick auf das Verhältnis der Gesellschaften im deutschsprachigen Raum zur NS-Vergangenheit. Gespräche mit Rosa Fava, Daniela Henke, Angelika Laumer, Ludwig Lugmeier, Stefan Mächler, Miriam Rürup, Barbara Steiner, Hans Stoffels und Efraim Zuroff, ergänzt um einen Beitrag von Miklós Klaus Rózsa und einen Essay der Herausgeber.

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