Über "Ich werd ja doch nur Hausfrau!
Mathematik gilt als ein dominierend männliches Fach. Die Unvereinbarkeit der Vorstellung von Weiblichkeit mit Mathematik zeigt sich in doppelter Weise: Erstens empfinden viele, dass Frauen und Mädchen für Mathematik nicht kompetent genug seien und zweitens werden diejenigen, die Interesse an Mathematik zeigen, in ihrer Weiblichkeit unterdrückt oder gelten als "unweiblich". Diese stereotypische Vorstellung greift auf eine weit liegende Geschichte zurück. So erhielten die Mädchen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts im Rahmen ihrer Schulausbildung nicht die Möglichkeit, sich mit dem Unterrichtsfach Mathematik auseinanderzusetzen. Ihnen war es vorbehalten, beispielsweise am Hauswirtschaftsunterricht teilzunehmen. Gründe dafür lagen zum Teil in der gesellschaftlichen Stellung der Frauen, deren Lebensbereiche hauptsächlich auf die Familie und dem Haushalt beschränkt waren. Mit der Einführung der Koedukation wurde eine gewichtige Grundlage für die Chancengleichheit in der Bildungslaufbahn von Jungen und Mädchen geschaffen. Deshalb ist es umso verwunderlicher, dass trotz dieser Chancengleichheit Mädchen und Frauen im Vergleich zu Männern in mathematisch-naturwissenschaftlichen Berufen unterrepräsentiert sind. Spätestens zum Zeitpunkt der Pubertät nimmt der Beliebtheitsgrad des Mathematikunterrichts bei den Mädchen stark ab. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich die Fragestellung, warum sich Mädchen und Frauen weniger für Mathematik interessieren. Neben den kompletten Sozialisationsprozess in der Gesellschaft werden in diesem Zusammenhang oft die tradierten Rollenklischees in den Schulbüchern genannt. Mädchen, die sich für Mathematik interessieren und dort gute Leistungen bringen wollen, müssen oft mit Büchern zurechtkommen, die größtenteils althergebrachte Vorurteile und Rollenvorstellungen beinhalten. Die Autorin untersucht aus diesem Grund die vier Werkreihen Mathematik plus, Schnittpunkt, Welt der Zahlen, Mathematik. Von jeder Schulbuchreihe wählte sie die Schulbücher für den fünften und sechsten Jahrgang. Welche Entwicklungen und Stagnationen die Schulbuchverlage zeigen, werden in diesem Buch deutlich.
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