Über Kindheit in Der Moderne Und Postmoderne
Wie auch in anderen wissenschaftlichen Disziplinen werden gegenwärtig in der Erziehungswissenschaft ehemals verbindliche Grundsätze in Frage ge stellt. In der postmodernen Situation scheinen wesentliche Positionen der päd agogischen Moderne im Umbruch zu sein. Die pädagogische Epoche, die im 18. Jahrhundert mit der Aufklärung begann, scheint dem Ende entgegenzu gehen. Legten die Bildungs-und Erziehungsvisionen der Aufklärungspäd agogen ein spezifisches Verständnis von Kindheit zugrunde, das die päd agogische Bewegung in Gang hielt, kann das gegenwärtige Verständnis von Kindheit in der Postmoderne als Indikator dafür gelten, daß die pädagogi sche Bewegung zum Stillstand gekommen ist. Inwiefern der spät-bzw. postmodernen Interpretation des Gegenstandes 'Kindheit' ehemals leitende Bezugspunkte der Pädagogik relativierend oder gar revidierend entgegenzustellen sind, wird in dieser Arbeit zu untersuchen sein. Ausgangspunkt ist dabei, daß sich in hochentwickelten Gesellschaften eine rationalisierte Deutung von Kindheit herausgebildet hat. Meine Arbeit verfolgt demnach das Ziel, für dieses "spät-bzw. postmo derne" Verständnis von Kindheit zeitgemäße und zufriedenstellende päd agogische Antworten aus dem Projekt der Aufklärung zu entfalten. Deshalb erfolgt der Gang meiner Untersuchung in vier Schritten: Erstens erfolgt ein Rückblick auf Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), der als der Kindheitstheoretiker der beginnenden Moderne gelten kann, und die Vergewisserung seines Erziehungs-und Bildungsprogramms. Zweitens werden Charakteristika von Kindheit heute auf sozialwissen schaftlicher Grundlage mit Bezugnahme auf Ulrich Becks (1986) Gesell schaftsanalyse erarbeitet. An dem erstellten Befund werden eindeutige Trends spät-bzw.postmoderner Kindheit sichtbar.
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