Über Hunde und die Stressreaktion unsicher und desorganisiert gebundener Kinder
Unsicher und desorganisiert gebundenen Kindern fehlt der stressprotektive Effekt einer sicheren Bindung. Sie reagieren daher auf Stressoren mit erhöhten physiologischen Stressreaktionen. Gleichzeitig haben sie aufgrund der Transmission von Bindung auf neue zwischenmenschliche Beziehungen Schwierigkeiten, soziale Unterstützung durch andere Personen anzunehmen und zur Stressregulation einzusetzen.
Beziehungen zu Tieren können Bindungen im bindungstheoretischen Sinn darstellen und scheinen unabhängig von der bereits bestehenden zwischenmenschlichen Bindungsorganisation. Dies könnte es unsicher und desorganisiert gebundenen Kindern ermöglichen, die Unterstützung eines Hundes anzunehmen und zur Stressregulation einzusetzen, insbesondere da aus der Forschung bekannt ist, dass Hunde stressreduzierende Effekte haben.
Aus diesen Gründen wurde in der vorliegenden Studie untersucht, ob die Bindung zu Tieren von der zwischenmenschlichen Bindung unabhängig ist und in welchem Ausmass unsicher oder desorganisiert gebundene Kinder (Alter 9.2 ± 1.2 Jahre) während eines laborexperimentellen Stresstests (¿Trier Social Stress Test für Kinder¿, TSST-C) von der Unterstützung eines Hundes (N=25), einer Studentin (N=15) oder von der Anwesenheit eines Stoffhundes (N=14) profitieren und diese zur Regulation der psychophysiologischen Stressreaktion (erhoben via Speichelcortisol und Fragebogen) einsetzen können.
Es konnte gezeigt werden, dass die Bindungsqualität der kindlichen Beziehungen zu Tieren unabhängig von den bereits bestehenden zwischenmenschlichen Bindungsmustern ist. In Bezug auf die psychologische Reaktion auf den TSST-C wurde kein Unterschied zwischen den Untersuchungsgruppen gefunden. Die Cortisolreaktion dagegen fällt in der Hundebedingung signifikant geringer aus als bei der Begleitung der Kinder durch eine Studentin oder einen Stoffhund.
Dies zeigt, dass unsicher und desorganisiert gebundene Kinder sichere Bindungen zu Tieren entwickeln können und dass sie in Bezug auf die Stressregulation stärker von der Unterstützung eines Hundes als von der Unterstützung einer Studentin oder eines Stoffhundes profitieren.
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