Über Köln im Kaiserreich 1871-1918
Nie zuvor und nie danach ist Köln so schnell gewachsen wie in den 33 Jahren zwischen der Niederlegung der Stadtmauer 1881 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. In dieser Zeit nahm die Einwohnerzahl um das Fünffache zu, die Fläche der Stadt um das Fünfzigfache. Köln wuchs so schnell, dass sich alle Maßstäbe verschoben, auch im Alltag der Menschen: Unter der Erde wurden Abwasserrohre verlegt, Gaslaternen erhellten die Nacht, Pferde verschwanden aus den Straßen und machten der Straßenbahn Platz, Kinos und Sportvereine wurden beliebt. Die rapide Urbanisierung schwemmte Hunderttausende Zuwanderer in die Stadt. Aus Bauerndörfern wurden Industriegebiete, ganz neue Viertel entstanden; die Fluktuation der Menschen war ungeheuer. Das warf die Frage auf, wer denn eigentlich Kölner sei und was »Köln« überhaupt bedeute. Eine der Thesen des Buches: Die Bewältigung des massiven Wandels bedurfte der Traditionen. Kirchliche Bindungen oder der Karneval waren wichtig, um die neuen Kölner zu integrieren. Dadurch wurden die Traditionen ihrerseits weitgehenden Wandlungen unterworfen. So erfand sich Köln als eine moderne Metropole, die dennoch Zugehörigkeit verbürgte.
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