Über Kontingenz und Literatur im Prozess der Modernisierung
Es könnte auch anders sein. Diese Haltung ist prägend für die moderne Welt, in der das Individuum fortwährend zwischen Alternativen bei der Lebensgestaltung wählt. Gleichzeitig wächst das Gefühl von Kontrollverlust angesichts ökologischer Katastrophen und der Eigenlogik von Systemen sowie globalen Prozessen, die sich dem steuernden Zugriff des Subjekts entziehen. Im Mittelpunkt dieser Studie steht die Frage, wie englische Literatur Modernisierungsprozesse und damit verbundene Krisenphänomene reflektiert und welche Umgangsstrategien für individuelles und gesellschaftliches Handeln entworfen werden. Zentrale Analysekategorie ist das Konzept der ,Kontingenz', weil Vorstellungen davon, welche Bereiche der Welt veränderbar sind, das Wirklichkeitsbild einer Gesellschaft strukturieren. Die Studie entwirft ein narratologisches Analysemodell für Ästhetiken der Kontingenz und zeichnet anhand literarischer Fallstudien (u.a. George Eliot, Virginia Woolf, Ian McEwan) Kulturkonflikte um Kontingenzkonzeptionen vom 19. - 21. Jahrhundert nach. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Beitrag des Romans zur Herausbildung neuer Subjekt- und Gemeinschaftsmodelle als Antwort auf diagnostizierte Kontingenzphänomene.
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