Über Klassentreffen
Konzept der algorithmengeschaffenen Informationsblase, d.h. Echokammern, soziale Milieus, an dem Gleichgesinnte unter sich sind und bleiben. Sich ständig kognitiver Dissonanz auszusetzen, kann leicht Kopfschmerzen bereiten. Manchmal melden sich auch Klassentreffen zu Wort, ein Geselligkeitsklassiker zwischen Familie, Verein und Beruf. Eine heiliggesprochene Kultur der Zusammenkunft, mit der Zeremonien zelebriert werden, von den einen gemieden, von anderen immer wieder herbeigewünscht, um sich an biografische Phasen zu erinnern, denn man einst glaubte entronnen zu sein. Immer vollziehen Klassentreffen einen Drahtseilakt zwischen divergierenden Zugehörigkeiten, ein Abenteuer der Begegnung, formiert eine Gruppe, die sich kennt, und doch wieder nicht kennt. Klassentreffen sind eine Mischung aus Familienfeier und Betriebsjubiläum, aus Zeitreise, Standortbestimmung und persönlicher Bilanz. Ehemalige Schüler werden in ihre eigene Vergangenheit zurück katapultiert und tun dabei so, als wäre eine zufällige zusammengewürfelte Mannschaft aus vergangenen Tagen auch heute noch wichtig: die Weggefährten von einst funktionieren auch als Spiegel. Im Vergleich mit den anderen gewinnt der eigene Lebensweg an Kontur.
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