Über Kunst sehen - Salvador Dalí
Diese auf 20 Bände angelegte Edition geht auf eine viel beachtete öffentliche Vorlesungsreihe zurück, die Professor Michael Bockemühl Anfang der 1990er Jahren im Saalbau Witten hielt. In seinen Diavorträgen nimmt der Redner gemäß seinem Credo: "Der Künstler ermöglicht, was der Anschauende verwirklicht" sein Publikum gleichsam bei der Hand und führt es zu den einzelnen Kunstwerken hin. Dabei werden weder Spekulationen über ihre möglichen Bedeutungen angestellt, noch abstrakte Theorien über das Sehen geschmiedet, vielmehr feiert der Autor ein "Fest für das Auge": Mit Witz und methodischer Konsequenz versteht es der passionierte Wahrnehmungsforscher die Aufmerksamkeit auf die durch nichts anderes als durch das Kunstwerk eröffneten Anschauungsmöglichkeiten zu lenken.
Die Bände werden herausgegeben von Dr. phil. David Hornemann v. Laer (Fakultät für Kulturreflexion / Studium fundamentale) in Zusammenarbeit mit Birgit Bockemühl sowie Studierenden an der Universität Witten/Herdecke.
Band 11: Dalí -
Die Maler des Surrealismus brachten mit traumgleichen Szenerien die Unsicherheit über die
Wirklichkeit ans Licht und schärften den Blick für die Fragilität der Wahrnehmung. Insbesondere
Salvador Dalís monumentale Werke, denen sich der Kunstwissenschaftler Michael Bockemühl in den
beiden in diesem elften Band der Reihe KUNST SEHEN publizierten Vorträgen widmet, führen die
Betrachter*innen auf die Spur der menschlichen Neigung, alles Gesehene in das System des bereits
Erfahrenen oder Verstandenen einordnen zu wollen. Dalí beherrscht - wie Bockemühl zeigt - das
Spiel der Irritation gewohnter Deutungsmuster meisterhaft und entlarvt das Verhältnis von
Gegenstand, Vorstellung und Begriff als ein hochgradig instabiles: Seine präzise realistische Malerei
sorgt für eine verblüffende Illusionsbildung, entzieht zugleich die Dinglichkeit dem Verstehen und
lässt im Zuge dessen die Uneindeutigkeit von Wahrnehmung und Wirklichkeit erfahrbar werden.
Nicht Rationalität oder Erfahrung, sondern das Bild ist in den Augen Dalís das Tor zur Wahrheit:
angesiedelt zwischen Illusion und Wirklichkeit lässt es die "konkrete Irrationalität" jeder Erkenntnis
sinnfällig werden. Eine aufschlussreiche Lektüre in Zeiten von Fake News, Alternative Facts und
pandemischer Deutungsmuster.
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